(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
„Ehe MAHEINE ans Land gieng, hatte er seine europäische Kleidung abgelegt, und dafür die schönen neuen Kleider, womit er von seinen Landsleuten beschenkt worden war, angezogen. Die Freude, welche er über diese Vertauschung der Tracht äußerte, bewies, daß ihm seine vaterländische Sitte, doch über alles wohl gefallen müsse. Indessen ist das um so weniger zu verwundern, weil man unter den mehresten Völkern, die noch nicht gehörigermaßen civilisiert sind, besonders aber unter den ganz wilden, dergleichen Beyspiele von der Macht der Gewohnheit vielfältig wahrgenommen hat. In der That war es auch ganz natürlich, daß ein Mensch von den Societäts-Inseln, (wie z. B. MAHEINE, der beydes kannte) das glückliche Leben, die gesunde Nahrung und die einfache Tracht seiner Landsleute, - der beständigen Unruhe, den ekelhaften Speisen, und den groben engen Kleidungen europäischer Seeleute vorziehen mußte. Haben wir doch sogar gesehen, daß ESQUIMAUX, mit der größten Begierde in ihr wüstes Vaterland, zu ihren schmierigen Seehundsfellen und zu ihren ranzigen Thran-Öle zurückgekehrt sind, ohnerachtet sie eine Zeitlang, die europäische Küche, den europäischen Kleider-Prunk, und alle Herrlichkeit von London, gesehen und genossen hatten!“
(Forster S. 550)
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„Gott. Dir danken wir, wie für jede Habe,Sie sehen ein einfaches Schema, das allerdings viele Variationen zulässt. Lassen wir Friedrich Rückert, den Nachdichter der Makamen des Hariri, selbst zu Wort kommen:
also auch für die Redegabe;
wie für des Hauses Ausgang und Eingang,
so für des Geistes Ausklang und Einklang,
und wie für des Kleides An- und Ablegung,
so für des Sinnes Ein- und Auslegung.“
„Die Ökonomie der Makamen ist die allereinfachste: jede ist ein für sich bestehender und in sich abgerundeter poetischer Haushalt, ohne Wechselbeziehung mit den übrigen, ohne Einwirkung auf sie und von ihnen. In jeder geht ein Abenteuer an und zu Ende, und das nächstfolgende entspringt nicht aus dem vorhergehenden, sondern mit diesem zugleich aus dem gemeinschaftlichen Mittelpunkt, dem Charakter des Helden, der dann im vollen Kreis der Makamen seine volle Entwicklung gefunden hat. Man sieht die Handlung nicht fortschreiten, und doch ist zuletzt das Ziel erreicht; die Darstellung geht nicht vorwärts, sondern dreht sich im Kreise. Die Anordnung ist also planetarisch, oder auch ausstrahlend wie die Blätter einer Palme.“Eine der kunstvollsten Makamen und zugleich ein schönes Sprachspiel ist „Die Bittschrift“ von Hariri, in der ein Mann der kein ‚r’ aussprechen kann, einem Scheik eine wohlklingende Bitte vortragen will. Er verwendet daher nur Wörter ohne diesen Konsonanten:
„Milde ist eine Tugend,Eine schöne Spielerei.
ewig jung sei deine Jugend.
Geiz ist ein Schandflecken;
deines Neidenden Auge müsse Nacht decken!
Edle Hand gibt Spenden,
unedle läßt abziehen mit hohlen Händen.
