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Masse und Individuum
g. | Donnerstag, 16. Februar 2012, 05:21 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Wenn ich früh morgens zur Arbeit gehe, muss ich an einer großen Verwaltung vorbei. Dann wird es voll. Ein unendlicher Strom an Menschen kommt mir vom Bahnhof entgegen und strebt in einen der Seiteneingänge dieser Verwaltung. Müssen die alle zur gleichen Zeit anfangen?
Aber davon wollte ich nicht erzählen.
Im Winter schieben bekanntlich alle Schneeräumer und Schneeräumerinnen ihren Schnee links und rechts des Gehweges auf die Seite. Wohin auch sonst, werden Sie jetzt nicht ganz unberechtigt einwenden. Schon, würde ich dann entgegnen, aber dadurch verengt sich die Gehrinne im Lauf des Winters doch erheblich. Ich kann dann nicht mehr neben meiner Frau gehen und das ist ziemlich doof, weil wir uns ganz gerne auf dem Weg unterhalten und überhaupt.
Wenn sich nun, wie in den letzten Tagen, der Weg auf einen schmalsten Pfad verengt hat, trippelt die unübersehbare Masse der Verwaltungsangestellten in einer feinen Linie ohne den geringsten Zwischenraum vom Bahnhof bis fast vor meine Haustüre. Diese erdrückende Masse zwingt uns nun, auf dem verharschten Schnee zugehen, in den man zu allem Überfluss, mit einem spürbaren Ruck, einbricht. Wahrscheinlich war es so ähnlich auf dem Yukontrail, als Jack London, dem Golde nach strebend, schwerbeladen den Chilkoot Pass zu überwinden trachtete. Nur dass er eben den Vorteil hatte, dass ihm, im Gegensatz zu mir, auf dem Wege über die verschneiten Pässe der Boundary Ranges eben kein Strom an Kontrahenten entgegen kam und ihn vom rechten Wege abdrängte. Der Glückliche!
Ich hingegen leide unter der entgegenkommenden Masse, die uns beiden bedauernswerten Individuen keine Chance lässt, etwa durch Lückenhooping (auf der Autobahn nervt das ja gewaltig) schneller und bequemer voran zu kommen.
Aber davon wollte ich nicht erzählen.
Im Winter schieben bekanntlich alle Schneeräumer und Schneeräumerinnen ihren Schnee links und rechts des Gehweges auf die Seite. Wohin auch sonst, werden Sie jetzt nicht ganz unberechtigt einwenden. Schon, würde ich dann entgegnen, aber dadurch verengt sich die Gehrinne im Lauf des Winters doch erheblich. Ich kann dann nicht mehr neben meiner Frau gehen und das ist ziemlich doof, weil wir uns ganz gerne auf dem Weg unterhalten und überhaupt.
Wenn sich nun, wie in den letzten Tagen, der Weg auf einen schmalsten Pfad verengt hat, trippelt die unübersehbare Masse der Verwaltungsangestellten in einer feinen Linie ohne den geringsten Zwischenraum vom Bahnhof bis fast vor meine Haustüre. Diese erdrückende Masse zwingt uns nun, auf dem verharschten Schnee zugehen, in den man zu allem Überfluss, mit einem spürbaren Ruck, einbricht. Wahrscheinlich war es so ähnlich auf dem Yukontrail, als Jack London, dem Golde nach strebend, schwerbeladen den Chilkoot Pass zu überwinden trachtete. Nur dass er eben den Vorteil hatte, dass ihm, im Gegensatz zu mir, auf dem Wege über die verschneiten Pässe der Boundary Ranges eben kein Strom an Kontrahenten entgegen kam und ihn vom rechten Wege abdrängte. Der Glückliche!
Ich hingegen leide unter der entgegenkommenden Masse, die uns beiden bedauernswerten Individuen keine Chance lässt, etwa durch Lückenhooping (auf der Autobahn nervt das ja gewaltig) schneller und bequemer voran zu kommen.
