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Sprachspiele 13
g. | Mittwoch, 10. März 2010, 06:11 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Zwei sehr unterschiedliche Spiele mit Bedeutungen, mit Evokation:
“Die Brennnessel.
Wenn man dieses Wort liest, muss man sofort an eine Brennnessel denken.“
(Karl Valentin)
“Erinnerung an die Marie A.
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küßte es dereinst.
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
(Bertold Brecht)
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Georg Forster: Reise um die Welt 80
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Dienstag, 9. März 2010, 06:50 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Die Nachrichten älterer Reisender bezeugen, daß zwischen dem 170 und 180sten Grad östlicher Länge von GREENWICH, und innerhalb des 10ten bis zum 22ten Grade südlicher Breite, eine große Menge Inseln liegen. So viel wir bis jetzt von denselben wissen, scheinen sie allesammt durch einerley Art von Leuten bewohnt zu seyn, die denselbigen Dialect der Südsee-Sprachen reden, alle in gleichem Grade gesellig und alle zum Handel geneigt sind. Diese Eylande könnte man also insgesammt zu den sogenannten FREUNDSCHAFTLICHEN INSELN rechnen. Sie sind durchgehends sehr stark bewohnt, vornehmlich diejenigen, die WIR besucht haben. TONGATABU ist gleichsam von einem Ende zum andern als ein einziger großer Garten anzusehen. EA-UWHE, NAMOCKA und die zunächst gelegenen Inseln, gehören ebenfalls zu den fruchtbarsten Landflecken der ganzen Südsee. Wir können also ohne Unwahrscheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen diesen Inseln sich wenigstens gegen 120,000 erstrecken müsse. Das gesunde Clima und die vortrefflichen Früchte desselben, machen, daß sie von den mannigfaltigen Krankheiten, die uns Europäer so leicht wegraffen, gar nichts wissen; und die Einfalt ihrer Begriffe steht mit dem geringen Maaß ihrer Bedürfnisse in vollkommenem Gleichgewicht. In den Künsten haben sie es weiter gebracht, als andre Völker der Südsee; die Schnitzkunst und andre nützliche Handarbeiten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Music noch mehren Reiz giebt. Die größere Ausbildung ihres Geschmacks bringt ihnen auch noch DEN Vortheil, daß mehr Begriff und Gefühl vom Werth der körperlichen Schönheit haben, und eben dieses Gefühl ist es, welches die zärtlichsten Verbindungen in der menschlichen Gesellschaft, die gegenseitige Neigung beyder Geschlechter, so angenehm als dauerhaft macht. Überhaupt genommen sind sie arbeitsam; ihr Betragen gegen die Fremden aber dünkte uns mehr höflich, als aufrichtig zu seyn, so wie auch der allgemeine Wucher, die wahre Herzensfreundschaft bey der Nation überhaupt verdrungen, und deren statt eine steife Höflichkeit hervorgebracht zu haben scheint. Dies alles ist dem Character der TAHITIER gerade entgegen gesetzt, denn diese finden am unthätigen Leben Wohlgefallen; sind aber viel zu aufrichtig, als daß sie sich bey ihrem Betragen um den äußern Schein gewisser Manieren bewerben sollten. Dagegen giebt es auf TAHITI und den Societäts-Inseln viele in Wollust versunkne ERRIOYS, deren moralischer Charakter etwas abgewürdigt zu seyn scheint; indeß auf den FREUNDSCHAFTLICHEN Inseln alle jene Laster, die der übermäßige Reichthum zu veranlassen pflegt, dem Anschein nach, noch ziemlich unbekannt sind.“
(Forster S. 668/9)
(in gleichem Grade gesellig, sehr stark bewohnt, Krankheiten, die uns so leicht wegraffen, in Wollust versunken)
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Energie & Geschmeidigkeit
g. | Montag, 8. März 2010, 05:44 | Themenbereich: 'Begegnungen'
gehört zweifellos zu den Dingen, von denen man im Leben nie genug haben kann.
Sie können sich vorstellen, dass mein Interesse sofort geweckt war, als ich diese Botschaft auf einer kleinen, rosafarbenen, in Kunststoff eingeschweißten Visitenkarte auf dem Tisch in meiner Bäckerei fand.
Auf der Rückseite der Karte fand sich der Hinweis auf einen Fu-Tong-Meister, der allerlei therapeutische und praktische Übungen zur Steigerung der Energie und der Geschmeidigkeit, feilbot.
Eigentlich – behauptete sofort meine Frau – hätte ich ja genug Energie, zumindest wenn es um das Volllabbern zu aufgeschnappten Themen, die meine Phantasie und Spottlust herausfordern, ginge und darüberhinaus wäre ich auch geschmeidig genug, aus jedem Scheiß etwas heraus zu phantasieren, um sie eine halbe Stunde damit nieder zu diskutieren.
Auch wenn solche Statement nur der Furcht entspringen, würde ein unabhängiger, verständiger Dritter ihr möglicherweise zustimmen.
„Aber, …“ versuchte ich einzuwenden, „sieh doch nur: Energie und Geschmeidigkeit und dann noch ganz in rosa?“
Ungerührt sprach sie weiter mit der Bäckerin:
„Zwei Laugenbrötchen, eine Brezel, ein Baguette, …“
Na gut, nölte ich vor mich hin, dann blogge ich das eben.
… vor langer Zeit,
es muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein, fragte mich meine Damalige, ob ich denn mitkommen wolle, den Christoph in einer Kneipe zu treffen. Der Christoph wäre ein alter Freund von ihr und käme gerade aus Poona zurück und eigentlich wäre er ein ganz Netter * , der mit ihr zur Schule in Charlottenburg gegangen wäre und es hätte sie vor zwei Jahren sehr gewundert, dass er sich nach Indien aufgemacht habe. Und nun sei er zurück, aus Indien! Warum nicht, dachte ich mir, und wir fuhren los.
Was denn der Christoph für einer wäre, wollte ich wissen und ob er auch im Gymnasium schon einen Hang zu Religion oder indischer Mystik gehabt hätte? Nein, meinte sie, sein Vater hätte eine Apotheke und sei zwar streng, aber nicht verrückt. Eigentlich sei auch der Vater ein ganz Netter. Und der Christoph hätte zwar bei allem mitgemacht, sei aber ein eher Stiller gewesen. Musikalisch sei er. Hm!? Nach der Schule habe er nicht gewusst, ob er studieren oder eine Lehre machen solle und habe nur so herum gegammelt, bis ihn der Vater rausgeschmissen hätte. Hm!?
