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Georg Forster: Reise um die Welt 29
(Reise von Dusky-Bay nach Charlottensund – Wiedervereinigung mit der Adventure – Verrichtungen daselbst)
(Reise von Dusky-Bay nach Charlottensund – Wiedervereinigung mit der Adventure – Verrichtungen daselbst)
g. | Dienstag, 7. Juli 2009, 07:07 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Diese Leute schienen sich des Capitain COOK’S noch zu erinnern, denn sie wandten sich an ihn und fragten nach TUPAYA1 , dem Indianer von O-Taheitti, welchen er auf seiner vorigen Reise bey sich gehabt, und der bey des Schiffes Anwesenheit in Neu-Seeland noch am Leben gewesen war.”
1 ”Dieser Mann ist den Lesern von Hawkesworths GESCHICHTE DER ENGL. SEE-REISEN*, unter dem Namen TUPIA bekannt. Man kann aber versichert seyn, den Namen desselben, gleich vielen andern Wörtern aus den Südsee-Sprachen, hier RICHTIGER als im vorhergehenden Werk ortographirt zu finden; denn der Verfasser des gegenwärtigen ist ein Deutscher, die gemeiniglich nicht nur mehr Disposition haben fremde Sprachen zu lernen, sondern auch in der Aussprache und Rechtschreibung derselben ungleich genauer zu seyn pflegen als die Engländer, Franzosen etc. Es sind auch zum Behuf der Deutschen, alle fremden Wörter hier so geschrieben, wie sie der deutschen Aussprache nach eigentlich lauten. A.d.V.”
(Forster S. 202)
*John Hawkesworth (1715-1773) war ein renommierter Schriftsteller, der 1771 beauftragt wurde aus den Schiffstagebüchern von James Cook einen anschaulichen Bericht zu verfassen:
Cook, James; Hawkesworth, John, Geschichte der See-Reisen und Entdeckungen im Süd-Meer, welche auf Befehl Sr. Großbrittannischen Majestät [George des Dritten] unternommen [worden sind]
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Andächtelei
g. | Montag, 6. Juli 2009, 06:26 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
Beim Stöbern in Texten von Georg Forster gefunden: Andächtelei.
Hach, vor langer Zeit, als ich noch dachte, man müsse sich alles mal ansehen, war ich auch in Lourdes. Dabei war ich vorgewarnt. Schon im Zug wurden wir von einer Gruppe rasant Gläubiger irgend einer Nationalität durch Gesinge gepeinigt. Immerhin waren wir schlau genug, kein Gespräch mit den Mitreisenden zu suchen, Neugier hin oder her, mit Wallfahrern zu reden, artet schnell in nicht endenwollende Belästigung aus. Lourdes war die Hölle. Es gab keine Chance dem kollektiven, organisierten Irrsinn zu entrinnen, nur Jerusalem soll noch schlimmer sein. Wir gaben unser Gepäck im Bahnhof auf und versuchten durch die Stadt zu schlendern, indes war solches unmöglich. Ohne Unterlass spukten die Busse neue Gruppen aus, die sich nach meinem Eindruck unverzüglich in den Kauf von Andenken stürzte, ohne auch nur in Erwägung zu ziehen zuvor den Ort der Marienerscheinung zu besuchen. Glückliche Menschen machen mich nervös. Auch der überbordende Glaubenskitsch war weder originell noch ironisch gebrochen, wie man es zumindest gelegentlich in Rom sehen kann. (In Rom gab es, wenn ich mich recht erinnere, in der Nähe der stazione termini einen Souvenirladen, der ein Daumenkino mit einem sich in rasender Geschwindigkeit bekreuzenden Priester feilbot. Aber Rom zieht auch noch anders gestrickte Touristen an.) Wir haben dann Lourdes sehr schnell wieder verlassen.
Nicht entkommen kann man hingegen Kirchentagen in Freiburg. Mitte der 70er Jahre fand ein solcher in diesem südbadischen Städtchen statt. 200 000 Katholiken in einer Stadt mit 250 000 Einwohnern oder wie mein Wuppertaler Mitbewohner sagte: “Meine Fresse, allet voller Katholen!“
Ich war das nicht gewöhnt.
Im württembergischen sind die Evangelen in der Überzahl, weil unser allergnädigster Landesherr Herzog Ulrich 15hundert irgendwas sich auf die Seite der Lutheraner geschlagen hatte, die badischen Markgrafen hielten es dagegen zumindest teilweise mit den Papisten.
Die Stadt hatte ihre Einwohnerzahl für einige Tage verdoppelt, genächtigt wurde in Schulen, Verwaltungen, Firmen stellten ihre Kantinen zur Verfügung und mancher Bauer hatte eine Gruppe in seinem Heuschober.
Wenn man um halb sieben zur Frühschicht fuhr, strebten bereits Nonnen mit der Spitze des Regenschirms voraus in die Straßenbahn und wenn man nicht höllisch aufpasste, bohrten sie uns Unschuldigen die Schirmspitze zwischen die Rippen. Abends konnte man glücklich lächelnde, junge Menschen selbst im Reichsadler Spagetti Bolognese für fünf DM verzehren sehen, obwohl der Reichsadler einer der abgewanztesten Kneipen in Freiburg war, in den sich normalerweise nur Langhaarige ohne nennenswertes Einkommen, Drogenfahnder und Staatsschützer verirrten.
So kam ich zum zweiten Mal unter die Gläubigen, ich der ich nie eine christliche Erziehung genossen hatte, obwohl getauft und konfirmiert und später in Berlin fast noch einmal der Rechristianisierung durch die Steuerbehörden anheim gefallen bin.
Hach, vor langer Zeit, als ich noch dachte, man müsse sich alles mal ansehen, war ich auch in Lourdes. Dabei war ich vorgewarnt. Schon im Zug wurden wir von einer Gruppe rasant Gläubiger irgend einer Nationalität durch Gesinge gepeinigt. Immerhin waren wir schlau genug, kein Gespräch mit den Mitreisenden zu suchen, Neugier hin oder her, mit Wallfahrern zu reden, artet schnell in nicht endenwollende Belästigung aus. Lourdes war die Hölle. Es gab keine Chance dem kollektiven, organisierten Irrsinn zu entrinnen, nur Jerusalem soll noch schlimmer sein. Wir gaben unser Gepäck im Bahnhof auf und versuchten durch die Stadt zu schlendern, indes war solches unmöglich. Ohne Unterlass spukten die Busse neue Gruppen aus, die sich nach meinem Eindruck unverzüglich in den Kauf von Andenken stürzte, ohne auch nur in Erwägung zu ziehen zuvor den Ort der Marienerscheinung zu besuchen. Glückliche Menschen machen mich nervös. Auch der überbordende Glaubenskitsch war weder originell noch ironisch gebrochen, wie man es zumindest gelegentlich in Rom sehen kann. (In Rom gab es, wenn ich mich recht erinnere, in der Nähe der stazione termini einen Souvenirladen, der ein Daumenkino mit einem sich in rasender Geschwindigkeit bekreuzenden Priester feilbot. Aber Rom zieht auch noch anders gestrickte Touristen an.) Wir haben dann Lourdes sehr schnell wieder verlassen.
