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Mömpelgard und Moabit
g. | Mittwoch, 23. Juni 2010, 07:04 | Themenbereich: 'so dies und das'
Als Eberhard der Milde am 13. November 1397 den Ehevertrag für seinen Sohn unterzeichnete, ahnte er wohl nicht, dass um das Jahr 1789, also nur wenige hundert Jahre später, die aufrührerischen mömpelgarder Studenten im Tübinger Stift seinem Nachfahren, dem dicken Friedrich das Leben schwer machen sollten. Sie brachten Ideen mit, die unter den Hegels und Hölderlins im Stift für Aufregung sorgten.
Je nun, in der Folge wurden die linksrheinischen Gebiete an Frankreich abgetreten und Württemberg hatte einen König, der aufgeklärt-absolutistisch herrschte.
Einer seiner Vorgänger, Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg hatte den aus dem Piemont stammenden, französisch sprechenden Waldensern Asyl gewährt. Seit dieser Zeit hat es der Schwabe präsant, wenn es eilt, er fragt nach dem Potschamberle, wenn eine Dame einen modischen Hut trägt, allerdings etwas schenant, denn solche Anzüglichkeiten darf man sich eigentlich auch nicht gegenüber Verwandten oder Freunden erlauben.
1717 siedelte Friedrich Wilhelm I., Markgraf von Brandenburg und König in Preußen nördlich der Spree Hugenotten an. Die in Frankreich verfolgten Hugenotten nannten die Gegend terre de Moab. Sie sollten Maulbeerbäume pflanzen und in Berlin die Seidenraupenzucht etablieren. Das hat dann nicht so gut geklappt, die Hugenotten wurden allerdings für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Berlins unverzichtbar. Neben einigen wenigen, weniger geschätzten Hinterlassenschaften (Lothar die Misere etwa) haben die Hugenotten auch sprachlich ihre Spuren hinterlassen.
So kam es, dass man in Stuttgart wie in Berlin auf dem Trottoir geht und in einer Souterrainwohnung logiert oder es sich auf seiner Schaiselong gemütlich macht.
Je nun, in der Folge wurden die linksrheinischen Gebiete an Frankreich abgetreten und Württemberg hatte einen König, der aufgeklärt-absolutistisch herrschte.
Einer seiner Vorgänger, Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg hatte den aus dem Piemont stammenden, französisch sprechenden Waldensern Asyl gewährt. Seit dieser Zeit hat es der Schwabe präsant, wenn es eilt, er fragt nach dem Potschamberle, wenn eine Dame einen modischen Hut trägt, allerdings etwas schenant, denn solche Anzüglichkeiten darf man sich eigentlich auch nicht gegenüber Verwandten oder Freunden erlauben.
1717 siedelte Friedrich Wilhelm I., Markgraf von Brandenburg und König in Preußen nördlich der Spree Hugenotten an. Die in Frankreich verfolgten Hugenotten nannten die Gegend terre de Moab. Sie sollten Maulbeerbäume pflanzen und in Berlin die Seidenraupenzucht etablieren. Das hat dann nicht so gut geklappt, die Hugenotten wurden allerdings für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Berlins unverzichtbar. Neben einigen wenigen, weniger geschätzten Hinterlassenschaften (Lothar die Misere etwa) haben die Hugenotten auch sprachlich ihre Spuren hinterlassen.
So kam es, dass man in Stuttgart wie in Berlin auf dem Trottoir geht und in einer Souterrainwohnung logiert oder es sich auf seiner Schaiselong gemütlich macht.
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Georg Forster: Reise um die Welt 103
(Aufenthalt an den Neujahrs-Eilanden – Entdeckung neuer Länder gen Süden – Rückkehr nach dem Vorgebürge der guten Hoffnung)
(Aufenthalt an den Neujahrs-Eilanden – Entdeckung neuer Länder gen Süden – Rückkehr nach dem Vorgebürge der guten Hoffnung)
g. | Dienstag, 22. Juni 2010, 07:00 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Hier ließ Capitain COOK die britische Flagge wehen, und begieng die gewöhnliche Feyerlichkeit, von diesen unfruchtbaren Felsen im Namen S. Grosbrittischen Majestät, deren Erben und Nachfolger Besitz zu nehmen! Zwey oder drey Flintenschüsse bekräftigten die Ceremonie, daß die Felsen wiederhallten, und Seehunde und Pinguins, die Einwohner dieser neuen Staaten, voll Angst und Bestürzung erbebten! So flickt man einen Kiesel in die Krone, an die Stelle des herausgerissenen Edelsteins!“1776 hatten die amerikanischen Kolonien ihre Unabhängigkeit erklärt, Forsters Reise um die Welt war 1777 erschienen.
(Forster S. 943)
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Hans Karl Filbingers Beitrag zur Demokratie
g. | Montag, 21. Juni 2010, 07:10 | Themenbereich: 'so dies und das'
In Endingen glaube ich war es, aber das ist ja alles schon so lange her, und eigentlich ist es auch egal, auf jeden Fall in einer der Kleinstädte am Kaiserstuhl. In der Stadthalle war eine große Bürgerversammlung anberaumt worden, obwohl die Landesregierung von Baden-Württemberg das eigentlich für überflüssig hielt. Man war schließlich die Regierung und nur die Studenten wollten damals überall mitdiskutieren, aber wer nahm schon diese Protestler ernst?
Im Kaiserstuhl war man traditionell konservativ, man wählte CDU, mit den gottlosen Sozialdemokraten wollte man nichts zu tun haben. Der Landstrich lebte seit Jahrhunderten vom Weinanbau, blieb gerne für sich. Mit einem gewissen Misstrauen hatte man die Pläne zum Aufbau eines zweiten Ruhrgebietes in der Region zur Kenntnis genommen, aber solange es nicht direkt vor der eigenen Haustüre geschah, ließ man die in Stuttgart einfach machen.
In der Bürgerversammlung sollten die Bevölkerung über das neue Kernkraftwerk im nahen Örtchen Wyhl informiert werden. Da der Ministerpräsident Hans Karl Filbinger seinen Wahlkreis in der Nähe hatte, wollte er selber den Bürgern erklären, dass das Kernkraftwerk kein Problem sei und im Übrigen brauche man die Kernkraft, sonst würden in 20 Jahren die Lichter ausgehen und das wolle doch schließlich niemand. Damit die Protestler die Veranstaltung nicht stören, wurden mehrere Einsatzhundertschaften der Polizei, darunter die kampferprobten Göppinger, in das Städtchen beordert. Sie sorgten dafür, dass niemand, der nicht ortsansässig war, auch nur in die Nähe der Stadt kommen konnte. Hans Filbinger ging von einem Heimspiel aus, schließlich kannte er seine Wähler.