Das Café lag meiner Erinnerung nach in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms und wurde von Sannyasins betrieben. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Lokal war penibel sauber, der Service ausgezeichnet und Kaffee und Kuchen hervorragend. Das Einzige, was zumindest mich etwas störte war, dass alle Kellner und Servierfräuleins in Orange gekleidet waren. Kleiderordnungen sind nicht meine Sache, aber wem es gefällt?
Christoph und meine Damalige umarmten sich. Sie schienen sich über das Wiedersehen nach so langer Zeit sehr zu freuen. Und dann wurde erzählt und erzählt, über die Schulfreunde, wer was heute so macht und was sich in Berlin alles verändert habe.
„Sag mal Christoph, wenn es dich nicht zu sehr nervt, dann erzahl‘ doch mal, was es mit diesem Bhagwan auf sich hat. Alle Welt fährt nach Indien, ist das denn wirklich so toll?“
Christoph wiegte den Kopf. Das sei nicht so leicht zu erklären.
„Du wirst die Frage wahrscheinlich hundertmal beantworten müssen. Wenn es dich nervt, lassen wir es einfach?“
Nein, nein, das sei nicht das Problem.
Wir sprachen und sprachen und ich konnte immer weniger verstehen, was die Faszination ausmacht. Man könne es nicht wirklich erklären, wurde mir bedeutet. Es sei auch nicht nur eine Therapie, schließlich kämen ja keine Kranken nach Poona. Meine These, dass es um „freie Liebe“ oder wie wir damals sagten ums „herummachen“ ginge, wurde milde lächelnd zurückgewiesen. Es ginge vielmehr darum Blockaden aufzulösen und gut zu riechen.
Man müsse Bhagwan auch nicht direkt sehen oder sprechen, es ginge auch alles mit Energieübertragung und im Übrigen würde das Alles sehr großen Spaß machen.
Ach ja und um das authentisch sein, ginge es auch noch. Aha!
„Schuhe und Verstand bitte draußen lassen“
stünde am Eingang zur Versammlungshalle. Da würde den Kern eigentlich sehr gut treffen. Man müsse den Irrweg der Aufklärung hinter sich lassen und man dürfe Erfahrungen nicht rationalisieren. Damit würde man sie nur beiseite schieben. Man müsse sie in sein Innerstes lassen.
Ob es den um mystische oder religiöse Erfahrungen ginge, ob der Ashram also einem Kloster ähnlich sei?
So könne man das sehen, aber das sei nur der unwichtigste Teil, entscheidend sei zu sich selbst zu kommen, zu verstehen, nein besser zu spüren, dass der, der man die ganze Zeit zu sein glaubte, nicht existiere. Man müsse frei werden. Religiöse Erfahrungen seien dabei hilfreich. Es ginge dabei aber nicht um Rückzug von der Welt wie im Christentum. Bhagwan lehre nicht den Verzicht, deshalb sei auch Geld verdienen oder Kapitalismus wie man damals sagte, nicht verpönt, allerdings käme es darauf nicht an, deshalb würde er auch im Rolls Royce vorfahren, um jedermann vor Augen zu führen, wie unwichtig materielle Güter seien. Wer durch den Erfolg zu sich selbst finde, hätte schon einen Schritt zu den Urkräften des Seins getan. Es ginge um die Potentialität des Selbst.
Ich habe das nicht verstanden. Es war ja auch nicht ganz leicht und am Abend gingen wir noch ins Far Out.
... einige Zeit später
Moden kommen und gehen in der Wissenschaft wie im richtigen Leben. In der ersten Zeit meines ersten Studiums hieß die aktuelle Mode: Poststrukturalismus.
Da kann man nichts machen, muss man auch nicht. Das Problem waren ja auch nicht die französischen Denker (zumindest nicht die meisten), sondern ihre Proselyten jenseits des Rheins. Wer erinnert sich nicht des wunderbaren Aufsatzes über "Lacancan und Derridada" von Klaus Laermann im Merkur? Und wem geht heute Norbert Bolz nicht ebenso auf die Nerven wie vor 30 Jahren? (Es gab noch jemand, der wurde allgemein der Pseudo-Bolz genannt. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wer damit geschmäht wurde.)
Viele meiner Kommilitonen versucht den Sinn von Sätzen wie:
Aber weil es alle gelesen haben, dachte ich, ich müsste das Zeug auch lesen. Da ich erst im dritten Semester war und ein ordentlicher Student und nicht so ein Hallodri, der nächtelang im Golgatha Frauen bezirzt, habe ich mit de Saussure angefangen. Getreu dem Motto, wenn man etwas nicht versteht, fängt man bei den Grundlagen an.
Nun ja, ist ja nicht falsch, dass das Wort Baum mit diesem knorrigen Gebilde da im Wald nichts zu tun hat, nur wo ist das Geheimnis? Warum elektrisiert dieser doch eher schlichte Sachverhalt so viele?
Also habe ich einen der Kollegas gefragt, denen die merve-Bändchen aus der Hosentasche quollen.
Es gehe doch nicht um Sprache, sondern um Erkenntnis und dass ich ein Dummkopf wäre und ich sollte doch erstmal Lesen und nochmals Lesen und dann hätte ich vielleicht eine Chance zu verstehen, welche bahnbrechenden Einsichten sich daraus ergäben. Wenn Sprache nicht mit der Wirklichkeit zu tun habe, ihr äußerlich wäre und gleichzeitig die Welt nur über Sprache erkennbar wäre, dann …
Ja schon, erwiderte ich, der Baum da drüben hat mit dem Wort Baum nichts zu tun. Ob man Baum sagt oder Quetzalcoatl ist natürlich egal, aber ich könnte doch auf ihn drauf rennen und dann hätte ich, ungeachtet ob ich gegen einen Baum oder den Quetzalcoatl gerannt wäre, eine Beule am Kopf?
Quetzalcoatl ist wohl ehrabschneiderisch.
Die Diskussion wurde dann etwas lautstärker ( „Wer glaubt die Welt hinter der Sprache erkennen zu können, ist naiv!“) und irgendwann wurde ich beschimpft und der Kollega haute ab. Quetzalcoatl
Das war dann meine zweite Begegnung mit der Metaphysik und den großen und wichtigen Dingen, dem Selbst und der Erkenntnis und den Theorien und Verirrungen, die sich um die Therien ranken. Ich habe dann lieber Foucault und Bourdieu gelesen. Das kann ich verstehen.
