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Winterliche Kopfbedeckungen, heute: cultural crossover
g. | Mittwoch, 17. Dezember 2008, 09:39 | Themenbereich: 'Begegnungen'
In der S-Bahn sitzt links vor mir ein junger Mann mit einer gehäkelten Wollmütze ohne Bommel, wie sie öfter von älteren türkischen Männern getragen wird.
Wenn man einen dicken Kopf hat, ist das sehr unkleidsam.
Der junge Mann mit der Häkelmütze wird am Abend seine missmutige Freundin schwängern, die, soviel ist klar, eine Abtreibung niemals in Erwägung ziehen, sich vielmehr auf ihre katholische Erziehung besinnen, den nichtsnutzigen Freund verlassen, ins Sauerland zurückkehren und sich mit Mutter und Familie versöhnen wird, um einige Jahre später den Leiter der Getränkeabteilung des örtlichen Einkaufszentrums zu ehelichen. Sie wird zeitlebens darunter leiden, dass ihre Stimme nicht ausreichen ausgebildet wurde, so dass sie im Kirchenchor für einen Solopart nicht in Frage kommt. Möglicherweise wird sie sich eine sanft glimmende Leidenschaft für Puffreis bewahren.
Der Leiter der Getränkeabteilung träumt davon eines Tages etwas Großartiges wie das Dosenpfand zu erfinden, was ihm aber, wie den Meisten, die von etwas Großartigem träumen, nie gelingen wird. Einmal hatte er versucht mit einer Manufaktur von Giraffen, Löwen und Zebras aus Kunststoff erfolgreich zu sein, was ihm misslang. In gewisser Hinsicht hat er den Ruf, auf sauerländischen Besäufnissen, ein Partylöwe zu sein.
Sein einziger Angestellter ist ein leicht merkwürdiger junger Mann*, der mit seiner Sofortbildkamera die Käufer von Getränken zu fotografiert, obwohl der Marktleiter dies nicht gerne sieht und die Kunden in der Regel nicht bereit sind, seine Bilder zu kaufen. Er wohnt bei seiner Mutter, die an der örtlichen Volkhochschule Kurse für textiles Gestalten gibt und leicht esoterisch angehaucht ist.
Der junge Mann mit der Häkelmütze wird später in das elterliche Unternehmen eintreten und aus seiner wilden Berliner Zeit wird ihn nur seine Abneigung gegen übertriebene körperliche Hygiene in die Zukunft begleiten.
*Er trägt sein basecap mit dem Schild im Nacken und seine Hose auf halb acht.
Wenn man einen dicken Kopf hat, ist das sehr unkleidsam.
Der junge Mann mit der Häkelmütze wird am Abend seine missmutige Freundin schwängern, die, soviel ist klar, eine Abtreibung niemals in Erwägung ziehen, sich vielmehr auf ihre katholische Erziehung besinnen, den nichtsnutzigen Freund verlassen, ins Sauerland zurückkehren und sich mit Mutter und Familie versöhnen wird, um einige Jahre später den Leiter der Getränkeabteilung des örtlichen Einkaufszentrums zu ehelichen. Sie wird zeitlebens darunter leiden, dass ihre Stimme nicht ausreichen ausgebildet wurde, so dass sie im Kirchenchor für einen Solopart nicht in Frage kommt. Möglicherweise wird sie sich eine sanft glimmende Leidenschaft für Puffreis bewahren.
Der Leiter der Getränkeabteilung träumt davon eines Tages etwas Großartiges wie das Dosenpfand zu erfinden, was ihm aber, wie den Meisten, die von etwas Großartigem träumen, nie gelingen wird. Einmal hatte er versucht mit einer Manufaktur von Giraffen, Löwen und Zebras aus Kunststoff erfolgreich zu sein, was ihm misslang. In gewisser Hinsicht hat er den Ruf, auf sauerländischen Besäufnissen, ein Partylöwe zu sein.