Dies Stadthalle war erst vor wenigen Jahren eingeweiht worden und die Bürger waren stolz auf sie. Langsam füllte sich der Saal an diesem Freitagabend. Einige waren direkt von der Arbeit gekommen und trugen noch Arbeitskleidung, die Meisten hatten aber ihren feinen Anzug angezogen, schließlich kam der Ministerpräsident.
Hans Karl Filbinger wurde vom Bürgermeister begrüßt, der Landrat sagte auch noch einige freundliche Worte und dann trat er ans Mikrofon. Salbungsvoll und inhaltsleer erklärte er den Weinbauern, dass das alles kein Problem sei und dass man schließlich hier unter sich sei und dass diese Protestler sowieso alles Kommunisten und Tagdiebe seien und dass man mit denen nichts zu tun hätte.
Einer der Bauern, ein großer schwerer Mann, dessen Wort in der Gemeinde etwas galt, stand nach der Rede auf und trat in den Gang. Hans Filbinger war überrascht, denn eine Aussprache war nicht vorgesehen. Eigentlich hatte er nur seine Rede halten und dann sofort im Anschluss wieder in seinen Dienstwagen steigen wollen, um nach Stuttgart zurückzufahren.
Der große schwere Mann stellte sich vor und sagte dann, sein Sohn, der Georg, würde in Freiburg studieren und der hätte ihm erzählt, dass durch die Kühltürme des Kraftwerkes der Rhein aufgeheizt würde und dass es dadurch vor allem im Herbst zu verstärkter Nebelbildung im Rheintal und eben auch am Kaiserstuhl käme. Nun wäre es so, dass sie hier vor allem Burgunder anbauen würden und der bräuchte nun mal viel Sonne und dass er vom Wein leben würde und wenn der Wein schlechter würde, dann wäre das natürlich nicht so gut.
Der Ministerpräsident erzählte ihm, dass das alles kein Problem sei und dass man sich doch nicht von den Studenten aufstacheln lassen solle. Die würden doch nur jeden Anlass aufgreifen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Der Mann war nicht überzeugt. Er hatte sehr schlechte Erfahrungen mit der Flurbereinigung gemacht. Damals hatten sie auch erzählt, das das alles kein Problem sei, vielmehr würde die Arbeit erleichtert werden. Nur der Wein, der war leider schlechter geworden. Als er eben ansetzte, um zu widersprechen, wurde ihm bedeutet, dass der Herr Ministerpräsident nun leider keine Zeit mehr habe und nach Stuttgart zurück müsse, aber der Ministerialdirigent Sowieso würde dableiben und alle noch offenen Fragen beantworten.
Ein Rumoren ging durch den Saal, Hans Filbinger packte seine Akten und stand auf.
Eine ganze Reihe von Leuten stand ebenfalls auf. Sie waren sauer. Was bildete sich dieser Kerl ein? Hielt hier eine Propagandarede und wollte dann einfach wieder abhauen?
Immer mehr Leute kamen nach vorne, Hans Filbinger sah sich nach seinen Begleitern um und wollte schnell weg aus dem Saal.
Eine alte Frau mit Kopftuch sprang auf, schwenkte ihren Stock über dem Kopf und brüllte in den Saal:
Dem Ministerpräsidenten wurde es ungemütlich. So schnell er konnte, verließ er mit seiner Entourage den Saal, während immer mehr Dörfler zu schreien anfingen.
Ich weiß nicht, was im Kabinett in der Folge diskutiert wurde, aber damals wurde auch der CDU klar, dass die Zeiten des Durchregierens vorbei war. Proteste und Bürgerinitiativen mussten Ernst genommen werden.
Im Kaiserstuhl war man traditionell konservativ, man wählte CDU, mit den gottlosen Sozialdemokraten wollte man nichts zu tun haben. Der Landstrich lebte seit Jahrhunderten vom Weinanbau, blieb gerne für sich. Mit einem gewissen Misstrauen hatte man die Pläne zum Aufbau eines zweiten Ruhrgebietes in der Region zur Kenntnis genommen, aber solange es nicht direkt vor der eigenen Haustüre geschah, ließ man die in Stuttgart einfach machen.
In der Bürgerversammlung sollten die Bevölkerung über das neue Kernkraftwerk im nahen Örtchen Wyhl informiert werden. Da der Ministerpräsident Hans Karl Filbinger seinen Wahlkreis in der Nähe hatte, wollte er selber den Bürgern erklären, dass das Kernkraftwerk kein Problem sei und im Übrigen brauche man die Kernkraft, sonst würden in 20 Jahren die Lichter ausgehen und das wolle doch schließlich niemand. Damit die Protestler die Veranstaltung nicht stören, wurden mehrere Einsatzhundertschaften der Polizei, darunter die kampferprobten Göppinger, in das Städtchen beordert. Sie sorgten dafür, dass niemand, der nicht ortsansässig war, auch nur in die Nähe der Stadt kommen konnte. Hans Filbinger ging von einem Heimspiel aus, schließlich kannte er seine Wähler.
Dies Stadthalle war erst vor wenigen Jahren eingeweiht worden und die Bürger waren stolz auf sie. Langsam füllte sich der Saal an diesem Freitagabend. Einige waren direkt von der Arbeit gekommen und trugen noch Arbeitskleidung, die Meisten hatten aber ihren feinen Anzug angezogen, schließlich kam der Ministerpräsident.
Hans Karl Filbinger wurde vom Bürgermeister begrüßt, der Landrat sagte auch noch einige freundliche Worte und dann trat er ans Mikrofon. Salbungsvoll und inhaltsleer erklärte er den Weinbauern, dass das alles kein Problem sei und dass man schließlich hier unter sich sei und dass diese Protestler sowieso alles Kommunisten und Tagdiebe seien und dass man mit denen nichts zu tun hätte.
Einer der Bauern, ein großer schwerer Mann, dessen Wort in der Gemeinde etwas galt, stand nach der Rede auf und trat in den Gang. Hans Filbinger war überrascht, denn eine Aussprache war nicht vorgesehen. Eigentlich hatte er nur seine Rede halten und dann sofort im Anschluss wieder in seinen Dienstwagen steigen wollen, um nach Stuttgart zurückzufahren.