Nicht entkommen kann man hingegen Kirchentagen in Freiburg. Mitte der 70er Jahre fand ein solcher in diesem südbadischen Städtchen statt. 200 000 Katholiken in einer Stadt mit 250 000 Einwohnern oder wie mein Wuppertaler Mitbewohner sagte: “Meine Fresse, allet voller Katholen!“
Ich war das nicht gewöhnt.
Im württembergischen sind die Evangelen in der Überzahl, weil unser allergnädigster Landesherr Herzog Ulrich 15hundert irgendwas sich auf die Seite der Lutheraner geschlagen hatte, die badischen Markgrafen hielten es dagegen zumindest teilweise mit den Papisten.
Die Stadt hatte ihre Einwohnerzahl für einige Tage verdoppelt, genächtigt wurde in Schulen, Verwaltungen, Firmen stellten ihre Kantinen zur Verfügung und mancher Bauer hatte eine Gruppe in seinem Heuschober.
Wenn man um halb sieben zur Frühschicht fuhr, strebten bereits Nonnen mit der Spitze des Regenschirms voraus in die Straßenbahn und wenn man nicht höllisch aufpasste, bohrten sie uns Unschuldigen die Schirmspitze zwischen die Rippen. Abends konnte man glücklich lächelnde, junge Menschen selbst im Reichsadler Spagetti Bolognese für fünf DM verzehren sehen, obwohl der Reichsadler einer der abgewanztesten Kneipen in Freiburg war, in den sich normalerweise nur Langhaarige ohne nennenswertes Einkommen, Drogenfahnder und Staatsschützer verirrten.
So kam ich zum zweiten Mal unter die Gläubigen, ich der ich nie eine christliche Erziehung genossen hatte, obwohl getauft und konfirmiert und später in Berlin fast noch einmal der Rechristianisierung durch die Steuerbehörden anheim gefallen bin.
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Alexanderplatz: Vom U-Bahnausgang zum S-Bahnhof
g. | Freitag, 3. Juli 2009, 06:41 | Themenbereich: 'Heimatkunde'
Es sind kaum 50 Meter, zuerst kommt Jopi, der ein selbst gemaltes Schild vor die Brust hält und verspricht, dass er ehrlicher als jeder andere Politiker ist. Ich kenne Jopi nicht näher, aber vertrauenswürdiger als Wolfgang Clement oder Friedrich Merz ist er allemal. Geradezu steht eine christliche Singegruppe mit Israelfahne. Da ahnt man Fürchterliches, so dass sich ein Nachfragen verbietet. Einige Meter weiter brüllt ein dunkelhäutiger Riese etwas von ‚praise the Lord’ usw. Ein pickliges, pummeliges, bleiches Mädchen übersetzt mit leerem Blick. Da hätte Chester Himes seine helle Freude. Und Sigmund Freud. Zwei Würstchenverkäufer, einer davon im Rollstuhl, schleppen schwer an ihren mobilen Bratereien. Der Rollstuhlfahrer verkauft doppelt so viele Bratwürste. Davor eine Truppe, die irgendwelche Tiere retten will und eine andere, die was mit Kindern auf ihrem Stand zu stehen hat. Ob die Fundraiser für beide Organisationen arbeiten? Dazwischen allerlei Volks, das unterschiedliche Dinge der Aufmerksamkeit empfiehlt: günstige DVD-Player, happy hours für diverse Etablissements, Gutscheine usw. So viel Belästigung und schlechtes Essen ist nirgends sonst.
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Georg Forster: Reise um die Welt 28
(Reise von Dusky-Bay nach Charlottensund – Wiedervereinigung mit der Adventure – Verrichtungen daselbst)
(Reise von Dusky-Bay nach Charlottensund – Wiedervereinigung mit der Adventure – Verrichtungen daselbst)
g. | Donnerstag, 2. Juli 2009, 06:26 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Am folgenden Tage giengen wir nach der HIPPAH oder Festung der Indianer, wo Herr BAILEY, der Astronom der Adventure, seine Sternwarte aufgeschlagen hatte. Sie liegt auf einem steilen, freystehenden Felsen, und ist nur von einer Seite, vermittelst eines unbequemen Fussteiges zugänglich, in welchem kaum zwey Mann neben einander gehen können. Der Gipfel war ehedem mit Palisaden umgegeben gewesen; die Matrosen hatten sie aber schon mehrentheils ausgerissen und zu Brennholz verbraucht. Innerhalb dieser Schutzwehr standen die Wohnungen der Einwohner ohne Ordnung durch einander.Diese Hütten waren ohne Seitenwände ausgeführt, indem das ganze Haus nur aus einem Dache bestand, das oben in eine scharfe Spitze zusammen lief. Die inwendige Seite hatten sie mit Baumzweigen, wie ein Zaun- oder Hürden-Werk ausgeflochten, alsdenn Baumrinde darüber hergelegt, und von außen mit den stärksten Fibern der hiesigen Flachspflanze gedeckt. Die Leute erzählten uns, daß diese Hütten voll Ungeziefers, besonders aber voll Flöhe gewesen wären, und wunderten sich gleichsam, daß sie diesen Anzeigen nach zu urtheilen, so ganz kürzlich noch bewohnt gewesen seyn sollten. Ich glaube aber überhaupt, daß dergleichen feste Plätze den Einwohnern jedesmal nur auf kurze Zeit zur Wohnung dienen, auf so lange nemlich, als sie etwa wegen Annäherung eines Feindes in Gefahr seyn mögen.“
(Forster S. 198)
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Mein Nachbar, der Herr S.
g. | Mittwoch, 1. Juli 2009, 06:29 | Themenbereich: 'Begegnungen'
hat den bösen Blick. Das ist sicher genetisch bedingt. Wenn mir also demnächst etwas Schlimmes widerfährt, dann weiß ich Bescheid.