Sein einziger Angestellter ist ein leicht merkwürdiger junger Mann*, der mit seiner Sofortbildkamera die Käufer von Getränken zu fotografiert, obwohl der Marktleiter dies nicht gerne sieht und die Kunden in der Regel nicht bereit sind, seine Bilder zu kaufen. Er wohnt bei seiner Mutter, die an der örtlichen Volkhochschule Kurse für textiles Gestalten gibt und leicht esoterisch angehaucht ist.
Der junge Mann mit der Häkelmütze wird später in das elterliche Unternehmen eintreten und aus seiner wilden Berliner Zeit wird ihn nur seine Abneigung gegen übertriebene körperliche Hygiene in die Zukunft begleiten.
*Er trägt sein basecap mit dem Schild im Nacken und seine Hose auf halb acht.
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Jean Paul Seebuch
g. | Dienstag, 16. Dezember 2008, 09:38 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Zehnte Fahrt ,
die Giannozzo zum Räsonieren über Vertrauensseligkeit und zu einem Gastmahl führt, nebst einer volkswirtschaftlichen Vorlesung über Verschwendung.
die Giannozzo zum Räsonieren über Vertrauensseligkeit und zu einem Gastmahl führt, nebst einer volkswirtschaftlichen Vorlesung über Verschwendung.
„Ein Ulrichsschlager klagte über die Handwerksmißbräuche und brachte bei, dass der Professor Hausen erwiesen, dass schon einer mittelmäßigen Stadt – wie unsrer z. B., sagt’ er – bloß durch den blauen Montag in 1 Jahr netto 13 541 Tl. 16 Gr. vor die Hunde gehen. O wenn ich diese Saite höre! »Meine Herren!« (fing ich an) »das ist erst nur eine Staats- Bankerutt-Quelle und mehr nicht. Aber ringsum springen die Quellen wie Böcke. Außer der Gesundheit wird durchaus nichts hässlicher verschwendet als ihr Surrogat, die Zeit. Welche entsetzliche Summen kostet einem Land der Schlaf, da es durch strenge Schlaf-Edikte leicht dahin zu bringen wäre, dass es nicht mehr schliefe als jeder Nachtwächter! – Werfen wir nicht jährlich wieder 13 541 Tl. 16 Gr. zum Fenster hinaus, dass wir den Sonntag feiern am – Tage, da wir wie andere Völker nachts in die Kirche gehen könnten, wo die Dunkelheit die Andacht, und die Schlaf-Karenz die Buße nicht verderben würde? – So muss auch nicht als etwas Kleinliches aus der Unkosten-Rechnung alles das ausgelassen werden, was das Land jährlich an zwei Personen einbüßet durch Balbieren, indes mit dem Barte der Staat wüchse – und durch Donnerwetter, weil dabei nur Gebetbücher ergriffen werden – und durch stehende Tischgebete, die man ja sitzend still in sich unter dem Käuen verrichten könnte – und durch fremde Passagiere, denen der Staatsbürger durchs Fenster nachsieht da jeder Narr, der in der Stadt nichts verzehrt und nur durchpassiert, um dieselbe reiten könnte – und besonders durch das allgemeine Müßiggehen und Faulpelzwerk der linken Hand und zweier Füße.«
( Jean Paul Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch
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Deutschland 1918/6
g. | Montag, 15. Dezember 2008, 10:07 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Leipzig 14.12.1918 über die Tage (10. – 13.12.) in München:
Klemperer hatte wohl revolutionäres Pathos erwartet. Insbesondere vermisst er einen ‚diktatorischen Gestus auf das Volk, die Masse’. Heute würde wohl ein Journalist etwas von Populismus faseln. Interessant ist auch, dass er anscheinend erwartet hatte, dass Eisner ‚jüdisch’ aussieht. (Solche Bemerkungen, dass jemand jüdisch oder sehr jüdisch aussehe, tauchen häufiger auf. Bei mir löst das keinerlei Assoziationen aus. Außer dem NS-Bild natürlich, aber das wird Klemperer wohl nicht vorgeschwebt sein?)
