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Der arme Franzose
g. | Mittwoch, 11. November 2009, 05:56 | Themenbereich: 'Begegnungen'
In der Maaßenstrasse in Schöneberg (verzeihen sie die Werbung) liegt meine Lieblingsfleischerei. Die besten Knacker der Stadt, wunderbare Buletten, ein Fleischsalat, ich sage ihnen, Mhmm, der Fleischsalat! Und dazu riesige Rindfleischlappen für die besten Rouladen der Welt (also meine), Kalbsschnitzel, Lammwürstchen, Leberkäse und ein Kochschinken, wie sie ihn lange nicht mehr gegessen haben.
Um die Mittagszeit versammeln sich die Handwerker der Umgebung (sie glauben nicht, dass es um den Winterfeld- und Nollendorfplatz noch Handwerker gibt? Doch, doch, es gibt auch noch arbeitende Bevölkerung in Schöneberg.), um den Mittagstisch der Fleischerei zu genießen.
Alle paar Wochen habe ich in der Ecke zu tun.
Natürlich muss man das Paradies auch mit dem Publikum teilen, das samstags auf den Winterfeldmarkt geht.
Ich betrete den Laden, verstaue mein Buch, das ich im Feinkostbuchladen gerade gekauft habe, in meiner Mappe.
„Guten Tag!“
„Guten Tag, was möchten Sie denn?“ Die Fleischwarenfachverkäuferin sieht mich freundlich an.
„Hm, ich weiß noch nicht? Der Schweinebraten sieht gut aus!“
„Wie viel darf’s denn sein?“
„Na sagen wir mal: ein gutes Kilo, mit Kruste bitte!“
Die Verkäuferin legt ein ordentliches Bratenstück auf die Waage. Ein Mann um die Fünfzig, graumeliertes Haar, geschmackvoller Anzug und eine Frau, nur wenig älter, Studienrätin, da gehe ich jede Wette ein. Sie unterhalten sich hinter mir auf Französisch.
„Das wären dann 1200, recht so?“
„Ja, das passt gut und dann brauche ich noch Wurst.“
Die Studienrätin klärt den Herrn auf, über Haltungsbedingungen von Rindern, Hühnern, Schweinen.
„Ah, oui?“ höre ich.
Der Herr wirkt gar nicht mal uninteressiert, nur scheinen ihm die Informationen nicht wirklich neu zu sein.
„Ah, oui!“
Die Belehrungen plätschern so vor sich hin.
„C’est vrai!“
Inzwischen habe ich mich in dem kleinen Laden um die beiden herum geschlängelt und stehe vor der Wurst. Der Herr ist mir mit den Augen gefolgt.
„200 Gramm Kochschinken, bitte!“
Der Herr kann seine Augen nicht von der groben Leberwurst lösen. Die Erklärungen gehen weiter. Der Gesichtsausdruck wechselt von höflichem Interesse zu nackter Gier.
„Zwei Buletten, ein Paar Knacker, ein Paar Wiener.“
Dem Herrn läuft das Wasser im Munde zusammen und ich bedaure, dass ich nicht besser Französisch spreche.
"Die Buletten: Schwein oder Geflügel?"
"Ne, richtige! Also Schwein, meine ich."
"Das hatte ich schon verstanden."
‚Oh Gott’ dachte ich, der arme Mensch. Die Erklärungen sind inzwischen bei Cholesteringehalt und magerem bzw. fettem Fleisch angekommen.
Wenn ich jetzt gut Französisch könnte, dachte ich bei mir, würde ich mit ein paar freundlichen Floskeln ein Gespräch beginnen, um dann nach einigen Minuten und einigen geschickten Manövern, ohne eine peinliche Situation herauf zu beschwören, die Verkäuferin bitten, dem Herrn ein Leberwurstbrötchen zu schmieren, mit einer großen Gewürzgurke daneben auf dem Teller.
Ich glaube, er wäre mir dankbar gewesen.
Um die Mittagszeit versammeln sich die Handwerker der Umgebung (sie glauben nicht, dass es um den Winterfeld- und Nollendorfplatz noch Handwerker gibt? Doch, doch, es gibt auch noch arbeitende Bevölkerung in Schöneberg.), um den Mittagstisch der Fleischerei zu genießen.
Alle paar Wochen habe ich in der Ecke zu tun.
Natürlich muss man das Paradies auch mit dem Publikum teilen, das samstags auf den Winterfeldmarkt geht.
Ich betrete den Laden, verstaue mein Buch, das ich im Feinkostbuchladen gerade gekauft habe, in meiner Mappe.
„Guten Tag!“
„Guten Tag, was möchten Sie denn?“ Die Fleischwarenfachverkäuferin sieht mich freundlich an.
„Hm, ich weiß noch nicht? Der Schweinebraten sieht gut aus!“
„Wie viel darf’s denn sein?“
„Na sagen wir mal: ein gutes Kilo, mit Kruste bitte!“
Die Verkäuferin legt ein ordentliches Bratenstück auf die Waage. Ein Mann um die Fünfzig, graumeliertes Haar, geschmackvoller Anzug und eine Frau, nur wenig älter, Studienrätin, da gehe ich jede Wette ein. Sie unterhalten sich hinter mir auf Französisch.
„Das wären dann 1200, recht so?“
„Ja, das passt gut und dann brauche ich noch Wurst.“
Die Studienrätin klärt den Herrn auf, über Haltungsbedingungen von Rindern, Hühnern, Schweinen.
„Ah, oui?“ höre ich.
Der Herr wirkt gar nicht mal uninteressiert, nur scheinen ihm die Informationen nicht wirklich neu zu sein.
„Ah, oui!“
Die Belehrungen plätschern so vor sich hin.
„C’est vrai!“
Inzwischen habe ich mich in dem kleinen Laden um die beiden herum geschlängelt und stehe vor der Wurst. Der Herr ist mir mit den Augen gefolgt.
„200 Gramm Kochschinken, bitte!“
Der Herr kann seine Augen nicht von der groben Leberwurst lösen. Die Erklärungen gehen weiter. Der Gesichtsausdruck wechselt von höflichem Interesse zu nackter Gier.
„Zwei Buletten, ein Paar Knacker, ein Paar Wiener.“
Dem Herrn läuft das Wasser im Munde zusammen und ich bedaure, dass ich nicht besser Französisch spreche.
"Die Buletten: Schwein oder Geflügel?"
"Ne, richtige! Also Schwein, meine ich."
"Das hatte ich schon verstanden."
‚Oh Gott’ dachte ich, der arme Mensch. Die Erklärungen sind inzwischen bei Cholesteringehalt und magerem bzw. fettem Fleisch angekommen.
Wenn ich jetzt gut Französisch könnte, dachte ich bei mir, würde ich mit ein paar freundlichen Floskeln ein Gespräch beginnen, um dann nach einigen Minuten und einigen geschickten Manövern, ohne eine peinliche Situation herauf zu beschwören, die Verkäuferin bitten, dem Herrn ein Leberwurstbrötchen zu schmieren, mit einer großen Gewürzgurke daneben auf dem Teller.
Ich glaube, er wäre mir dankbar gewesen.
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