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In der Teeküche
g. | Mittwoch, 23. Mai 2012, 07:03 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Ich komme herein und höre den Rest eines Satzes: „im Kommunikationsstil anstrengend.“
Neugierig frage ich nach: „Das ‚im Kommunikationsstil anstrengend‘ nannte man früher: eine Nervensäge?“
„Aber nein, anstrengend heißt, dass er sich nicht um Emails oder Bitten um Rückruf kümmert.“
„Von Toten hört man öfters, dass sie in dieser Weise kommunizieren?“
„Na, das wollen wir doch nicht hoffen.“
Ich setze Wasser auf und die beiden Kollegen unterhalten sich ohne mich weiter.
„Problematisch ist auch sein redundanter Argumentationsstil.“
„Stimmt und manchmal etwas hochnäsig und unhöflich.“
„Das schon, aber ungeheuer kompetent.“
So jetzt kenne ich und damit auch der geneigte Leser, die geneigte Leserin den Unterschied zwischen einer Nervensäge und „im Kommunikationsstil anstrengend.“
Neugierig frage ich nach: „Das ‚im Kommunikationsstil anstrengend‘ nannte man früher: eine Nervensäge?“
„Aber nein, anstrengend heißt, dass er sich nicht um Emails oder Bitten um Rückruf kümmert.“
„Von Toten hört man öfters, dass sie in dieser Weise kommunizieren?“
„Na, das wollen wir doch nicht hoffen.“
Ich setze Wasser auf und die beiden Kollegen unterhalten sich ohne mich weiter.
„Problematisch ist auch sein redundanter Argumentationsstil.“
„Stimmt und manchmal etwas hochnäsig und unhöflich.“
„Das schon, aber ungeheuer kompetent.“
So jetzt kenne ich und damit auch der geneigte Leser, die geneigte Leserin den Unterschied zwischen einer Nervensäge und „im Kommunikationsstil anstrengend.“
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Gebet eines Atheisten, wenn er sich Gott gegenübergestellt sähe
g. | Dienstag, 22. Mai 2012, 06:55 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Vater, der du dich deinem Kinde nicht gezeigt hast, unbegreiflicher und verborgener Weltbeweger, den ich nicht entdecken konnte, verzeih, wenn mein beschränkter Verstand dich nicht erkennen konnte in einer Natur, in welcher mir alles notwendig schien.Aber nicht dass Sie jetzt denken, die Brights wären mir sympathisch. Es war eine andere Zeit, damals, als man für solche Äußerungen noch Gefahr lief, im Gefängnis zu landen.
Verzeih, wenn mein empfindendes Herz deine erhabenen Züge nicht herausfinden konnte unter denen des wilden Tyrannen, den der Aberglaube zitternd anbetet. Wie konnte mein schwaches Gehirn deinen Plan, deine Weisheit durchschauen, da die Welt mir doch nur ein Gemisch von Ordnung und Unordnung darbot, von Gutem und Bösem, von Bildungen und Zerstörungen?
Konnte ich deiner Gerechtigkeit huldigen, da ich das Verbrechen so oft siegen sah und die Tugend in Tränen? Meine Unwissenheit ist verzeihlich, weil sie unwiderleglich war. Wenn du deine Geschöpfe liebst, ich liebe sie wie du, ich habe mich bemüht, sie in meiner Umwelt glücklich zu machen.
Hast du die Vernunft geschaffen, ich habe ihr immer gehorcht; gefällt dir die Tugend, mein Herz hat sie immer geehrt, ich habe sie nach Kräften geübt. Habe ich schlecht von dir gedacht, so geschah es, weil mein Verstand dich nicht begreifen konnte; habe ich schlecht von dir gesprochen, so geschah es, weil mein allzu menschliches Herz sich gegen das abscheuliche Bild empörte, das man von dir machte.
Meine Irrtümer waren die Wirkungen der Natur, die du mir gegeben hast, der Umstände, in die du mich ohne meine Einwilligung hineingestellt äst, der Gedanken, die mein Geist unbewusst gefasst hat.