Kurt Eisner, geboren am 14.5.1867 in Berlin, zunächst Anhänger von Friedrich Naumann, einem der Begründer des ‚modernen Liberalismus’ (der durch den ‚Freiheit oder Sozialismus’-Liberalismus eines Guido Westerwelle inzwischen abgelöst wurde. Insofern ist der Westerwelleliberalismus ein Rückgriff; vormodernistisch?), dann Mitglied der SPD und ab 1917 der USPD. Er proklamierte am 7./8.11. 1918 den Freistaat Bayern und versuchte als Bayrischer Ministerpräsident Rätesystem und Parlamentarismus zu verbinden. Er wurde zwei Monate später, am 21.2.1919 von Graf Arco ermordet.
„Das akademische Mietsfräulein klagte, die Italiener oder gar Franzosen würden in Deutschland einrücken, weil Spartacus immer mächtiger werde u. das Chaos hervorrufe – u. dann werde es in M. erst recht Wohnungsnot geben. In diesem Punkt beruhigte ich sie. Wir würden mit Spartacus allein fertig werden, u. wenn es auch auf die Barrikaden gehe.“Wir = die Deutschen? Wahrscheinlich, nur dass eben die Spartakisten auch Deutsche waren.
„Besonders am Eingang der Alfonsschule steht in der Mauer eine steinerne Bank. Dort saß ich im Juli 1915 in Sträflingsdrillich mit Eva, die mir abends meine Post brachte u. mich begrüßte. Ich durfte nicht heraus, war buchstäblich gefangen, weil ich noch nicht grüßen konnte. Ich der 33jährige, der Privatdozent, der Ehemann, der Kriegfreiwillige! Ich weiß, Disciplin ist notwendig u. der Gruß ist ein notwendiges Übel, ich weiß, wie es jetzt ohne diese Disciplin zugeht, ich bin durchaus ‚contrarevolutionär’ gestimmt, ich lache vergnügt, wenn jetzt Theodor Wolff eine ‚klar sichtbare militärische Macht’ fordert, wenn die Regierung Ebert eine ‚freiwillige Volkswehr’ bildet, zu der sie nur Soldaten heranzieht, die über 24 Jahre alt sind u. lange Frontdienst gemacht haben, also gerade das beste Menschenmaterial, das durchgebildetste des alten Heeres! Und dennoch: wenn ich an die Bank denke, oder an den Tag, wo mich der verrückte Hauptmann Berghausen mit dem Tropenkoller in Kasernenarrest brüllte, weil ich den Hacken beim ‚stillgestanden’ zusammenzunehmen vergessen hatte, dann legt es sich geradezu körperlich wie ein Stein auf die Brust, wie eine zusammengepresste Hand um den Hals; ich gedenke dann meiner bittersten Verzweiflungen u. verstehe jede, aber auch jede Sinnlosigkeit der Revolution.“Von einer Wahlversammlung der unabhängigen Sozialdemokraten:
(Victor Klemperer Tagebücher)
„Mit einemmale wird es still. Alles sieht nach einer Seitentür, wo ein kleines Gedränge entsteht. Man flüstert: ‚Eisner, Eisner ist da!’ Der gerade redet, bricht ab u. bringt unvermittelt ein Hoch auf Eisner aus. Er ist ein Soldatenrat; er setzt an mit ‚Hurr ...’ unterbricht sich und ruft ‚Hoch, Hoch, Hoch!’ Stürmisches Mitrufen der Menge. Eisner kommt dicht an mir vorbei, u. beim Weggehen sehe ich ihn noch einmal fast in ‚Tuchfühlung’. Ein zartes gebrechliches winziges gebeugtes Männchen. Der Schädel kahl, nicht imposant groß. In den Backen hängen ihm schmutziggraue Haare. Der Vollbart ist rötlich, schmutziggrau, die schweren Augen sehen trübgrau durch Brillengläser, nichts Geniales, nichts Ehrwürdiges, nichts Heroisches ist an der ganzen Gestalt. Ein leidender, verbrauchter, mittelmäßiger alter Mann, dem ich mindestens 65 Jahre gebe.