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Naslöcher XVII
g. | Mittwoch, 15. Februar 2012, 05:38 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Damit ging er auf den Turm, aber der leichtfertige Isidoro hatte das Seil mit Menschenkot überschmieren lassen, davon der Gaukler in seiner Herabkunft dermaßen gestunken, daß das Frauenzimmer die Naslöcher mit den Servetten verstopfen mußten, darüber sich Isidoro und Ludwig fast krank gelachet.“
(Johann Beer: Teutsche Winter-Nächt)
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Innere Emigration
g. | Dienstag, 14. Februar 2012, 05:27 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
ist einer dieser Begriffe, die einen immer ein bisschen wunderlich ansehen. Ein Emigrant ist ja bekanntlich ein Auswanderer, aber wie sollte jemand nach Innen auswandern?
Wenn ich das richtig recherchiert habe verwendete Frank Thiess den Begriff der Inneren Emigration zum ersten Mal und zwar im Sinne einer Invektive, einer Schmähung gegen die Flüchtlinge aus Nazideutschland. Mir fallen dazu immer die Wochenschaubilder vom pöbelnden Empfang von Marlene Dietrich auf dem Flughafen Tempelhof ein. Aufrechte Deutsche, die Flüchtlinge beschimpfen, weil sie nicht im Bombenhagel ausgeharrt hatten, sondern aus Ekel oder Furcht vor Verfolgung geflohen waren.
Wenn ich das richtig recherchiert habe verwendete Frank Thiess den Begriff der Inneren Emigration zum ersten Mal und zwar im Sinne einer Invektive, einer Schmähung gegen die Flüchtlinge aus Nazideutschland. Mir fallen dazu immer die Wochenschaubilder vom pöbelnden Empfang von Marlene Dietrich auf dem Flughafen Tempelhof ein. Aufrechte Deutsche, die Flüchtlinge beschimpfen, weil sie nicht im Bombenhagel ausgeharrt hatten, sondern aus Ekel oder Furcht vor Verfolgung geflohen waren.
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Doof blaibt doof, da helfen keine Fritten
g. | Montag, 13. Februar 2012, 05:40 | Themenbereich: 'so dies und das'

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Huldvoll und weniger huldvoll
g. | Freitag, 10. Februar 2012, 05:26 | Themenbereich: 'so dies und das'
In einem dieser, wie jedes Jahr, etwas seltsam anmutenden Jahresrückblicke sah ich Queen Elizabeth in einer offenen Kalesche lächelnd ihrem Volk huldvoll zuwinken. Die Hand in feinste Seide gehüllt, die Innenfläche der Hand gesetzt zu ihrem rechten Auge bewegend.
Dabei fiel mir ein, dass der Oberbürgermeister der schwäbischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, jeden Tag vor dem Mittagessen mit seinem Dienstmercedes durch das Städtchen fuhr und jedem, den er kannte, mit der gleichen Geste zuwinkte. Es wirkte allerdings nicht huldvoll. Am Alter kann es nicht liegen. Er war damals schon ein gesetzter Herr. Lag es daran, dass sein Mercedes geschlossen und nicht offen war wie die Kutsche der Queen oder an den fehlenden Seidenhandschuhen?
Dabei fiel mir ein, dass der Oberbürgermeister der schwäbischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, jeden Tag vor dem Mittagessen mit seinem Dienstmercedes durch das Städtchen fuhr und jedem, den er kannte, mit der gleichen Geste zuwinkte. Es wirkte allerdings nicht huldvoll. Am Alter kann es nicht liegen. Er war damals schon ein gesetzter Herr. Lag es daran, dass sein Mercedes geschlossen und nicht offen war wie die Kutsche der Queen oder an den fehlenden Seidenhandschuhen?
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Der Kapitalismus
g. | Donnerstag, 9. Februar 2012, 06:09 | Themenbereich: 'so dies und das'
ist bekanntlich die unendliche Spirale der Geldvermehrung. Unendlich? Je nun, nun ja, werden wir doch mal praktisch:
Dagobert Duck brachte es, trotz größter Sparsamkeit mal gerade auf ein Vermögen von
13 Trillionen 224 Billionen 567 Milliarden 778 Millionen Thaler und 16 Kreuzer.
Mit so einer läppischen Summe könnte er vielleicht die Staatsschulden der USA tilgen und wäre auch reicher als Warren Buffet oder Steve Jobs, wahrer Reichtum fängt aber erst ab einem Vermögen von einigen Zentrifugallionen (1015), Zentrifugillionen (1042), einer Oktilliarde (1053) oder einer Tredezillion für (1075) an und wer wirklich Schotter hat besitzt mindestens einen Googol (10100) oder zehn Sexdezilliarden.