Der große schwere Mann stellte sich vor und sagte dann, sein Sohn, der Georg, würde in Freiburg studieren und der hätte ihm erzählt, dass durch die Kühltürme des Kraftwerkes der Rhein aufgeheizt würde und dass es dadurch vor allem im Herbst zu verstärkter Nebelbildung im Rheintal und eben auch am Kaiserstuhl käme. Nun wäre es so, dass sie hier vor allem Burgunder anbauen würden und der bräuchte nun mal viel Sonne und dass er vom Wein leben würde und wenn der Wein schlechter würde, dann wäre das natürlich nicht so gut.
Der Ministerpräsident erzählte ihm, dass das alles kein Problem sei und dass man sich doch nicht von den Studenten aufstacheln lassen solle. Die würden doch nur jeden Anlass aufgreifen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Der Mann war nicht überzeugt. Er hatte sehr schlechte Erfahrungen mit der Flurbereinigung gemacht. Damals hatten sie auch erzählt, das das alles kein Problem sei, vielmehr würde die Arbeit erleichtert werden. Nur der Wein, der war leider schlechter geworden. Als er eben ansetzte, um zu widersprechen, wurde ihm bedeutet, dass der Herr Ministerpräsident nun leider keine Zeit mehr habe und nach Stuttgart zurück müsse, aber der Ministerialdirigent Sowieso würde dableiben und alle noch offenen Fragen beantworten.
Ein Rumoren ging durch den Saal, Hans Filbinger packte seine Akten und stand auf.
Eine ganze Reihe von Leuten stand ebenfalls auf. Sie waren sauer. Was bildete sich dieser Kerl ein? Hielt hier eine Propagandarede und wollte dann einfach wieder abhauen?
Immer mehr Leute kamen nach vorne, Hans Filbinger sah sich nach seinen Begleitern um und wollte schnell weg aus dem Saal.
Eine alte Frau mit Kopftuch sprang auf, schwenkte ihren Stock über dem Kopf und brüllte in den Saal:
„Hebet s’Filberle, hebet ‚s, es will nach hinten raus!“Sie rannte so schnell sie konnte, den Stock hoch über ihrem Haupte schwingend, zum Podium. Die Anderen folgten ihr.
Dem Ministerpräsidenten wurde es ungemütlich. So schnell er konnte, verließ er mit seiner Entourage den Saal, während immer mehr Dörfler zu schreien anfingen.
Ich weiß nicht, was im Kabinett in der Folge diskutiert wurde, aber damals wurde auch der CDU klar, dass die Zeiten des Durchregierens vorbei war. Proteste und Bürgerinitiativen mussten Ernst genommen werden.
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Kinderlied
g. | Freitag, 18. Juni 2010, 06:52 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Lieder spielten (leider) nur eine sehr geringe Rolle in meiner Kindheit. Eines der schönsten ist mir aber noch in Erinnerung:
„In Mutters Stübele,
Da geht der hm hm hm,
In Mutters Stübele,
Da geht der Wind.
Du hast kein Hemdle an,
Und ich kein hm hm hm,
Du hast kein Hemdle an
Und ich kein' Strumpf.
Du nimmst den Bettelsack,
Und ich den hm hm hm,
Du nimmst den Bettelsack
Und ich den Korb.
Du sagst: "Vergelt's euch Gott!"
Und ich sag hm hm hm,
Du sagst: "Vergelt's euch Gott!"
Und ich "Schönen Dank!"
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Georg Forster: Reise um die Welt 102
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
g. | Donnerstag, 17. Juni 2010, 07:26 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Sie schienen unsre Überlegenheit und unsre Vorzüge gar nicht zu fühlen, denn sie bezeigten auch nicht ein einzigesmal, nur mit der geringsten Geberde, die Bewunderung, welche das Schiff und alle darinn vorhandene große und merkwürdige Gegenstände bey allen übrigen Wilden zu erregen pflegte! Dem Thiere näher und mithin unglückseliger kann aber wohl kein Mensch seyn, als derjenige, dem es, bey der unangenehmsten körperlichen Empfindung von Kälte und Blöße, gleichwohl so sehr an Verstand und Überlegung fehlt, daß er kein Mittel zu ersinnen weiß, sich dagegen zu schützen? der unfähig ist, Begriffe mit einander zu verbinden, und seine eigne dürftige Lage mit dem glücklichern Zustande andrer zu vergleichen? Was die ärgste Sophisterey auch je zum Vortheil des ursprünglich wilden Lebens, im Gegensatz der bürgerlichen Verfassung, vorbringen mag; so braucht man sich doch nur einzig und allein die hülflose bedauernswürdige Situation dieser PESSERÄHS vorzustellen, um innig überzeugt zu werden, daß WIR bey unsrer gesitteten Verfassung unendlich glücklicher sind! So lange man nicht beweisen kann, daß ein Mensch, der von der Strenge der Witterung beständig unangenehme Empfindung hat, dennoch GLÜCKLICH sey, so lange werde ich keinem noch so beredten Philosophen beypflichten, der das Gegentheil behauptet, weil er entweder die menschliche natur nicht unter allen ihren Gestalten beobachtet, oder wenigstens das, was er gesehen, nicht auch GEFÜHLT hat. Möchte das Bewußtseyn des großen Vorzugs, den uns der Himmel vor so manchen unserer Mitmenschen verliehen, nur immer zu Verbesserung der Sitten, und zur strengern Ausübung unserer moralischen Pflichten angewandt werden! aber leider ist das der Fall nicht, unsre civilisirten Nationen sind vielmehr mit Lastern befleckt, deren sich selbst der Elende, der unmittelbar an das unvernünftige Thier gränzt, nicht schuldig macht. Welche Schande, daß der höhere Grad von Kenntnissen und von Beurtheilungskraft, bey uns nicht bessere Folgen hervorgebracht hat!