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Sehr jüdisch sieht er nicht aus, germanisch oder bajuwarisch erst recht nicht.
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Er spricht leise u. ist doch überall verständlich, weil alles ehrfurchtsvoll schweigt. Er sei leidend, er sei auch den Abend über nicht hier gewesen, er könne also alles ablehnen u. widerlegen, weil er nichts gehört habe. Dies ist der erste Witz von vielen, der Witz ersetzt ihm fast immer das Pathos u. wird ihm immer dankbar bejubelt.
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Ein feuilletonistischer Plauderer unter Freunden, die ihm bestimmt zujubeln, er sage, was er wolle, ein vielgeliebter Präsident eines Kegelklubs, ein erfolgssicherer Komiker, der gelegentlich eine moralische Note anschlägt.
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Eisner ist mir rätselhaft: wie kann dieser Feuilletonist, diese Wippchennatur ohne heroische, ohne dictatorische Geste auf das Volk u. nun gar auf die Bayern wirken? Aber eines ist mir gewiß geworden: er herrscht in Bayern, er ist im Volke verankert, das ihn wie einen Gott verehrt. Vielleicht wird er bald fallen, aber zur Zeit stützt er sich gewiß auf das Volk ...
Ich war nach diesem Eisnerabend von Hitze u. Müdigkeit vollkommen erschöpft, ich war um keinen Satz bereichert, den ich nicht 100x aus 101 Zeitungen erfahren hatte; dennoch habe ich den größten Revolutionseindruck empfangen. Unterleitner, Levin, Eisner, die Masse – welche seltsame, rätselhafte, unberechenbare, alogische Angelegenheit!“
Klemperer hatte wohl revolutionäres Pathos erwartet. Insbesondere vermisst er einen ‚diktatorischen Gestus auf das Volk, die Masse’. Heute würde wohl ein Journalist etwas von Populismus faseln. Interessant ist auch, dass er anscheinend erwartet hatte, dass Eisner ‚jüdisch’ aussieht. (Solche Bemerkungen, dass jemand jüdisch oder sehr jüdisch aussehe, tauchen häufiger auf. Bei mir löst das keinerlei Assoziationen aus. Außer dem NS-Bild natürlich, aber das wird Klemperer wohl nicht vorgeschwebt sein?)
Kurt Eisner, geboren am 14.5.1867 in Berlin, zunächst Anhänger von Friedrich Naumann, einem der Begründer des ‚modernen Liberalismus’ (der durch den ‚Freiheit oder Sozialismus’-Liberalismus eines Guido Westerwelle inzwischen abgelöst wurde. Insofern ist der Westerwelleliberalismus ein Rückgriff; vormodernistisch?), dann Mitglied der SPD und ab 1917 der USPD. Er proklamierte am 7./8.11. 1918 den Freistaat Bayern und versuchte als Bayrischer Ministerpräsident Rätesystem und Parlamentarismus zu verbinden. Er wurde zwei Monate später, am 21.2.1919 von Graf Arco ermordet.
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Fundstuecke 50. KW
g. | Freitag, 12. Dezember 2008, 05:12 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
amüsantes:
Der Weihnachtskalender
Sprachspiel: ein Satz, der sich mit jedem Klick verlängert.
via strange links
kluges:
Karl Kraus: Die Fackel (komplett) im Netz
Vielversprechend?
