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Sprachspiele 10
g. | Mittwoch, 17. Februar 2010, 06:03 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Beim Spielen mit Sprache kann man sich auch Wörter ausdenken, deren Klang für die gerade benötigten Zwecke tauglich erscheint:
Aber: ist es nicht tatsächlich notwendig, eine Bezeichnung für jene mal pink, mal grüner als grün sich krawallig um Toilettensteine schmiegende Kunstwollmatten zu (er)finden? Ich habe ja da immer ein bisschen Sorge, mir die Füße zu verätzen.
Wenn man nach dem Besuch der Toilette wieder im Esszimmer der Gastgeberin oder des Gastgebers auftaucht, könnte man sich die Feststellung
Manchmal erfindet sich unsere Sprache ja auch selbstständig schöne neue Wörter: Rohlingsspindel zum Beispiel.
Und dann gibt es noch diesen Verein für Habichvergessen, der uns von Zeit zu Zeit so wundersame Wörter wie Klapprechner und Taschentelefon schenkt, auf dass wir dem Gebrauch von Dingenskirchen abschwören.
“Quirmt Quirme, quirmt!“Oder sich mehr oder weniger verkrampft über den Labenz zu freuen.
Aber: ist es nicht tatsächlich notwendig, eine Bezeichnung für jene mal pink, mal grüner als grün sich krawallig um Toilettensteine schmiegende Kunstwollmatten zu (er)finden? Ich habe ja da immer ein bisschen Sorge, mir die Füße zu verätzen.
Wenn man nach dem Besuch der Toilette wieder im Esszimmer der Gastgeberin oder des Gastgebers auftaucht, könnte man sich die Feststellung
“Eine interessante Klofußumpuschelung habt ihr da in eurem Badezimmer!“verkneifen und entspannt, völlig ohne ironischen Beiklang die Schönheit des Utensils oder das Preisbewusstsein der Gastgeber loben. Das wäre doch schön.
Manchmal erfindet sich unsere Sprache ja auch selbstständig schöne neue Wörter: Rohlingsspindel zum Beispiel.
Und dann gibt es noch diesen Verein für Habichvergessen, der uns von Zeit zu Zeit so wundersame Wörter wie Klapprechner und Taschentelefon schenkt, auf dass wir dem Gebrauch von Dingenskirchen abschwören.
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Georg Forster: Reise um die Welt 75
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Dienstag, 16. Februar 2010, 05:56 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Nach Verlauf zwoer Stunden kamen wir wieder, und unterdessen daß das Essen aufgetragen ward, erzählte uns Capitain COOK ganz umständlich, wie es bey der Zurichtung hergegangen war. Er hatte alles selbst mit angesehen, und da wir uns über diesen Gegenstand noch nirgends ausführlich erklärt haben; so will ich, zum Besten meiner Leser, des Capitains Beschreibung hier wörtlich einrücken. 1 Drey Kerls ergriffen ein Schwein, das ohngefähr 50 Pfund schwer seyn mogte, legten es auf den Rücken, und erstickten es, indem sie ihm queer über den Hals einen dicken Stock drückten, so, daß an jeder Seite einer mit seinem ganzen Körper darauf ruhte. Der dritte hielt die Hinterbeine, und, um alle Luft im Leibe zu verschließen, stopfte er dem Schwein ein Büschel Gras in den Hintern. Nach Verlauf von 10 Minuten war das Schwein todt. Während dieser Zeit hatten zween andre ein Feuer angemacht, um den sogenannten Ofen durchzuheizen, der aus einer Grube unter der Erde bestand, darinn eine Menge Steine aufgepackt waren. An diesem Feuer wardt das todte Schwein gesengt, und zwar so gut als hätten wirs in heißem Wasser gebrühet. Um es vollends rein zu machen, trugen sie es an das See-Ufer, rieben es dort mit Sand und Kieseln, und spülten es hernach wiederum sauber ab. Darauf ward es an den vorigen Ort zurückgebracht und auf frische Blätter gelegt, um auch von innen rein gemacht zu werden. In dieser Absicht ward der Bauch geöffnet, hiernächst der äußere Speck abgelöset, auf grüne Blätter bey Seite gelegt, und dann das Eingeweide herausgeschnitten; letzteres wurde sogleich in einem Korbe weggetragen und auch nicht wieder zum Vorschein gebracht; doch ich bin überzeugt, daß sie es nicht weggeworfen haben. Zuletzt nahmen sie das Blut und das innere Fett heraus, jenes ward auf grüne Blätter, dieses aber zu dem vorher schon abgesonderten Speck geschüttet. Nachdem hierauf das Schwein nochmals, von außen und innen, mit frischem Wasser abgewaschen war, steckten sie etliche heiße Steine in den Bauch, und ließen solche in die Höhlung der Brust hinunter fallen, stopften auch eine Anzahl frischer Blätter dazwischen ein. Mittlerweile war der Ofen, der aus einer mit Steinen ausgefüllten Grube oder Vertiefung in der Erde bestand, sattsam durchgeheizt; man nahm also das Feuer und die Steine, bis auf die unterste Schicht, weg, die so eben als gepflastert war. Auf diese ward das Schwein mit dem Bauch zu unterst gelegt; das Fett und Speck aber, nachdem es sorgfältig abgewaschen, ward in einem langen Troge, der aus einem jungen Pisangstamm ausdrücklich dazu ausgehöhlet worden, neben das Schwein gestellt. In das Blut warf man einen heißen Stein, damit es sich verdicken oder gerinnen mögte, alsdenn wurden kleine Portionen davon in Blätter gewickelt, und auch diese, nebst einer Menge Brodfrucht und Pisangs in den Ofen gebracht. Hierauf bedeckten sie alles mit frischem Laube, und dann mit dem Rest der geheizten Steine. Über diese wurde wieder eine Schicht Blätter hingestreuet und zuletzt noch allerhand Steine und Erde, hoch darüber aufgehäufet. Während der Zeit, daß dies Gericht unter der Erde stobte, deckten die Leute den Tisch; das heißt, sie breiteten an einem Ende des Hauses eine Menge grüne Blätter auf die Erde. Nach Verlauf zwoer Stunden und zehn Minuten ward der Ofen geöffnet und alles herausgezogen. Die Gäste setzten sich rund um die Blätter, die Eingebohrnen an das eine und wir an das andere Ende. Da wo WIR saßen, ward das Schwein aufgetragen; an jener Seite aber, welche die Indianer eingenommen hatten, ward das Fett und das Blut hingesetzt, welches beydes sie auch allein verzehrten und für ungemein schmackhaft ausgaben. Dagegen ließen wir uns das Fleisch nicht minder gut schmecken, weil es in der That ganz vortreflich zubereitet war, auch die Leute, welche die Küche besorgten, in allen Stücken eine nachahmenswerthe Reinlichkeit beobachtet hatten. 2- Kaum war das Schwein zerlegt, als die angesehensten Befehlshaber und ERRIOYS gemeinschaftlich darüber herfielen und ganze Hände voll des Bluts und des Fetts auf einmal verschlangen. Überhaupt aßen alle unsre Tischgenossen mit ungewöhnlicher Gierigkeit, indeß die armen TAUTAUS, die in großer Menge um uns her standen, sich an dem bloßen Zusehen genügen lassen mußten, denn für sie blieb auch nicht ein Bissen übrig. Unter allen Zuschauern waren OREA’S Frau und Tochter die einzigen die etwas bekamen, und beyde wickelten ihre Portionen sorgfältig in Blätter, um sie an einem abgesonderten Platze zu verzehren. Hier schien es, daß die Frauensleute essen dürfen, was durch Männer zubereitet und ausgetheilt wird; bey andern Gelegenheiten aber war es uns vorgekommen, als ob gewisse Leute NICHT essen dürften, was von dieser oder jener Person in der Familie war berühret worden. Doch können wir nicht eigentlich bestimmen, nach was für Regeln sie sich in diesem Stücke richten mögen. Zwar sind die TAHITIER nicht das einzige Volk, wo die Männer von den Weibern abgesondert speisen; vielmehr ist diese Gewohnheit auch bey einigen Nationen unter den NEGERN, imgleichen bey den Einwohnern auf Labrador eingeführt. Allein, so wohl jene NEGER, als auch die ESKIMAUX, bezeigen überhaupt eine ganz ungewöhnliche Verachtung für das andere Geschlecht, und eben diese mag denn auch Schuld daran seyn, daß sie nicht gemeinschaftlich mit ihren Frauen essen wollen. Bey den TAHITIERN hingegen, wo den Weibern in allen übrigen Stücken so gut und artig begegnet wird, muß jene befremdliche Ungeselligkeit noch eine andre Ursach zum Grunde haben, die sich vielleicht künftig einmal, vermittelst genauer Beobachtungen, wird entdecken lassen.“Der inzwischen berühmte Erdofen.