... und heute?
Ich habe lange nicht mehr an Backwahn und das „rasende Gefasel der Gegenaufklärung“ denken müssen, bis, ja bis kürzlich mir einer so quer im Magen lag, dass ich dachte: Das kennst du doch? Diese Art zu sprechen und zu denken, die Welt in egozentrische Befindlichkeiten aufzulösen und Sachverhalte unter gefühligem Schaum und mit gelehrter Dummheit zuzuschütten?
Esoterische Erweckungserlebnisse:
____________________
* “ein Netter”: einige Jahre später galt diese Bezeichnung als schwere Beleidigung. „Nett“ wurde als kleine Schwester von „Scheiße“ definiert, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Sie können sich vorstellen, dass mein Interesse sofort geweckt war, als ich diese Botschaft auf einer kleinen, rosafarbenen, in Kunststoff eingeschweißten Visitenkarte auf dem Tisch in meiner Bäckerei fand.
Auf der Rückseite der Karte fand sich der Hinweis auf einen Fu-Tong-Meister, der allerlei therapeutische und praktische Übungen zur Steigerung der Energie und der Geschmeidigkeit, feilbot.
Eigentlich – behauptete sofort meine Frau – hätte ich ja genug Energie, zumindest wenn es um das Volllabbern zu aufgeschnappten Themen, die meine Phantasie und Spottlust herausfordern, ginge und darüberhinaus wäre ich auch geschmeidig genug, aus jedem Scheiß etwas heraus zu phantasieren, um sie eine halbe Stunde damit nieder zu diskutieren.
Auch wenn solche Statement nur der Furcht entspringen, würde ein unabhängiger, verständiger Dritter ihr möglicherweise zustimmen.
„Aber, …“ versuchte ich einzuwenden, „sieh doch nur: Energie und Geschmeidigkeit und dann noch ganz in rosa?“
Ungerührt sprach sie weiter mit der Bäckerin:
„Zwei Laugenbrötchen, eine Brezel, ein Baguette, …“
Na gut, nölte ich vor mich hin, dann blogge ich das eben.
… vor langer Zeit,
es muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein, fragte mich meine Damalige, ob ich denn mitkommen wolle, den Christoph in einer Kneipe zu treffen. Der Christoph wäre ein alter Freund von ihr und käme gerade aus Poona zurück und eigentlich wäre er ein ganz Netter * , der mit ihr zur Schule in Charlottenburg gegangen wäre und es hätte sie vor zwei Jahren sehr gewundert, dass er sich nach Indien aufgemacht habe. Und nun sei er zurück, aus Indien! Warum nicht, dachte ich mir, und wir fuhren los.
Was denn der Christoph für einer wäre, wollte ich wissen und ob er auch im Gymnasium schon einen Hang zu Religion oder indischer Mystik gehabt hätte? Nein, meinte sie, sein Vater hätte eine Apotheke und sei zwar streng, aber nicht verrückt. Eigentlich sei auch der Vater ein ganz Netter. Und der Christoph hätte zwar bei allem mitgemacht, sei aber ein eher Stiller gewesen. Musikalisch sei er. Hm!? Nach der Schule habe er nicht gewusst, ob er studieren oder eine Lehre machen solle und habe nur so herum gegammelt, bis ihn der Vater rausgeschmissen hätte. Hm!?
Das Café lag meiner Erinnerung nach in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms und wurde von Sannyasins betrieben. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Lokal war penibel sauber, der Service ausgezeichnet und Kaffee und Kuchen hervorragend. Das Einzige, was zumindest mich etwas störte war, dass alle Kellner und Servierfräuleins in Orange gekleidet waren. Kleiderordnungen sind nicht meine Sache, aber wem es gefällt?
Christoph und meine Damalige umarmten sich. Sie schienen sich über das Wiedersehen nach so langer Zeit sehr zu freuen. Und dann wurde erzählt und erzählt, über die Schulfreunde, wer was heute so macht und was sich in Berlin alles verändert habe.
„Sag mal Christoph, wenn es dich nicht zu sehr nervt, dann erzahl‘ doch mal, was es mit diesem Bhagwan auf sich hat. Alle Welt fährt nach Indien, ist das denn wirklich so toll?“
Christoph wiegte den Kopf. Das sei nicht so leicht zu erklären.
„Du wirst die Frage wahrscheinlich hundertmal beantworten müssen. Wenn es dich nervt, lassen wir es einfach?“
Nein, nein, das sei nicht das Problem.
Wir sprachen und sprachen und ich konnte immer weniger verstehen, was die Faszination ausmacht. Man könne es nicht wirklich erklären, wurde mir bedeutet. Es sei auch nicht nur eine Therapie, schließlich kämen ja keine Kranken nach Poona. Meine These, dass es um „freie Liebe“ oder wie wir damals sagten ums „herummachen“ ginge, wurde milde lächelnd zurückgewiesen. Es ginge vielmehr darum Blockaden aufzulösen und gut zu riechen.
Man müsse Bhagwan auch nicht direkt sehen oder sprechen, es ginge auch alles mit Energieübertragung und im Übrigen würde das Alles sehr großen Spaß machen.
Ach ja und um das authentisch sein, ginge es auch noch. Aha!
„Schuhe und Verstand bitte draußen lassen“
stünde am Eingang zur Versammlungshalle. Da würde den Kern eigentlich sehr gut treffen. Man müsse den Irrweg der Aufklärung hinter sich lassen und man dürfe Erfahrungen nicht rationalisieren. Damit würde man sie nur beiseite schieben. Man müsse sie in sein Innerstes lassen.
Ob es den um mystische oder religiöse Erfahrungen ginge, ob der Ashram also einem Kloster ähnlich sei?
So könne man das sehen, aber das sei nur der unwichtigste Teil, entscheidend sei zu sich selbst zu kommen, zu verstehen, nein besser zu spüren, dass der, der man die ganze Zeit zu sein glaubte, nicht existiere. Man müsse frei werden. Religiöse Erfahrungen seien dabei hilfreich. Es ginge dabei aber nicht um Rückzug von der Welt wie im Christentum. Bhagwan lehre nicht den Verzicht, deshalb sei auch Geld verdienen oder Kapitalismus wie man damals sagte, nicht verpönt, allerdings käme es darauf nicht an, deshalb würde er auch im Rolls Royce vorfahren, um jedermann vor Augen zu führen, wie unwichtig materielle Güter seien. Wer durch den Erfolg zu sich selbst finde, hätte schon einen Schritt zu den Urkräften des Seins getan. Es ginge um die Potentialität des Selbst.