Carolin Emcke
via Patois
Erledigungen:
„Ulrich Magnus Hammer war Mitte der siebziger Jahre Percussionist für die Band Ton Steine Scherben und lebt heute laut Auskunft des Spiegel als Schriftsteller in München. Was nur beweist, daß weder eine solche Vergangenheit noch ein solcher Beruf vor Blödheit schützt.“
Leseliste:
Gay ‚hanging around‘ Talese
Gay Talese: Du sollst begehren. Auf den Spuren der sexuellen Revolution.
Aus dem Amerikanischen von Gustav Stirner. Rogner & Bernhard, 2007.
Besprechung
Gay Talese: Ehre deinen Vater
Aus dem Amerikanischen von Gunther Martin. 22 Fotos. 536 Seiten. R&B.
Besprechungen
»[…] der vom heißen Clima ausgetrocknete Körper des Spaniers verlangt weniger Nahrung, begnügt sich mit geringeren Speisen, und kann auch den Hunger weit leichter ertragen. Man hat Beispiele, daß an Orten, wo teutsche Reisende zum Essen eingekehrt sind, die Spanier sich haufenweise nach dem Wirtshause gedrängt haben, um zu sehen, ob es denn möglich sey, daß so wenige Leute das viele für sie bestellte Essen aufzehren könnten.«Theophil Friedrich Ehrmann, Neueste Kunde von Spanien und Portugal. Prag 1808
kluges:
Vielversprechend?
via Patois
Erledigungen:
Leseliste:
Gay ‚hanging around‘ Talese
„Ich lernte [von meiner Mutter] … mit Geduld und Aufmerksamkeit zuzuhören und die Leute niemals zu unterbrechen, selbst wenn die Leute stockend und unpräzise erzählten, weil sie große Schwierigkeiten hatten, sich auszudrücken,… gerade das ist sehr aufschlussreich – worüber die Leute zögern zu erzählen, kann sehr viel über sie aussagen. Ihre Pausen, ihre Ausflüchte, ihre plötzlichen Themenwechsel sind Anzeichen für das, was sie verlegen macht, verstört oder zeigt an, was sie als zu privat oder zu heikel betrachten, um es zu diesem Zeitpunkt mit einer anderen Person zu teilen.“
Aus dem Amerikanischen von Gustav Stirner. Rogner & Bernhard, 2007.
Besprechung
Aus dem Amerikanischen von Gunther Martin. 22 Fotos. 536 Seiten. R&B.
Besprechungen
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Winterspaziergang
g. | Donnerstag, 11. Dezember 2008, 10:17 | Themenbereich: 'stadterkundungen'

Wir beginnen unseren Spaziergang am S-Bahnhof Priesterweg und folgen dem Hinweisschild zum Natur-Park (der affige Bindestrich muss wohl heutzutage sein?). Da weder eine elektronische Sperre noch ein Parkwächter das Tor bewachen, fragen wir uns, ob wir die Einzigen sind, die eine Karte lösen? Egal, der Euro wird uns und auch sie nicht arm machen. Vor uns liegt die alte Bahnmeisterei mit dem Wasserturm.
Im Frühjahr kann man sich die Ausstellung, die recht informativ sein soll, ansehen. Über das Wortspielchen gehen wir beiläufig, aber ungnädig, hinweg.


Ob hier auch Deportationszüge zusammengestellt wurden?
Wahrscheinlich, da der Rangierbahnhof auch für die Anhalterbahn tätig war, auf der die Züge nach Theresienstadt fuhren.

An der Westseite quitscht alle zehn Minuten eine S-Bahn vorbei, an der östlichen Seite von Zeit zu Zeit ein Regionalzug in die Jühnsdorfer Heide und den Fläming.
Nach einer Stunde stromern in der klaren, winterlichen Sonne hatten wir genug und verließen den Park durch den Nordausgang zum Bahnhof Südkreuz.

Im Frühjahr, Sommer und im Herbst werden wir uns das wieder ansehen.