Aber ich will von vorne anfangen:
„N’Abend, sagen sie mal die Schwulen sind doch wieder in der Stadt?“
„Ja?“
„Jetzt tun sie doch nicht so. Sie haben es doch auch gesehen.“
„Was habe ich denn gesehen?“
„Na die ganzen Schwulen, die gerade durch die Stadt laufen?“
„Ach, den Christopher-Street-Day meinen sie?“
„Wie das heißt, weiß ich nicht. Ist ja auch egal. Amerikanische Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass das Schwulsein von einem Virus kommt, der die im Säuglingsalter befällt.“
Wenn ich einen Satz höre, der mit ‚Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden …“ beginnt, steigt meine Temperatur.
„Ähem, sie meinen das AIDS-Virus?“
„Nein, das doch nicht. Den kann ja jeder kriegen. Nein, nein, es geht darum, dass man sich infiziert und dann schwul wird.“
„Nix für ungut, aber das hört sich nach irgendeinem evangelikalen Gequatsche an, das hat mit seriöser Wissenschaft nichts zu tun.“
„Sie meinen, dass ist angeboren?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ist doch auch egal.“
„Na ja, was jemand in seinem Privatleben macht ist natürlich egal. Ist ja auch nicht mehr wie früher. Aber eine Ursache muss es doch haben?“
„Je nun, wie schon gesagt, ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur, dass seit mindestens 2000 Jahren Männlein mit Weiblein, Männlein mit Männlein und Weiblein mit Weiblein in die Kiste hüpfen. Eigentlich hätte man sich inzwischen daran gewöhnen können.“
„Entweder ist das genetisch bedingt oder es hat was mit Erziehung zu tun, was anderes gibt es ja nicht.“ meint Herr S., aber was zum Teufel will er nur von mir?
„Mein Gott, ja, näch. Ich habe mir ehrlich gesagt, die Frage noch nie gestellt. Vielleicht gibt es ja keine Ursache bzw. sie wäre nur sehr schwer zu ermitteln. Und warum sollte man auch?“
„Ich glaube ja, dass es was mit den Genen zu tun hat.“
„Aha, und warum glauben sie das?“
„Man unterschätzt meistens den Einfluss der Gene, das werden ihnen alle bestätigen können, die etwas davon verstehen.“
„Mein Biologielehrer führte auch immer alles auf die Gene zurück, aber …“
„Sehen sie, der Mann wusste von was er spricht.“
„Ne, gewusst hat er es nicht, aber als Biologe hat er es geglaubt und als Wissenschaftler sagte er auch, dass er es nicht weiß, aber insbesondere passte ihm nicht, was die 68er behauptet haben. Und das, denke ich, war zumindest ein wesentlicher Grund für seine Einschätzung.“
Herr S. starrte mich an, wie immer exakt zwischen die Augen und mir wurde unwohl. Dann sagte er:
„Mit ihnen kann man nicht diskutieren. Ein Bisschen muss man schon auf dem Boden der Tatsachen bleiben, sonst kann man nicht reden.“
„Tja, das ist auch so eines der Probleme. Jeder hat so seine eigenen Auffassungen, was denn die Tatsachen wären.“
Aber ich will von vorne anfangen:
„N’Abend, sagen sie mal die Schwulen sind doch wieder in der Stadt?“
„Ja?“
„Jetzt tun sie doch nicht so. Sie haben es doch auch gesehen.“
„Was habe ich denn gesehen?“
„Na die ganzen Schwulen, die gerade durch die Stadt laufen?“
„Ach, den Christopher-Street-Day meinen sie?“
„Wie das heißt, weiß ich nicht. Ist ja auch egal. Amerikanische Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass das Schwulsein von einem Virus kommt, der die im Säuglingsalter befällt.“
Wenn ich einen Satz höre, der mit ‚Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden …“ beginnt, steigt meine Temperatur.
„Ähem, sie meinen das AIDS-Virus?“
„Nein, das doch nicht. Den kann ja jeder kriegen. Nein, nein, es geht darum, dass man sich infiziert und dann schwul wird.“
„Nix für ungut, aber das hört sich nach irgendeinem evangelikalen Gequatsche an, das hat mit seriöser Wissenschaft nichts zu tun.“
„Sie meinen, dass ist angeboren?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ist doch auch egal.“
„Na ja, was jemand in seinem Privatleben macht ist natürlich egal. Ist ja auch nicht mehr wie früher. Aber eine Ursache muss es doch haben?“
„Je nun, wie schon gesagt, ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur, dass seit mindestens 2000 Jahren Männlein mit Weiblein, Männlein mit Männlein und Weiblein mit Weiblein in die Kiste hüpfen. Eigentlich hätte man sich inzwischen daran gewöhnen können.“
„Entweder ist das genetisch bedingt oder es hat was mit Erziehung zu tun, was anderes gibt es ja nicht.“ meint Herr S., aber was zum Teufel will er nur von mir?