1 Aus Capitain COOKS gedruckter Reisebeschreibung gezogen.
2So weit Capitain COOK.
(Forster S. 626-9)
(so eben als gepflastert, stobte)
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„Mein Kalterer See!“
g. | Montag, 15. Februar 2010, 06:00 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Als ich etwa einen Meter groß war, fuhren meine Eltern mit dem Brezel-VW mit mir und meinen Brüdern in den großen Ferien nach Österreich oder Südtirol. Meist an einen Badesee.
Brezel-VW sagt ihnen doch sicherlich etwas?
Es handelt sich um den VW Käfer „Export“ mit 1200 ccm Hubraum und geteiltem Heckfenster.
Das schönste an dem Auto war der ausklappbare Richtungsanzeiger an der Seite. Leider brach der Winker irgendwann ab als meine Brüder bei einer Klopperei dagegen kamen und zu reparieren war er nicht mehr, da der damalige Verkehrsminister dann ungerechterweise Blinker für alle PKWs vorschrieb. Wir hatten kein Geld, um einen neuen Käfer zu kaufen, und so wurden die Winker stillgelegt und mit Bohrmaschine und Feile vorne zwei Blinker eingebaut. Bei der Gelegenheit wurde das Fahrzeug dann gründlich modernisiert, das heißt die Brezelscheibe musste einer durchgehend ovalen Rückscheibe weichen und ein Dachgepäckträger wurde installiert. Wir fanden das damals alle toll.
Apropos ‚modern’. Modern war eines der wichtigsten Schlagworte dieser Zeit. Wir kauften damals noch jedes Jahr zwei Apfelbäume und einen Kirschbaum, einen Zwetschgenbaum oder Pfirsiche zum Abernten von der Gemeinde. Die Früchte eines Baumes kosteten 5 DM. Die ganze Familie zog, wenn das Obst reif waren zu unserem Baum. Nach einigen Stunden waren 20 Stiegen gefüllt, die am nächsten Tag zum Entsaften gebracht wurden. Die Früchte wurden gegen Saft getauscht. Aus ein oder zwei Stiegen wurde Kompott und Marmelade gekocht und Obstkuchen satt bestimmte den Speiseplan der nächsten Wochen. Irgendwann erschien das alles zu mühsam und statt Obstsäften wurde TriTop, ein Sirup mit fruchtähnlichem Geschmack (ein Produkt der Bayerforschung?) zum verdünnen beim örtlichen Discounter besorgt. Weil es modern war. Und sehr viel süßer als Fruchtsaft. Aber lassen wir das. Wir wollen ja an den Kalterer See.
Und ab ging es an den Weißensee in Kärnten.
Oder eben an den Kalterer See.
Mir gefiel es da nicht sehr gut, weil mir die Tümelei fremd und seltsam vorkam, mein Vater mochte die Anschläge nicht.
Bald wurde aber Italien („Da ist das Wetter schön.“) zum bevorzugten Ziel der Sommerferien und wir fuhren dann einfach weiter bis Jesolo, genauer zum Lido di Jesolo.
Wir suchten uns einen Zeltplatz aus: „Da Pietro“ wenn ich mich recht erinnere. Pietro war ein kleines, meist aufgeregtes Männlein, seine Frau hingegen eine Matrone, die ich liebte und die mich liebte. Ich liebte sie, weil sie in ihrer kleinen Küche wunderbar duftende Speisen zubereitete und da ich hochblond, sehr dürr und die schärfste Tigerbadehose des ganzen Lidos an hatte, bekam ich meist einen Teller gebratene Sardinen, Soße und Spagetti ab.
Aber zurück zu unserer Geschichte: Auf dem Rückweg von Jesolo machten wir in Kaltern Station und luden zwei bis drei 2-Liter-Flaschen Kalterer See in den Käfer, später dann noch eine kleine Flasche Stroh Rum und ab über die Alpen, an der Iller entlang durchs Allgäu und über die Geislinger Steige ins Neckartal.
Jahre später sah ich diese 2-Liter-Flaschen Kalterer See wieder. Inzwischen schien der Wein zum Preisknüller geworden zu sein. Auf jeden Fall erfreute er sich großer Beliebtheit bei den Berbern, die sich ihren Tag damit versüßten.
Überhaupt: Billigwein!
Es ist nun auch schon einige Jahre her, dass ich mich in meiner alten Heimat mit einem Winzer über den Europäischen Weinmarkt unterhalten habe.
„Früher“ erzählte er mir “Früher ham mer die Trauba unterpflügt, wenns a schlechtes Joahr war ond mer des Zeug net hot saufa könna. Heut du mers ind EU.“
Dabei habe ich mich in jungen Jahren immer gefragt, was das eigentlich für ein Wein ist, dieser „Wein aus Ländern der EWG“. Es ist anscheinend ganz einfach. Aus ganz Europa wird der Wein, den man eigentlich nicht trinken kann, in einen großen Tank gefüllt, mit irgendetwas das ich nicht wissen will versetzt, abgefüllt und mit einem hochtrabenden Etikett versehen in den Handel gebracht, eine Cuvée oder Mariage sozusagen.
Wo waren wir?
Ach ja, beim „Kalterer See“. Genau!
Kennen Sie den U-Bahnhof Thielplatz?
Ist ja eigentlich auch egal, manchen gefällt er und manchen eben nicht. Jedenfalls war ich dort vor ein paar Tagen und vor mir stieg eine junge Frau aus der Bahn. Sie trug einen Dufflecoat und war mit zwei prall gefüllten Einkaufstüten schwer beladen.
Ach, warten Sie! Wir müssen ja erst noch über das Wetter reden!