Diese unglücklichen Bewohner eines felsigten unfruchtbaren Landes fraßen rohes, halbverfaultes Seehundsfleisch, welches äußerst widrig roch. Das Thranartige ekelhafte Fett genossen sie am liebsten, und boten auch dem Seevolk davon an. Vielleicht ist es Instinct, der ihnen dies ranzige Fett verzehren heißt, denn alle in kalten Erdstrichen wohnenden Völker sollen es für Leckerbissen halten, und dadurch in Stand gesetzt werden, die Kälte besser zu ertragen. Die natürliche Folge einer solchen Nahrung war ein unerträglicher fauliger Gestank, der aus ihrem ganzen Körper ausdunstete, und sich allem, was sie nur an und um sich führten, mitgetheilt hatte. Dieser Gestank war uns dermaßen zuwider, daß wirs unmöglich lange bey ihnen aushalten konnten. Mit geschloßnen Augen konnte man sie bereits in der Ferne wittern. Wer die Seeleute, und ihre sonst eben nicht ekle Begierden kennt, wird kaum glauben, was doch wirklich geschah, nemlich, daß es ihnen, dieser unerträglichen Ausdünstung wegen, gar nicht einmal einfiel, mit dem saubern Frauenzimmer genauere Bekanntschaft zu machen. Die Matrosen gaben ihnen Pökelfleisch und verschimmelten Zwieback; sie machten sich aber nichts daraus, und konnten kaum dahin gebracht werden, es zu kosten. Lehrte sie etwa der Instinct, daß diese Speisen vielleicht NOCH ungesunder wären, als halb verwestes Seehundsfleisch? – Wir bemerkten unter ihnen nicht den mindesten Unterschied des Standes, weder Oberherrschaft noch Abhängigkeit. Ihre ganze Lebensart kam dem thierischen Zustande näher, als bey irgend einem andern Volk. Es dünkt mich daher überaus wahrscheinlich, daß sie keine selbständige Nation ausmachen, sondern nur als einzelne, von den benachbarten Völkerschaften ausgestoßne Familien anzusehen sind, die durch ihren Aufenthalt im ödesten unfruchtbarsten Theil von TIERRA DEL FUEGO fast jeden Begriff verlohren haben, der nicht mit den dringensten Bedürnissen in unmittelbarer Verbindung steht.“
(Forster S. 923-925)
Gegen Rousseau.
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Zeitvertreib am Mittwoch: schöne Frauen gucken II
g. | Mittwoch, 16. Juni 2010, 06:56 | Themenbereich: 'so dies und das'
Heute: Hindi Zahra
1979 in Khouribga, Marokko geboren. Seit 1993 lebt sie in Paris.
Einmal live und einmal verschleiert, mit Richard Bona, eine Studiosession, im La Bellevilloise, Paris
und ein Tango zum Schluss. Viel Vergnügen.
1979 in Khouribga, Marokko geboren. Seit 1993 lebt sie in Paris.
Einmal live und einmal verschleiert, mit Richard Bona, eine Studiosession, im La Bellevilloise, Paris
und ein Tango zum Schluss. Viel Vergnügen.
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Georg Forster: Reise um die Welt 101
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
g. | Dienstag, 15. Juni 2010, 08:04 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Mit unsrer Zeichensprache, die doch sonst überall gegolten hatte, war bey diesen Leuten hier nichts auszurichten; Geberden, die der niedrigste und einfältigste Bewohner irgend einer Insel in der Südsee verstand, begriff hier der Klügste nicht. Eben so wenig fiel es ihnen ein, uns ihre Sprache beyzubringen; da auf dem Schiffe nichts ihre Neugierde oder Verlangen erregte, so war es ihnen auch gleich viel, ob wir sie verstunden, oder nicht.“Reden können sie auch nicht.
(Forster S. 922)
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The Movie Star
g. | Montag, 14. Juni 2010, 06:47 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Habe ich schon mal von meiner Karriere beim internationalen Film berichtet?
Ich glaube nicht, also frisch ans Werk:
Die ersten Erfahrungen mit der Filmkunst habe ich in Cusco, der alten Hauptstadt der Inkas gemacht. Das war zu der Zeit als ein rauchender Bundeskanzler noch nicht mit einer Anzeige belästigt wurde. Manche werden sich erinnern.
Wir waren gerade einige Tage aus Machu Picchu zurück, hatten uns schon etwas von unserer Wanderung erholt und beschlossen nach dem Abendessen noch in eine Kneipe zu gehen. Wir schlenderten durch die Gassen und nach einiger Zeit sahen wir eine Pinte, die mit dem verführerischen Schild „aqui Cusquena!“ um uns warb. Mit Erfolg! Nun ja, das Etablissement war eher für die zahlungskräftige Kundschaft aus dem Ausland eingerichtet, so eine Art peruanisch-bajuwarische Bierstube, aber das Bier war gut, die Kneipe gemütlich und warum sollte man sich nicht auch mal von Zeit zu Zeit mit anderen Touristen unterhalten?
Wir setzten uns, bestellten Bier und in kürzester Zeit füllte sich der Ausschank mit anderen Touristen aus aller Welt. Das Bier wurde in großen Steinkrügen serviert und mit einem freundlichen Nicken zum Kellner, bekam man ein weiteres hingestellt. Wir plauderten und tauschten Informationen, Geschichten und Eindrücke mit anderen Touristen aus. Es ging uns gut.
Nach ein oder zwei Stunden erschienen eine Gruppe junger Männer, in Schwarz gekleidet und bauten große Scheinwerfer auf. Einer der jungen Männer kam zu uns an den Tisch und fragte, ob wir in seinem Film mitspielen wollten? Eine Gage könne er leider nicht bezahlen, da er für das peruanische Tourismusministerium arbeite und die würden sehr schlecht bezahlen, aber eine Runde Bier könne er ausgeben. Ach ja, der Film, also der Film solle zeigen, wie wohl sich ausländische Touristen in Peru fühlen und dass wir keine Angst hätten, schon gar nicht vor dem sendero luminoso und dass das Reisen in Peru völlig ungefährlich sei. Damit hatte er zum größten Teil recht.
Und so sahen wir eine Stunde lang fröhlich und unbeschwert in Kameras, prosteten uns zu, „Viva Peru!“, und plauderten danach noch ein zwei Stunden mit dem Regisseur. Eigentlich würde er ja lieber einen kritischen Spielfilm machen (damals wollten alle Regisseure aller Länder kritische Spielfilme machen), aber leider sei der Markt hier in Südamerika für anspruchsvolle Filme und wir würden das ja vielleicht auch aus unserem Land kennen, aber egal, jetzt würde er eben diesen Werbefilm drehen, der alle Sehenswürdigkeiten Perus, die wundervolle Landschaft und die pittoresken Menschen zeige, was ja auch etwas sehr Schönes sei. Damit hatte er schon wieder recht. Aber, wenn wir ihm unsere Adressen gäben und es mit seinem Spielfilm doch noch etwas würde, hätte er sicher Verwendung für uns.