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.
g. | Mittwoch, 10. Dezember 2008, 09:44 | Themenbereich: 'so dies und das'
neue Rechtschreibschweche
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Jean Paul Seebuch
g. | Dienstag, 9. Dezember 2008, 05:43 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Neunte Fahrt,
die den Siechkobel und seine Besatzung nach der Steinigung der Festung Blasenstein das Meer erahnen lässt.
die den Siechkobel und seine Besatzung nach der Steinigung der Festung Blasenstein das Meer erahnen lässt.
„Es machte meine Liebe zum Erdkreis nicht fetter, dass in einem mir unbekannten Städtchen am hellen Mittage ein Haus in vollen Flammen und doch die Zuschauer bloß das Feuer besprechend, nicht begießend dastanden und keine Feuerglocke ging.“
(Anm. „Von solchen schiefen Seitenblicken wimmeln alle Reisehistorien zu Wasser und zu Land. Es ist ja offenbar, dass das Feuer in einem Residenzstädtchen brannte, wo man nicht eher Feuerlärm und Anstalten machen konnte, als bis es der fürstlichen Familie vorher gesetzmäßig angezeigt worden, weil sonst Schreck derselben die unmittelbare Folge vom Trommeln wäre, zumal nachts. Allein da doch auch dieses spätere Notifizieren das Zusammenfahren der Familie nur verschiebt, nicht ersparet: so wär’ es vielleicht vernünftiger angefangen, wenn man ihr – besonders im ersten Schlafe – die ganze Not verhehlte und alles blos leise löschte und nur durch stille Weckanstalten mit den Händen von Bette zu Bette die Leute zusammenbrächte, besonders da ich nicht sehe, inwiefern die Familie dabei interessiert ist, solange das Schloß nicht brennt. D.H.“)
( Jean Paul Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch
→ 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. letzte Fahrt)
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Deutschland 1918/5
g. | Montag, 8. Dezember 2008, 10:05 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Leipzig 8.12.1918
Eine Gruppe von Stabsoffizieren um Oberst Albrecht von Thaer hatte den Plan für einen gewaltsamen Umsturz ausgearbeitet. Da sich die „Heimattruppen“ in den Revolutionswirren ‚neutral’ verhielten, bzw. sich der Revolution anschlossen, wurden zehn ausgesuchte Frontdivisionen unter dem Kommando von General Lequis nach Berlin beordert um die ‚Ordnung’ wieder herzustellen, ,,wer die Feuerwaffen nicht abliefert, wird erschossen.“ (Albrecht von Thaer: Generalstabsdienst an der Front und in der OHL. Aus Briefen und Tagebucheintragungen 1915 - 1919, hrsg. von Siegfried A. Kaehler. Göttingen 1958, S.273.) Vorausgegangen war ein Angebot der Obersten Heeresleitung an Ebert, ihn zu unterstützen.
Der Rat der Volksbeauftragten stützte den Ebert-Groener-Pakt und sandte ein Telegramm an die Oberste Heeresleitung mit einem Aufruf an die Soldaten: sie wurden auffordert, das Vorgesetztenverhältnis zum Offizier aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wurde der Einfluss der Soldatenräte in der Armee verringert.
Der Aktionsplan für die ‚Berliner Aktion’ sah für die Zeit vom 10. bis 15. Dezember detailliert vor, wann welche der zehn Divisionen in Berlin einmarschieren sollten und welche ‚Ordnungsmaßnahmen’ durchzuführen seien. Am 6. Dezember putschte die Berliner Garnison: die Soldaten drangen in das Abgeordnetenhaus ein, verhafteten den Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte und riefen Ebert zum Reichspräsidenten aus. Ebert verhielt sich zu dieser Aktion neutral, allerdings verschärfte sich das politische Klima.