Den Gebenden schmückt,
was den Empfangenden beglückt;
und das Gold, das Dank aufwägt,
ist wohl an- und ausgelegt.“
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(Reise von Oster-Eyland nach den Marquesas – Aufenthalt im Haven Madre de Dios auf der Insel Waitahu – Reise von da über die flachen Inseln nach Tahiti)
„Die Entstehungsart dieser Corallen-Felsen giebt uns ein nicht minder bewunderungswürdiges Beyspiel von der Allmacht des Schöpfers, der so oft große, wichtige Endzwecke durch die geringsten Mittel zu erreichen weiß. Die Koralle ist, bekanntermaaßen, das Gebäude eines kleinen Wurms, der sein Haus, in eben dem fort schreitendem Maaße als er selbst wächst, vergrößert. Kaum bemerkt man an diesem kleinen Thierchen Empfindung genug, um es in dieser Absicht von den Pflanzen unterscheiden zu können: Gleichwohl bauet es, aus der unergründlichsten Tiefe der See, ein Felsenwerk, bis an die Oberfläche des Meeres, in die Höhe, um unzähligen Menschen einen vesten Boden zum Wohnplatz zu verschaffen! – Die Zahl der auf solche Art entstandenen FLACHEN Inseln ist sehr beträchtlich, und wir kennen sie gleichwohl bey weitem noch nicht alle. In der Südsee sind ihrer zwischen den Wendezirkeln am mehresten, vorzüglich aber trift man sie ostwärts von den Societäts-Inseln, in einer Strecke von 10 bis 15 Graden.“
(Forster S. 544/5)
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Matschepampekälte in der Stadt, die Hundescheiße quillt durch das Tauwetter wieder aus der Schneedecke, bildet braune Schlieren auf den Wegen und wird täglich beim Gassi gehen ergänzt. An den Regenrinnen über mir haben sich in den letzten Wochen große Eiszapfen gebildet, die nun antauen und die Passanten erschlagen. Es ist kein schöner Gedanke, von einem herab sausenden Eispickel durchbohrt zu werden.
Könnte man nicht? Irgendwie – es wäre vielleicht teuer, vielleicht hätte die Umwelt (wer ist das eigentlich? Hat die auch etwas zu melden?) keine rechte Freude und die Kackratten müsste man natürlich und mit den Autos ginge es auch nicht… Aber möglich, so ganz prinzipiell, wäre es schon?
Man müsste natürlich klein anfangen, müsste natürlich realistisch bleiben und sagen wir mal, zunächst das Stück zwischen meiner Wohnung und dem S-Bahnhof mit Plexiglas überdachen, an den Zugängen Wärmeschleusen einbauen (in Kaufhäusern geht das schließlich auch), Hunde und Autos (o.k. machen wir einen Kompromiss: Elektroautos sind erlaubt, sofern sie kein Brandenburger Kennzeichen haben) in der so geschaffenen Galleria verbieten. Und eine Fußbodenheizung, das wäre chic. Die Kuppel aus Plexiglas müsste natürlich, sonst sieht es Scheiße aus (Wir sind ja nicht im Hauptbahnhof), möglichst ohne Streben, Pfeiler und sonstige Elemente, die die Sicht behindern, gefertigt werden. (Ohne die lästige Schwerkraft wäre das natürlich alles viel einfacher!)
Wer auf den Bürgersteigen mit dem Fahrrad fährt, darf die Loggia nicht mehr benutzen. Man könnte ja vor den Wärmeschleusen Fahrradständer anbringen, park’n ride für die Unverbesserlichen.
Die Satteldächer auf den Häusern bräuchte man dann natürlich nicht mehr, da Schnee und Regen schon zwanzig Meter über den Giebeln nach außen abgelenkt würden. Man könnte also überall Flachdächer mit Liegewiesen, mobilen Eisverkäufern, Schwimmbädern, vielleicht mit einem kleinen Kiosk dabei, der Butterbrezeln und Käsesemmeln anbietet? errichten. Damit die Treppenhäuser nicht zu sehr von klakkernden Birkenstockclogs ruiniert werden, müsste man über die Straßen, Baulücken und Parkanlagen Brücken bauen. Die Berliner Höhenwanderwege würden berühmt und zu einer Touristenattraktion (vielleicht sollte man die Schweizer vom Besuch ausschließen? Schließlich nörgeln die den ganzen Tag über die fehlenden Berge) werden. Okay, über Skater usw. müsste man auch noch nachdenken und über diese seltsamen, ästhetisch völlig inakzeptablen Gefährte – wie heißen die nochmal gleich? – bei denen der Fahrer sich durch selten dämliches Vor- und Zurückbewegen des Oberkörpers vorwärts bewegt.

An anderen Stellen könnte man Krammetsbäume oder Bärenzwiebeln ansiedeln.
Dies Gesträuche und Geblüme ist natürlich ideal als Versteck für nichtsnutzige Knaben, die mit ihren Zwillen Sozialpädagogen und Juristen das Leben schwer machen, während die braven Mädchen Gummitwist spielen oder Klassenkameraden auflauern, um ihnen einen Eintrag in ihrem Poesiealbum abzunötigen.