Dann müsste man zwar nicht mehr arbeiten, vom Unendlich wär man aber doch noch ein Stück entfernt.
Dagobert Duck brachte es, trotz größter Sparsamkeit mal gerade auf ein Vermögen von
Mit so einer läppischen Summe könnte er vielleicht die Staatsschulden der USA tilgen und wäre auch reicher als Warren Buffet oder Steve Jobs, wahrer Reichtum fängt aber erst ab einem Vermögen von einigen Zentrifugallionen (1015), Zentrifugillionen (1042), einer Oktilliarde (1053) oder einer Tredezillion für (1075) an und wer wirklich Schotter hat besitzt mindestens einen Googol (10100) oder zehn Sexdezilliarden.
Dann müsste man zwar nicht mehr arbeiten, vom Unendlich wär man aber doch noch ein Stück entfernt.
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Das würde ich nie tun!
g. | Mittwoch, 8. Februar 2012, 06:25 | Themenbereich: 'so dies und das'

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Kartoffeln, Kohl und fettes Fleisch
g. | Dienstag, 7. Februar 2012, 05:48 | Themenbereich: 'so dies und das'
Bis vor einigen Jahren hatte ich bei mir in der Straße noch einen Zigarettenhändler. Dann kam die Phase, in der unsere Gegend so nach und nach alle Einzelhändler verlor, weil jeder der Alteingesessenen, der noch einen einigermaßen ausreichenden Verdienst hatte, wegzog in eine bessere Gegend. Nach und nach – dank öffentlicher Förderung – berappelte sich der Kiez wieder und zu den noch Verbliebenen gesellten sich Besserverdienende.
Ich ging gerne zu dem Händler, weil man immer auch ein Schwätzchen halten konnte und er einer der Leute im Kiez war, der mir viel und gerne über die Geschichte und Geschichten vor und nach der Wende erzählte. Schade, dass er die Segel streichen musste.
Es war an einem Tag wie diesem: Klirrender Frost, verkrustete Schneewehen und dieser eisige Wind, der einem unter der Hose die Beine hoch streicht und das Gefühl vermittelt, man könne die Kälte keine zehn Minuten länger aushalten. Dick eingepackt öffne ich die Tür des Ladens und schließe sie wieder eilig. Die Brille beschlägt. Ich nehme sie ab, lächle den Händler an und trete vor.
„Herrje, ist das kalt.“
„Nicht so schlimm.“
Ich sehe ihn an und bemerke erst jetzt, dass er über der Jeans nur ein T-Shirt trägt. Er scheint es tatsächlich nicht so schrecklich kalt zu finden. Der Laden hatte nur Einfachfenster und der kleine Kohlenoffen, der den Laden beheizte, kam gegen die minus zwanzig Grad im Freien nur mäßig an. Es war schätzungsweise knapp unter null Grad im Lokal.
„Holst du dir keine Erkältung, wenn du nur im Shirt hier stehst?“
„Aber nein. Ich empfinde es nicht als so kalt. Weißt du, ich habe an der Gaspipeline durch Sibirien und Russland mitgearbeitet, da können mich zwanzig Grad Kälte nicht schrecken.“
„Dieses Röhren-/Gasgeschäft damals? Konnte man da als DDRler so einfach mitarbeiten?“
„Na einfach nun auch nicht, aber das Kombinat, bei dem ich damals tätig war, war im sozialistischen Block führend bezüglich gewisser Schweißtechniken und so wurde ich gefragt, ob ich mit meiner Brigade beim Bau mithelfen wolle. Da habe ich zugegriffen. Der Verdienst war gut, jeder erhielt noch für sich und seine Familie für zwei Wochen einen Ferienplatz auf der Krim und es war eine Möglichkeit aus dem Alltag hier eine Weile heraus zu kommen.“
„Wie lange hast du es gemacht?“
„Lass mich überlegen? Fast ein Jahr, glaube ich?“
„Russisch konntest du?“
„Na ja, mit dem Schulrussisch aus der EOS kommst du natürlich nicht weit, aber ich habe Verwandte in der Nähe von Magnitogorsk und …“
Ich musste ihn wohl fragend angesehen haben, denn er erklärte mir freundlich und geduldig so einige sehr grundlegende geographische Fakten über die Sowjetunion, den Ural und einige der wichtigsten Städte in diesem Teil der Erde.