Bist du gut und gerecht, wie man sagt, so kannst du mich für die Abwege meiner Phantasie nicht strafen, nicht für die Folgen meiner Leidenschaften, nicht für die notwendigen Ergebnisse der Organisation, die du mir gegeben hast. Wolltest du mich hart und ewig strafen, weil ich auf die Vernunft hörte, die dein Geschenk ist, wolltest du mich für meine Täuschungen züchtigen, wolltest du mir zürnen, weil ich in die Schlingen fiel, die du mir überall stelltest, dann wärest du der grausamste und ungerechteste Tyrann, du wärest kein Gott, sondern ein boshafter Dämon, dem ich mich unterwerfen und dessen Wut ich sättigen müßte; aber dann wäre ich stolz darauf, dein unerträgliches Joch abgeworfen zu haben.
(Paul Heinrich Dietrich Baron von Holbach )
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Schlimme Wörter
g. | Montag, 21. Mai 2012, 07:39 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
cimex, sus lutulenta,
prodigium, stultissimus,
insubidus, nebulo,
stolidus, cucurbitae caput,
gulo, lustro,
homullus ex argilla et luto fictus,
lotiolentus, corvorum cibaria,
sterteia, milva.
Da darf natürlich auch ein Hinweis auf die Prieditisschen Sauereien nicht fehlen.
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Schnipsel
g. | Mittwoch, 16. Mai 2012, 06:34 | Themenbereich: 'so dies und das'
- Weiß nicht mehr wer (Mark Twain?)über Frauen: »Ich versteh die Biester einfach nicht!«
- Klassischer Witz: "Ich mache Kunst." "Und wer macht sie wieder weg?" Wo war das noch, damals die Sache mit der Fettbadewanne?
- Goethe/Schiller-Wochen könnte man auch mal einleiten: Goethe fand bei Schiller einen kleinen Zettel, darauf standen 2 Verse "Er sass an ihres Bettes Rand//und spielte mit ihren Flechten" Darauf schrieb er dazu: "Das tat er mit der linken Hand//Was tat er mit der rechten?" und "Goethe spielt Flöte / auf Schiller sein Piller".
- „das weltumspannende elektromagnetische Kommunikationsfeld in Gestalt des Internet“ und „Menschen, die neben der Erfahrung des über das Internet miteinander-vernetzt-Seins in ihren Berufen tagtäglich die Endlichkeit von Mengen erfahren können“ oder „Warum also an den neoliberalen Dogmen des Wachstums und der Arbeit festhalten, als gäbe es keine Alternativen?“ noch einen? „Die vom Kapitalismus in seinem Endstadium massenweise abgebaute »Arbeit« aber sollte endlich als das begriffen werden was sie ist, nämlich als eine gesellschaftliche Konstruktion.“ Und wer’s immer noch nicht begriffen hat: „Ein angemessenes bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) stellt sich damit sowohl als antikapitalistisch als auch als antikommunistisch dar, da es über die basale Sicherung der wirtschaftlichen Existenz Produktivkapital in die Hände aller Marktteilnehmer verteilt und nicht auf Arbeitgeberseite – Kapitalismus – oder Staatsseite – Kommunismus – konzentriert.“ Sapperlot, da biste baff, da kannst nimmer. Darf so eine Weltsicht noch als ‚naiv‘ bezeichnen oder ist das doch eher verschwiemelt oder einfach dumm-reaktionär?
- Bei Wahlen geht’s mittlerweile zu wie auf dem Bauernhof. Immer neue Schweine und immer der gleiche Trog aus dem sie fressen.
- "Die stinkende Leibhaftigkeit des Daseins." Diese Leiber die da haften, die Leibhaften, die treibt mich um. Der Leib als Fluch: sehr schwer zu begreifen. Die Sehnsucht, sich über das Dasein erheben zu wollen, ist auch so etwas, was ich schwer begreife.
- Kummieadler: ist das ein broileressender Kommunist?
- Es wird Zeit, dass ich mal meine Blogroll auf einen aktuellen Stand bringe.