„Mein Gott, ja, näch. Ich habe mir ehrlich gesagt, die Frage noch nie gestellt. Vielleicht gibt es ja keine Ursache bzw. sie wäre nur sehr schwer zu ermitteln. Und warum sollte man auch?“
„Ich glaube ja, dass es was mit den Genen zu tun hat.“
„Aha, und warum glauben sie das?“
„Man unterschätzt meistens den Einfluss der Gene, das werden ihnen alle bestätigen können, die etwas davon verstehen.“
„Mein Biologielehrer führte auch immer alles auf die Gene zurück, aber …“
„Sehen sie, der Mann wusste von was er spricht.“
„Ne, gewusst hat er es nicht, aber als Biologe hat er es geglaubt und als Wissenschaftler sagte er auch, dass er es nicht weiß, aber insbesondere passte ihm nicht, was die 68er behauptet haben. Und das, denke ich, war zumindest ein wesentlicher Grund für seine Einschätzung.“
Herr S. starrte mich an, wie immer exakt zwischen die Augen und mir wurde unwohl. Dann sagte er:
„Mit ihnen kann man nicht diskutieren. Ein Bisschen muss man schon auf dem Boden der Tatsachen bleiben, sonst kann man nicht reden.“
„Tja, das ist auch so eines der Probleme. Jeder hat so seine eigenen Auffassungen, was denn die Tatsachen wären.“
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Georg Forster: Reise um die Welt 27
(Reise von Dusky-Bay nach Charlottensund – Wiedervereinigung mit der Adventure – Verrichtungen daselbst)
(Reise von Dusky-Bay nach Charlottensund – Wiedervereinigung mit der Adventure – Verrichtungen daselbst)
g. | Dienstag, 30. Juni 2009, 06:35 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Nachmittags um vier Uhr, als wir uns ohngefähr neben dem Cap STEPHANS befanden, war wenig oder gar kein Wind zu spüren. Um diese Zeit sahen wir in Süd-Westen dicke Wolken und an der Süd-Seite des Caps regnete es. Es währte nicht lange, so erblickte man dort plötzlich einen weislichten Fleck auf der See von welchem eine Wasser-Säule empor stieg, die wie eine gläserne Röhre anzusehen war. Eine andre dergleichen Dunst-Säule senkte sich aus den Wolken herab und schien mit jener sich vereinigen zu wollen.* (griech. metéoros (μετέωρος) = „schwebend, in der Luft“)Dies erfolgte auch wirklich, und so entstand das Meteor*, welches WASSERHOSE, TROMBE, oder WATERSPOUT** genannt wird. Kurz nachher sahen wir noch drey andre dergleichen Säulen, die eben wie die erste entstanden. Die nächste war ohngefähr drey englische Meilen von uns, und mochte unten am Fus, im Durchschnitt ohngefähr 70 Klafter*** dick seyn. Das Thermometer stand auf 56½° als dies Phänomen sich zu formiren anfieng. Da die Natur und Ursach desselben bis jetzt noch so wenig bekannt ist, so waren wir auf alle, sogar auf die geringsten Umstände aufmerksam, die sich dabey ereigneten. Die Basis der Säulen, woselbst sich das Wasser heftig bewegte und in gewundener Richtung (nach einer Spiral-Linie) gleich einem Dunst empor stieg, nahm einen großen Fleck in der See ein, der, wenn die Sonne darauf schien, schön und gelblich in die Augen fiel. Die Säulen selbst hatten eine zylindrische Form, doch waren sie nach oben hin dicker als am untern Ende. Sie rückten ziemlich schnell auf der Oberfläche der See fort; da ihnen aber die Wolken nicht mit gleicher Geschwindigkeit folgten, so bekamen sie eine gebogene und schiefe Richtung. Oft giengen sie nebeneinander vorbey, die eine hier die andre dorthin; da es nun windstill war, so schlossen wir aus dieser verschiedenen Bewegung der Wasserhosen, daß jeder derselben einen eignen Wind hervorbringen oder davon fortgetrieben werden müsse. Endlich brachen sie eine nach der andern, vermuthlich, weil der Obertheil sich gemeiniglich ungleich langsamer bewegte als der Untertheil und die Säule solchergestalt allzukrumm und zu weit in die Länge gezogen ward. In eben dem Verhältniß als uns die schwarzen Wolken näher kamen, entstanden kurze krause Wellen auf der See und der Wind lief um den ganzen Compaß herum, ohne sich in einem Striche festzusetzen. Gleich nachher sahen wir, daß die See ohngefähr zweyhundert Klaftern weit von uns, an einer Stelle in heftige Bewegung gerieth. Das Wasser kräuselte sich daselbst, aus einem Umfang von funfzig bis sechzig Faden, gegen den Mittelpunct hin zusammen, und zerstäubte alsdenn in Dunst, der durch die Gewalt der wirbelnden Bewegung, in Form einer gewundnen Säule gegen die Wolken empor getrieben wurde. Um diese Zeit fiel etwas Hagel aufs Schiff und die Wolken über uns hatten ein schrecklich schwarzes und schweres Ansehen. Gerade über jenem Wasserwirbel senkte sich eine Wolke langsam herab, und nahm nach und nach die Gestalt einer langen, dünnen Röhre an. Diese schien sich mit dem Dunst-Wirbel vereinigen zu wollen, der unterdessen hoch aus dem Wasser aufgestiegen war; es währete auch nicht lange, so hiengen sie würklich zusammen und machten eine gerade aufstehende, cylindrische Säule aus. Man konnte deutlich sehen, wie das Wasser innerhalb des Wirbels mit Gewalt aufwärts gerissen ward; und es schien als ließe es in der Mitte einen hohlen Zwischenraum. Es dünkte uns auch wahrscheinlich, daß das Wasser keine dichte, sondern nur eine hohle Säule ausmache; und in dieser Vermuthung wurden wir durch die Farbe bestärkt, die einer durchsichtigen gläsernen Röhre völlig ähnlich war. Kurz nachher beugte sich und brach auch diese letzte Wasserhose wie die andern, nur mit dem Unterschied, daß sich, als sie von einander riß, ein Blitzstrahl sehen ließ, auf den jedoch kein Donnerschlag folgte. Diese ganze Zeit über befanden wir uns in einer höchstgefährlichen und beunruhigenden Lage. Die schreckenvolle Majestät eines Meteors, welches See und Wolken vereinigte, machte unsre ältesten Seeleute verlegen. Sie wußten kaum was sie thun oder lassen sollten; denn ob gleich die mehresten solche Wassersäulen schon ehemals von ferne gesehen hatte, so waren sie doch nie so umsetzt damit gewesen als diesmal, und ein jeder wußte fürchterliche Geschichten zu erzählen, was für schreckliche Verwüstungen sie anrichteten, wenn sie über ein Schiff weggingen oder sich gegen dasselbe brächen. Wir machten uns auch würklich aufs Schlimmste gefaßt und nahmen unsre Stengen-Segel ein. Doch war jedermann der Meynung, daß uns dies wenig schützen und daß Masten und Seegelstangen drauf gehen würden, wenn wir in den Wind gerathen sollten. Man wollte wissen, daß Canonen-Feuern, vermittelst der starken Bebung in der Luft dergleichen Wassersäulen gemeiniglich zertheilt habe. Es ward deswegen auch Befehl gegeben, daß ein Vierpfünder in Bereitschaft gehalten werden sollte; da aber die Leute, wie gewöhnlich, lange damit zubrachten, so war die Gefahr über, ehe der Versuch angestellt werden konnte. In wie fern die Electricität als eine Ursach dieses Phänomens angesehen werden darf, konnten wir nicht eigentlich bestimmen; daß sie aber überhaupt einigen Antheil daran haben müsse, läßt sich wohl aus dem Blitz abnehmen, der beym Zerplatzen der letzten Wasser-Säule deutlich zu sehen war. Von Entstehung der ersten bis zum Aufhören der letzten vergingen drey Viertelstunden. Als um 5 Uhr die letzte erschien, stand das Thermometer auf 54., mithin 2½ Grad niedriger als beym Anfang der ersten. Die See war an der Stelle, wo WIR uns damals befanden, sechs und dreyßig Faden tief, und die Gegend von eben der Beschaffenheit als jene, in welchen andre Reisende solche Wasserhosen sonst angetroffen haben; es war nemlich eine Art von Meer-Enge oder eine sogenannte See-Straße. Dr. SHAW und THEVENOT, sahen dergleichen in der mittelländischen und persischen See; auch bey den westindischen Inseln, in der Straße von Malacca und in der chinesischen See sind sie gewöhnlich. Wir hätten gewünscht, bey dieser Gelegenheit einige besondere Entdeckungen über dies Phänomen zu machen; allein so glücklich waren wir nicht. Unsre Bemerkungen bestätigen nur was andre bereits beobachtet haben, und worüber sich Dr. BENJAMIN FRANKLIN**** schon umständlich herausgelassen hat. Seine sinnreiche Hypothese, daß Wirbelwinde und Wasserhosen einerley Ursprung haben, ist durch unsre Bemerkungen im mindesten nicht geschwächt; und wir verweisen unsre philosophischen Leser auf seine Schriften, in welchen die vollständigste und beste Nachricht von diesem Phänomen zu finden ist.“
(Forster S. 189 - 192)