Ich habe das nicht verstanden. Es war ja auch nicht ganz leicht und am Abend gingen wir noch ins Far Out.
... einige Zeit später
Moden kommen und gehen in der Wissenschaft wie im richtigen Leben. In der ersten Zeit meines ersten Studiums hieß die aktuelle Mode: Poststrukturalismus.
Da kann man nichts machen, muss man auch nicht. Das Problem waren ja auch nicht die französischen Denker (zumindest nicht die meisten), sondern ihre Proselyten jenseits des Rheins. Wer erinnert sich nicht des wunderbaren Aufsatzes über "Lacancan und Derridada" von Klaus Laermann im Merkur? Und wem geht heute Norbert Bolz nicht ebenso auf die Nerven wie vor 30 Jahren? (Es gab noch jemand, der wurde allgemein der Pseudo-Bolz genannt. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wer damit geschmäht wurde.)
Viele meiner Kommilitonen versucht den Sinn von Sätzen wie:
„Das Virtuelle ist das Mögliche, das jederzeit und überall auch anders Mögliche. Es besteht in einem Abschied vom Körperlichen, indem es die Bedingungen der Zeit und des Raumes negiert und damit seine eigene Genese verleugnet. Es markiert zugleich die Grenzen der menschlichen Eigenmacht, indem es eine universale imaginäre Immanenz ausbildet, ein transparentes Gefängnis des absoluten selbstbezüglichen Geistes, der nichts Anderes mehr hat als sich selbst.“ Quellezu verstehen und diskutierten wild darüber. Je nun, je nun, verstehen Sie das?
Aber weil es alle gelesen haben, dachte ich, ich müsste das Zeug auch lesen. Da ich erst im dritten Semester war und ein ordentlicher Student und nicht so ein Hallodri, der nächtelang im Golgatha Frauen bezirzt, habe ich mit de Saussure angefangen. Getreu dem Motto, wenn man etwas nicht versteht, fängt man bei den Grundlagen an.
Nun ja, ist ja nicht falsch, dass das Wort Baum mit diesem knorrigen Gebilde da im Wald nichts zu tun hat, nur wo ist das Geheimnis? Warum elektrisiert dieser doch eher schlichte Sachverhalt so viele?
Also habe ich einen der Kollegas gefragt, denen die merve-Bändchen aus der Hosentasche quollen.
Es gehe doch nicht um Sprache, sondern um Erkenntnis und dass ich ein Dummkopf wäre und ich sollte doch erstmal Lesen und nochmals Lesen und dann hätte ich vielleicht eine Chance zu verstehen, welche bahnbrechenden Einsichten sich daraus ergäben. Wenn Sprache nicht mit der Wirklichkeit zu tun habe, ihr äußerlich wäre und gleichzeitig die Welt nur über Sprache erkennbar wäre, dann …
Ja schon, erwiderte ich, der Baum da drüben hat mit dem Wort Baum nichts zu tun. Ob man Baum sagt oder Quetzalcoatl ist natürlich egal, aber ich könnte doch auf ihn drauf rennen und dann hätte ich, ungeachtet ob ich gegen einen Baum oder den Quetzalcoatl gerannt wäre, eine Beule am Kopf?
Quetzalcoatl ist wohl ehrabschneiderisch.
Die Diskussion wurde dann etwas lautstärker ( „Wer glaubt die Welt hinter der Sprache erkennen zu können, ist naiv!“) und irgendwann wurde ich beschimpft und der Kollega haute ab. Quetzalcoatl
Das war dann meine zweite Begegnung mit der Metaphysik und den großen und wichtigen Dingen, dem Selbst und der Erkenntnis und den Theorien und Verirrungen, die sich um die Therien ranken. Ich habe dann lieber Foucault und Bourdieu gelesen. Das kann ich verstehen.
... und heute?
Ich habe lange nicht mehr an Backwahn und das „rasende Gefasel der Gegenaufklärung“ denken müssen, bis, ja bis kürzlich mir einer so quer im Magen lag, dass ich dachte: Das kennst du doch? Diese Art zu sprechen und zu denken, die Welt in egozentrische Befindlichkeiten aufzulösen und Sachverhalte unter gefühligem Schaum und mit gelehrter Dummheit zuzuschütten?
Esoterische Erweckungserlebnisse:
„Die Umstimmungserfahrung von damals bleibt irreversibel. Wer sie gemacht hat, wird unempfänglich für Theorien, in denen die Depression immer Recht hat. Auch will man den Wettbewerb, wer der Unglücklichste ist, nicht mehr um jeden Preis gewinnen. Man lebt unter einem helleren Himmel.“ Quellegepaart mit frankolatrischem Auflösen von Geschichte, wobei die Fin- der Fadesse hat weichen müssen (Halten zu Gnaden, verehrter Alfred Polgar):
„Man könnte auf den Gedanken kommen, daß eigentlich alle Klassen der sozialen Welt einmal ihre Revolution gemacht haben müssen, bis schließlich jede Schicht oder jeder "Stand" ihre Revolution gehabt hätten, bis hin an den Fuß der Gesellschaft. Mit anderen Worten: wenn alle sich eingebracht haben in das große Gespräch, wenn alle gut gekämpft haben, wenn alle sich im erfolgreichen Kampf konstituiert haben, wenn alle die Schönheit, ein kompetentes Selbst zu sein und ein politisches Subjekt zu werden, erfahren haben, wenn somit alle Klassen die Passion des Selbst-Seins in der politischen Arena am eigenen Leibe erfahren haben, dann erst wäre der Zyklus der Revolutionen wirklich zu Ende.“ QuelleEine brisante Mischung von Energie und Geschmeidigkeit!