- „Der Gedanke, alleine mit einem Mädchen Zeit zu verbringen, macht mir Angst.“ Via kopfschüttlerin und Malte Welding. Und: „Nähe kann dem Selbstbild furchtbar gefährlich werden“ Montaigne müsste man sich auch mal wieder vornehmen: „Ganz bei sich sei man nur in der Einsamkeit.“ Vor sich hinmurmeln ist eine unerträgliche Beschäftigung. „1940 in den USA gerade einmal 2500 klinische Psychologen, 30.000 Sozialarbeiter und weniger als 500 Ehe- und Familientherapeuten gab. 70 Jahre später gibt es 77.000 klinische Psychologen, 192.000 klinische Sozialarbeiter, 400.000 nicht-klinische Sozialarbeiter, 50.000 Ehe- und Familientherapeuten, 105.000 Gesundheitsratgeber, 220 000 Drogenberater und 30.000 Lifecoaches“ Weil man denkt, du kannst mich mal?
- na gut, dann fliege ich halt von TXL statt von BER nach PMO.
- „Mitesser des Bösen“ und „Halte dich nicht zu lange mit dem Gesindel auf!“ (Schramm)
- wenn es „die wahren Zusammenhänge des Geldsystems“ gibt, müsste es auch die unwahren Zusammenhänge geben oder nicht?
- Eigentlich ist doch nicht gegen eine Popularisierung von Philosophie einzuwenden? Warum finden eine ganze Reihe von Leuten Richard David Precht dann unsäglich? Weil er sich einer Denkschule, einem Erkennungscode, verweigert?
- Beim Lesen einiger Aufsätze und Reden von Christa Wolf: befangenes Denken, schießt mir nach jeder zweiten Seite durch den Kopf. Das habe ich nicht erwartet. Im Westen hätte man es konservatives Denken nennen können.
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Was auch noch gesagt werden könnte
g. | Dienstag, 15. Mai 2012, 06:55 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Im Zusammenhang mit dem Gedicht von Günter Grass, das in fataler Weise als Katalysator für das Entweichen allerlei dumpfer Ressentiments diente, fiel mir eine Stelle bei Sebastian Haffner ein. Er beschreibt darin die Reaktionen auf die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Endlich habe ich sie gefunden:
„Jeder fühlte sich auf einmal bemüßigt und berechtigt, sich eine Meinung über die Juden zu bilden und sie zum besten zu geben. Man machte feine Unterscheidungen zwischen »anständigen« Juden und anderen; wenn die einen, gleichsam zur Rechtfertigung der Juden – Rechtfertigung wofür? wogegen? – ihre wissenschaftlichen, künstlerischen, medizinischen Leistungen anführten, warfen die anderen ihnen gerade dies vor: sie hätten Kunst, Wissenschaft, Medizin »überfremdet«. Überhaupt wurde es schnell üblich und populär, die Ausübung anständiger und geistig wertvoller Berufe den Juden als Verbrechen oder zum mindesten als Taktlosigkeit anzurechnen.“Aus diesem Anlass habe ich mir die Reaktionen in den Feuilletons anlässlich des Erscheinens der „Geschichte eines Deutschen“ nochmals vorgenommen. Man glaubt es kaum, aber es hat sich jemand bemüßigt und berechtigt gefühlt, die Echtheit der Erlebnisse zu bezweifeln.
( Haffner S. 146)
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vom Zauber des seitlich dran vorbeigehens ...
g. | Montag, 14. Mai 2012, 06:52 | Themenbereich: 'so dies und das'

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Fundstücke 17. – 19. KW
g. | Freitag, 11. Mai 2012, 06:34 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
Hintergründe und Sichtweisen:
Die Legende von der Pleite der DDR
Byung-Chul Han: Transparenzgesellschaft
Feldforschung in der Banlieue. Ein Gespräch mit dem Pariser Soziologen, Politologen und Islam-Spezialisten Gilles Kepel
Warten auf Niveau: Ein Kulturinfarkt und andere Gebrechen
piratöse Widersprüche
Der 60 Punkteplan von François Hollande
kluges und interessantes:
Funktioniert Politik wie Wikipedia?