** Wasserhose
*** Der preussische Klafter misst etwa 1,88 m, demnach hätte die Wasserhose einen Umfang von 132 m.
**** Benjamin Franklin, nordamerikanischer Verleger, Staatsmann, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Naturphilosoph.
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anno 1866
g. | Montag, 29. Juni 2009, 06:50 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Wenn man mir zum Beispiel bis jetzt sagte: »liebe deinen Nächsten« und ich tat es - was kam dabei heraus? ... Es kam heraus, dass ich meinen Rock in zwei Hälften zerriss, ihn mit dem Nächsten teilte und wir beide blieben halbnackt, wie nach dem russischen Sprichworte: »Wer ein paar Hasen gleichzeitig nachjagt, fängt keinen einzigen«. Die Wissenschaft aber sagt: »Liebe vor allem zuerst dich selbst, denn alles in der Welt ist auf das persönliche Interesse gegründet. Wenn man sich selbst liebt, wird man seine Angelegenheiten, wie es sich gehört, in Ordnung bringen und der Rock bleibt einem ganz und heil. Die wirtschaftlichen Gesetze fügen noch hinzu, dass je mehr es in der Gesellschaft geordnete Privatangelegenheiten und sozusagen ganze und heile Röcke gibt, dass sie umsomehr Grundlagen hat, und dass umsomehr das Allgemeinwohl gefördert wird. Also, indem ich allein und ausschließlich für mich selbst erwerbe, erwerbe ich dadurch auch für alle und trage dazu bei, dass mein Nächster etwas mehr als einen zerrissenen Rock erhält, und nicht mehr als Wohltat von einzelnen Privatpersonen, sondern infolge des allgemeinen Fortschritts.“
(Dostojewski Raskolnikoff S. 192/3)
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„Bein ab!“
g. | Freitag, 26. Juni 2009, 06:37 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Neukölln, Erkstrasse, im Bus: Da ich einige Haltestellen früher eingestiegen bin, habe ich einen Sitzplatz ergattert. Während ich im ‚Ideengewimmel’ stöbere, strömen die Massen herein. Ein Stratege, übergewichtig, schwitzend, hustend, setzt sich schnaufend auf den Behindertensitzplatz vor mir. Die Atemgeräusche verebben.
“Herrgott noch mal, das ist für Behinderte!“ Ich blicke hoch.
Ein alter Herr mit weißgrauer Elvisfrisur wedelt mit seinem Ausweis vor dem Gesicht des Schnaufers.
„Schwerbehindert! Bein ab!“
Und richtig, mit der einen Hand stützt er sich auf einen Krückstock, die andere Hand zeigt mit dem in Plastik eingeschweißten Behindertenausweis mal auf den Reservierungshinweis neben dem Busfenster, mal auf sein fehlendes Bein, mal auf die eisengraue Restfrisur des Okkupanten. Der zieht nun seinerseits blank und hält seinen Ausweis in den Gang.
„Weiß ich doch! Diabetis! Wenn ich zu lange stehe, falle ich um.“
Elvis studiert grimmig den Ausweis.
„Aber: Bein ab!“
„Seh’ ich doch, aber mit einem Bein kannste dich noch irgendwo anlehnen, wenn ich nicht sitze ... Kannste dir ausmalen.!“
Der Stau wird immer länger. Der Fahrer wird aufmerksam und ruft in den Gang: „Nu setzen sie sich doch endlich!“ Elvis setzt sich wütend neben mich und flüstert mir zu: „Bein ab!“
“Herrgott noch mal, das ist für Behinderte!“ Ich blicke hoch.
Ein alter Herr mit weißgrauer Elvisfrisur wedelt mit seinem Ausweis vor dem Gesicht des Schnaufers.
„Schwerbehindert! Bein ab!“
Und richtig, mit der einen Hand stützt er sich auf einen Krückstock, die andere Hand zeigt mit dem in Plastik eingeschweißten Behindertenausweis mal auf den Reservierungshinweis neben dem Busfenster, mal auf sein fehlendes Bein, mal auf die eisengraue Restfrisur des Okkupanten. Der zieht nun seinerseits blank und hält seinen Ausweis in den Gang.
„Weiß ich doch! Diabetis! Wenn ich zu lange stehe, falle ich um.“
Elvis studiert grimmig den Ausweis.
„Aber: Bein ab!“
„Seh’ ich doch, aber mit einem Bein kannste dich noch irgendwo anlehnen, wenn ich nicht sitze ... Kannste dir ausmalen.!“
Der Stau wird immer länger. Der Fahrer wird aufmerksam und ruft in den Gang: „Nu setzen sie sich doch endlich!“ Elvis setzt sich wütend neben mich und flüstert mir zu: „Bein ab!“
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Georg Forster: Reise um die Welt 26
(Aufenthalt in Dusky-Bay – Beschreibung derselben – Nachricht von unsern Verrichtungen)
(Aufenthalt in Dusky-Bay – Beschreibung derselben – Nachricht von unsern Verrichtungen)
g. | Donnerstag, 25. Juni 2009, 07:02 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Auch die höheren Wissenschaften hatten diese wilde Einöde mit ihrer Gegenwart beehrt. Mitten unter den mechanischen Arbeiten ragte eine Sternwarte empor, die mit den besten Instrumenten versehen war, durch welche des Sternkundigen wachender Fleis den Gang der Gestirne beobachtete. Die Pflanzen, die der Boden hervorbrachte, und die Wunder des Thierreichs in Wäldern und Seen, beschäfftigten die Weltweisen, deren Stunden bestimmt waren, ihren Unterschied und Nutzen auszuspühren. Kurz überall, wo wir nur hinblickten, sahe man die Künste auf blühen, und die Wissenschaften tagten in einem Lande, das bis jetzt noch eine lange Nacht von Unwissenheit und Barbarey bedeckt hatte! Dies schöne Bild der erhöhten Menschheit und Natur war indeß von keiner Dauer. Gleich einem Meteor verschwand es fast so geschwind als es entstanden war. Wir brachten unsre Instrumente und Werkzeuge wieder zu Schiffe, und ließen kein Merkmal unsers Hierseyns, als ein Stück Land, das von Holz entblößt war. Zwar hatten wir eine Menge von europäischem Garten-Gesäme der besten Art hier ausgestreuet, allein das Unkraut umher wird jede nützliche Pflanze bald genug wieder ersticken und in wenig Jahren wird der Ort unsers Aufenthalts nicht mehr zu erkennen, sondern zu dem ursprünglichen, chaosgleichen Zustande wiederum herangesunken seyn. SIC TRANSIT GLORIA MUNDI! Augenblicke oder Jahrhunderte der Cultur machen in Betracht der vernichtenden Zukunft keinen merklichen Unterschied!“
(Forster S. 180/1)
"Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung."Auch die Bevölkerung von Neuseeland machte diese Entdeckung.