Ich habe nun die letzten 30 Jahre, wo immer ich die Gelegenheit hatte, mir Filme über Peru und seine Sehenswürdigkeiten angesehen, nur eine Szene mit fröhlich trinkenden Menschen, die mit ihren Bierkrügen anstoßen, die habe ich nicht entdecken können.
Einige Monate später kamen wir nach Rio de Janeiro, die erstaunlichste Stadt des Universums. Wir haben dann das gemacht, was jeder dort macht und eines schönen Spätnachmittages saßen wir in einer Bar am Strand, da gegenüber diesem spitzen kleinen Berg. Von der Bar aus konnten man „die, die in weißen Häusern wohnen“ beim alltäglichen Schaulaufen bewundern. Wir haben das gerne gemacht. Wenn man sich selbst an den Strand begibt, kommt man sich übrigens unbedeutend und hässlich vor.
Egal, wir tranken dieses inzwischen sehr berühmt gewordene Mixgetränk aus Zuckerrohrschnaps und Limettensaft. Es war eine eher preisgünstige Bar und so werden sie ihren Schnaps wohl von der nächsten Tankstelle (in Brasilien konnte man Schnaps tanken. Manche Brasilianer haben sich das Zeug in ihren Tank füllen lassen, andere gingen mit einer Coca Cola Flasche an die Tanke und haben sich ihre tägliche Ration nachfüllen lassen) geholt haben.
Wir saßen, glotzten und schwitzten, als uns ein Mann um die 40, ganz in schwarz gekleidet, ansprach. Ich kann kein Portugiesisch. Einzelne Worte kann ich mir über das Spanische und Französische erschließen. Er redete und redete und wurde immer aufgeregter und begeisterter. Ich verstand nichts. Aus dem Wortschwall tauchten immer wieder ‚Jesus’, ‚Strand’ und ‚telenovela’ auf. Was wollte der Mann?
Irgendwann hatte er in seinem Überschwang ein Einsehen und er sah sich um, entdeckte einen Bekannten, der als Übersetzter ausersehen wurde.
„God morning, how are you?“ sagte der Übersetzer.
“Fine, thank you. What can we do for you?”
“I am Rinaldo do Irgendwas and ...”
Er suchte nach Worten.
“How are you?”
Sein Kumpel lauschte aufgeregt den Übersetzungsbemühungen, gab detaillierte Anweisungen, was zu sagen wäre. Der Übersetzer nickte.
„Good Morning, how are you?“
„We’re still fine, but ...“
„I am ...“
Und so plätscherte die Nichtunterhaltung noch einige Minuten vor sich hin, der Übersetzer konnte außer ‚How are you’ und ‚Good morning’ leider keine weiteren englischen Sätze. Der schwarz gekleidete Mann redete weiter auf uns ein: ‚Jesus’, ‚praia, ‚telenovela’, ‚diretor’, ‚mulheres bonitos’. Ja nee, is ja klar.
Nach einiger Zeit dämmerte unserem diretor, dass die Englischkenntnisse seines Übersetzers nicht ausreichen, um uns verständlich zu machen, um was es eigentlich ging. Er bedeutete uns, dass er am nächsten Tag mit einem richtigen Übersetzer wieder kommen würde und ließ sich unsere Hoteladresse geben und wir verabredeten eine Termin in der Lobby.
Nun ja, er kam dann nicht und ich musste meine Träume begraben. Hin und wieder denke ich darüber nach, welche tragende Rolle ich im brasilianischen Fernsehen übernommen hätte.
So endete meine hoffnungsvolle internationale Filmkarriere.
Ich glaube nicht, also frisch ans Werk:
Die ersten Erfahrungen mit der Filmkunst habe ich in Cusco, der alten Hauptstadt der Inkas gemacht. Das war zu der Zeit als ein rauchender Bundeskanzler noch nicht mit einer Anzeige belästigt wurde. Manche werden sich erinnern.
Wir waren gerade einige Tage aus Machu Picchu zurück, hatten uns schon etwas von unserer Wanderung erholt und beschlossen nach dem Abendessen noch in eine Kneipe zu gehen. Wir schlenderten durch die Gassen und nach einiger Zeit sahen wir eine Pinte, die mit dem verführerischen Schild „aqui Cusquena!“ um uns warb. Mit Erfolg! Nun ja, das Etablissement war eher für die zahlungskräftige Kundschaft aus dem Ausland eingerichtet, so eine Art peruanisch-bajuwarische Bierstube, aber das Bier war gut, die Kneipe gemütlich und warum sollte man sich nicht auch mal von Zeit zu Zeit mit anderen Touristen unterhalten?
Wir setzten uns, bestellten Bier und in kürzester Zeit füllte sich der Ausschank mit anderen Touristen aus aller Welt. Das Bier wurde in großen Steinkrügen serviert und mit einem freundlichen Nicken zum Kellner, bekam man ein weiteres hingestellt. Wir plauderten und tauschten Informationen, Geschichten und Eindrücke mit anderen Touristen aus. Es ging uns gut.
Nach ein oder zwei Stunden erschienen eine Gruppe junger Männer, in Schwarz gekleidet und bauten große Scheinwerfer auf. Einer der jungen Männer kam zu uns an den Tisch und fragte, ob wir in seinem Film mitspielen wollten? Eine Gage könne er leider nicht bezahlen, da er für das peruanische Tourismusministerium arbeite und die würden sehr schlecht bezahlen, aber eine Runde Bier könne er ausgeben. Ach ja, der Film, also der Film solle zeigen, wie wohl sich ausländische Touristen in Peru fühlen und dass wir keine Angst hätten, schon gar nicht vor dem sendero luminoso und dass das Reisen in Peru völlig ungefährlich sei. Damit hatte er zum größten Teil recht.