Christoph Türcke im Gespräch: "ADHS-Kinder halten unserer Gesellschaft einen Spiegel vor"
Ausstellung "El Greco und die Moderne"
Das wichtigste Anliegen des frühen Playboy ist der Kampf gegen die Hausfrau .
Robert Misik: Ein paar Ratschläge für Europas Progressive
Zu Literatur und Sprache
Die Tagebücher von Kafka
Und noch mehr Tagebücher von Kafka
und nochmals Briefe und Tagebücher
Franz Kafka und das Judentum
Kafka und Prag
Kiezdeutsch
Grass krass, Herr Grass krass
Neue Wörter und Wendungen:
Laberfaktotum
Partnerschaftsverwaltung
verdropst
Pequeño Oreja Conejo (Kleinohrhase) für Til Schweiger (doch, doch, das hat was. Es ist allerdings nicht so hübsch wie Lupo Cerveza Hombre.)
amüsantes:
Einer von diesen Piraten
Der weiße Neger Wumbaba in der Oper
Über Currywurst und Labskaus
Wer nach einem zusätzlichen Grund sucht, die SPD nicht zu wählen: bitte sehr.
über das Anschleichen (das haben wir als Kinder ausprobiert!)
Dipling Düsentrieb: Alles läuft prima, nur in die falsche Richtung .
dhonau: jedem eigentümchen sein piratchen!
so dies und das:
Klaus Bittermann über Broders „Vergesst Auschwitz“: Deutsche Bewährungshelfer
Don A. plaudert über göttliche Heilspläne und das bedingungslose Grundeinkommen
Ein Fastnachtsstück von Fritz Heidegger: Zwanzig Millionen Dollar – verschtoscht?
Gerhard Polt wird 70 Eine Laudatio von Volker Bahl (Nr. 14)
Gerhard Polt im Gespräch mit Ulrike Knapp
kluges und interessantes:
Zu Literatur und Sprache
Neue Wörter und Wendungen:
amüsantes:
so dies und das:
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Schnipsel
g. | Donnerstag, 10. Mai 2012, 07:05 | Themenbereich: 'so dies und das'
Manchmal lese, sehe oder höre ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger Komisches oder Kluges ein, das schreibe ich dann auf:
- Krieg ich im Antreffungsfall meine Rohrzange wieder oder weningstens ein Stück Kuchen?
- Die Piraten können es mit ihrer Indifferenz noch weit bringen. Zumindest solange die anderen Parteien als „etabliert“ bzw. korrupt wahrgenommen werden und sich bei der Linken die Revlozionäre prügeln. Jede(r) kann seine individuellen Vorstellungen auf die Piraten projizieren. Das Gerede von der Transparenz und Erneuerung der Demokratie wird als wesentlich wahrgenommen.
- Rösler, Rösler, auf der Heiden. Röslein sind ja rot, das kann man von Herrn Rösler ja nicht behaupten. Und was macht er auf der Heide? So vor sich hin wachsen und blühen?
- Zwei Gedanken von Kurt Tucholsky: die Genossen der SPD seien wie bescheidene Radieschen - außen rot und innen weiß. / Die Umstände der Zeit erfordern ein von Nachdenklichkeit bestimmtes Handeln.
- "Vielleicht bin ich entzückt, vielleicht bin ich bedrückt, vielleicht auch ein bisschen verrückt!" Ach darum zwitschern Vögel, gut zu wissen.
- Daniel Düsentrieb baute sich wohl in einem Heft einen allwissenden Roboter namens Rudi, nicht Marvin. Rudi the robot.
- Die Piraten als Gesellschaftskünstler (Ach was?!). Gesellschaftskünstler? Da kenn ich mich mit aus .
- "Iphigenie, du olle Pottsau, mache dich heeme!" kann man gelegentlich in Sachsen-Anhalt hören. Ob das den Geheimrat Goethe inspiriert hat?