Nun wir plauderten noch eine Weile, gelegentlich kamen andere Kunden, die zwischendurch bedient wurden und am Schluss sagte er zu mir:
„Es ist natürlich keine reine Sache der Gewöhnung. Um mit Kälte zu Recht zu kommen, muss man sich natürlich auch entsprechend ernähren, also: fettes Fleisch, Kartoffeln und Kohl, und davon viel!“
Man wird ihm kaum wiedersprechen können, nur weckte seine Erzählung von reichhaltigem Essen, Wodka und Temperaturen von minus 30 oder 40 Grad, nette Russen hin oder her, keine Begeisterung bei mir für kalte Regionen, Schnee und Eis.
Ich musste vielmehr beim weiteren Frieren auf meinem Heimweg daran denken, dass ich ein Mal, ein einziges Mal in meinem Leben einen Winter ausgelassen hatte und dass ich das sehr genossen hatte.
Es war einige Jahre vorher, an einem Sonntagnachmittag im Januar 1979, als ich mit einer Badehose bekleidet in einer Hängematte auf den Islas Galapagos im Garten der Herberge, die Gus Angermeyers Frau damals betrieb und eine deutsche Tageszeitung las. Der Aufmacher der Zeitung war: Kältewelle in Deutschland dauert an. Neben der Überschrift war ein Bild – ich glaube aus Hamburg – mit einer Schneewehe, die bis knapp unter ein Stoppschild reichte. Ich trank einen Schluck Orangensaft, kratzte mich am Kopf und dachte: Da möchtest du jetzt nicht sein. Du möchtest jetzt nicht in einer deutschen Großstadt frieren. Du möchtest jetzt genau das tun, was du im Augenblick tust: In der Hängematte auf einer der schönsten Tropeninseln, die es auf der Welt gibt, liegen, Saft trinken und eine Zeitung lesen, die über eine Kältewelle an einem Ort berichtet, an dem du exakt jetzt nicht bist. Das möchtest du tun.
Und das könnte ich noch einige Male in meinem Leben tun. Glauben Sie mir.
Ich ging gerne zu dem Händler, weil man immer auch ein Schwätzchen halten konnte und er einer der Leute im Kiez war, der mir viel und gerne über die Geschichte und Geschichten vor und nach der Wende erzählte. Schade, dass er die Segel streichen musste.
Es war an einem Tag wie diesem: Klirrender Frost, verkrustete Schneewehen und dieser eisige Wind, der einem unter der Hose die Beine hoch streicht und das Gefühl vermittelt, man könne die Kälte keine zehn Minuten länger aushalten. Dick eingepackt öffne ich die Tür des Ladens und schließe sie wieder eilig. Die Brille beschlägt. Ich nehme sie ab, lächle den Händler an und trete vor.
„Herrje, ist das kalt.“
„Nicht so schlimm.“
Ich sehe ihn an und bemerke erst jetzt, dass er über der Jeans nur ein T-Shirt trägt. Er scheint es tatsächlich nicht so schrecklich kalt zu finden. Der Laden hatte nur Einfachfenster und der kleine Kohlenoffen, der den Laden beheizte, kam gegen die minus zwanzig Grad im Freien nur mäßig an. Es war schätzungsweise knapp unter null Grad im Lokal.