(Lichtenberg G 183)
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Sokratischer Dialog
g. | Mittwoch, 24. Juni 2009, 07:07 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Inschrift an einem Imbiss in Friedrichshain: FOOD Nahrung.
Wenn da jetzt noch basura und merde stehen würde, könnten auch die Spanier und Franzosen verstehen, um was es geht. Das Angebot ist beeindruckend.
“Wenn jemand Currywurst, Falafel und Döner in seiner Bude anbietet – ist das dann Crossoverküche?”
“Nein, erst wenn die Currywurst mit Soße in einen Burritoteig gewickelt wird. Das Ganze muss dann natürlich noch eine halbe Stunde auf dem Grill liegen,”
sagt meine Frau.
Wenn da jetzt noch basura und merde stehen würde, könnten auch die Spanier und Franzosen verstehen, um was es geht. Das Angebot ist beeindruckend.
“Wenn jemand Currywurst, Falafel und Döner in seiner Bude anbietet – ist das dann Crossoverküche?”
“Nein, erst wenn die Currywurst mit Soße in einen Burritoteig gewickelt wird. Das Ganze muss dann natürlich noch eine halbe Stunde auf dem Grill liegen,”
sagt meine Frau.
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Georg Forster: Reise um die Welt 25
(Aufenthalt in Dusky-Bay – Beschreibung derselben – Nachricht von unsern Verrichtungen)
(Aufenthalt in Dusky-Bay – Beschreibung derselben – Nachricht von unsern Verrichtungen)
g. | Dienstag, 23. Juni 2009, 06:44 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Am folgenden Morgen begleitete ich Captain COOK zu einer an der nordwestlichen Seite der Bay gelegenen Bucht, die, unsrer dortigen Verrichtung wegen, die Gänse-Bucht genannt ward. Wir hatten nemlich noch fünf lebendige Gänse von denen am Vorgebürge der guten Hofnung mitgenommenen übrig, und waren willens sie auf Neu-Seeland zu lassen, um sich daselbst zu vermehren und wild zu werden. Hiezu dünkte uns diese Bucht am bequemsten, denn es gab dort keine Einwohner, dagegen aber reichliches Futter. Wir setzten sie also ans Ufer und sprachen zum Besten künftiger Seefahrer und Bewohner von Neu-Seeland, das: »Seyd fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde!« über sie aus. Sobald sie am Lande waren, liefen sie im Schlamm ihrem Fraße nach, und werden in diesem abgelegenen Winkel, ohne Zweifel gut fortkommen, ja mit der Zeit sich unsrer Absicht gemäß, hoffentlich über das ganze Land ausbreiten.“Es ist faszinierend mit welcher Naivität in ein nahezu unbekanntes Ökosystem eingegriffen wurde und wie selbstverständlich künftige Kolonialinteressen formuliert werden.
(Forster S. 178)
Welche Auswirkungen hatte das Aussetzen der Gänse?
Die Maori sind inzwischen eine Minderheit in Neuseeland.
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Doch, doch,
g. | Montag, 22. Juni 2009, 07:05 | Themenbereich: 'so dies und das'
das ist schon alles sehr überzeugend:
Seien wir doch mal ehrlich, es gibt in unserer Überflussgesellschaft von allem zu viel und zu teuer ist es auch.
a) Es gibt zu viel Alte,
die fressen einem ja die Haare vom Kopf und ein neues Hüftgelenk wollen sie auch und auf Mallorca überwintern und überhaupt, hocken den ganzen Tag nur herum ohne zu arbeiten. Warum müssen wir das denn alles bezahlen. Da ist es schon richtig, dass das Rentenalter heraufgesetzt wird, eigentlich reicht das mit den 67 Jahren nicht aus, das wissen wir doch alle. Und die Abschaffung von Berufsunfähigkeits- und Erwerbsunfähigkeitsrente ist doch auch völlig richtig, sollen sich doch nicht auf unsere Kosten auf die faule Haut legen. Und wenn jemand Rheumatismus hat, keine Treppen steigen kann und nach drei Stunden Sitzen am Schreibtisch vor Schmerzen schreit, soll sich doch nicht so anstellen. Einen Arbeitgeber, der den einstellt, ist doch kein Problem, Muss er halt ein paar Abstriche machen und der Schweijk hat seinen Rheumatismus im Knie ja auch mit Opodeldok behandelt. Auf jeden Fall sind es zu viel.
b) Es gibt zu viel Junge,
da ist es schon richtig, dass die nicht die Schulen und Hochschulen verstopfen. Mit 12 Jahren wird man ja wohl auch bis zu Abitur kommen, müssen die Buben und Mädels halt das mit dem Komasaufen und ihrer Internetsucht und das Haschisch spritzen lassen. Ich mein, wo kommen wir denn da hin? Und das mit dem jahrelang an der Uni rumhängen hat ja nun auch ein Ende und wer zu doof ist, kann immerhin noch so was ähnliches wie einen Abschluss machen und das Revoluzzertum hat damit ja auch ein Ende. Vernünftig ist ja auch, dass es immer mehr Kurzzeitausbildungen gibt. Ich mein drei Jahre lernen, nur damit man an einer Kasse im Supermarkt den ganzen Tag herumsitzt? Und was das alles kostet, Herrgott! Das kann doch keiner bezahlen. Es sind einfach zu viele.