- Ein Mediävist antwortet auf die Frage, über was sich ein Zeitreisender aus dem Mittelalter heute am meisten wundern würde: „Er würde sich wundern, wie stark sich Ehepaare über ihre Kinder definieren. Heute ist die Beschäftigung mit dem Kind für die Beziehung zwischen den Eltern zentral.“
- «O Gott, steck deinen herrlichen Arsch aus den Wolken und scheiß auf diese Arschlöcher.» sagt man in Ungarn
- Ja, Sacra, Godverdomme, Götz von Berlichingen, erbarme dich unser, der Link funzt nicht. sag ich manchmal.
- Tüpflischiisser sagt man in der Schweiz. Ist damit ein Korinthenkacker oder ein sehr zaghafter Mensch gemeint?
- Was mir bei der ganzen Urheberrechtsdebatte fehlt ist eine Abschätzung der ökonomischen Folgen für die Urheber. Eine abstrakte Rechtsdebatte hilft nicht bei der Beantwortung der Frage, ob free download, flaterate usw. nicht zu einer so massiven Beschränkung der Einkommensmöglichkeiten führt, dass bestimmte ‚Werke‘ nicht mehr produziert werden. Anders ausgedrückt: man darf sich schon Sorgen machen, ob eine Entprofessionalisierung wünschenswert ist. Und nein: Remix ist nicht das Gegenargument.
- Nochmals zum Arturo Ui: Heiner Müller hat die Zeitbezüge, etwa zu Hindenburg, unsichtbar gemacht, anstatt sie zu aktualisieren oder für den heutigen Zuschauer nachvollziehbar zu inszenieren. So wurde aus einer politischen Parabel ein „zeitloses“ Stück. Einige, für sich genommen ansprechende Regieeinfälle, die Uis Persönlichkeit karikieren (zu Anfang hechelt Ui wie ein Hund über die Bühne) verstärken diese Tendenz noch.
Aus einem Gespräch Heiner Müllers mit jungen französischen Regisseuren, 1992:„In einer Szene (aus einem Film von Konrad Wolf) wird ein alter KZ-Häftling gezeigt, der überlebt hat, weil er den Auftrag hatte, die Leichen in den Ofen zu schieben. Das haben in den Konzentrationslagern immer die Häftlinge gemacht. Und diese Häftlinge standen jeden Tag vor der Entscheidung: Entweder du machst das, oder du stirbst. Wie verhält man sich in einer solchen Situation? Das ist doch die eigentliche Frage, auch heute noch. Es gibt keine Antwort auf diese Frage, außer daß jeder mit sich und seiner Entscheidung allein ist.“
Nun ja, das ist die Frage die gestellt wird, wenn man keine Fragen mehr stellen kann.
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Dialoge, häusliche
g. | Mittwoch, 9. Mai 2012, 07:38 | Themenbereich: 'so dies und das'
Sie so: „Stell dir das doch nur mal vor: Du bist in einem Hotel eingeschlossen. Plötzlich fangen alle Leute um dich herum an zu hüpfen und zu johlen und dann tritt Jürgen Drews auf und singt: Ein Bett im Cornflake.“
Ich so: „Das sind die Momente, wo ein Kriegsdienstverweigerer wie ich, anfängt die Gewaltfrage völlig neu zu diskutieren.“
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Über den George-Kreis
g. | Dienstag, 8. Mai 2012, 06:41 | Themenbereich: 'amuse gueule'
„Feierlich sein ist alles! Sei dumm wie ein Thunfisch, temperamentlos wie eine Qualle, stier besessen wie ein narkotisierter Frosch, aber sei feierlich, und du wirst plötzlich Leute um dich sehen, die vor Bewunderung nicht mehr mäh sagen können“
(Otto Julius Bierbaum 1900)
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Tageslosung
g. | Montag, 7. Mai 2012, 06:29 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
„unstailisch sog I“
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Über- bzw. unterschätze Wortarten II
ein pädagogischer Kurzroman im Lichte der Aufklärung
ein pädagogischer Kurzroman im Lichte der Aufklärung
g. | Freitag, 4. Mai 2012, 05:59 | Themenbereich: 'so dies und das'
Schreiben, nochmals lesen, Kommentare erwarten, lesen, ärgern, fragen, angepöbelt werden, sich lustig machen, nochmals angepöbelt werden, löschen.