„Holst du dir keine Erkältung, wenn du nur im Shirt hier stehst?“
„Aber nein. Ich empfinde es nicht als so kalt. Weißt du, ich habe an der Gaspipeline durch Sibirien und Russland mitgearbeitet, da können mich zwanzig Grad Kälte nicht schrecken.“
„Dieses Röhren-/Gasgeschäft damals? Konnte man da als DDRler so einfach mitarbeiten?“
„Na einfach nun auch nicht, aber das Kombinat, bei dem ich damals tätig war, war im sozialistischen Block führend bezüglich gewisser Schweißtechniken und so wurde ich gefragt, ob ich mit meiner Brigade beim Bau mithelfen wolle. Da habe ich zugegriffen. Der Verdienst war gut, jeder erhielt noch für sich und seine Familie für zwei Wochen einen Ferienplatz auf der Krim und es war eine Möglichkeit aus dem Alltag hier eine Weile heraus zu kommen.“
„Wie lange hast du es gemacht?“
„Lass mich überlegen? Fast ein Jahr, glaube ich?“
„Russisch konntest du?“
„Na ja, mit dem Schulrussisch aus der EOS kommst du natürlich nicht weit, aber ich habe Verwandte in der Nähe von Magnitogorsk und …“
Ich musste ihn wohl fragend angesehen haben, denn er erklärte mir freundlich und geduldig so einige sehr grundlegende geographische Fakten über die Sowjetunion, den Ural und einige der wichtigsten Städte in diesem Teil der Erde.
Nun wir plauderten noch eine Weile, gelegentlich kamen andere Kunden, die zwischendurch bedient wurden und am Schluss sagte er zu mir:
„Es ist natürlich keine reine Sache der Gewöhnung. Um mit Kälte zu Recht zu kommen, muss man sich natürlich auch entsprechend ernähren, also: fettes Fleisch, Kartoffeln und Kohl, und davon viel!“
Man wird ihm kaum wiedersprechen können, nur weckte seine Erzählung von reichhaltigem Essen, Wodka und Temperaturen von minus 30 oder 40 Grad, nette Russen hin oder her, keine Begeisterung bei mir für kalte Regionen, Schnee und Eis.
Ich musste vielmehr beim weiteren Frieren auf meinem Heimweg daran denken, dass ich ein Mal, ein einziges Mal in meinem Leben einen Winter ausgelassen hatte und dass ich das sehr genossen hatte.
Es war einige Jahre vorher, an einem Sonntagnachmittag im Januar 1979, als ich mit einer Badehose bekleidet in einer Hängematte auf den Islas Galapagos im Garten der Herberge, die Gus Angermeyers Frau damals betrieb und eine deutsche Tageszeitung las. Der Aufmacher der Zeitung war: Kältewelle in Deutschland dauert an. Neben der Überschrift war ein Bild – ich glaube aus Hamburg – mit einer Schneewehe, die bis knapp unter ein Stoppschild reichte. Ich trank einen Schluck Orangensaft, kratzte mich am Kopf und dachte: Da möchtest du jetzt nicht sein. Du möchtest jetzt nicht in einer deutschen Großstadt frieren. Du möchtest jetzt genau das tun, was du im Augenblick tust: In der Hängematte auf einer der schönsten Tropeninseln, die es auf der Welt gibt, liegen, Saft trinken und eine Zeitung lesen, die über eine Kältewelle an einem Ort berichtet, an dem du exakt jetzt nicht bist. Das möchtest du tun.
Und das könnte ich noch einige Male in meinem Leben tun. Glauben Sie mir.
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moralische Fragen
g. | Montag, 6. Februar 2012, 05:34 | Themenbereich: 'so dies und das'
Es soll einen Autoaufkleber: "Stoppt Tierversuche, nehmt Kinderschänder" geben. Warum existiert kein Aufkleber: „Liebe Kinderschänder, warum nehmt ihr nicht lieber Tierrechtler?“
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Fundstücke 4. und 5.KW 2012
g. | Freitag, 3. Februar 2012, 05:26 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
Hintergründe und Sichtweisen:
Burkhard Müller-Ullrich: Was heißt heute "konservativ"?
Walter van Rossum: Was heißt heute liberal?
Matthias Greffrath: Was heißt heute sozialistisch?
Thomas Rothschild über Christina Stiegler: Die Bombe unter dem Tisch. Suspense bei Alfred Hitchcock
Pieke Biermann über Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten und Manfred Gailus und Daniel Siemens (Hg.): »Hass und Begeisterung bilden Spalier« Die politische Autobiographie von Horst Wessel
Gregor Keuschnig bespricht eine Reihe von Büchern und Artikeln zum Thema 68 & RAF sehr verdienstvoll.
kluges und interessantes:
Erschreckendes und zugleich Ermutigendes über Margret Thatcher
Kriegerin
über die (Lokal-)Politikerin und Autorin Hannah Vogt
Andreas Krause Landt über Ein Recht auf Tod macht den Tod irgendwann zur Pflicht.