Wer etwas älter ist könnte gebratene Hühnerbeine verzehren, ein Glas Riesling trinken und anstatt für die Doppelhaushälfte zu sparen, den schönen Frauen Komplimente machen! Oder natürlich ein gutes Buch lesen.
Ach, wär’ das schön!
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Sie trug ein isabellenfarbiges, schusssicheres Kostüm aus Naturfasern und ebensolchen Knöpfen. Ihr Schneider war reich.
‚isabellenfarben’ werden sie sich wahrscheinlich fragen, was soll das sein? Nun, dazu müssen wir etwas ausholen, gar in der europäischen Geschichte einige hundert Jahre zurückgehen, doch zunächst muss ich sie an Albert Vigoleis Thelen (1, 2) erinnern,
der nach dem Krieg, also nach dem vorletzten oder vorvorletzten? lassen sie mich überlegen: aktuell sind wir in Afghanistan im Kriege, wobei ich nicht so genau weiß warum, denn die Afghanen sind eigentlich netten Leute, sie haben uns nicht angegriffen, daran könnte ich mich erinnern. Und vor dem Afghanistankrieg haben wir gegen die Serben Krieg geführt, die zwar schlecht kochen, aber das ist eigentlich kein Grund jemand mit Bomben zu bewerfen? Zumindest hätte man viele Kriege zu führen, wenn man alle die schlecht kochen ... Ob jetzt davor oder danach noch ein Krieg war, kann ich ihnen so spontan aus dem Gedächtnis auch nicht sagen, insofern könnte es auch der vorvorletzte Krieg gewesen sein?
Je nun, also nach dem zweiten Weltkrieg schrieb Albert Vigoleis Thelen „Die Insel des zweiten Gesichts, Aus den angewandten Erinnerungen des Vigoleis“. Es ist eine Geschichte über Albert Thelen, genannt Vigoleis, seine Gefährtin Beatrice und Zwingli auf Mallorca während des Krieges, der Nazizeit, dem spanischen Bürgerkrieg und der Francodiktatur.
Also ihren Bruder Zwingli, nicht den Schweizer Reformator, der sich 1522 mit seiner Schrift »Von erkiesen und fryheit der spysen« gegen das Fastengebot aussprach, obwohl Beatrice und Zwingli Schweizer sind und da es sich um angewandte Erinnerungen handelt, kann man natürlich nicht so genau sagen, ob nicht doch der Reformator ... aber lassen wir das.
Im zweiten Gesicht geht es dem Zwingli ziemlich schlecht, er hat sich in Palma de Mallorca in eine Dame von zweifelhaften Ruf verliebt, seine Stellung als Hotelmanager und insbesondere auch sein Äußeres vernachlässigt, so dass sein Hemd isabellenfarbig wurde. Um zu erklären, was es mit dem isabellenfarbigen auf sich hat, muss der Vigoleis historisch werden und weil wir hier von einem isabellenfarbigen Kostüm reden, müssen wir’s eben auch:
„Als Erzherzog Albrecht von Österreich, Statthalter der spanischen Niederlande, im Sommer des Jahres 1601 die Stadt Ostende zu belagern begann, gelobte Isabella, die Tochter Philipps II., welche dem Gemahl die Niederlande als Brautschatz zubrachte, daß sie ihr Hemd nicht eher wechseln wolle, bis sich der Platz den Spaniern übergeben habe. Am 30. September A.D. 1604 erfolgte die Einnahme der Feste. Mehr als drei Jahre hat Isabella ihr Hemd auf dem Leibe getragen, ohne sich durch eine Verletzung des Gelübdes den Vorwurf der sittlichen Untreue zugezogen zu haben. Der Sporn für den Gemahl war natürlich groß, aber die Königstochter hatte die Widerstandskraft des Gegners unterschätzt. Als sie unter den Klängen der Siegesfanfaren das Hemd in die Wäsche gab, bot es sich in einer Tinte dar, die heutzutage ihren Namen trägt: bräunlich-weißlich-gelb, wie Milchkaffee, das nennt man isabellenfarben. An der Wahrheit der Überlieferung wird wohl niemand zweifeln wollen, soweit es die Tönung betrifft. Ich selbst halte auch die Hintergründe für echt. Wer sollte schon ein Interesse haben, so etwas zu erfinden?“
(Thelen S. 43)
also nicht Isabella von Kastilien, wie es in dem Lied heißt, ist gemeint, sondern die Tochter von Philipp II., König von Spanien, der insbesondere durch den Verlust seiner Armada in die Weltgeschichte einging.