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* “ein Netter”: einige Jahre später galt diese Bezeichnung als schwere Beleidigung. „Nett“ wurde als kleine Schwester von „Scheiße“ definiert, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
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Bericht von einer Dienstfahrt
g. | Freitag, 5. März 2010, 05:35 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Nach Bielefeld gefahren, fünf Stunden auf offener Strecke im ICE verbracht, pünktlich zum Ende des Treffens angekommen, Mantel ausgezogen, allen die Hände geschüttelt, neuen Termin verabredet, dann für das Abendessen noch schnell im Supermarkt gewesen, einen unentlohnten Eintüter angewichst: „Wenn du etwas ordentliches gelernt hättest, müsstest du jetzt nicht betteln!“, zurückgefahren und gedacht: „Hach, was sind wir heute wieder ungerecht gegen alle!“
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Georg Forster: Reise um die Welt 78
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Donnerstag, 4. März 2010, 07:14 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Wir waren noch nicht lange zu dem Capitain und seinem Commando gestoßen, als die unglückliche Veranlassung alles Unheils, das Böttcher-Beil, wieder abgeliefert wurde. Eine Frauensperson von mittlerm Alter, die einiges Ansehen zu haben schien, hatte etliche ihrer Leute darnach ausgeschickt, und diese schafften nicht nur dies eine Stück, sondern auch eine Patrontasche und Herrn PATTONS Vogelflinte wieder herbey, welche, dem Anschein nach, im Wasser versteckt geswesen seyn mußte. Es währete nicht lange, so brachten ein paar Indianer ihren verwundeten Landsmann, der fast keine Besinnung mehr zu haben schien, auf einem Brette zu uns hergetragen. Man schickte deshalb gleich nach dem Wundarzt Herrn PATTON, und ließ den armen Schelm unterdessen auf den Boden niedersetzen. Die Eingebohrnen kamen nun gerade wieder, und die Frauensleute ließen sichs vorzüglich angelegen seyn, Friede und Ruhe wieder herzustellen; doch schienen ihre schüchternen Blicke uns anzuklagen, daß wir grausam mit ihnen umgegangen wären. Endlich setzten sich ihrer fünfzig oder mehrere auf einen schönen grünen Rasen, und winkten, daß wir neben ihnen Platz nehmen möchten. Jeder dieser Schönen hatte ein Paar POMPELMUßE mitgebracht, welche sie mit freundlich liebkosender Gebehrde bissenweise unter uns austheilte. Herrn PATTONS Freundin, zeichnete sich, durch ihre jugendliche Schönheit, vor allen übrigen Frauenzimmern aus. Sie war von hellerer Farbe als das gemeine Volk, dabey wohl gewachsen von sehr proportioniertem Gliederbau, und von überaus regelmäßiger, gefälliger Geschichtsbildung. Feuer strahlte aus den lebhaften schwarzen Augen, und den schönen Hals umflossen schwarze lockigte Haare. Ihre Kleidung bestand aus einem Stück braunen Zeugs, das unter der Brust dicht an den Leib anschloß, aber von den Hüften herab weiter ward, und dieses ungekünstelte Gewand stand ihr besser als die zierliche europäische Tracht sie geputzt haben würde.“Eine von mehreren Stellen, die Schönheit mit Hautfarbe in Verbindung bringen.
(Forster S. 662/3)
(überaus gefälliger Geschichtsbildung, das ungekünstelte Gewand)
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Sprachspiele 12
g. | Mittwoch, 3. März 2010, 05:16 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Dreimal im Kreise:
1.
1.
Ick sitz an' Tisch und esse Klops2.
uff eenmal klopts.
Ick kieke, staune, wundre mir,
Uff eenmal jeht se uff, die Tür!
Nanu, denk ick, ick denk nanu,
Jetz is se uff, erst war se zu.
Ick jehe raus und kieke
Und wer steht draußen? - Icke.
Der Herr, der schickt den Jockel aus...3.
Der Herr, der schickt den Jockel aus:
Er soll den Hafer schneiden.
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Pudel aus.
Er soll den Jockel beißen.
Der Pudel heißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Prügel aus,
Er soll den Pudel schlagen.
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr das Feuer aus,
Es soll den Prügel brennen.
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr das Wasser aus,
Es soll das Feuer löschen.
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Ochsen aus,
Er soll das Wasser saufen.
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Schlächter aus,
Er soll den Ochsen schlachten.
Der Schlächter schlacht' den Ochsen nicht,
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockel nicht,
Der Jockel schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Henker aus,
Er soll den Schlächter hängen.
Der Henker hängt den Schlächter nicht,
Der Schlächter schlacht' den Ochsen nicht,
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockei nicht,
Der Jockei schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da schickt der Herr den Teufel aus,
Er soll den Henker holen.
Der Teufel holt den Henker nicht,
Der Henker hängt den Schlächter nicht,
Der Schlächter schlacht den Ochsen nicht,
Der Ochse säuft das Wasser nicht,
Das Wasser löscht das Feuer nicht,
Das Feuer brennt den Prügel nicht,
Der Prügel schlägt den Pudel nicht,
Der Pudel beißt den Jockei nicht,
Der Jockei schneidt den Hafer nicht
Und kommt auch nicht nach Haus.
Da geht der Herr nun selbst hinaus
Und macht gar bald ein Ende draus.
Der Teufel holt den Henker nun,
der Henker hängt den Schlächter nun,
Der Schlächter schlacht' den Ochsen nun
Der Ochse säuft das Wasser nun,
Das Wasser löscht das Feuer nun,
Das Feuer brennt den Prügel nun,
Der Prügel schlägt den Pudel nun,
Der Pudel beißt den Jockel nun,
Der Jockel schneidt den Hafer nun,
Und kommt auch gleich nach Haus.
Der Hans im SchnakenlochRené Schickele, an den ich bei dieser Gelegenheit kurz erinnern möchte, schrieb übrigens 1914 die Komödie Hans im Schnakenloch.
hat alles, was er will!
Und was er hat, das will er nicht,
und was er will, das hat er nicht,
der Hans im Schnakenloch
hat alles, was er will!
(elsässisches Volkslied)
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Kurze Unterbrechung
g. | Montag, 1. März 2010, 05:55 | Themenbereich: 'so dies und das'

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Den Eisbrecher auf der Spree
g. | Freitag, 26. Februar 2010, 06:04 | Themenbereich: 'Heimatkunde'

werde ich vermissen.