Zu Literatur
Jenny Smith: Katies unverzichtbare Gebrauchsanweisung für die katastrophenfreie Steuerung deines Erziehungsberechtigten
"Jules et Jim", Henri-Pierre Roché, Franz Hessel und Helen Grund
Je mehr der Alkohol fließt, desto fantastischer die Geschichten. Über eine neue Form von Heimatliteratur
u.a. über die subtilen Feinheiten der Prosakunst, die sich aus dem Gebrauch der von Flaubert entwickelten Erlebten Rede ergeben. Sie erlaubt »die persönliche Sprache des Autors, seinen Stil, seine Wahrnehmungsweise etc, dann die unterstellte Sprache der Figur, ihren Stil und ihre Wahrnehmungsweise und schließlich was man die Sprache der Welt nennen könnte (...) So gesehen ist der Romancier ein Dreifachschreiber«.
Charles Dickens im Porträt via Christian Koellerers Notizen
Ironisch über leidenschaftliche Liebe zu schreiben sei „in unserer Gesellschaft fast zu einer philosophischen Haltung geworden“, aber diese Ironie entwerte die Liebe. Über Daniela Krien: Irgendwann werden wir uns alles erzählen
amüsantes:
Wie die Uni-Ökonomen versagen – die Theorie der Prostitution als Mahnmal
Am 20. Januar war der internationale Tag der Jogginghose.
Algen und glitschiges Heu
so dies und das:
Über Robert Schindel: Man ist viel zu früh jung (Essays und Reden)
Herz Frank , der Begründer der "Rigaer Schule des poetischen Dokumentarfilms"
Von tiefen Gedanken und dicken Soßen Erwin Seitz: "Die Verfeinerung des Deutschen"
Metzger aus unterschiedlichen Schlachttraditionen stehen in einem imaginären Fleischgeschäft und arbeiteten sich an einem Lamm ab.
Kosovo: Gefecht oder Massaker?
kluges und interessantes:
Zu Literatur
amüsantes:
so dies und das:
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Schnipsel
g. | Donnerstag, 2. Februar 2012, 04:56 | Themenbereich: 'so dies und das'
Manchmal lese ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger komisches oder kluges ein, das schreibe ich dann auf:
- „wenn viel Gewese um »dieses Internet« gemacht wird, in dem sie nicht mehr erkennen können als eine verbesserte Post- und Telefonanlage“. Und ist es denn mehr als eine verbesserte Post- und Telefonanlage?
- Ein sehr alter Trendsport: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Linkste im ganzen Land?“
- Oh heilige Vielfalt der Sprache! Ein Schwarzkittel kann ein Schiedsrichter, ein Geistlicher, ein Gothic-Fan oder ein Architekturstudent sein.
- Erkenntnistheorie: Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle broute. (Wo die Ziege angebunden ist, dort muß sie weiden.) (mit Dank an Jean Stubenzweig) Wobei mir dabei sofort Großkatzen in den Kopf kommen, die sich die Ziege dann holen. Guten Appetit!
- Vor, na? 35 Jahren habe ich die ‚Dialektik der Aufklärung’ nach zwei Seiten abgebrochen, weil ich nichts verstanden hatte. Vor zwei Wochen habe ich nach 20 Seiten aufgehört zu lesen, weil ich keine Hoffnung mehr hatte, noch auf einen sinnvollen Satz zu stoßen. Horkdorno hat einen ziemlich großen Anteil daran, dass aus Karl Marx (und der Aufklärung) ein Gespenst geworden ist.
- Hatte ich schon einmal angemerkt, dass ich Hannah Arendt für eine der anregendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts halte?
- Sibirische Wochen in Berlin: Es ist unangenehm, wenn der Rotz in der Nase gefriergetrocknet wird.
- Die Sucher finden bei mir Sachen, von denen ich nichts mehr wusste: „leicht wirre gesellschaftspolitische vorstellungen und haben eine vorliebe für bizarre namensgebung“ zum Beispiel. Oder: hissen der bundesdeutschen flagge auf einer eisscholle
- Irgendwo gelesen: künstliche Freiheit, gemeint war wohl künstlerische Freiheit
- Es ist schwierig, mit Gänsen über die Schönheit und den tieferen Sinn von Weihnachten zu reden.