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Mein Opa und die Gefühlsvegetarier
g. | Donnerstag, 3. Mai 2012, 06:29 | Themenbereich: 'Begegnungen'
In der Kantine setze ich mich mal zu diesem, mal zu jenen. Der Aufbau einer festen Peer-Group hatte sich nie bewerkstelligen lassen, da immer einige auf Trebe sind.
Ich frage also eine Kollegin, die mir auf dem Weg zum Aufzug über den Weg läuft: „Hungrig?“ Sie sagt ja und so sind wir einige Minuten später in der Kantine. Kantinenessen ist – tja – nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut und für meine Gewohnheiten extrem fleischlastig. Nun ja, ich nahm also nicht übermäßig begeistert ein Schnitzel mit Pommes. Die Kollegin nahm die vegetarische Bratwurst mit Kartoffelbrei und so etwas hellem, flüssigem Irgendetwas das nach wenigen Minuten an der Oberfläche brach.
Wir setzen uns.
„Ich würde mich gelegentlich auch ganz gern für das vegetarische Gericht entscheiden. Ich finde es nur meistens so schrecklich lieblos zusammengeschustert. Schade eigentlich, Vorspeisen aus Italien, Spanien oder der Türkei – so ließe ich mir ein vegetarisches Mittagessen durchaus gefallen.“
„Stimmt“, meinte sie, „es ist häufig sehr ähnlich, immer ein Fleischersatz und dann eine Beilage dazu. Wobei ich eigentlich gar keine Vegetarierin bin. Es ist nur so, dass ich, wenn ich das Fleisch da liegen sehe, immer daran denken muss, dass es vor einigen Tagen noch ein lebendiges Tier war. Ich bin so die typische Gefühlsvegetarierin.“
‚Aha‘ dachte ich so bei mir und sah auf den panierten Fladen auf meinem Teller.
„Dich erinnert das Schnitzel hier an die Sau, aus der es geschnitten wurde?“
„Hör auf, sonst kann ich dir nicht mal mehr beim Essen zusehen.“
Eigentlich ist die Kollegin ganz nett und so kann ich mir nicht ganz erklären, warum mich der Teufel geritten hat und ich ihr erzählte, dass ich da ganz anders gestrickt sei.
Mein Opa, erzählte ich ihr, sei immer sehr darauf bedacht gewesen, dass wir Kinder, so bis wir 11 oder 12 Jahre alt waren, weder die Hühner noch die Karnickel im Stall streicheln. Das gäbe nur Ärger, wenn die Tiere dann in den Kochtopf wandern, meinte er. Futter bringen, ausmisten und dann wieder raus aus dem Stall, das war seine Devise.
Ich könne mich noch erinnern, erzählte ich ihr, wie ich als 4- oder 5-Jähriger im Hof des Hauses gestanden hätte und ihm beim Schlachten des Hahns für den Sonntagsbraten zusah. Ich fand das damals sehr faszinierend. Mit der linken Hand das Huhn an den Füssen packen, mit der rechten Hand das Beil nehmen, das Huhn mit dem Kopf auf den Hackklotz und ab. Das Huhn sei noch zwei Meter geflattert, dann sei es tot gewesen. Mein Opa hätte mich danach direkt angesehen und sei aber schnell beruhigt gewesen, als er sah, dass ich nicht erschreckt, sondern fasziniert von dem Vorgang gewesen sei.
„Ich habe das Huhn ohne Widerwillen zu Mittag gegessen. Es schmeckte sehr gut.“
„Hör auf oder ich rede nie wieder ein Wort mit dir.“
Es wachsen heute sehr viele Kinder in Gated Communitys auf, sei es in Kleinmachnow oder Prenzlauer Berg. Da kommt man weder mit Leben und Sterben, noch mit Wild- oder Haustieren in Kontakt, man kriegt komische Vorstellungen, was denn ein Ökosystem ist und irgendwann landet man bei Tierrechtlern oder Tierschützern, wird Veganer, nimmt Drogen oder wählt FDP.