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Georg Forster: Reise um die Welt 77
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Donnerstag, 25. Februar 2010, 06:02 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Dort kam uns der Loots, Herr Gilbert, mit der Nachricht entgegen, daß die drey Canonen-Schüsse, imgleichen eine Salve aus dem kleine Gewehre, blos als Signale wären abgefeuert worden, dadurch man uns, wegen eines mit den Indianern entstandenen Streits, hätte zurückrufen wollen. Der Capitain stand auch schon, an der Spitze eines Commando See-Soldaten, in der Nachbarschaft, und zween von den Eingebohrnen, die sich seitwärts niedergehuckt hatten, riefen uns ganz schüchtern, einmal über das andre WÒA, d.i. Freund! zu. Anfänglich vermutheten wir, daß die Entwendung von Herrn CLERKS’S Gewehr zu dieser Mißhelligkeit Anlaß gegeben habe, und wunderten uns, daß man deshalb so fürchterliche Anstalten gemacht hatte: Gleichwohl kam es im Grunde auf eine noch weit unbedeutendere Kleinigkeit an. Unser Böttcher war nemlich, bey Ausbesserung der Wasserfässer, nicht achtsam genug auf sein Handbeil gewesen; also hatte ein Indianer die Gelegenheit ersehen und war damit entlaufen. Um nun dies kostbare Instrument, wovon gleichwohl noch zwölf Stück auf dem Schiffe vorräthig waren, wiederum herbeyzuschaffen, ließ der Capitain, sogleich einige doppelte große Canots in Beschlag nehmen, ohnerachtet diese Fahrzeuge gar nicht einmal hiesigen Indianern zugehörten, sondern blos des Handels wegen von den benachbarten Inseln herbey gekommen waren, und folglich an dem ganzen Vorfall unschuldig seyn mußten. So befremdend indessen den Indianern dies Verfahren auch vorkommen mogte, so hatte es doch den Nutzen, daß sie Herrn CLERK’S Gewehr auf der Stelle zurück brachten. Um nun auch noch das Böttcher-Beil wieder zu bekommen, mußte noch ein Canot confisciret werden. Der Eigenthümer, der selbst in diesem Fahrzeug und keines Vergehens sich bewußt war, machte Miene, sein angefochtenes Eigenthum zu vertheidigen, indem er einen Speer ergrif, und damit nach dem Capitain zielte. Dieser legte aber sein Gewehr an, gebot dem Indianer, den Wurfspieß von sich zu werfen, und schoß ihm, weil er nicht gleich Lust dazu bezeigte, ohne weitere Umstände eine Ladung Hagel durch die Faust und durchs dicke Bein, daß er, wegen der geringen Entfernung des Schusses, vor Schmerz zu Boden stürzte. Damit noch nicht zufrieden, ward Befehl gegeben, daß vom Schiffe aus drey Canonen, eine nach der andern, gegen die höchste Spitze der Insel hin, abgefeuert werden sollten.“
(Forster S. 660/1)
Eskalation und Sippenhaft.
(seitwärts niedergehuckt, Misshelligkeit, Handbeil, eine Gelegenheit ersehen und entlaufen)
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Sprachspiele 11
g. | Mittwoch, 24. Februar 2010, 05:47 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern (* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914 in Meran) ist einer der bekanntesten Dichter, die sich mit Sprachspielen auseinandersetzten.
1895 trafen sich acht Freunde auf dem Galgenberg bei Werder und trugen Lieder und Gedicht vor. Fisches Nachtgesang kennt jeder:

Die Galgenlieder erschienen erstmals 1905 bei Bruno Cassirer in Berlin. Die acht Freunde nannten sich die Galgenbrüder, verzehrten selbstredend Henkersmahlzeiten und nannten die Kellnerin in ihrem Wirtshaus Sophie die Henkersmaid.
1895 trafen sich acht Freunde auf dem Galgenberg bei Werder und trugen Lieder und Gedicht vor. Fisches Nachtgesang kennt jeder:

Die Galgenlieder erschienen erstmals 1905 bei Bruno Cassirer in Berlin. Die acht Freunde nannten sich die Galgenbrüder, verzehrten selbstredend Henkersmahlzeiten und nannten die Kellnerin in ihrem Wirtshaus Sophie die Henkersmaid.
Galgenbruders Lied
an Sophie, die Henkersmaid
Sophie, mein Henkersmädel,
komm, küsse mir den Schädel!
Zwar ist mein Mund
ein schwarzer Schlund –
doch du bist gut und edel!
Sophie, mein Henkersmädel,
komm, streichle mir den Schädel!
Zwar ist mein Haupt
des Haars beraubt -
doch du bist gut und edel!
Sophie, mein Henkersmädel,
komm, schau mir in den Schädel!
Die Augen zwar,
sie fraß der Aar -
doch du bist gut und edel!
Der Werwolf
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind, und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!
Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:
,Der Werwolf, – sprach der gute Mann,
,des Weswolfs, Genitiv sodann,
,dem Wemwolf, Dativ, wie man’s nennt,
,den Wenwolf, – damit hat’s ein End’.‘
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!
Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar,
doch ‚Wer‘ gäb’s nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind –
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.
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Georg Forster: Reise um die Welt 77
(Reise von den Societäts- nach den freundschaftlichen Inseln)
(Reise von den Societäts- nach den freundschaftlichen Inseln)
g. | Dienstag, 23. Februar 2010, 06:07 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Indem wir den Anker auswarfen, erhaschte ein Indianer das Senkbley, und riß es mit einem Stück der daran befestigten Leine ab. Man bat ihn, es wieder herauszugeben, er hörte aber nicht auf den Capitain, der ihn durch gütliches Zureden zu gewinnen suchte. Es ward also eine Kugel durch sein Canot geschossen; allein das ließ er sich nicht anfechten, sondern ruderte gelassen auf die andere Seite des Schiffs. Wir wiederholten ihm unser voriges Verlangen; da indessen auch dieses nicht fruchten wollte; so wurde die Forderung etwas nachdrücklicher, nemlich durch eine Ladung Hagel unterstützt. Nun ward er auf einmal folgsam; er ruderte nach den Vordertheil des Schiffes hin, wo ein Strick über Bord hieng, und an dieses knüpfte er die Leine nebst dem Bley fest. Mit diesem Ersatz waren aber seine besser denkenden Landsleute noch nicht zufrieden; sondern sie warfen ihn zur Strafe aus seinem Canot, so daß er sich mit Schwimmen ans Land retten mußte, und der begangenen Dieberey wegen von den Vortheilen des Tauschhandels ausgeschlossen blieb, welchen die übrigen, nach wie vor, fortsetzten.“