Vor diesem Hintergrund versuchte der Vollzugsrat, den Einmarsch der Truppen zu verzögern. Auf der Kabinettssitzung am 8. Dezember wurde der Beschluss gefasst, dass die zehn Divisionen nur unter Begleitung von Arbeiterabordnungen und nach Beurteilung der Lage durch den Vollzugsrat. So sollte ein Putsch vermieden werden.
Die OHL gab dem kommandierenden General Lequis den Befehl entgegenlautende Anweisungen der Regierung, auch des Kriegsministers, abzulehnen.
Am 10. Dezember 1918 kam es dann zur Vereidigung der Soldaten auf die Republik und zur, inzwischen legendären Aussage Friedrich Eberts:
„In Berlin scheint sich für heute eine förmliche Schlacht anzukündigen. Ich las es morgens mit ruhiger Selbstverständlichkeit.Er spielt wohl auf die „Berliner Aktion“ an:
Zähneknirschender Brief von Ella Doehring aus Posen. Sie ist behaglich conservativ in ihren Meinungen, ihr Hass gilt noch immer England; daneben scheinen ihr die Juden besonders schuldig zu sein.“
(Victor Klemperer Tagebücher)
Eine Gruppe von Stabsoffizieren um Oberst Albrecht von Thaer hatte den Plan für einen gewaltsamen Umsturz ausgearbeitet. Da sich die „Heimattruppen“ in den Revolutionswirren ‚neutral’ verhielten, bzw. sich der Revolution anschlossen, wurden zehn ausgesuchte Frontdivisionen unter dem Kommando von General Lequis nach Berlin beordert um die ‚Ordnung’ wieder herzustellen, ,,wer die Feuerwaffen nicht abliefert, wird erschossen.“ (Albrecht von Thaer: Generalstabsdienst an der Front und in der OHL. Aus Briefen und Tagebucheintragungen 1915 - 1919, hrsg. von Siegfried A. Kaehler. Göttingen 1958, S.273.) Vorausgegangen war ein Angebot der Obersten Heeresleitung an Ebert, ihn zu unterstützen.
Der Rat der Volksbeauftragten stützte den Ebert-Groener-Pakt und sandte ein Telegramm an die Oberste Heeresleitung mit einem Aufruf an die Soldaten: sie wurden auffordert, das Vorgesetztenverhältnis zum Offizier aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wurde der Einfluss der Soldatenräte in der Armee verringert.
Der Aktionsplan für die ‚Berliner Aktion’ sah für die Zeit vom 10. bis 15. Dezember detailliert vor, wann welche der zehn Divisionen in Berlin einmarschieren sollten und welche ‚Ordnungsmaßnahmen’ durchzuführen seien. Am 6. Dezember putschte die Berliner Garnison: die Soldaten drangen in das Abgeordnetenhaus ein, verhafteten den Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte und riefen Ebert zum Reichspräsidenten aus. Ebert verhielt sich zu dieser Aktion neutral, allerdings verschärfte sich das politische Klima.
„Ein Demonstrationszug, der sich auf dem Weg ins Innere der Stadt befindet, wird in der Chausseestraße abgeriegelt. Gardefüsiliere, »Maikäfer« genannt, feuerten mit Maschinengewehren in die Menge. Der Überfall forderte 14 Tote und mehrere Schwerverletzte.“Quelle
Vor diesem Hintergrund versuchte der Vollzugsrat, den Einmarsch der Truppen zu verzögern. Auf der Kabinettssitzung am 8. Dezember wurde der Beschluss gefasst, dass die zehn Divisionen nur unter Begleitung von Arbeiterabordnungen und nach Beurteilung der Lage durch den Vollzugsrat. So sollte ein Putsch vermieden werden.
Die OHL gab dem kommandierenden General Lequis den Befehl entgegenlautende Anweisungen der Regierung, auch des Kriegsministers, abzulehnen.