Das Lied über die schöne Isabella von Kastilien kenn sie doch?
„Schöne Isabella von Kastilien,
pack deine ganzen Utensilien
und komm zurück zu mir nach Spanien!
Du weißt doch, nur im schöne Lande der Toreros
bist du dein Herzchen und noch mehr los.
Drum komm zurück zu mir nach Spanien.
Kommst du nicht bald, mein Schatz,
brauch ich Gewalt, mein Schatz.
Ich mach es Halt, mein Schatz,
wenn du mich küßt, und du wieder bei mir bist,
also bitte, bitte!
Schöne Isabella von Kastilien,
pack deine ganzen Utensilien
und komm zurück zu mir nach Spanien!“
...
Unreinlichkeit will ich jetzt aber unserer flüchtigen Bekanntschaft vom Bahnhof Zoo nicht unterstellen, zumal mir spontan die Sekte der Geschruppten, die Anhänger des Backzwang, in den Sinn kamen und diese waren eher für ihre Reinlichkeit und Geschäftstüchtigkeit gerühmt, wenn auch nicht von jedermann geachtet.
Die beiden unterhalten sich angestrengt.
Plötzlich der Satz: “Ich habe die ganze Welt gesehen!” Das Ganze fast gebrüllt, mit einer mühsam beherrschten Aggressivität, die mich aufhorchen ließ. Sie verschwinden Richtung Ausgang. Beinahe wäre ich den Beiden hinterher geschlichen, um zu erlauschen, wie es weiter ging.
Was geschah vorher? Was anschließend? Warum ist das Gespräch zwischen den Beiden so entglitten und vor allem: Hat die Kleine noch eine geschallert bekommen?
So etwas interessiert einen doch!
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(Reise von Oster-Eyland nach den Marquesas – Aufenthalt im Haven Madre de Dios auf der Insel Waitahu – Reise von da über die flachen Inseln nach Tahiti)
“Einige fingen an, uns offenbar zu betrügen, und Nägel, wofür sie Brodfrüchte angebothen, zu sich zu nehmen, ohne die Früchte hernach abzuliefern. Der Capitain hielt es daher für nothwendig, sich und seyne Leute bey diesem Volk in Ansehen, die Betrüger aber in Furcht zu setzen! Zu dem Ende ließ er eine Muskete über ihren Kopf abfeuern. Der unerwartete Knall that die erwünschteste Würkung, sie reichten uns nemlich ganz bestürzt die Brodfrüchte entgegen, um welche sie uns zuvor hatten betrügen wollen. Einige kamen, nach dem Verkaufe ihrer Waaren an Bord, um zu gaffen und begafft zu werden. Als der Capitain Anstalt machte, mit meinem Vater ins Boot zu gehen, bemerkte der eine von ihnen, daß die große eiserne Stange, woran das Tau zum Aus- und Einsteigen befestigt ist, loß war. Auf einmal erhaschte er sie, sprang mit seiner Beute über Bord und schwamm, ihrer Schwere ohnerachtet, mit großer Leichtigkeit, nach seinem Canot, um sie da in Sicherheit zu bringen. So bald Capitain COOK, der eben ins Boot steigen wollte, diesen Diebesstreich erfuhr, befahl er, sogleich eine Muskete über den Kerl hinzufeuern, indeß er selbst mit dem Boote um das Schiff herumzukommen und sich der Stange wieder zu bemächtigen suchen wollte. Der Schuß geschah, der Wilde aber gerieth dadurch nicht aus seiner Fassung, sondern sahe vielmehr ganz unbesorgt um sich her. Der Capitain ließ also, indem er selbst vom Schiff abstieß, den zweeten Schuß, wiewohl mit eben so wenig Erfolg, thun. Ein Officier, der in diesem Augenblick aufs Verdeck kam, ward über die Verwegenheit des Indianers so aufgebracht, daß er nach einem Gewehre grif, und den Unglücklichen auf der Stelle todt schoß. Sobald er fiel, warf sein erschrockner Gefährte die eiserne Stange, durch welche dies Unglück veranlaßt worden, unverzüglich