(Forster S. 652)
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orthogonale Onliner
g. | Montag, 22. Februar 2010, 06:26 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Vert wollte letzte Woche wissen, was denn Quirme sind und was sie tun, außer quirmen selbstverständlich und ich habe dazu eine halbe Geschichte erzählt. Die ganze Geschichte geht so:
Das eine oder andere Unternehmen, z.B. wenn es durch unsere Abteilung empfohlen wird, kann ja mal auf die Idee kommen, seine EDV-Landschaft auf eine halbwegs solide Grundlage zu stellen. Nicht dass ich groß etwas davon verstünde, aber wenn man verschiedene Unternehmensteile an unterschiedlichen Standorten integrieren will, ergibt es durchaus Sinn, wenn u.a. die EDV-Systeme einigermaßen reibungslos miteinander kommunizieren können, v.a. wenn man auf die Daten angewiesen ist und wenig Neigung verspürt, den ganzen Scheiß in jedem einzelnen Fall zu konvertieren oder abzuschreiben. Also wurde eine Projektgruppe eingerichtet und ich hatte die Ehre, dafür Sorge zu tragen, dass die Interessen unserer Abteilung berücksichtigt werden. Und die Sitzungen währten ewiglich …
Das eine oder andere Unternehmen, z.B. wenn es durch unsere Abteilung empfohlen wird, kann ja mal auf die Idee kommen, seine EDV-Landschaft auf eine halbwegs solide Grundlage zu stellen. Nicht dass ich groß etwas davon verstünde, aber wenn man verschiedene Unternehmensteile an unterschiedlichen Standorten integrieren will, ergibt es durchaus Sinn, wenn u.a. die EDV-Systeme einigermaßen reibungslos miteinander kommunizieren können, v.a. wenn man auf die Daten angewiesen ist und wenig Neigung verspürt, den ganzen Scheiß in jedem einzelnen Fall zu konvertieren oder abzuschreiben. Also wurde eine Projektgruppe eingerichtet und ich hatte die Ehre, dafür Sorge zu tragen, dass die Interessen unserer Abteilung berücksichtigt werden. Und die Sitzungen währten ewiglich …
„Die Datenmodelle der beiden Datenbanken in a-sytems und b-systems stehen in einem orthogonalen Verhältnis zueinander!“Oha, dachte ich, bovine spongiforme Enzephalopathie, kann gar nicht anders sein, oder meint er eine Orthogonale Matrix oder Orthogonalität? Da wir zu diesem Zeitpunkt darüber diskutierten, welche Kundendaten aktuell in den verschiedenen Systemen zur Verfügung stehen und welche wir künftig für welche Zwecke brauchen, waren die Datenmodelle der ursprünglichen Systeme eigentlich egal. Darüber hinaus war schon festgelegt worden, dass die Altsysteme nicht weiter gepflegt, sondern durch ein neues System abgelöst werden sollte. Ob da etwas recht- oder spitzwinklig zueinander steht, ist Pumpe. Aber, man weiß ja so wenig, also sah ich zu unserem Datenbankmenschen hinüber und wollte ihn mit einem fragenden Blick dazu animieren, mir blödem Nichttechniker etwas auszuhelfen. Der guckte aber mit hochgezogenen Augenbrauen äußerst sparsam und ich dachte bei mir: Oha, Zeit für Bullshitbingo, dem Sport der arbeitenden Klasse. Bevor ich aber Gleichgesinnte finden konnte, drang ein Satz des Vortragenden an mein Ohr:
„Die Präsentation muss orthogonal programmiert werden: Wollen Sie, G., das nicht in die Hand nehmen?“Je nun, eigentlich bin ich ja nur da, um zuzuhören und Sorge dafür zu tragen, dass unsere Abteilung mit vernünftigen Daten in einer Form versorgt wird, die wir weiter bearbeiten können, aber einen Raum und etwas zu essen und zu trinken zu besorgen, ist ja keine große Aktion, also sagte ich:
„Na klar, ich werde alles Nötige veranlassen!“Orthogonal meint sicher so etwas wie akkurat, zuverlässig, hatte ich mir gedacht.
„Mit Power Point kommen Sie doch klar?“fragte er nach. Äh? Mit Power Point würde ich ja schon einigermaßen klarkommen, aber zu welchem Behufe?
„Äh?“Orthogonal konnte unmöglich zuverlässig bedeuten, aber was denn um Himmels Willen dann? Vielleicht bedeutet orthogonal echt Supi, Spitze, könnte alles gar nicht besser sein ? Oder hatte ich mich verhört und es ging um Ordnung und Geschlechtsteile? Oder geht es um etwas, das ich auch nicht im Entferntesten ahnen kann?
„Nun schließlich ist der ganze Vorstand da, da sollte alles ansprechend geloaded werden!“
„Ähem, ich glaube, ich verstehe nicht genau?“Ah ja! Volare! Portale!
„Das habe ich doch gerade gesagt: Die Arbeitsgruppenergebnisse zum xyz-Portal müssen dem Vorstand präsentiert werden, dabei sind die innovativen Aspekte besonders hervorzuheben!“
„Innovativen Aspekte?“hörte ich mich sagen. ‚Halt die Klappe, bügel das ab!‘ dachte ich bei mir. Sag zu dem nicht vorhandenen Portal ja nix. Ich blickte hoch und sah seinen strengen Blick. Oha, höchste Gefahr, der Wahnsinn galoppiert.
„Schließlich profitiert ihre Abteilung am meisten!“Oh weia, oh weia, wer hat die dicksten E..., da hat jemand Angst vor der Leitung herumzukartoffeln.
„Je nun, ich denke, dass das ganze Unternehmen davon profitiert. Wir sind vielleicht diejenigen, die solche Projekte anregen, aber das ist schließlich unsere Funktion. Ich bin kein Techniker, die Arbeitsergebnisse der Projektgruppe sollten meiner Ansicht nach von der Projektleitung vorgetragen werden. Ich bin schlicht nicht in der Lage alle wesentlichen technischen und einzelfachlichen Aspekte zu verstehen und folglich auch nicht in der Lage sie zu formulieren. Für solche Dinge sind sie die Fachleute.“Und in diesem Moment hätte ich mir gewünscht, dass die Kollegin mir ins Ohr flüstert:
„Der Quirm quirmt!“Man kann nicht alles haben im Leben.
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Fundstücke 5.KW bis 7.KW
g. | Freitag, 19. Februar 2010, 06:13 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
Hintergründe und Sichtweisen:
Google: Einer gegen alle
Jean Ziegler: Schweizer Schizophrenie
Datenschutzrecht: Fotos von Gebäuden und Straßen zulässig via lawblog
Gedanken zur DDR
Paul Krugmann: Der amerikanische Albtraum via Spiegelfechter
kluges und interessantes:
WOLFRAM SCHÜTTE: Axolotl unter Lemmingen
Körperkult 1: Experimente als Segen
Körperkult 2: Mensch-Maschine
Körperkult 3: Selbstliebe und Selbstzerstörung
Körperkult 4: Die gedopte Gesellschaft
Wer soll das alles lesen?