Das Wetter: Nachdem es eine Zeitlang bitter kalt war und heftiger Schneefall die Stadt wieder mildtätig mit einer weißen Decke zudeckte, begann es zu tauen, dann gefror der angetaute Schnee wieder und schuf eine picklige und spiegelglatte Eisdecke von mehreren Zentimetern. An diesem Tage schneite es wieder und machte die Eisdecke unsichtbar. Ideale Verhältnisse, um auf die Fresse zu fliegen!
Ich weiß natürlich nicht, ob Sie zu den Leuten gehören, die breit und dreckig grinsen, wenn jemand auf die Fresse fällt? So etwas ist ja nicht nett. (Es gab doch mal ein Lied mit dem Refrain: „aber schön ist es doch, wenn jemand auf die Fresse fällt“, Ulrich Roski?) Besonders perfide finde ich ja, wie mir eine Bekannte letztens erzählte, wenn man erst wartet, ob sich der Betreffende nicht doch etwas gebrochen hat. Spontane Heiterkeit ist da doch sehr viel unschuldiger. Na, wie dem auch sei.
Ich folge also der Frau mit den Einkaufstaschen vom Bahnhof in den Landoltweg, dann links in die Hittorfstraße und etwa auf Höhe des Akademischen Auslandsamtes der FU rutschen ihr die Beine nach vorne weg. Es gibt einen sanften Klacks, die Dame ist auf ihrem Hintern gelandet und sitzt mit gestreckten Beinen auf dem Schnee, die beiden Einkaufstüten sind akkurat neben ihren Oberschenkeln auf dem Eis aufgesetzt, ich muss schallend lachen und sie dreht sich mit dem Oberkörper um und brüllt empört:
Und seit dem geht mir dieses Lied nicht mehr aus dem Kopf.
Brezel-VW sagt ihnen doch sicherlich etwas?
Es handelt sich um den VW Käfer „Export“ mit 1200 ccm Hubraum und geteiltem Heckfenster.
Das schönste an dem Auto war der ausklappbare Richtungsanzeiger an der Seite. Leider brach der Winker irgendwann ab als meine Brüder bei einer Klopperei dagegen kamen und zu reparieren war er nicht mehr, da der damalige Verkehrsminister dann ungerechterweise Blinker für alle PKWs vorschrieb. Wir hatten kein Geld, um einen neuen Käfer zu kaufen, und so wurden die Winker stillgelegt und mit Bohrmaschine und Feile vorne zwei Blinker eingebaut. Bei der Gelegenheit wurde das Fahrzeug dann gründlich modernisiert, das heißt die Brezelscheibe musste einer durchgehend ovalen Rückscheibe weichen und ein Dachgepäckträger wurde installiert. Wir fanden das damals alle toll.
Apropos ‚modern’. Modern war eines der wichtigsten Schlagworte dieser Zeit. Wir kauften damals noch jedes Jahr zwei Apfelbäume und einen Kirschbaum, einen Zwetschgenbaum oder Pfirsiche zum Abernten von der Gemeinde. Die Früchte eines Baumes kosteten 5 DM. Die ganze Familie zog, wenn das Obst reif waren zu unserem Baum. Nach einigen Stunden waren 20 Stiegen gefüllt, die am nächsten Tag zum Entsaften gebracht wurden. Die Früchte wurden gegen Saft getauscht. Aus ein oder zwei Stiegen wurde Kompott und Marmelade gekocht und Obstkuchen satt bestimmte den Speiseplan der nächsten Wochen. Irgendwann erschien das alles zu mühsam und statt Obstsäften wurde TriTop, ein Sirup mit fruchtähnlichem Geschmack (ein Produkt der Bayerforschung?) zum verdünnen beim örtlichen Discounter besorgt. Weil es modern war. Und sehr viel süßer als Fruchtsaft. Aber lassen wir das. Wir wollen ja an den Kalterer See.
Und ab ging es an den Weißensee in Kärnten.
Oder eben an den Kalterer See.
Mir gefiel es da nicht sehr gut, weil mir die Tümelei fremd und seltsam vorkam, mein Vater mochte die Anschläge nicht.
Bald wurde aber Italien („Da ist das Wetter schön.“) zum bevorzugten Ziel der Sommerferien und wir fuhren dann einfach weiter bis Jesolo, genauer zum Lido di Jesolo.
Wir suchten uns einen Zeltplatz aus: „Da Pietro“ wenn ich mich recht erinnere. Pietro war ein kleines, meist aufgeregtes Männlein, seine Frau hingegen eine Matrone, die ich liebte und die mich liebte. Ich liebte sie, weil sie in ihrer kleinen Küche wunderbar duftende Speisen zubereitete und da ich hochblond, sehr dürr und die schärfste Tigerbadehose des ganzen Lidos an hatte, bekam ich meist einen Teller gebratene Sardinen, Soße und Spagetti ab.
Aber zurück zu unserer Geschichte: Auf dem Rückweg von Jesolo machten wir in Kaltern Station und luden zwei bis drei 2-Liter-Flaschen Kalterer See in den Käfer, später dann noch eine kleine Flasche Stroh Rum und ab über die Alpen, an der Iller entlang durchs Allgäu und über die Geislinger Steige ins Neckartal.
Jahre später sah ich diese 2-Liter-Flaschen Kalterer See wieder. Inzwischen schien der Wein zum Preisknüller geworden zu sein. Auf jeden Fall erfreute er sich großer Beliebtheit bei den Berbern, die sich ihren Tag damit versüßten.
Überhaupt: Billigwein!
Es ist nun auch schon einige Jahre her, dass ich mich in meiner alten Heimat mit einem Winzer über den Europäischen Weinmarkt unterhalten habe.
„Früher“ erzählte er mir “Früher ham mer die Trauba unterpflügt, wenns a schlechtes Joahr war ond mer des Zeug net hot saufa könna. Heut du mers ind EU.“
Dabei habe ich mich in jungen Jahren immer gefragt, was das eigentlich für ein Wein ist, dieser „Wein aus Ländern der EWG“. Es ist anscheinend ganz einfach. Aus ganz Europa wird der Wein, den man eigentlich nicht trinken kann, in einen großen Tank gefüllt, mit irgendetwas das ich nicht wissen will versetzt, abgefüllt und mit einem hochtrabenden Etikett versehen in den Handel gebracht, eine Cuvée oder Mariage sozusagen.
Wo waren wir?
Ach ja, beim „Kalterer See“. Genau!
Kennen Sie den U-Bahnhof Thielplatz?
Ist ja eigentlich auch egal, manchen gefällt er und manchen eben nicht. Jedenfalls war ich dort vor ein paar Tagen und vor mir stieg eine junge Frau aus der Bahn. Sie trug einen Dufflecoat und war mit zwei prall gefüllten Einkaufstüten schwer beladen.
Ach, warten Sie! Wir müssen ja erst noch über das Wetter reden!
Das Wetter: Nachdem es eine Zeitlang bitter kalt war und heftiger Schneefall die Stadt wieder mildtätig mit einer weißen Decke zudeckte, begann es zu tauen, dann gefror der angetaute Schnee wieder und schuf eine picklige und spiegelglatte Eisdecke von mehreren Zentimetern. An diesem Tage schneite es wieder und machte die Eisdecke unsichtbar. Ideale Verhältnisse, um auf die Fresse zu fliegen!