in die See; und der Capitain, der eben jetzt mit seinem Boote anlangte, kam in aller Absicht zu spät. Er mußte mit Betrübniß sehen, wie der andre Wilde das Blut seines erschoßnen Cameraden aus dem Canot in die See schöpfte, und hierauf mit den übrigen Canots dem Strande zu eilte. Die Wilden hatten uns nunmehr allesammt verlassen, und waren am Strande beschäfftigt, das Canot durch die Brandung, den todten Cörper aber ins Holz zu schleppen. Gleich nachher hörten wir trommeln und erblickten eine große Menge von Wilden, mit Speeren und Keulen bewaffnet, welcher Anblick uns vielmehr Gefahr zu drohen, denn Hoffnung zu Erfrischungen zu gestatten schien. Es war allerdings sehr zu bedauern, daß der unglückliche Jähzorn eines unsrer Mitreisenden, der noch dazu von dem wahren Verlauf der Sache nicht einmal recht unterrichtet war, dem Indianer unbilligerweise das Leben kostete. Die ersten Entdecker und Eroberer von Amerika, haben oft und mit Recht den Vorwurf der Grausamkeit über sich ergehen lassen müssen, weil sie die unglücklichen Völker dieses Welttheils nicht als nicht als ihre Brüder, sondern als unvernünftige Thiere behandelten, die man gleichsam zur Lust niederzuschießen berechtigt zu seyn glaubt. Aber wer hätte es von unsern erleuchteten Zeiten erwarten sollen, daß Vorurtheil und Übereilung den Einwohnern der Südsee fast ebenso nachtheilig werden würden? MAHEINE konnte sich der Thränen nicht erwehren, da er sahe, daß ein Mensch den andern wegen einer so geringen Veranlassung ums Leben brachte. Seine Empfindlichkeit ist für gesittete Europäer, die so viel Menschneliebe im Munde und so wenig im Herzen haben, warlich, eine demüthigende Beschämung.“(gaffen und begafft zu werden, der Wilde)
(Forster S. 519/20)
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(Nachricht von Oster-Eyland und unserm Aufenthalt daselbst)

“An dem Ufer sahe man eine Menge schwarzer Säulen oder Pfeiler, die zum Theil auf Platteformen errichtet waren, welche aus verschiednen Lagen von Steinen bestanden. Wir konnten nun an diesen Säulen nach gerade so viel unterscheiden, daß sie am obern Ende eine Ähnlichkeit mit dem Kopf und den Schultern eines Menschen hatten; der untere Theil aber schien blos ein roher unbearbeiteter Steinblock zu seyn. Von angebauten Ländereien bemerkten wir hier am nördlichen Ende der Insel nur wenig, denn das Land war in dieser Gegend steiler als nach der Mitte der Insel hin. Auch sahen wir nunmehro ganz deutlich, daß auf der ganzen Insel kein einziger Baum über 10 Fus hoch war.“
(Forster S. 480)
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Die Vorgabe, den Streit in Hexametern auszutragen, macht die Sache natürlich etwas schwieriger.
Hesiod beginnt und baut zum Auftaxt eine kleine Gemeinheit ein, denn Pferdefleisch galt im antiken Griechenland als ekelerregend:
“Rindfleisch gab es zum Mahl und die dampfenden Hälse der Pferde“Homer konterte geschickt, indem er das Problem mit dem Pferdefleisch umging:
„Lösten sie unter dem Joch; sie hatten sich müde gestritten.“Und so weiter, immer im Wechsel, häufig dem Nachfolger ein Problem aufbürdend:
„Keiner ist so voll Eifers an Bord wie der Phrygier, der Faulpelz“Teilweise haben Goethe und Schiller, wenn ich das recht erinnere, in den Distichen ihrer Xenien dieses Spiel gespielt, indem einer den Hexameter vorgab, der andere dann den Pentameter dazu lieferte.