c) Es gibt zu viel Kranke,
ist doch klar. Statt arbeiten zu gehen, sitzen sie zu Hause rum. Und ob die alle wirklich krank sind? Ich mein, das wissen wir doch alle, wie es so zu geht im Leben. Da ist es schon richtig, dass die Leute zuzahlen müssen und die Praxisgebühr wird auch einige davon abhalten, sich den Hintern beim Onkel Doktor platt zu sitzen. Von den Rauchern und den Trinkern, den Dicken und den Dünnen habe ich noch gar nicht geredet. Und es werden ja auch immer mehr, seien wir doch ehrlich, das kann sich doch keiner leisten.
d) Es gibt zu viel Arbeitslose,
die auf der faulen Haut liegen und einfach nicht wollen. Da ist es schon richtig, dass man sie ein bisschen erzieht und ihnen die Leistungen kürzt. So überlegen es sich die Harzler, ob sie auf unser aller Kosten sich einen schönen Tag machen; anstatt miteinander rumzumachen könnten sie es ja auch mal mit Arbeit versuchen. Da hat der Herr Mißfelder schon recht, es kriegen einfach die falschen Leute einen Haufen Kinder, die sie dann nicht erziehen können. Und zu teuer sind sie auch. Da explodieren doch die Kosten und alles von unseren Steuergeldern.
e) Es gibt zu viel Beschäftigte
und die Löhne sind auch zu hoch, das weiß doch jeder. So ne chinesische Friseuse arbeitet halt für die Hälfte. Und überhaupt, braucht die irgendjemand? Ich mein, früher haben sich halt die Eltern um die Kinder gekümmert, da war nix mit Kindergarten und so. So 'ne Zeitung schreibt sich doch fast von alleine, mit den heutigen Techniken und dass mal hier und da ein Fehlerchen mehr auftaucht, davon wird die Welt nicht untergehen. Und Krise hammwer auch, was will man den mit all den Leuten anfangen? Sollen uns auf der Tasche liegen oder was? Dafür sind es einfach zu viele.
f) Es gibt auch zu viel Asylanten,
oder wie die heißen. Warum müssen wir denn all die Leute auf der Welt aufnehmen und versorgen? Die können ja auch da bleiben, wo sie her kommen. Ich mein, ich fahr ja auch nicht zu irgend jemand und frag ihn, ob er mir mal eben aushelfen könnte, ich wär grad etwas klamm? Das kann doch kein Mensch bezahlen, dazu sind es einfach zu viele.
Aber die Leute verstehen es nicht, obwohl sich doch so viele so viel Mühe geben. Es gibt eine Fülle von Institutionen, die Kärnerarbeit im Bergwerk der Aufklärung leisten: das Institut für neue soziale Marktwirtschaft, damit es auch die Kirchen und vor allem die Journalisten begreifen. Den Konvent für Deutschland, der Frankfurter Zukunftsrat und wie sie alle heißen. Auch die Bertelsmann Stiftung hat sich da sehr verdient gemacht.
Die Menschen in diesem unserem Land müssen endlich begreifen, dass sich eine moderne Volkswirtschaft so etwas wie Bevölkerung einfach nicht mehr leisten kann.
Seien wir doch mal ehrlich, es gibt in unserer Überflussgesellschaft von allem zu viel und zu teuer ist es auch.
a) Es gibt zu viel Alte,
die fressen einem ja die Haare vom Kopf und ein neues Hüftgelenk wollen sie auch und auf Mallorca überwintern und überhaupt, hocken den ganzen Tag nur herum ohne zu arbeiten. Warum müssen wir das denn alles bezahlen. Da ist es schon richtig, dass das Rentenalter heraufgesetzt wird, eigentlich reicht das mit den 67 Jahren nicht aus, das wissen wir doch alle. Und die Abschaffung von Berufsunfähigkeits- und Erwerbsunfähigkeitsrente ist doch auch völlig richtig, sollen sich doch nicht auf unsere Kosten auf die faule Haut legen. Und wenn jemand Rheumatismus hat, keine Treppen steigen kann und nach drei Stunden Sitzen am Schreibtisch vor Schmerzen schreit, soll sich doch nicht so anstellen. Einen Arbeitgeber, der den einstellt, ist doch kein Problem, Muss er halt ein paar Abstriche machen und der Schweijk hat seinen Rheumatismus im Knie ja auch mit Opodeldok behandelt. Auf jeden Fall sind es zu viel.
b) Es gibt zu viel Junge,
da ist es schon richtig, dass die nicht die Schulen und Hochschulen verstopfen. Mit 12 Jahren wird man ja wohl auch bis zu Abitur kommen, müssen die Buben und Mädels halt das mit dem Komasaufen und ihrer Internetsucht und das Haschisch spritzen lassen. Ich mein, wo kommen wir denn da hin? Und das mit dem jahrelang an der Uni rumhängen hat ja nun auch ein Ende und wer zu doof ist, kann immerhin noch so was ähnliches wie einen Abschluss machen und das Revoluzzertum hat damit ja auch ein Ende. Vernünftig ist ja auch, dass es immer mehr Kurzzeitausbildungen gibt. Ich mein drei Jahre lernen, nur damit man an einer Kasse im Supermarkt den ganzen Tag herumsitzt? Und was das alles kostet, Herrgott! Das kann doch keiner bezahlen. Es sind einfach zu viele.
c) Es gibt zu viel Kranke,
ist doch klar. Statt arbeiten zu gehen, sitzen sie zu Hause rum. Und ob die alle wirklich krank sind? Ich mein, das wissen wir doch alle, wie es so zu geht im Leben. Da ist es schon richtig, dass die Leute zuzahlen müssen und die Praxisgebühr wird auch einige davon abhalten, sich den Hintern beim Onkel Doktor platt zu sitzen. Von den Rauchern und den Trinkern, den Dicken und den Dünnen habe ich noch gar nicht geredet. Und es werden ja auch immer mehr, seien wir doch ehrlich, das kann sich doch keiner leisten.
d) Es gibt zu viel Arbeitslose,
die auf der faulen Haut liegen und einfach nicht wollen. Da ist es schon richtig, dass man sie ein bisschen erzieht und ihnen die Leistungen kürzt. So überlegen es sich die Harzler, ob sie auf unser aller Kosten sich einen schönen Tag machen; anstatt miteinander rumzumachen könnten sie es ja auch mal mit Arbeit versuchen. Da hat der Herr Mißfelder schon recht, es kriegen einfach die falschen Leute einen Haufen Kinder, die sie dann nicht erziehen können. Und zu teuer sind sie auch. Da explodieren doch die Kosten und alles von unseren Steuergeldern.
e) Es gibt zu viel Beschäftigte
und die Löhne sind auch zu hoch, das weiß doch jeder. So ne chinesische Friseuse arbeitet halt für die Hälfte. Und überhaupt, braucht die irgendjemand? Ich mein, früher haben sich halt die Eltern um die Kinder gekümmert, da war nix mit Kindergarten und so. So 'ne Zeitung schreibt sich doch fast von alleine, mit den heutigen Techniken und dass mal hier und da ein Fehlerchen mehr auftaucht, davon wird die Welt nicht untergehen. Und Krise hammwer auch, was will man den mit all den Leuten anfangen? Sollen uns auf der Tasche liegen oder was? Dafür sind es einfach zu viele.
f) Es gibt auch zu viel Asylanten,
oder wie die heißen. Warum müssen wir denn all die Leute auf der Welt aufnehmen und versorgen? Die können ja auch da bleiben, wo sie her kommen. Ich mein, ich fahr ja auch nicht zu irgend jemand und frag ihn, ob er mir mal eben aushelfen könnte, ich wär grad etwas klamm? Das kann doch kein Mensch bezahlen, dazu sind es einfach zu viele.