- Wer nur allgemein von Freiheit redet ist im günstigsten Fall ein Dummkopf.
- Wenn man auf so Würstchen wie Ansgar Heveling herumhackt, welche Funktion hat das eigentlich für die Internetversteher?
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Naslöcher XVI
g. | Mittwoch, 1. Februar 2012, 05:45 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Rinaldo RinaldiniSie können das Lied auch nach der folgenden Melodie singen und über die Entstehung und Überlieferung der schauerlichen Moritat von des Schneiders Höllenfahrt können Sie sich hier näher informieren.
Es wollt ein Schneider wandern,
Am Montag in der Fruh,
Begegnet ihm der Teufel,
Hat weder Strümpf noch Schuh':
He, he, du Schneiderg'sell,
Du mußt mit mir in die Höll,
Du mußt uns Teufel kleiden,
Es gehe wie es wöll.
Sobald der Schneider in die Höll kam,
Nahm er seinen Ehlenstab,
Er schlug den Teuflen Buckel voll,
Die Hölle auf und ab:
He, he, du Schneidergesell,
Mußt wieder aus der Höll,
Wir brauchen nicht zu messen;
Es gehe wie es wöll.
Nachdem er all gemessen hat,
Nahm er seine lange Scheer
Und stuzt den Teuflen d' Schwänzlein ab
Sie hüpfen hin und her.
He, he du Schneiderg'sell,
Pack dich nur aus der Höll,
Wir brauchen nicht das Stuzen,
Es gehe wie es wöll.
Da zog er's Bügeleisen raus,
Und warf es in das Feuer,
Er streicht den Teuflen die Falten aus,
Sie schrieen ungeheuer:
He, he du Schneiderg'sell,
Geh du nur aus der Höll,
Wir brauchen nicht zu bügeln,
Es gehe wie es wöll.
Er nahm den Pfriemen aus dem Sack,
Und stach sie in die Köpf,
Er sagt, halt still, ich bin schon da,
So sezt man bei uns Knöpf:
He, he, du Schneiderg'sell,
Geh einmal aus der Höll,
Wir brauchen nicht zu kleiden,
Es geh nun wie es wöll.
Drauf nahm er Nadl und Fingerhut,
Und fängt zu stechen an,
Er flickt den Teufeln die Naslöcher zu.
So eng er immer kan:
He, he, du Schneidergesell,
Pack dich nur aus der Höll,
Wir können nimmer riechen,
Es geh nun wie es wöll.
Darauf fängt er zu schneiden an,
Das Ding hat ziemlich brennt,
Er hat den Teuflen mit Gewalt
Die Ohrlappen aufgetrennt:
He, he, du Schneiderg'sell,
Marschir nur aus der Höll,
Sonst brauchen wir den Bader,
Es geh nun wie es wöll.
Nach diesem kam der Lucifer,
Und sagt: es ist ein Graus,
Kein Teufel hat kein Schwänzerl mehr,
Jagt ihn zur Höll hinaus:
He, he, du Schneiderg'sell,
Pack dich nur aus der Höll,
Wir brauchen keine Kleider,
Es geh nun wie es wöll.
Nachdem er nun hat aufgepackt,
Da war ihm erst recht wohl,
Er hüpft und springet unverzagt,
Lacht sich den Buckel voll,
Ging eilends aus der Höll,
Und blieb ein Schneiderg'sell;
Drum holt der Teufel kein Schneider mehr,
Er stehl so viel er wöll.“
(Clemens Brentano/Achim von Arnim: Des Knaben Wunderhorn)
Seinerzeit, 1976, in Wyhl, wurde das Lied wieder aufgegriffen.
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vom Zauber des seitlich dran vorbeigehens ...
g. | Dienstag, 31. Januar 2012, 05:40 | Themenbereich: 'so dies und das'

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Im Vorbeigehen aufgeschnappt
g. | Montag, 30. Januar 2012, 05:47 | Themenbereich: 'Begegnungen'
„Kreativer Kindertanz wäre mir für meine Tochter auch lieber, aber die Tanzlehrerin ist mehr so eine klassische Balletttänzerin, die kann das nicht.“Ist kreativer Kindertanz sowas wie hopsen, aber für Geld?
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