Ich weiß natürlich nicht, ob Sie zu den Leuten gehören, die breit und dreckig grinsen, wenn jemand auf die Fresse fällt? So etwas ist ja nicht nett. (Es gab doch mal ein Lied mit dem Refrain: „aber schön ist es doch, wenn jemand auf die Fresse fällt“, Ulrich Roski?) Besonders perfide finde ich ja, wie mir eine Bekannte letztens erzählte, wenn man erst wartet, ob sich der Betreffende nicht doch etwas gebrochen hat. Spontane Heiterkeit ist da doch sehr viel unschuldiger. Na, wie dem auch sei.
Ich folge also der Frau mit den Einkaufstaschen vom Bahnhof in den Landoltweg, dann links in die Hittorfstraße und etwa auf Höhe des Akademischen Auslandsamtes der FU rutschen ihr die Beine nach vorne weg. Es gibt einen sanften Klacks, die Dame ist auf ihrem Hintern gelandet und sitzt mit gestreckten Beinen auf dem Schnee, die beiden Einkaufstüten sind akkurat neben ihren Oberschenkeln auf dem Eis aufgesetzt, ich muss schallend lachen und sie dreht sich mit dem Oberkörper um und brüllt empört:
„Mein Kalterer See!“Ich komme näher, helfe ihr auf und unterdrücke mein Grinsen. Tatsächlich: In jeder Tüte eine 2-Liter-Bombe, Unmengen an Tiefkühlpizza und allerlei Knabbergebäck. Der Kalterer See schmiegte sich an die Pappe der Pizza und löste sie langsam auf. Einige Tüten Fischli und Engerlinge aus Mais waren geplatzt und wollten sich ebenfalls mit dem Kalterer See vereinigen.
Und seit dem geht mir dieses Lied nicht mehr aus dem Kopf.
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Tageslosung
g. | Freitag, 12. Februar 2010, 06:07 | Themenbereich: 'amuse gueule'
“We have the best government that money can buy. “
(Mark Twain)
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Georg Forster: Reise um die Welt 74
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
g. | Donnerstag, 11. Februar 2010, 05:50 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Einer unserer Seeleute suchte sich diese unruhigen Augenblicke zu Nutze zu machen, um unbemerkt nach der Insel zu entwischen. Man ward ihn aber gewahr, als er darnach hinschwamm und sahe zugleich einige Canots herbeyrudern, die ihn vermuthlich aufnehmen wollten; der Capitain ließ ihm also gleich durch eins von unsern Booten nachsetzen, ihn mit Gewalt zurückbringen und zur Strafe für diesen Versuch vierzehn Tage lang in Ketten legen. Allem Anschein nach, war die Sache zwischen ihm und den Insulanern förmliche verabredet; denn sie hätten vielleicht eben so viel Nutzen davon gehabt, einen Europäer unter sich zu behalten, als dieser gefunden haben würde, unter IHNEN zu bleiben. Wenn man erwägt, wie groß der Unterschied ist, der zwischen der Lebensart eines gemeinen Matrosen am Bord unsers Schiffes, und dem Zustande eines Bewohners dieser Insel statt findet; so läßt sich leicht einsehen, daß es jenem nicht zu verdenken war, wenn er einen Versuch wagte, den unzählbaren Mühseligkeiten einer Reise um die Welt zu entgehen, und wenn er, statt der mancherley Unglücksfälle die ihm zur See droheten, ein gemächliches, sorgenfreyes Leben in dem herrlichsten Clima von der Welt, zu ergreifen wünschte. Das höchste Glück, welches er vielleicht in Engelland hätte erreichen können, versprach ihm lange nicht so viel Annehmlichkeiten, als er, bey der bescheidenen Hoffnung, nur so glücklich als ein ganz gemeiner Tahitier zu leben, vor sich sahe. Er durfte sich nicht schmeicheln, bey seiner Zurückkunft nach England von den MÜhseligkeiten der Reise um die Welt in Frieden ausruhen zu können, sondern mußte sich vielmehr gefaßt machen, sogleich wieder auf ein andres Schiff abgegeben zu werden, und bey eben so ungesunder, elender Kost, eben solchen Mühseligkeiten, eben solchen Nachtwachen und Gefahren, als er kaum überstanden hatte, von neuem wieder entgegen zu gehen. Sollte es ihm aber auch wirklich geglückt seyn, auf eine oder die andere Art zum ruhigen Genuß des Lebens zu gelangen; so mußte er doch immer besorgen, mitten in seinen Freuden, gewaltsamerweise zum Dienst geworben, und wider seinen Willen zum Streit fürs Vaterland gezwungen zu werden, mithin. Entweder sein Leben in der Blüthe seiner Jahre zu verlieren, oder das traurige Schicksal eines elenden Krüppels zu haben. Gesetzt aber, er hätte das alles vermeiden können, so mußte er sich in England doch wenigstens dahin bequemen, sein tägliches Brod im Schweiß seines Angesichts zu verdienen, und die Wirkung jenes allgemeinen Fluchs zu empfinden, die TAHITI nicht erreichet zu haben scheint, oder wenigstens fast gar nicht daselbst gefühlet wird. Unser gemeines Volk ist nun einmal zu lauter Plackereyen und zu beständigen Arbeiten bestimmt. Ehe man den geringsten Gebrauch vom Korne machen kann, muß erst gepflügt, geerndtet, gedroschen und gemahlen, ja es muß hundertmal mehr davon gebauet werden, als der Ackersmann selbst verbrauchen kann, theils um das Vieh zu erhalten, ohne dessen Hülfe kein Feldbau bestehet, theils auch, um das Ackergeräth und viel andre Dinge dafür anzuschaffen, die jeder Landwirth selbst verfertigen könnte, wenn die Weitläufigkeit des Feldbaues ihm Zeit und Muße dazu übrig ließe. Der Kaufmann, der Handwerksmann, der Künstler, müssen alle eben so arbeitsam seyn, um dem Landmanne das Korn und Brod wieder abzuverdienen. Wie ist hingegen beym Tahitier das alles so ganz anders! Wie glücklich, wie ruhig lebt nicht der! Zwey oder drey Brodfruchtbäume, die beynahe ohne alle Handanlegung fortkommen, und fast eben so lange tragen, als der, welcher sie gepflanzt hat, leben kann; drey solche Bäume sind hinreichend, ihm drey Viertheile des Jahres hindurch, Brod und Unterhalt zu geben! Was er davon nicht frisch weg essen kann, wird gesäuert, und als ein gesundes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel, für die übrigen Monathe aufbewahret.“
(Forster S. 595-7)
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Sprachspiele 9
g. | Mittwoch, 10. Februar 2010, 06:40 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Spiele mit dem Klang von Sprache können auch sehr komplex sein:
Für Eilige: dschinn1 (htm, 2 KB)
(Mit Dank an Kristof)
Die DchinnsÜbrigens, wenn sie Lust haben, schreiben sie doch das Gedicht ab und sprechen es Silbe für Silbe halblaut nach. Sie werden sehen, es ist ein völlig anderes Empfinden, wenn sich die Klänge und Bedeutungen Wort für Wort und Zeile für Zeile entfalten, die Klang- und Sinneinheiten strukturieren.