„Ruft man die Mannen am Strande zur Nacht, das Essen zu fassen.“
„Der war tapfer vor allen im Kampf und immer in Ängsten“
„Bangte die Mutter um ihn; ist Krieg doch hart für die Frauen.“
„Sie aber schmausten von früh bis spät, und hatten doch gar nichts“
„Mitgebracht, doch der Wirt gewährte es ihnen in Fülle.“
„Rüstig packten sie an mit der Hand die lodernde Feuersglut“
„Gar nicht achtend, ihr Boot ins löschende Wasser zu ziehen.“
„Als sie nun aber gespendet und ausgetrunken die Salzflut“
„Abermals zu befahren bereit mit gebordeten Schiffen“
„Rief Agamemnon laut zu den Göttern allen: Verderbt uns“
„Nicht auf dem Meere ...“
(Franz Fühmann Die dampfenden Hälse S. 157)
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... 673 x aufgerufen
An der Rüschenbluse kann es nicht liegen.
Im erläuternden Text zum Video heisst es:
"Kseniya Simonova is a Ukrainian artist who just won Ukraine's version of "America's Got Talent." She uses a giant light box, dramatic music, imagination and "sand painting" skills to interpret Germany's invasion and occupation of Ukraine during WWII."
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(Nachricht von Oster-Eyland und unserm Aufenthalt daselbst)
“Den wenigen Worten nach zu urtheilen, die wir von ihnen gehört hatten, dünkte uns ihre Sprache ein Dialect der TAHITISCHEN zu seyn. Es wird also an beyden Enden der Südsee einerley Sprache geredet. Ihr ganzes Ansehen ließ uns vermuthen, daß sie ein Zweig desselbigen Volks-Stammes seyn müßten. Sie waren von mittlerer Größe, aber mager, und der Gesichtsbildung nach, den Tahitiern ähnlich, jedoch nicht so schön. Der eine von den beyden, die im Canot waren, hatte einen Bart, der bis auf einen halben Zoll abgeschnitten war. Der andre war ein junger Mensch von siebzehn Jahren. Sie hatten über den ganzen Cörper eben solche Puncturen als die Neu-Seeländer, und als die Einwohner der SOCIETÄTS- und der FREUNDSCHAFTLICHEN Inseln; giengen aber völlig nackend. Das Sonderbarste an ihnen war die Größe ihrer Ohren, deren Zipfel oder Lappen so lang gezogen war, daß er fast auf den Schultern lag; darneben hatten sie große Löcher hinein geschnitten, daß man ganz bequem vier bis fünf Finger durchstecken konnte.“
(Forster S. 479)
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„Freilich heißt launig beinahe so viel wie lustig unterhaltend; doch Launen bezeichnen immer böse Launen, und ich verdenke es den Schweizern nicht, daß sie in ihrer Mundart jene furchtbaren Schneestürze von den Bergen, Schneelaunen nennen, sie haben die treffendste Ähnlichkeit mit den Gedankenlaunen, die sich mit dem scheidenden Winter oft so trübsinnig über die heitersten Gemüter hinstürzen; mag sie dann ein Schnupfen, oder die schlimme Zeit, oder Sehnsucht nach der Ankunft geliebter eingeborner Herrscher, oder irgend so ein rätselhaftes und ärgerliches Wort der Geschichte, worauf uns nicht gleich eine Antwort einfiel, erklären sollen, wie lautes Sprechen oder Vögelflug die Schneelaunen, sie bleiben immer wunderlich, außerordentlich und genial wie die Witterung. Die Geniale steckte uns heute alle an mit diesem Schnupfen, sie war wie behext, beim Reden gähnte sie durch die Naslöcher, Vorlesen konnte sie durchaus nicht leiden, bei den kleinen Spielen machte sie über jedes unbedeutende Wort so ärgerliche Bemerkungen; es wurden Endreime gemacht, sie meinte, daß nichts törichter, als wenn sich Leute den Kopf zerbrächen, um in Versen viel dümmer zu erscheinen, als sie von Natur wären.“Durch die Naslöcher zu gähnen muss ich mal probieren
(Achim von Arnim Der Wintergarten)
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(Zweyte Fahrt in die südlichen Breiten, von Neu-Seeland nach Easter- oder Oster-Eyland)