Opa wuchs als Findelkind auf einem Bauernhof auf und das hieß viel Arbeit und wenig Freizeit, das hieß auch, dass er häufig die Schule versäumte, wenn irgendwas auf dem Hof zu tun war. Schließlich sollte sich der Esser rentieren. Damit er sich richtig rentiert wurde beim Essen gespart. Es gab exakt so viel wie der Bauer für ausreichend befand. So nimmt es nicht Wunder, dass mein Opa sich nicht vorstellen konnte, dass einem etwas nicht schmecke oder dass man etwas nicht essen dürfe. Er fand auch die Vorstellung absurd, dass man aus religiösen Gründen an bestimmten Tagen kein Fleisch essen dürfe. Gegessen wurde, was es gerade gab und in den Mengen, die man zur Verfügung hatte oder bis man satt war. Wenn jemand etwas nicht essen wollte, roch er daran, prüfte den Geschmack und sagte dann: „Es ist nicht verdorben.“ Er zwang allerdings auch niemand Speisen zu essen, wie es einige meiner Schulfreunde zu erdulden hatten. Es ging ihm nicht ums Prinzip. Wer nicht wollte, wollte halt nicht und hatte dann eben Pech gehabt.
Nun haben wir andere Zeiten und heute kann es sich ein Kind wie ein Erwachsener – zumindest in weiten Teilen Europas – leisten, seine Nahrung nach sinnvollen und auch weniger sinnvollen Kriterien auszuwählen. Man kann es sich sogar leisten, so viel oder so wenig Nahrung zu sich zu nehmen, dass man sein Leben gefährdet. Es ist in der Regel immer jemand da, der einen rettet, der sich darum sorgt. Man kann es sich also erlauben, aus einer simplen Überlebensnotwendigkeit ein Drama zu machen, ein Schau-Spiel, eine Aufforderung zur Beachtung oder eine Marotte.
Man muss allerdings nicht.
Die Frage wäre dann, warum gewinnen solche Dramen anscheinend immer mehr Anhänger?
Ich frage also eine Kollegin, die mir auf dem Weg zum Aufzug über den Weg läuft: „Hungrig?“ Sie sagt ja und so sind wir einige Minuten später in der Kantine. Kantinenessen ist – tja – nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut und für meine Gewohnheiten extrem fleischlastig. Nun ja, ich nahm also nicht übermäßig begeistert ein Schnitzel mit Pommes. Die Kollegin nahm die vegetarische Bratwurst mit Kartoffelbrei und so etwas hellem, flüssigem Irgendetwas das nach wenigen Minuten an der Oberfläche brach.
Wir setzen uns.
„Ich würde mich gelegentlich auch ganz gern für das vegetarische Gericht entscheiden. Ich finde es nur meistens so schrecklich lieblos zusammengeschustert. Schade eigentlich, Vorspeisen aus Italien, Spanien oder der Türkei – so ließe ich mir ein vegetarisches Mittagessen durchaus gefallen.“
„Stimmt“, meinte sie, „es ist häufig sehr ähnlich, immer ein Fleischersatz und dann eine Beilage dazu. Wobei ich eigentlich gar keine Vegetarierin bin. Es ist nur so, dass ich, wenn ich das Fleisch da liegen sehe, immer daran denken muss, dass es vor einigen Tagen noch ein lebendiges Tier war. Ich bin so die typische Gefühlsvegetarierin.“
‚Aha‘ dachte ich so bei mir und sah auf den panierten Fladen auf meinem Teller.
„Dich erinnert das Schnitzel hier an die Sau, aus der es geschnitten wurde?“
„Hör auf, sonst kann ich dir nicht mal mehr beim Essen zusehen.“
Eigentlich ist die Kollegin ganz nett und so kann ich mir nicht ganz erklären, warum mich der Teufel geritten hat und ich ihr erzählte, dass ich da ganz anders gestrickt sei.
Mein Opa, erzählte ich ihr, sei immer sehr darauf bedacht gewesen, dass wir Kinder, so bis wir 11 oder 12 Jahre alt waren, weder die Hühner noch die Karnickel im Stall streicheln. Das gäbe nur Ärger, wenn die Tiere dann in den Kochtopf wandern, meinte er. Futter bringen, ausmisten und dann wieder raus aus dem Stall, das war seine Devise.