Wall, Hafen
und Stadt,
alle schlafen,
und glatt
zerschellen
die Wellen,
sie schwellen
nur matt.
Und ein Tönen
fern erwacht,
banges Stöhnen
ist’s in der Nacht.
Erde zittert
angsterschüttert,
denn sie wittert
böse Macht.
Ein Geisterflüstern
berührt das Ohr.
Es taucht im Düstern
Ein Zwerg empor.
Die Flut bezwingt er
und überspringt er,
auf Wogen schwingt er
sich mählich vor.
Tiefe Bässe brummen!
Echo trägt es fort.
Dumpf, wie Glockensummen
an verwunschnem Ort, –
wie der Menge Surren,
wie des Pöbels Knurren,
das mit wirrem Murren
tötet jedes Wort.
Das sind die Grabesstimmen
der Dschinns! O welch ein Graus!
Entflieht! Entflieht dem schlimmen
Gezücht! Ins Kellerhaus!
Daß keiner Zeit verscherze!
Denn schon erlischt die Kerze,
des Schattens frost’ge Schwärze
dehnt sich gespenstisch aus.
Seht ihr, wie sich’s wirbelnd, rasselnd
schemenhaft heranbewegt?
Horch! Der Taxus wird wie prasselnd’
Dürrholz splitternd weggefegt.
Durch das Grausen, durch die nächt’ge,
wächst die Horde, die verdächt’ge,
wie die fahle, unheilträcht’ge
Wolke, die den Zunder trägt.
Da sind sie! Laßt uns Allah loben,
daß uns beschützt dies Erdgeschoß.
Welch ein Getös! Welch wütig Toben
von dieser Drachen eklem Troß!
Des Giebels Balken muß sich biegen,
wie Halme, die im Winde fliegen.
Es knarren Täfelung und Stiegen.
Am Tor klirrt das rost’ge Schloß.
Ein Höllenlärm! Dies Heulen und Gezeter!
Weh uns! Jetzt trifft der Polterschlag aufs Dach!
Das dröhnt! Erbarm dich, Gott meiner Väter!
Dem Schreckensheer weicht das Meer selbst willensschwach.
Es ächzt der Bau in allen Balkenlagen.
Das Haus scheint wie vom Sturme weggetragen,
als sollt’ es straks in wildem Strudel jagen.
Und wieder donnert jählings Krach auf Krach!
O Muhamed! Laß der Dämonen
ungläubige Schar vorüberziehen.
Mit heil’gem Eifer will ich’s lohnen,
an deinem Grabe will ich knien.
Gib, daß der Spuk mich nicht bedränge,
daß mich der Gluthauch nicht versenge.
Laß mich der Tollwut ihrer Fänge,
laß ihren Krallen mich entfliehn.
Ah! Sie wenden! Andre Wege
nimmt der Rotte Sturmgebraus.
Schwächer wird die Wucht der Schläge
gegen das bedrohte Haus.
Wie sie klirrend, kreischend weichen
und am Forst vorüberstreichen,
wanken selbst die stolzen Eichen
vor dem satanstollen Saus.
Noch rauscht es her, verschwommen
wie aus entlegner Welt.
Will’s gehen – will’s wiederkommen?
Es wogt und kämpft im Feld.
Wie Zirpen schwirrt’s, von großen
Heuschrecken ausgestoßen,
wie Hagel, der in Schloßen
aufs Zinkdach niederfällt.
Fremde Laute hallen,
weit uns hergesandt,
wie ein Hörnerschallen
von Arabiens Land,
wie ein seltsam Singen
will es zu uns dringen, -
traumverlor’nes Klingen,
das im Traum uns bannt.
Die Dschinns, der Öde
toddüstres Heer,
ziehn wild und schnöde
in Nacht daher.
Es ist ihr Grollen
wie Wellenrollen
in unruhvollen
tiefinnern Meer.
Auch das Gelle
sänftigt sich,
wie die Welle
formlos wich, -
wie die leise
Seufzerweise,
dem zum Preise,
der verblich.
Und droben
kein Schall!
Zerstoben
der Schwall.
So gehen
Ideen,
verwehen
im All.
(Victor Hugo, in der Übersetzung/Nachdichtung von Sigmar Mehring)
Für Eilige: dschinn1 (htm, 2 KB)
(Mit Dank an Kristof)
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Georg Forster: Reise um die Welt 73
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
g. | Dienstag, 9. Februar 2010, 06:15 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Überhaupt fiel uns bey dem Anblick der Tahitischen Flotte die Seemacht jener alten Republicaner ein, und wir nahmen in der Folge Anlaß, beyde noch näher mit einander zu vergleichen. Das einzige abgerechnet, daß die Griechen Metalle hatten, mochten ihre Waffen sonst wohl eben so einfach, und ihre Art zu fechten, eben so unregelmäßig seyn als die Tahitischen, was auch Vater HOMER, als Dichter, nur immer daran verschönern mag. Die vereinte Macht von ganz Griechenland, die ehemals gegen Troja in See gieng, konnte nicht viel beträchtlicher seyn, als die Flotte, mit welcher O-TU die Insel EIMEO anzugreifen gedachte; und ich kann mir die MILLE CARINÆ* eben nicht viel furchtbarer vorstellen, als eine Flotte Tahitischer Kriegs-Canots, deren eins von funfzig bis zu einhundert und zwanzig Ruderer erfordert. Die Schiffart der alten Griechen erstreckte sich nicht viel weiter, als heut zu Tage die Tahitische. Von einer Insel stach man zur andern herüber, das war alles. Die damaligen Seefahrer im Archipelagus, richteten bey der Nacht ihren Lauf nach den Sternen; und so machen es die auf der Südsee noch jetzt ebenfalls. Die Griechen waren brav; und daß es die Tahitier nicht minder seyn müssen, beweisen die vielen Narben ihrer Befehlshaber. Auch dünkt es mir sehr wahrscheinlich, daß man sich hier zu Lande, wenn es zur Schlacht kommen soll, in eine Art von Raserey zu versetzen sucht, dergestalt, daß die Bravour der TAHITIER blos eine Art von künstlich erregtem Grimm ist. Und, so wie uns HOMER die Schlacht der Griechen beschreibt, scheint es, daß jener Heroismus, der alle die von ihm besungenen Wunder hervorbrachte, im Grunde eben auch nichts anders war. Wir wollen einmal diese Parallele weiter verfolgen. HOMERS Helden werden als übernatürlich große und starke Leute geschildert; auf eben die Art haben die TAHITISCHEN Befehlshaber, der Statur und schönen Bildung nach, so viel vor dem gemeinen Mann voraus, daß sie fast eine ganz andere ART von Menschen zu seyn scheinen. Natürlicherweise wird eine mehr als gewöhnliche Menge von Speise dazu erfordert, um einen mehr als gewöhnlichen Magen zu füllen. Daher rühmt der griechische Dichter von seinen trojanischen Helden, daß sie gar stattliche Mahlzeiten gethan, und eben das läßt sich auch von den TAHITISCHEN Befehlshabern sagen. Überdem haben es beyde Nationen mit einander gemein, daß sie eine wie die andere, am Schweinefleisch Geschmack finden. Beyde kommen in der Einfalt der Sitten überein und ihre eigenthümlichen Charactere sind durch Gastfreyheit, Menschenfreundschaft und Gutherzigkeit, fast in gleichem Grade, vor andern ausgezeichnet. Sogar in ihrer politischen Verfassung findet sich eine Ähnlichkeit. Die Eigenthümer der Tahitischen Districte sind mächtige Herren, die gegen O-TUH nicht mehr Ehrerbietung haben, als die griechischen Helden gegen ihren AGAMEMNON; und vom gemeinen Mann ist in der Iliade so wenig die Rede, daß er unter den Griechen von keiner größeren Bedeutung gewesen zu seyn scheint, als die TAUTAUS in der Südsee. Die Ähnlichkeit beyder Völker ließe sich meines Erachtens noch wohl in mehreren Stücken sichtbar machen; alein es war mit blos darum zu thun, sie durch einen Wink anzudeuten, und nicht durch eine lang gedehnte Vergleichung die Geduld der Leser zu mißbrauchen. Das Angeführte ist wohl Beweis genug, daß Menschen, bey einem gleichen Grade von Cultur, auch in den entferntesten Welttheilen einander ähnlich seyn können. Indessen würde es mir sehr leyd thun, wenn diese flüchtigen Anmerkungen unglücklicherweise einen oder den andern gelehrten Projectmacher auf eine unrechte Spur bringen sollten. Die Thorheit, Stammbäume der Nationen zu entwerfen, hat noch kürzlich viel Unheil in der Geschichte veranlaßt, und die Egypter und Chineser auf eine wunderbare Art zu Verwandten machen wollen. Es wäre daher wohl zu wünschen, daß sie nicht ansteckend werden und weiter um sich greifen mögte.“*mille carinæ:Ovid Metamorphosen 12, 37-38
(Forster S. 593-5)
Ein kluger Vergleich Tahitis mit Homers Griechenland.