“Während desselben schlug, des Abends um 9 Uhr eine berghohe Welle mitten übers Schiff und füllte die Verdecke mit einer Sündfluth von Wasser. Es stürzte durch alle Öffnungen über uns herein, löschte die Lichter aus und ließ uns einige Augenblicke lang ungewiß, ob wir nicht ganz überschwemmt, schon zu Grunde giengen. In meines Vaters Cajütte floß alles; sogar sein Bette war durchaus naß; unter solchen Umständen mußte der Rheumatismus freylich heftiger werden, an dem er seit vierzehn Tagen die größten Schmerzen ausstand, so daß er kein Glied am Leibe rühren konnte. Unsre Lage war nunmehro in der That höchst elend, selbst für diejenigen die noch gesund waren, und den Kranken, die an ihren gelähmten Gliedern beständige Schmerzen litten, war sie im eigentlichen Verstande unerträglich. Der Ocean um uns her war wütend, und schien über die Keckheit einer Hand voll Menschen, die es mit ihm aufnahmen, ganz erboßt zu seyn. Finstre Melancholie zeigte sich auf der Stirn unsrer Reisegefährten, und im ganzen Schiff herrschte eine fürchterliche Stille. Die eingesalznen Speisen, unsre tägliche Kost, waren uns allen, sogar denen zum Ekel geworden, die von Kindheit an zur See gefahren. Die Stunde des Essens war uns verhaßt, denn der Geruch der Speisen, kam uns nicht so bald unter die Nase, als wirs schon unmöglich fanden, mit einigen Appetit daran zu genüssen. Dies alles beweiset wohl genugsam, daß diese Reise mit keiner von den vorhergehenden zu vergleichen sey. Wir hatten mit einer Menge von Mühseligkeiten und Gefahren zu kämpfen, die unsern Vorgängern in der Südsee unbekannt geblieben waren, weil sie sich mehrentheils nur innerhalb der Wendezirkel, oder doch wenigstens in den besten Gegenden des GEMÄßIGTEN Himmelsstrichs gehalten hatten. Dort fanden sie immer gelindes Wetter; blieben fast immer im Gesicht des Landes, und dieses war selten so armselig und unfruchtbar, daß es ihnen nicht von Zeit zu Zeit einige Erfrischungen gegeben haben sollte. Solch eine Reise wäre für uns eine Lustreise gewesen; bey der beständigen Unterhaltung mit neuen und größtentheils angenehmen Gegenständen, würden wir gutes Muths, aufgeweckt und gesund, mit einem Wort, glücklich und fröhlich gewesen seyn. Aber von alle dem, war unsre Reise gerade das Gegentheil. Die Fahrt gegen Süden war ein ewiges und im höchsten Grade langweiliges Einerley. Eis, Nebel, Stürme, und eine ungestüme See, machten finstere Scenen, die selten genug durch einen vorübergehenden Sonnenblick erheitert wurden. Das Clima war kalt, und unsere Nahrungsmittel beynahe verdorben und ekelhaft. Kurz, wir lebten nur ein Pflanzen-Leben, verwelkten, und wurden gegen alles gleichgültig, was sonst den Geist zu ermuntern pflegt. Unsre Gesundheit, unser Gefühl, unsre Freuden opferten wir der leidigen Ehre auf, einen unbeseegelten Strich durchkreuzt zu haben!“(Keckheit, finstere Melancholie, Lustreise, Sonnenblick, den Geist ermuntern, unbeseegelt.)
(Forster S. 466/7)
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“Nimm mir ein Nu,Im 18. und 19. Jahrhundert war das Charadenerfinden ein beliebter Zeitvertreib:
So bleib ich ein Nu!
(Friedrich Schleiermacher)
„Das Charadenwesen ist hier bis zur Sucht geworden. Drechslers Kaffeehaus sah eine Zeit lang aus wie eine Börse. Wo man hinsah, zog einer ein Papierlein aus der Tasche oder hatte eins in den Händen und studierte dran oder tauschte eins mit dem Nachbarn aus. Da gab es denn, während man dem Spiel zusah und zuhörte, mancherlei stille Beobachtungen zu machen. Man konnte den Scharfsinn und Witz, man konnte, da bisweilen literarische Anspielungen einflossen, die Belesenheit und Kenntnisse, man konnte sogar ein paar moralische Eigenschaften und den eigenen Gang der Ideenassoziation bei dem und jenem belauschen und das war für mich bei dem ganzen Spiel das Interessanteste." (Johann Peter Hebel, Brief an Hitzig, 1804) Hebel hat Unmengen Charaden geschrieben.
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