ANDREAS MARTIN WIDMANN bespricht: Paul Celan/Klaus und Nani Demus: Briefwechsel.
Herausgegeben und kommentiert von Joachim Seng.
Suhrkamp Verlag 2009. 676 Seiten. 34,80 Euro.
SEBASTIAN KARNATZ bespricht: Beat Wyss: Nach den großen Erzählungen.
218 Seiten. Suhrkamp 2009. Preis: 12,- Euro.
Peter Rühmkorf: Jazz & Lyrik. Aufnahmen 1976-2006.
Herausgegeben von Stephan Opitz. Eine Edition der Arno Schmidt Stiftung.
Hamburg: Hoffmann und Campe 2009. 3 CDs mit Beibuch. 29,05 Euro
Georg Brunold (Hg.): Nichts als die Welt.
Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren.
Verlag Galiani Berlin 2009. 684 Seiten. 85,00 Euro.
Godard, Tarkowskij, Hölderlin: ein Blick in deutsche Zeitschriften von 1997
Friedrich Lenger: Rezension zu: Osterhammel, Jürgen: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München 2009
Atlas der abgelegenen Inseln
Dieter Kühn: Ich war Hitlers Schutzengel
und ein Interview mit Dieter Kühn
Vielversprechend?
Jürgen Link: Bangemachen gilt nicht
Berlin:
Berlin: Stadtpolitik für die Mittelklasse
amüsantes:
unhappy hipsters via Astrid Paprotta
Matthias Beltz Partisan und Parmesan
kluges und interessantes:
Wer soll das alles lesen?
Herausgegeben und kommentiert von Joachim Seng.
Suhrkamp Verlag 2009. 676 Seiten. 34,80 Euro.
218 Seiten. Suhrkamp 2009. Preis: 12,- Euro.
Herausgegeben von Stephan Opitz. Eine Edition der Arno Schmidt Stiftung.
Hamburg: Hoffmann und Campe 2009. 3 CDs mit Beibuch. 29,05 Euro
Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren.
Verlag Galiani Berlin 2009. 684 Seiten. 85,00 Euro.
und ein Interview mit Dieter Kühn
Vielversprechend?
Berlin:
amüsantes:
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Georg Forster: Reise um die Welt 76
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
g. | Donnerstag, 18. Februar 2010, 04:59 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Dem hochgelahrten TUTAWAÏ schien damit gedient zu seyn, daß er Gelegenheit fand, seine Wissenschaft auszukramen. Es schmeichelte seiner Eigenliebe, daß wir ihm so aufmerksam zuhörten; und dies vermogte ihn auch sich über diese Materie mit mehr Geduld und Beharrlichkeit herauszulassen, als wir sonst von den flüchtigen und lebhaften Einwohnern dieser Inseln gewohnt waren. Im Ganzen scheint die Religion aller dieser Insulaner das sonderbarste System der Vielgötterey zu seyn, das jemals erdacht worden. Nur wenige Völker sind so elend und so ganz mit den Bedürfnissen der Selbsterhaltung beschäftigt, daß sie darüber gar nicht an den Schöpfer denken, und versuchen sollten, sich einen, wenn gleich noch so unvollständigen Begriff von ihm zu machen. Diese Begriffe scheinen vielmehr seit jenen Zeiten, da sich Gott den Menschen unmittelbar offenbarte, durch mündliche Erzählungen unter allen Nationen verblieben, und aufbehalten zu seyn. Vermittelst einer solchen Fortpflanzung der ehemaligen göttlichen Offenbarung, hat sich denn auch zu TAHITI und auf den übrigen SOCIETÄTS-INSELN, noch ein Funken davon erhalten, dieser nemlich, daß sie ein höchstes Wesen glauben, durch welches alles Sichtbare und Unsichtbare erschaffen, und hervorgebracht worden. Die Geschichte zeigt aber, daß alle Nationen, wenn sie die Eigenschaften dieses allgemeinen und unbegreiflichen Geistes näher untersuchen wollten, die Schranken, welche der Schöpfer unsern Sinnes- und Verstandes-Kräften vorgeschrieben, bald mehr bald minder überschritten, und dadurch gemeiniglich zu den thörigsten Meynungen verleitet würden. Daher geschahe es, daß die Eigenschaften der Gottheit durch eingeschränkte Köpfe, die sich von der höchsten Vollkommenheit keinen Begriff machen konnten, gar bald personificirt oder als besondere Wesen vorgestellet wurden. Auf diese Art entstand jene ungeheure Zahl von Göttern und Göttinnen; ein Irrthum gebahr den anderen, und da jeder Mensch ein angebohrnes Verlangen hegt, von Gott sich einen Begriff zu machen; so brachte der Vater, das, was er davon wußte, in der ersten Erziehung auch seinen Kindern bey. Indessen vermehrte sich das Geschlecht der Menschen, und fieng gar bald an, sich in unterschiende Stände zu theilen. Durch diesen eingeführten Unterschied in den Ständen ward verhältnißweise die Befriedigung der Sinnlichkeit einigen erleichtert, andern aber erschwert. Wenn nun unter denjenigen, welchen sie erschweret wurden, ein Mann von besondern Fähigkeiten war, der den allgemeinen Hang seiner Mitbrüder zu Anbetung eines höheren Wesens bemerkte; so geschah es oft, (und ich möchte fast sagen, immer) daß er diese herrschende Neigung mißbrauchte. Zu dem Ende suchte der Betrüger die Verstandeskräfte des großen Haufens zu fesseln und sich denselben zinsbar zu machen. Die Vorstellungen, welche er ihnen von der Gottheit beybrachte, mußten seinen Absichten behülflich seyn, und deshalb pflanzte er dem Volke, das bisher von Natur eine kindliche Liebe zu Gott als seinem Wohlthäter fühlte, nun Furcht und Schrecken ein. Eben so dünkt mich, ist auch auf den Societäts-Inseln zugegangen.“Die Schöpfungsmythen aus dem Geist des Pflöckelns erklären, darauf muss man auch erst kommen.
(Forster S. 632/3)
(die flüchtigen und lebhaften Einwohner, einer solchen Fortpflanzung der ehemaligen göttlichen Offenbarung, bald mehr bald minder, zu den törichtesten Meinungen verleitet, eingeschränkte Köpfe, angeborenes Verlangen, gar bald anfangen, zinsbar zu machen, seinen Absichten behilflich)
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