(einen mehr als gewöhnlichen Magen zu füllen, gar stattliche Mahlzeiten)
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Ich und der KBW
g. | Montag, 8. Februar 2010, 05:45 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Von allen K-Gruppen ist mir der KBW der Liebste. Aber vielleicht sollten man für die jüngeren Zuschauer (oder Zuleser?) erstmal kurz erklären, wer das den ist, der KBW?
Also das war so: Zuerst gab es die sogenannten 68er, die dann von der sogenannten APO etwas verdeppt und dann von der sozial-liberalen Koalition überholt wurden und weil plötzlich, wenn auch nur für wenige Jahre, die Regierung das machte, was man eigentlich selbst bewirken wollte, sagten sich diese etwas verwirrten jungen Leute: okay, wir sind noch radikaler oder so und werden Leninisten und schrecklicher als die judäische Befreiungsfront ist auf jeden Fall die Befreiungsfront von Judäa, alles klar?
Und dann kam Helmuth Schmidt, aber das ist eine andere Geschichte.
Es begab sich also zu dieser Zeit, dass eine Gruppe von zehn jungen Männern ihren Zivildienst ableisteten und zum ersten Mal in ihrem Leben weg von zu Hause waren und das Leben genießen wollten, als ein Mitglied des KBW in die Wohngemeinschaft zog und schon am ersten Abend verkündete:
Einige Tage danach hing ein 2x2 Meter großes Transparent in unserer Küche, das in verschiedenen Farben für die FRELIMO oder die FNL oder eine andere Befreiungsbewegung warb, so genau weiß ich das nicht mehr. Nun war es so, dass wir den Befreiungsbewegungen der dritten Welt durchaus aufgeschlossen gegenüber standen, aber jeden morgen beim Frühstück und in Form von Parolen?
Einige waren dafür, unserem Neuen Prügel anzudrohen. Da ich als besonders ausgeglichen, zurückhaltend und freundlich galt, wurde ich schließlich beauftragt mit ihm zu reden.
Er schien sich gut auszukennen und wusste Interessantes darüber zu erzählen...
Irgendwie lief unser Gespräch ganz gut, nur zum eigentlichen Thema „Agitation und Propaganda“ waren wir noch nicht vorgedrungen.
Also das war so: Zuerst gab es die sogenannten 68er, die dann von der sogenannten APO etwas verdeppt und dann von der sozial-liberalen Koalition überholt wurden und weil plötzlich, wenn auch nur für wenige Jahre, die Regierung das machte, was man eigentlich selbst bewirken wollte, sagten sich diese etwas verwirrten jungen Leute: okay, wir sind noch radikaler oder so und werden Leninisten und schrecklicher als die judäische Befreiungsfront ist auf jeden Fall die Befreiungsfront von Judäa, alles klar?
Und dann kam Helmuth Schmidt, aber das ist eine andere Geschichte.
Es begab sich also zu dieser Zeit, dass eine Gruppe von zehn jungen Männern ihren Zivildienst ableisteten und zum ersten Mal in ihrem Leben weg von zu Hause waren und das Leben genießen wollten, als ein Mitglied des KBW in die Wohngemeinschaft zog und schon am ersten Abend verkündete:
„Wir vom KBW sind der Auffassung, dass man das Waffenhandwerk erlernen sollten. Wir treten aber auch für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein!“‚Waffenhandwerk erlernen’ aha, sowieso, genau! dachten wir.
"Apropos Waffenhandwerk. Mein Bruder war in seiner Bundeswehrzeit auf der Schreibstube. Wenn der Russe kommt, verweigert er ihnen einfach die Urlaubsscheine, dann sind sie aufgeschmissen!"wusste ich beizutragen. Ein anderer meinte:
Ist das nicht ein Widerspruch?Nein, wurden wir belehrt, das wäre nämlich so ... und der Redefluss plätscherte über ein oder zwei Stunden auf uns ein und wir bekamen Durst und wollten die Debatte in den Reichsadler, eine damals sehr beliebte Kneipe in Freiburg, verlagern. Unser neuer Mitbewohner war aber von seinem Umzug zu erschöpft und von der Erfolglosigkeit seiner Rede vielleicht auch zu frustriert? Wie dem auch sei, er ging ins Bett und wir in die Kneipe. Es wurde dann etwa später.
Einige Tage danach hing ein 2x2 Meter großes Transparent in unserer Küche, das in verschiedenen Farben für die FRELIMO oder die FNL oder eine andere Befreiungsbewegung warb, so genau weiß ich das nicht mehr. Nun war es so, dass wir den Befreiungsbewegungen der dritten Welt durchaus aufgeschlossen gegenüber standen, aber jeden morgen beim Frühstück und in Form von Parolen?
Einige waren dafür, unserem Neuen Prügel anzudrohen. Da ich als besonders ausgeglichen, zurückhaltend und freundlich galt, wurde ich schließlich beauftragt mit ihm zu reden.
Also, ich muss noch ein ganzes Jahr und wenn ich mir vorstelle ...Die Diskussion ...
“Sag ihm, über politische Themen zu diskutieren ist o.k., aber Agitation und Propaganda am Frühstückstisch geht zu weit!"wogte hin ...
“Genau, wir wollen keine Plakate und Flugblätter in der Wohnung!”und her.