Ich könne mich noch erinnern, erzählte ich ihr, wie ich als 4- oder 5-Jähriger im Hof des Hauses gestanden hätte und ihm beim Schlachten des Hahns für den Sonntagsbraten zusah. Ich fand das damals sehr faszinierend. Mit der linken Hand das Huhn an den Füssen packen, mit der rechten Hand das Beil nehmen, das Huhn mit dem Kopf auf den Hackklotz und ab. Das Huhn sei noch zwei Meter geflattert, dann sei es tot gewesen. Mein Opa hätte mich danach direkt angesehen und sei aber schnell beruhigt gewesen, als er sah, dass ich nicht erschreckt, sondern fasziniert von dem Vorgang gewesen sei.
„Ich habe das Huhn ohne Widerwillen zu Mittag gegessen. Es schmeckte sehr gut.“
„Hör auf oder ich rede nie wieder ein Wort mit dir.“
Es wachsen heute sehr viele Kinder in Gated Communitys auf, sei es in Kleinmachnow oder Prenzlauer Berg. Da kommt man weder mit Leben und Sterben, noch mit Wild- oder Haustieren in Kontakt, man kriegt komische Vorstellungen, was denn ein Ökosystem ist und irgendwann landet man bei Tierrechtlern oder Tierschützern, wird Veganer, nimmt Drogen oder wählt FDP.
Opa wuchs als Findelkind auf einem Bauernhof auf und das hieß viel Arbeit und wenig Freizeit, das hieß auch, dass er häufig die Schule versäumte, wenn irgendwas auf dem Hof zu tun war. Schließlich sollte sich der Esser rentieren. Damit er sich richtig rentiert wurde beim Essen gespart. Es gab exakt so viel wie der Bauer für ausreichend befand. So nimmt es nicht Wunder, dass mein Opa sich nicht vorstellen konnte, dass einem etwas nicht schmecke oder dass man etwas nicht essen dürfe. Er fand auch die Vorstellung absurd, dass man aus religiösen Gründen an bestimmten Tagen kein Fleisch essen dürfe. Gegessen wurde, was es gerade gab und in den Mengen, die man zur Verfügung hatte oder bis man satt war. Wenn jemand etwas nicht essen wollte, roch er daran, prüfte den Geschmack und sagte dann: „Es ist nicht verdorben.“ Er zwang allerdings auch niemand Speisen zu essen, wie es einige meiner Schulfreunde zu erdulden hatten. Es ging ihm nicht ums Prinzip. Wer nicht wollte, wollte halt nicht und hatte dann eben Pech gehabt.
Nun haben wir andere Zeiten und heute kann es sich ein Kind wie ein Erwachsener – zumindest in weiten Teilen Europas – leisten, seine Nahrung nach sinnvollen und auch weniger sinnvollen Kriterien auszuwählen. Man kann es sich sogar leisten, so viel oder so wenig Nahrung zu sich zu nehmen, dass man sein Leben gefährdet. Es ist in der Regel immer jemand da, der einen rettet, der sich darum sorgt. Man kann es sich also erlauben, aus einer simplen Überlebensnotwendigkeit ein Drama zu machen, ein Schau-Spiel, eine Aufforderung zur Beachtung oder eine Marotte.
Man muss allerdings nicht.
Die Frage wäre dann, warum gewinnen solche Dramen anscheinend immer mehr Anhänger?
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„Es muß was Schöns seyn um die Tugend“ X
g. | Mittwoch, 2. Mai 2012, 06:40 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Ach, ich fühl es! Keine Tugend
Ist so recht nach meinem Sinn;
Stets befind ich mich am wohlsten,
Wenn ich damit fertig bin.
Dahingegen so ein Laster,
Ja, das macht mir viel Pläsier;
Und ich hab die hübschen Sachen
Lieber vor als hinter mir.
( Wilhelm Busch: Kritik des Herzens)
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