Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Kauende Elefanten
beruhigen mich. Deshalb guck ich mir nach der Arbeit ganz gerne mal einen Tierfilm an, die beiden spitzohrigen Mitbewohner brummend über mir. Danach ab in die Küche zum kochen und dann ist Feierabend und ich bin runter vom Strom.
Ist ihnen schon mal aufgefallen, dass man immer nur Afrikanische Elefanten kauend herumstehen sieht? Indische Elefanten leben im Wald, um sie zu filmen müsste man einigen Aufwand treiben, Afrikaner stehen in der Savanne herum, man kann sie offenbar leicht vom Jeep aus filmen, wenn man eine Tier’dokumentation’ zusammenholzt. Aber lassen wir das.
Neben den kauenden Elefanten müssen immer auch kämpfende Löwen in so einer Tierdokumentation vorkommen und ebenso unvermeidlich ist der Hinweis auf den Ausdruck
“Er kämpfte wie ein Löwe“.
Auweia! Warum fällt keinem Sprecher auf, dass Löwen nicht wie Löwen kämpfen?
Als Experte auf diesem Gebiet muss ich ihnen sagen: Löwen kämpfen wie Mädchen!
Zuerst imponieren, also in der Savanne herumbrüllen bzw. zurückbrüllen, dann auf Abstand fixieren und dann los und mit beiden Händen bzw. Pfoten auf das Gesicht der Gegnerin bzw. des anderen Katers einhauen. So kämpfen Löwen.
Allerdings habe ich noch nie Mädchen so kämpfen gesehen.
In Vorabendserien sieht man gelegentlich Tunten (gibt es eigentlich einen nicht abwertenden Ausdruck für die Abteilung der Freunde der gleichgeschlechtlichen Liebe, die ihr Verhalten eher an „Weiblichem“ ausrichten?) so kämpfen, meist aus Eifersucht.
Allerdings habe ich im richtigen Leben auch noch nie Schwule so kämpfen gesehen.
Wenn ein Löwe wie ein Löwe kämpft, kämpft er nicht, er will töten. Meist liegen die Kater ja faul in der Gegend herum während die Damen jagen oder Kinder erziehen, nur wenn eine Gefahr für das Rudel droht, etwa durch Hyänen, bequemt sich der Löwe dazu einzugreifen. Dann kämpft er aber nicht, sondern schleicht abwartend um die Hyänen herum und tötet, wenn er eine Chance sieht, mit einem Biss.

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jean stubenzweig, Samstag, 28. November 2009, 02:17
Bei allem Verständnis für kauende Elephanten – ich meine, daß es ein wenig viel ist, was da im Übermaß verfüttert wird. Ich switche mich früh morgens, nachdem ich mir die Nacht um die Augen gelesen und geschrieben und mich in die privaten Gemächer zurückgezogen habe, zum Einschlafen durch die öffentlich-rechtlichen (die privaten mag ich nicht) TV-Programme. Die wiederholen allesamt die Nachmittagsunterhaltung. Und was gibt's? Tiere, Tiere, Tiere. Und das auf einer sprachlichen Ebene, daß man meinen möchte, man befände sich in Omis Kuschelstube. Es muß auf großes Interesse stoßen, denn kein Sender sendet mehr ohne die lieben Tierchen, die ja allesamt so menschlich sind. Woran mag das liegen? Weil der Mensch keine Menschen mehr hat und Tiere ohnehin die besseren Menschen sind?

Wenigstens Sie haben darauf hingewiesen, daß es immerhin noch Tunten und Mädchen gibt, so eine fast eigene Species, zumindest eine Unterart des Menschlichen.

g., Samstag, 28. November 2009, 08:10
Sup specie aeternitatis gehen Kinder und Tiere immer.
Aber ernsthafter: Wenn ihnen schon die Dünnbrettbohrerei der Öffentlich-rechtlichen, insbesondere der ausufernden Zoosendungen, auf den Wecker geht, sollten sie weiterhin die privaten Tierrettungsfilmchen meiden. Da wird es richtig schlimm. Das taugt noch nicht einmal dazu, den Feierabend einzuläuten. Ich brauche zwar irgend einen Scheiß, um den Kopf von den Problemen des Berufsalltages zu klären, aber dauerbetroffene Tierarztdarsteller lenken nicht ab, sondern verursachen nur üble Laune.

vert, Samstag, 28. November 2009, 22:10
heteroklasmus beim hinkenden boten.
das ende der geschlechterdichotomie wird ja schon länger gepredigt, lasst uns nun endlich worte sehen!

g., Sonntag, 29. November 2009, 06:08
Nach den Metrosexuellen kommen die Flanellsexuellen, meint zumindest Jim Belushi. Gab es bei Che nicht mal eine Diskussion mit seinen ‚Freiheit-oder-Sozialismus’-Liberalen über irgendeinen Indianerstamm, der 4 oder 5 Geschlechter kennt?
Als Anhänger des Blümchensex’ ist mir das alles zu unübersichtlich, aber wenn man schon tolerant sein muss, dann auch richtig, dann sollte man auch die Anhänger des Pygmalionismus als Geschlecht definieren.