“Klappe, sonst Beule! ist der Kompromiss!”Und so ging ich mit diesen Argumenten ausgestattet ans Werk. Am Abend nahm ich mir den Neuen beiseite und suchte unverfänglich das Gespräch:
“Heh, aus welcher Ecke kommst du eigentlich?“Unverfänglich zu beginnen schien mir eine gute Idee zu sein.
“Aus dem Markgräfler Land.“Ich war elektrisiert, das Markgräfler Land war eine tolle Gegend. Ich hatte schon viel davon gehört.
Er schien sich gut auszukennen und wusste Interessantes darüber zu erzählen...
Irgendwie lief unser Gespräch ganz gut, nur zum eigentlichen Thema „Agitation und Propaganda“ waren wir noch nicht vorgedrungen.
“Was macht eigentlich dein Vater?“Ich versuchte dem Gespräch eine Wendung zu geben.
“Er ist Winzer!“Ich stockte, ein wohliges Gefühl durchströmte mich. Ich war sicher: alles würde gut werden!
“Winzer?“
“Ja. Er baut hauptsächlich Burgunder an. Es ist nur ein kleiner Betrieb, nicht dass du denkst, ...“
“Aber nein, aber nein. Ich will dir doch keinen Vorwurf machen, dass dein Vater kein Proletarier ist. Schließlich kann niemand etwas für seine Eltern und Winzer ist ein schöner, altehrwürdiger Beruf!“Und so kam es zu einem historischen Kompromiss zwischen dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands und der gutbürgerlichen Linken: er durfte einmal in der Woche an uns ran agitieren und wir bekamen lecker Stoff.
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In der S-Bahn
g. | Freitag, 5. Februar 2010, 05:54 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Ein älteres Schweizer Ehepaar unterhält sich am Telefon mit ihrer Tochter?, Nachbarin?, Sohn?
Der Gesprächspartner wollte wohl wissen, wie es denn so aussieht in Berlin:
* Aus dem Gedächtnis zitiert.
Der Gesprächspartner wollte wohl wissen, wie es denn so aussieht in Berlin:
“Na, nütt! ‚s isch eher flach.”Rainer Maria Rilke sagte über die Schweizer Berge 1919 (?):
„Ein wenig hinderlich erscheinen sie mir. (...) Es sind so entsetzlich viele!“ *Touché!
* Aus dem Gedächtnis zitiert.
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Georg Forster: Reise um die Welt 72
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
g. | Donnerstag, 4. Februar 2010, 06:21 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Um diese Zeit erfuhren wir, daß MAHEINE die Tochter eines im Thal Matavai wohnhaften Befehlshabers, Namens TOPERRI, geheyrathet habe. Einer unsrer jungen See-Offiziere, von dem sich diese Nachricht herschrieb, rühmte uns, daß er bey der Verheyrathung zugegen gewesen sei, und die dabey vorgefallnen Ceremonien mit angeshen habe; als wir ihn aber um die Beschreibung derselben ersuchten, gestand er, »daß sie zwar sehr sonderbar gewesen wären, doch könne er sich keiner insbesondere erinnern, wisse auch nicht WIE er sie erzählen solle.« Auf solche Art entgieng uns eine merkwürdige Entdeckung, die wir bey dieser Gelegenheit über die Gebräuche dieses Volks hätten machen können; und es war zu bedauern, daß kein verständigerer Beobachter zugegen gewesen, der wenigstens das was er GESEHEN, auch hätte ERZÄHLEN können.”Bei allen zum Teil zeittypischen Beschränkungen von Forsters Weltsicht, das Beharren auf möglichst exakten und “verständigen” Schilderungen ist zukunftweisend.
(Forster S. 580)
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Sprachspiele 8
g. | Mittwoch, 3. Februar 2010, 05:03 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Neben dem ‚r’ stehen natürlich noch eine ganze Reihe von Buchstaben zur Verfügung:
Um das X und das Y hat er sich gedrückt, der Wilhelm Busch. Wahrscheinlich sind ihm keine Tiere oder Pflanzen dazu eingefallen.
Na gut, dann müssen wir das halt nachholen:
X-beliebig reimt sich stets
Der Xerophyt steht ab des Wegs.
Das Yak, das find’ man streckenweise,
Yucca leicht auf einer großen Reise.
Naturgeschichtliches AlphabetMit Illustrationen
Für größere Kinder und solche,
Die es werden wollen.
Im Ameishaufen wimmelt es,
Der Aff' frißt nie Verschimmeltes.
Die Biene ist ein fleißig Tier,
Dem Bären kommt dies g'spaßig für.
Die Ceder ist ein hoher Baum,
Oft schmeckt man die Citrone kaum.
Das wilde Dromedar man koppelt,
Der Dogge wächst die Nase doppelt.
Der Esel ist ein dummes Tier,
Der Elefant kann nichts dafür.
Im süden fern die Feige reift,
Der Falk am Finken sich vergreift.
Die Gams im Freien übernachtet,
Martini man die Gänse schlachtet.
Der Hopfen wächst an langer Stange,
Der Hofhund macht dem Wandrer bange.
Trau ja dem Igel nicht, er sticht,
Der Iltis ist auf Mord erpicht.
Johanniswürmchen freut uns sehr,
Der Jaguar weit weniger.
Den Kakadu man gern betrachtet,
Das Kalb man ohne weiters schlachtet.
Die Lerche in die Lüfte steigt,
Der Löwe brüllt, wenn er nicht schweigt.
Die Maus tut niemand was zu Leide,
Der Mops ist alter Damen Freude.
Die Nachtigall singt wunderschön,
Das Nilpferd bleibt zuweilen stehn.
Der Orang-Utan ist possierlich,
Der Ochs benimmt sich unmanierlich.
Der Papagei hat keine Ohren,
Der Pudel ist meist halb geschoren.
Das Quarz sitzt tief im Berges-Schacht,
Die Quitte stiehlt man bei der Nacht.
Der Rehbock scheut den Büchsenknall,
Die Ratt' gedeihet überall.
Der Steinbock lange Hörner hat,
Auch gibt es Schweine in der Stadt.
Die Turteltaube Eier legt,
Der Tapir nachts zu schlafen pflegt.
Die Unke schreit im Sumpfe kläglich,
Der Uhu schläft zwölf Stunden täglich.
Das Vieh sich auf dere Weide tummelt,
Der Vampyr nachts die Luft durchbummelt.
Der Walfisch stört des Herings Frieden,
Des Wurmes Länge ist verschieden.
Die Zwiebel ist der Juden Speise,
Das Zebra trifft man stellenweise.
(Wilhelm Busch)
Um das X und das Y hat er sich gedrückt, der Wilhelm Busch. Wahrscheinlich sind ihm keine Tiere oder Pflanzen dazu eingefallen.
Na gut, dann müssen wir das halt nachholen:
X-beliebig reimt sich stets
Der Xerophyt steht ab des Wegs.
Das Yak, das find’ man streckenweise,
Yucca leicht auf einer großen Reise.