Aber die Leute verstehen es nicht, obwohl sich doch so viele so viel Mühe geben. Es gibt eine Fülle von Institutionen, die Kärnerarbeit im Bergwerk der Aufklärung leisten: das Institut für neue soziale Marktwirtschaft, damit es auch die Kirchen und vor allem die Journalisten begreifen. Den Konvent für Deutschland, der Frankfurter Zukunftsrat und wie sie alle heißen. Auch die Bertelsmann Stiftung hat sich da sehr verdient gemacht.
Die Menschen in diesem unserem Land müssen endlich begreifen, dass sich eine moderne Volkswirtschaft so etwas wie Bevölkerung einfach nicht mehr leisten kann.
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gerade gesehen: der Urs Engler Verlag stellt sein Programm ein
g. | Freitag, 19. Juni 2009, 11:00 | Themenbereich: 'so dies und das'
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Fundstuecke 23. - 25. KW 2009
g. | Freitag, 19. Juni 2009, 10:37 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
kluges und interessantes:
Politik als Business
via nightline
Daniela Dahn über die soziale Marktwirtschaft als Gegenmodell zu den sozialistischen Ländern
Der Briefwechsel Schiller - Goethe online
Hintergründe und Sichtweisen:
Die Schweinegrippe und die monströse Macht der Fleischproduzenten
via adresscomptoir
Ein bemerkenswertes Stück Propaganda: "SED und Stasi inszenierten die 68er-Revolte"
via Nachdenkseiten
Eine kritische Geschichte der FDP mit Dank an Jean Stubenzweig.
Sonstiges:
Respektlos, intolerant, käuflich Deutsche stellen Journalisten ein schlechtes Zeugnis aus
via lawblog
Zu Zweit unter Pflaumenbäumen
Hintergründe und Sichtweisen:
Sonstiges:
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Georg Forster: Reise um die Welt 24
(Aufenthalt in Dusky-Bay – Beschreibung derselben – Nachricht von unsern Verrichtungen)
(Aufenthalt in Dusky-Bay – Beschreibung derselben – Nachricht von unsern Verrichtungen)
g. | Donnerstag, 18. Juni 2009, 06:43 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Da DUSKY-BAY so wenig bewohnt ist, so führen die einzelnen Familien in derselben wahrscheinlicherweise ein unstätes herumwanderndes Leben und ziehen, vielleicht der Fischerey, vielleicht anderer Umstände wegen, in verschiednen Jahrszeiten aus einer Gegend nach der andern. Wir vermutheten daher auch, daß unsre Freunde bloß aus DIESEM Grunde weggezogen wären; allein es hieß: der Wilde habe vor seinem Abzuge durch Zeichen zu verstehen gegeben, er wolle aufs Todtschlagen ausgehen und dazu die Beile gebrauchen. Hat man ihn recht verstanden, so war damit unsre angenehme Hoffnung, den Ackerbau und andre nützliche Arbeiten, durch Austheilung von brauchbaren Werkzeugen gewissermaßen zu befördern und zu erleichtern, auf einmahl vernichtet. Gleichwohl wäre es sehr seltsam, ja beynahe unbegreiflich, daß eine einzelne Familie, die von der ganzen Welt getrennt, in einer geräumigen Bay wohnte, in welcher es ihr, theils ihrer geringen Anzahl, theils wegen ihrer wenigen Bedürfnisse, weder an Lebensmitteln noch an den übrigen Nothwendigkeiten jemals fehlen, und die folglich in ihrer Einsamkeit friedlich und glücklich leben konnte, - daß die dennoch auf Krieg mit ihren Nebenmenschen, auf Mord und Todtschlag bedacht seyn sollte. Indessen ist vielleicht die tiefe Barbarey, in welcher sich die Neu-Seeländer befinden, und die immer nur das Gesetz des Stärkern erkennt, schuld daran, daß sie mehr als jedes andre Volk der Erden geneigt sind, ihren Mitmenschen bey der ersten Gelegenheit umzubringen, so bald Rachsucht oder Beleidigung sie dazu auffordert, und ihr angebohrner wilder Muth macht, daß sie es an der würklichen Ausführung eines so grausamen Vorhabens wohl selten fehlen lassen. Ich darf hier nicht vergessen, ein ganz besonders Merkmahl von der Herzhaftigkeit des alten Mannes anzuführen, der jetzt von uns weggezogen war. Unsre Officiers hatten in seiner Gegenwart zu wiederholtenmalen Schießgewehre abgefeuert. Eines Tages verlangte er es selbst zu versuchen und man gab ihm ein Gewehr. Das Mädchen, welche wir für seine Tochter hielten, bath in fusfällig, mit den deutlichsten Zeichen von Furcht und Vorsorge, es nicht zu tuhn. Aber, er war von seinem Vorhaben nicht abzubringen, sondern feuerte das Gewehr drey oder viermal hintereinander los. Diese kriegerische Neigung und das jähzornige Temperament des ganzen Volks, das nicht die mindeste Beleidigung ertragen kann, scheint diese einzelne Familie und die wenigen übrigen, die wir an den Ufern jenes langen See-Arms antrafen, zur Trennung von ihren Landsleuten gezwungen zu haben. Wenn wilde Völker einander bekriegen, so ruhet die eine Parthey gemeiniglich nicht eher, als bis die andre gänzlich vertilgt ist, es sey denn, daß diese sich noch zu rechter Zeit mit der Flucht rettet. Auch dies kann der Fall bey den Einwohnern in DUSKY-BAY seyn, und wenn er es würklich ist, so hat ihr Abmarsch und ihr Entschluß offenbar nichts anders als Rache an ihren Feinden und Unterdrückern zum Gegenstande.“
(Forster S. 175-7)
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