Und so sahen wir eine Stunde lang fröhlich und unbeschwert in Kameras, prosteten uns zu, „Viva Peru!“, und plauderten danach noch ein zwei Stunden mit dem Regisseur. Eigentlich würde er ja lieber einen kritischen Spielfilm machen (damals wollten alle Regisseure aller Länder kritische Spielfilme machen), aber leider sei der Markt hier in Südamerika für anspruchsvolle Filme und wir würden das ja vielleicht auch aus unserem Land kennen, aber egal, jetzt würde er eben diesen Werbefilm drehen, der alle Sehenswürdigkeiten Perus, die wundervolle Landschaft und die pittoresken Menschen zeige, was ja auch etwas sehr Schönes sei. Damit hatte er schon wieder recht. Aber, wenn wir ihm unsere Adressen gäben und es mit seinem Spielfilm doch noch etwas würde, hätte er sicher Verwendung für uns.
Ich habe nun die letzten 30 Jahre, wo immer ich die Gelegenheit hatte, mir Filme über Peru und seine Sehenswürdigkeiten angesehen, nur eine Szene mit fröhlich trinkenden Menschen, die mit ihren Bierkrügen anstoßen, die habe ich nicht entdecken können.
Einige Monate später kamen wir nach Rio de Janeiro, die erstaunlichste Stadt des Universums. Wir haben dann das gemacht, was jeder dort macht und eines schönen Spätnachmittages saßen wir in einer Bar am Strand, da gegenüber diesem spitzen kleinen Berg. Von der Bar aus konnten man „die, die in weißen Häusern wohnen“ beim alltäglichen Schaulaufen bewundern. Wir haben das gerne gemacht. Wenn man sich selbst an den Strand begibt, kommt man sich übrigens unbedeutend und hässlich vor.
Egal, wir tranken dieses inzwischen sehr berühmt gewordene Mixgetränk aus Zuckerrohrschnaps und Limettensaft. Es war eine eher preisgünstige Bar und so werden sie ihren Schnaps wohl von der nächsten Tankstelle (in Brasilien konnte man Schnaps tanken. Manche Brasilianer haben sich das Zeug in ihren Tank füllen lassen, andere gingen mit einer Coca Cola Flasche an die Tanke und haben sich ihre tägliche Ration nachfüllen lassen) geholt haben.
Wir saßen, glotzten und schwitzten, als uns ein Mann um die 40, ganz in schwarz gekleidet, ansprach. Ich kann kein Portugiesisch. Einzelne Worte kann ich mir über das Spanische und Französische erschließen. Er redete und redete und wurde immer aufgeregter und begeisterter. Ich verstand nichts. Aus dem Wortschwall tauchten immer wieder ‚Jesus’, ‚Strand’ und ‚telenovela’ auf. Was wollte der Mann?
Irgendwann hatte er in seinem Überschwang ein Einsehen und er sah sich um, entdeckte einen Bekannten, der als Übersetzter ausersehen wurde.
„God morning, how are you?“ sagte der Übersetzer.
“Fine, thank you. What can we do for you?”
“I am Rinaldo do Irgendwas and ...”
Er suchte nach Worten.
“How are you?”
Sein Kumpel lauschte aufgeregt den Übersetzungsbemühungen, gab detaillierte Anweisungen, was zu sagen wäre. Der Übersetzer nickte.
„Good Morning, how are you?“
„We’re still fine, but ...“
„I am ...“
Und so plätscherte die Nichtunterhaltung noch einige Minuten vor sich hin, der Übersetzer konnte außer ‚How are you’ und ‚Good morning’ leider keine weiteren englischen Sätze. Der schwarz gekleidete Mann redete weiter auf uns ein: ‚Jesus’, ‚praia, ‚telenovela’, ‚diretor’, ‚mulheres bonitos’. Ja nee, is ja klar.
Nach einiger Zeit dämmerte unserem diretor, dass die Englischkenntnisse seines Übersetzers nicht ausreichen, um uns verständlich zu machen, um was es eigentlich ging. Er bedeutete uns, dass er am nächsten Tag mit einem richtigen Übersetzer wieder kommen würde und ließ sich unsere Hoteladresse geben und wir verabredeten eine Termin in der Lobby.
Nun ja, er kam dann nicht und ich musste meine Träume begraben. Hin und wieder denke ich darüber nach, welche tragende Rolle ich im brasilianischen Fernsehen übernommen hätte.
So endete meine hoffnungsvolle internationale Filmkarriere.
“You feel like Steve McQueen when you're driving in your carHarpo hieß der Sänger, das Lied dudelte damals aus allen Radios, Himmel hilf!
and you think you will look like James Bond when you're smokin' your cigar...”
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Fundstücke 14.KW bis 23.KW
g. | Freitag, 11. Juni 2010, 08:12 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
kluges und interessantes:
Johann Peter Hebel: Denkwürdigkeiten aus der Provinz
Elizabeth Lunday: "Die großen Künstler und ihre Geheimnisse"
Richard David Precht: Kolumnen bei WestArt
Der Tauss-Prozess: Die Berichterstattung via lawblog
Olivier Roy: Heilige Einfalt. Ende der Religiosität? (Rezension)
Elmar Altvater: Marx neu entdecken
Das Bundesverfassungsgericht zur Meinungsfreiheit via Lawblog
amüsantes:
Klaus Bittermann: Bischof Mixa; Philipp Freiherr von und zu Guttenberg; Wiese, Tim
Ambros Waibel über Berlin und München: „Ja, der Berliner aller Schichten und Altersklassen ist der Provinz sehr wohlgesinnt“
Erwin Einzinger: Von Dschalalabad nach Bad Schallerbach (Ich mag ja so feine Komödien)
Erwin Einzinger Homepage
Engelmann und Captain Analpho
Krullestaart und Snorrebaard
Leseliste:
Richard Brautigan Englisch
Richard Brautigan Deutsch
Norbert Abels: Ohrentheater. Szenen einer Operngeschichte, Frankfurt: Axel Dielmann Verlag.
Susan Sonntags Tagebücher
Anatol Chari / Timothy Braatz: Undermensch. Mein Überleben durch Glück und Privilegien. dtv, München 2010
Neue Wörter:
Sie schmeißen hier den typischen „bäh! ne du“ rein.
Laberfürst („von nichts ne Ahnung haben – aber immer große Fresse!“)
amüsantes:
Leseliste:
Neue Wörter:
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Georg Forster: Reise um die Welt 100
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
g. | Donnerstag, 10. Juni 2010, 06:53 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Glas-Corallen und andre Kleinigkeiten nahmen sie mit eben der Gleichgültigkeit und Achtlosigkeit an, mit welcher sie auch ihre Waffen, ja sogar ihre zerlumpten Seehunds-Felle umsonst, oder, gegen das erste beste, das ihnen geboten ward, weggaben. Überhaupt war ihr Charakter die seltsamste Mischung aus Dummheit, Gleichgültigkeit und Unthätigkeit!“Wie das Äußere, so der Charakter.