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Georg Forster: Reise um die Welt 71
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
g. | Dienstag, 2. Februar 2010, 06:54 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Die fantastische Tracht ist wenigstens der fürchterlichen Gestalt, welche unsre Rocken-Philosophie den Gespenstern und Nachtgeistern beygelegt, so ähnlich, daß ich fast geneigt wäre, zu glauben, es sey ein thörigter Aberglaube darunter verborgen. Vielleicht soll der vermummte Trauermann den Geist des Verstorbnen vorstellen, der von seinen zurückgelaßnen Verwandten, Wehklagen und Thränen fordert , und sie desfalls mit den Hayfisch-Zähnen verwundet. Bey einem noch so wenig aufgeklärten Volke als die TAHITIER, kann eine solche Vorstellung wohl Eingang gefunden haben, so ungereimt sie an und für sich auch seyn mag. Doch will ich deshalb nicht behaupten, daß ich mit dieser Muthmaßung die wahre Absicht jenes Gebrauchs getroffen, weil wir, aller Nachfrage ohnerachtet, von den Einwohnern keine Auskunft darüber erhalten konnten. Sie beschrieben uns zwar die ganze Trauer-Ceremonie, und nannten die einzelnen Stücke der dazu erforderlichen Kleidung namentlich her; WARUM aber das alles so und nicht anders sey? War eine Frage die wir ihnen nie verständlich genug ausdrücken konnten.“
(Forster S. 568)
Aufgeklärter Geist trifft auf mythisches Weltverständnis.
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„Ich denke oft an Piroschka“
g. | Montag, 1. Februar 2010, 05:43 | Themenbereich: 'Begegnungen'
war ein Film aus den 50er Jahren mit Liselotte Pulver, einen Film den man nicht unbedingt kennen muss. Bei Lichte besehen ist er eine grauenhafte Schmonzette, aber egal. Lilo Pulver drehte in dieser Zeit eine Fülle an schlechten Filmen, so wie andere Schauspieler auch. Es war wohl die Zeit. Richtig schön, erotisch und von überschießender Komik ist hingegen Eins, Zwei, Drei von Billy Wilder, den damals niemand sehen wollte. Eine wunderschöne Szene ist der tabledance mit Lilo Pulver.
Aber eigentlich denke ich nicht oft an Piroschka. Häufiger denke ich an Sonja, die Gepardin aus Howard Hawks Hatari! (1:11), der man zärtlich den Kopf kraulen kann. Sonja habe ich auch eine meiner Lieblingskätzchen getauft, einen Jaguar mit prachtvoller Zeichnung aus dem Tierpark hier in Berlin. Ans Herz gewachsen ist mir diese Sonja als ich mit meiner Liebsten vor dem Käfig stand und eine junge Familie (Vater, Mutter, ein kleiner Sohn) mit ihrem Collie dem Sohn die Welt der Großkatzen erklärte. Während die Drei in die Erklärung vertieft waren, kam Sonja lautlos an das Gitter getrabt und betrachtete den Collie mit einem Gesichtsausdruck, den man wohl mit

Wenn ich in der Bahn dann einen Trupp Punker mit ihren neurotischen Hunden treffe, die sich eine Beißerei leisten, muss ich immer an Sonja denken und wie schön es wäre, mit Sonja Bahn zu fahren.
Wenn Sonja sich langsam erhebt, gähnt, sich streckt und sanften Schrittes zu den Hunden geht, um ihnen einen ihrer Blicke zuzuwerfen, dann würde ich freundlich gucken und zu den Punkern lächelnd sagen:
Aber eigentlich denke ich nicht oft an Piroschka. Häufiger denke ich an Sonja, die Gepardin aus Howard Hawks Hatari! (1:11), der man zärtlich den Kopf kraulen kann. Sonja habe ich auch eine meiner Lieblingskätzchen getauft, einen Jaguar mit prachtvoller Zeichnung aus dem Tierpark hier in Berlin. Ans Herz gewachsen ist mir diese Sonja als ich mit meiner Liebsten vor dem Käfig stand und eine junge Familie (Vater, Mutter, ein kleiner Sohn) mit ihrem Collie dem Sohn die Welt der Großkatzen erklärte. Während die Drei in die Erklärung vertieft waren, kam Sonja lautlos an das Gitter getrabt und betrachtete den Collie mit einem Gesichtsausdruck, den man wohl mit
Du bist Essen!übersetzen muss. Der Hund verstand den Blick sehr gut. Er kniff den Schwanz ein, senkte den Blick und fing leise an zu fiepen. Die Familie ging dann schnell weiter.

Wenn ich in der Bahn dann einen Trupp Punker mit ihren neurotischen Hunden treffe, die sich eine Beißerei leisten, muss ich immer an Sonja denken und wie schön es wäre, mit Sonja Bahn zu fahren.
Wenn Sonja sich langsam erhebt, gähnt, sich streckt und sanften Schrittes zu den Hunden geht, um ihnen einen ihrer Blicke zuzuwerfen, dann würde ich freundlich gucken und zu den Punkern lächelnd sagen:
Die tut nix, die will bloß spielen!Oder wenn mir auf dem Weg zum Bahnhof, die Nachbarin begegnet, die mit ihrem Dobermann Gassi geht. Nun ja, eigentlich geht der Dobermann mit ihr Gassi. (Warum sollte er sich auch von einem rangniederen Rudelmitglied etwas sagen lassen?) Ich finde dann Trost in der Vorstellung, neben mir würde Sonja traben und mit neugierigen Augen die Welt betrachten. Der Dobermann würde mich dann wohl nicht beschnüffeln (Dobermannrotz am Hosenschlitz fördert die Unternehmenskommunikation: „Hey, habt ihr schon gesehen? Der G. aus der C.-Abteilung hat Dobermannrotz am Hosenlatz ...“) und ich bräuchte mir keine Gedanken darum machen, dass sich die Leute Hunde anschaffen, die sie nicht im Griff haben. Ich könnte zu der Nachbarin, wenn sich die Panik in ihrem Gesicht breit macht, freundlich lächelnd sagen:
Die tut nix, die will bloß spielen!Ja, ich denke öfter an Sonja als an Piroschka!
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Fundstücke 1.KW bis 4.KW 2010
g. | Freitag, 29. Januar 2010, 05:34 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
Hintergründe und Sichtweisen:
Jens Berger: Der alte Mann und die FDP
Wolfgang Benz: Antisemiten und Islamfeinde
Die Blaue Narzisse: eine neu-rechte Zeitschrift dazu:
Richard Stöss: Die "neue Rechte" in der Bundesrepublik
Klaus Kocks (PR-Berater) über seinen Beruf via Nachdenkseiten
Als das Geld vom Himmel fiel via Nachdenkseiten
Wolfram Schütte: Das Einmillionen-Euro-Geschenk als eine FDP-Absurdität
Esoteriker
Berlin:
Die Zehlendorfer Waldsiedlung
kluges und interessantes:
CHRISTOPH POLLMANN erinnert an Paul Lafargue
Wie hat das Internet Ihr Denken verändert? Alexander Kluge: Gärten anlegen im Daten-Tsunami
Rezension zu: Jean-Michel Palmier: Walter Benjamin. Lumpensammler, Engel und bucklicht Männlein. Ästhetik und Politik bei Walter Benjamin. Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Florent Perrier. Aus dem Französischen von Horst Brühmann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2009, 1372 Seiten, 64 Euro. via adresscomptoir
amüsantes:
Die Geschichte der Zahlen
Neue Wörter:
Johannistrieb
Berlin:
kluges und interessantes:
amüsantes:
Neue Wörter:
Johannistrieb
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