Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 28. April 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 8
(Reise von Madera nach den Inseln des grünen Vorgebürgs und von da nach dem Vorgebürge der guten Hoffnung)
„Seit dem wir S. JAGO verlassen, hatten wir oft Regen, vornemlich aber regnete es am 21sten ganz ausserordentlich stark. Der Capitain ließ über das ganze Schiff Zelt-Tücher und Decken ausspannen um das Regenwasser aufzufangen, und wir bekamen auf diese Weise eine solche Menge davon, daß sieben Fässer damit angefüllt werden konnten. Ob wir gleich keinen Mangel an Wasser hatten, so war uns doch dieser frische Vorrath sehr willkommen, weil es den Matrosen nun desto reichlicher gegeben werden konnte. Unser Capitain hatte aus vieljähriger Erfahrung angemerkt, daß auf langen See-Reisen eine reichliche Vertheilung und Genuß von frischen Wasser, zur Erhaltung der Gesundheit ungemein vieles beyträgt. Die Ursach hievon läßt sich auch leicht erklären, denn, wenn es reichlich getrunken und zum Teil auch zum Waschen des Cörpers und des leinenen Zeuges gebraucht wird, so verdünnt es nicht nur das Blut, sondern durch die Reinlichkeit und öftere Veränderung der Wäsche bleiben auch die Schweißlöcher der Haut stets offen, mithin wird die zur Gesundheit nötige, unmerkliche Ausdünstung nicht unterbrochen. Solchergestalt wird der Gefahr fauler Krankheiten auf zwiefache Art vorgebeugt, einmahl weil die Ausdünstungen des Cörpers nicht wieder durch die Haut eingesaugt werden können, und weil andrer Seits die vom beständigen Schwitzen verlohren gegangene Feuchtigkeiten durch häufiges Trinken wieder ersetzt werden, in dessen Ermangelung die verdickten Säfte leicht salzig und caustisch * werden, welches man eigentlich als die Ursachen der Entzündungsfieber anzugeben pflegt.“
(Forster S. 73/74)
* ätzend, scharf

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