(Forster S. 921)
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Zeitvertreib am Mittwoch: schöne Frauen gucken I
g. | Mittwoch, 9. Juni 2010, 06:52 | Themenbereich: 'so dies und das'
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Georg Forster: Reise um die Welt 99
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
(Die Fahrt von Neu-Seeland nach Tierra del Fuego – Aufenthalt in Christmeß- oder Weihnachts-Haven)
g. | Dienstag, 8. Juni 2010, 06:46 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Auf vielfältiges Zuwinken kamen etliche von diesen Leuten ins Schiff; doch ließen sie nicht das geringste Zeichen von Freude blicken, schienen auch ganz ohne Neugierde zu seyn. Sie waren von kurzer Statur, keiner über 5 Fuß 6 Zoll (englischen Maaßes) hoch, hatten dicke große Köpfe, breite Gesichter, sehr platte Nasen, und die Backenknochen unter den Augen sehr hervorragend; die Augen selbst waren von brauner Farbe, aber klein und matt, das Haar schwarz, ganz gerade, mit Thran eingeschmiert, und hieng ihnen wild und zottigt um den Kopf. Anstatt des Barts standen einige einzelne Borsten auf dem Kinn, und von der Nase bis in das häßliche, stets offene Maul, war ein beständig fließender Canal vorhanden. Diese Züge machten, zusammen genommen, das vollständigste und redenste Bild von dem tiefen Elend aus, worinn dies unglückliche Geschlecht von Menschen dahinlebt. Herr Hodges hat von zwoen dieser Physiognomien eine sehr richtige, charakteristische Zeichnung verfertigt. Schultern und Brust waren breit und stark gebaut, der Untertheil des Körpers aber so mager und eingeschrumpft, daß man sich kaum vorstellen konnte, er gehöre zum obern. Die Beine waren dünn und krumm, und die Knie viel zu stark. Ihr einziges elendes Kleidungsstück bestand in einem alten kleinen Seehunds-Fell, welches vermittelst einer Schnur, um den Hals befestigt war. Übrigens giengen sie ganz nackend, ohne auf das, was Anständigkeit und Ehrbarkeit bey uns fordern würden, die geringste Rücksicht zu nehmen. Ihre Leibesfarbe war Olivenbraun mit einem Kupfer-ähnlichem Glanze, und bey manchen noch durch aufgetragene Streifen von rothem und weißem Ocker erhöht. Es scheint folglich, daß die Begriffe von Schmuck und Zierrath älter und tiefgewurzelter bey uns sind, als die von Ehrbarkeit und Schaamhaftigkeit! Die Weiber waren beinahe wie die Männer gestaltet, nur etwas kleiner, den Gesichtszügen nach nicht minder häßlich und wirdrig, und auch in der Kleidung nicht unterschieden. Einige wenige hatten jedoch, ausser dem Felle, welches die Schultern bedeckte, noch ein kleinen Lappen, kaum eine Hand groß, vorn am Schooße herabhängen, der, vermittelst einer Schnur, um die Hüften befestigt war. Ein ledernes Band mit Muscheln besetzt, zierte den Hals, und auf dem Kopfe trugen sie eine Art Mütze, aus etlichen langen Gänse-Federn zusammengefügt, die gemeiniglich aufrecht in die Höhe standen, und alsdenn gerade so, als die Fontangen* des vorigen Jahrhunderts aussahen.“
(Forster S. 920/1)
*Fontange: haubenartiger Kopfschmuck.
Das Gegenbild zum Ideal auf Tahiti. Seine Urteile sind moralisierender.
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„Mir habbes ja net so mit’m Chrischtlicha!“
g. | Montag, 7. Juni 2010, 06:39 | Themenbereich: 'so dies und das'
sagte meine Mutter eines Tages als ein älterer Herr von der Inneren Mission vor der Haustüre stand und Erbauungsliteratur feilbot. Das war ein Fehler, denn damit hatte sie sich zumindest als laue Christin zu erkennen gegeben und entsprach damit exakt der Zielgruppe.
Der Herr blickte auf mich und entdeckte eine weitere Seele, die es zu erretten galt. Ich war damals so acht oder neun Jahre.
Er sei von der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart und zöge durchs Land, um bei häuslichen und persönlichen Problemen hilfreich zur Seite zu stehen.
Ich blickte ins Gesicht meiner Mutter und konnte ihre Gedanken lesen: ‚Bleder Hund, bleder!’
Da sie einen Moment gezögert hatte, sagte er seinen kompletten Sermon auf, vom Himmelreich, das jedem Platz und Trost biete und gerade die einfachen Leute und das Leben sei ja nicht einfach und wer auf Gott vertraue, dem werde auch durch Gott geholfen.
Und dann machte meine Mutter den zweiten Fehler. Ihr rutschte einer der allgemeinen schwäbischen Lebensweisheiten heraus:
„Ha guat, fürs Betta gibt ja die Pietischta, da brauchet mir net au no jeden Sonndich in’d Kirch renna!“
Bei uns war es üblich einmal im Jahr, an Heiligabend, in den Gottesdienst zu gehen („Einmal im Jahr, schad’ nix!“ war die Begründung meines Vaters) und sonst eben zu Taufen, Begräbnissen und Hochzeiten. Damit hatten wir all die Jahre gut gelebt und waren’s zufrieden. Schulfreunde von mir mussten jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen und hatten ihre liebe Not damit.
Der Pietismus ist in Württemberg (die Badener sind Katholiken) im Wesentlichen eine Veranstaltung von Lehrern, Pfarrern und Bauern, der Rest der Bevölkerung betrachtet das eher mit Misstrauen.
Im 18. Jahrhundert konzentrierte man sich auf das Schulwesen, denn auch die einfachen Leute sollten sich in die Heilige Schrift versenken können. Das Schriftgelehrtentum ist ein wesentliches Kennzeichen, neben dem moralischen Rigorismus. Während aber das unendliche Studieren und Auslegen der Bibel auch positive Folgen nach sich zog, macht bedingungsloser Moralismus den Menschen das Leben zur Hölle. Ein Schulfreund von mir musste, wenn er etwas vergeigt hatte, seinen Fehler selbst erkennen und dann seinen Vater um Strafe bitten. Bis das geschehen war, sprachen Vater und Mutter nicht mehr mit ihm. Sie sehen: schwarze Pädagogik ist ein Dreck dagegen.
Im 19. und 20. Jahrhundert entdeckten die Pietisten die Gottlosen im eigenen Land und veranstalteten Strick- und Nähkurse zur sittlichen Besserung der gefallenen Arbeitermädchen und bekämpften die Alkoholsucht in der Arbeiterschaft. Die niederen Schichten sollten zur Arbeitsliebe und Untätigkeitsscheu angehalten werden und wenn sie jetzt an die Harzgesetze denken müssen, bin ich völlig unschuldig daran.
Aber beenden wir die kleine Geschichte des Pietismus.
Meine Mutter kam auf jeden Fall zu dem Schluss, dass sie den Gottesmann nur noch durch Grobheiten los werden konnte und schmiss ihn kurzerhand aus dem Haus.
„Blöder Hund“, fluchte sie vor sich hin und erzählte mir dann noch von einer Nachbarin, die von ihrem Mann gezwungen wurde, ein gottesfürchtiges Leben in der Familie zu praktizieren:
„Die machet nix anderes als in’d Kirch renna, Bibel lesa ond d’Kender verhaua. Des isch doch en Scheiß!“
Der Herr blickte auf mich und entdeckte eine weitere Seele, die es zu erretten galt. Ich war damals so acht oder neun Jahre.
Er sei von der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart und zöge durchs Land, um bei häuslichen und persönlichen Problemen hilfreich zur Seite zu stehen.
Ich blickte ins Gesicht meiner Mutter und konnte ihre Gedanken lesen: ‚Bleder Hund, bleder!’
Da sie einen Moment gezögert hatte, sagte er seinen kompletten Sermon auf, vom Himmelreich, das jedem Platz und Trost biete und gerade die einfachen Leute und das Leben sei ja nicht einfach und wer auf Gott vertraue, dem werde auch durch Gott geholfen.
Und dann machte meine Mutter den zweiten Fehler. Ihr rutschte einer der allgemeinen schwäbischen Lebensweisheiten heraus:
„Ha guat, fürs Betta gibt ja die Pietischta, da brauchet mir net au no jeden Sonndich in’d Kirch renna!“
Bei uns war es üblich einmal im Jahr, an Heiligabend, in den Gottesdienst zu gehen („Einmal im Jahr, schad’ nix!“ war die Begründung meines Vaters) und sonst eben zu Taufen, Begräbnissen und Hochzeiten. Damit hatten wir all die Jahre gut gelebt und waren’s zufrieden. Schulfreunde von mir mussten jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen und hatten ihre liebe Not damit.
Der Pietismus ist in Württemberg (die Badener sind Katholiken) im Wesentlichen eine Veranstaltung von Lehrern, Pfarrern und Bauern, der Rest der Bevölkerung betrachtet das eher mit Misstrauen.
Im 18. Jahrhundert konzentrierte man sich auf das Schulwesen, denn auch die einfachen Leute sollten sich in die Heilige Schrift versenken können. Das Schriftgelehrtentum ist ein wesentliches Kennzeichen, neben dem moralischen Rigorismus. Während aber das unendliche Studieren und Auslegen der Bibel auch positive Folgen nach sich zog, macht bedingungsloser Moralismus den Menschen das Leben zur Hölle. Ein Schulfreund von mir musste, wenn er etwas vergeigt hatte, seinen Fehler selbst erkennen und dann seinen Vater um Strafe bitten. Bis das geschehen war, sprachen Vater und Mutter nicht mehr mit ihm. Sie sehen: schwarze Pädagogik ist ein Dreck dagegen.
Im 19. und 20. Jahrhundert entdeckten die Pietisten die Gottlosen im eigenen Land und veranstalteten Strick- und Nähkurse zur sittlichen Besserung der gefallenen Arbeitermädchen und bekämpften die Alkoholsucht in der Arbeiterschaft. Die niederen Schichten sollten zur Arbeitsliebe und Untätigkeitsscheu angehalten werden und wenn sie jetzt an die Harzgesetze denken müssen, bin ich völlig unschuldig daran.
Aber beenden wir die kleine Geschichte des Pietismus.
Meine Mutter kam auf jeden Fall zu dem Schluss, dass sie den Gottesmann nur noch durch Grobheiten los werden konnte und schmiss ihn kurzerhand aus dem Haus.
„Blöder Hund“, fluchte sie vor sich hin und erzählte mir dann noch von einer Nachbarin, die von ihrem Mann gezwungen wurde, ein gottesfürchtiges Leben in der Familie zu praktizieren:
„Die machet nix anderes als in’d Kirch renna, Bibel lesa ond d’Kender verhaua. Des isch doch en Scheiß!“
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Das Kopiererlied
g. | Freitag, 4. Juni 2010, 06:50 | Themenbereich: 'Der Dichter hier sprichter'
Schatzilein, must nicht zickig sein,
kopiere fein, sonst hau ich dir was rein.
Schatzilein, zieh die Blätter ein,
zerkrumpel nix, sonst tret ich fix.
Schatzilein, must nicht brummig sein,
verrichte nur dein Tagewerk, sonst kommt der Höllenzwerg.
Schatzilein, must nicht hitzig sein,
braucht‘s kein Blätterstau, sonst ich in Bälde hau.
Schatzilein, mach kein Errorlein,
verricht‘ dein Tagewerk, sonst kommt der grimm‘ge Nerd.
Schatzilein, must nicht böse sein,
bald kommt dein letzter Tag, mit einem großen Hammerschlag.
kopiere fein, sonst hau ich dir was rein.
Schatzilein, zieh die Blätter ein,
zerkrumpel nix, sonst tret ich fix.
Schatzilein, must nicht brummig sein,
verrichte nur dein Tagewerk, sonst kommt der Höllenzwerg.
Schatzilein, must nicht hitzig sein,
braucht‘s kein Blätterstau, sonst ich in Bälde hau.
Schatzilein, mach kein Errorlein,
verricht‘ dein Tagewerk, sonst kommt der grimm‘ge Nerd.
Schatzilein, must nicht böse sein,
bald kommt dein letzter Tag, mit einem großen Hammerschlag.
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