Am 10. Dezember 1918 kam es dann zur Vereidigung der Soldaten auf die Republik und zur, inzwischen legendären Aussage Friedrich Eberts:
„Kein Feind hat euch überwunden“Damit hatte er die Dolchstoßlegende, die in der konservativen Presse seit einigen Wochen diskutiert wurde, auf den Punkt gebracht.
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Fundstücke 49. KW
g. | Samstag, 6. Dezember 2008, 06:42 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
Kaffeschmuggel in der DDR:
Der Kaffeeschmugel wird reorganisiert
Trinkt Lore Piecks Kaffee!
via Verein für die Geschichte Berlins
Berlin:
Das Dominikanerkloster in Moabit
amüsantes:Das Fragamt gibt einen Wochentlicher Intelligenz-Zettel aus dem Frag-Amt der Kayserlich-Königlichen privilegirten Lehen-Bank zu unser lieben Frauen in Brünn heraus. Es gibt vier Bezeichnungen für dieselbe Institution: Fragamt, Zeitungscomptoir, Kundschaftsamt und Intelligenzamt.
Reinhold Aman Bayrisch-Österreichisches Schimpfwörterbuch
Ernest Borneman ist unter anderem Herausgeber eines umfassenden Lexikons deutscher Sprachobszönitäten.
kluges:Claus Leggewie über Die antiautoritäre Erziehung via Stralau
Inge Kloepfer über Den Aufstand der Unterschichten
Schuberth, Richard:30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus.Wien: Turia + Kant, 2008.
via Verein für die Geschichte Berlins
Berlin:
Das Dominikanerkloster in Moabit
amüsantes:
kluges:
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Deutschland 1918/4
g. | Freitag, 5. Dezember 2008, 09:33 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Leipzig 5.12.1918
„Es ist bitter, sich bei aller Demütigung sagen zu müssen: man vergilt uns Gleiches mit Gleichem: In Aachen hat der belgische Commandant angeordnet (oder in Jülich): bei Strafe standrechtlichen Erschießens grüßen Civilisten unsere Offiziere, indem sie den Bürgersteig verlassen u. den Hut ziehen. Wir haben es im Osten ähnlich gehalten, wie mir seinerzeit Beyerlein aus Rumänien, gestern Kopke aus Polen erzählte.“Trotz persönlicher Not und Nationalbewusstsein/-stolz lässt sich Klemperer anscheinend sein Hirn nicht vernebeln.
(Victor Klemperer Tagebücher)
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Zum Geleit:
maledicta - Herabwürdigungen für jede Gelegenheit
maledicta - Herabwürdigungen für jede Gelegenheit
In der Sprachwissenschaft gibt es einen wenig beackerten und wenig beachteten Zweig, der sich maledicta nennt und das ‚böse Sprechen‘ zum Gegenstand hat. Hierunter ist sowohl Beleidigen und Beschimpfen, als auch Verwünschen und Verfluchen zu verstehen, allgemein: der Kraftausdruck in all seiner Schönheit, Eleganz und Deftigkeit. Es bestehen Schnittmengen mit der Erotologie, die sich mit dem sexuell-erotischen Wortschatz und der Scatologie oder Koprolalie (von grch. "kopros" = Kot "lalein"=schwätzen) die sich mit (verbalen) Ausscheidungen befasst.
(Das Ganze gibt es auch noch als psychische Störungen. Was man alles kriegen kann: Pygmalionismus zum Beispiel).
Reinhold Aman ist ein herausragender Vertreter dieses Wissenschaftszweiges:
Das Bremer Sprachblog schreitet das Feld mit einer "Kleinen Anleitung zum geistreichen Fluchen" ab.
Werden heutzutage eigentlich noch Pasquillen geschrieben?
Damaris Nübling & Marianne Vogel haben dankenswerterweise in ihrer Studie:
Es gibt eine Menge unerfreulicher Zeitgenossen, die eines feineren oder gröberen, eines offenen oder verdeckten Dämpfers bedürfen, manchmal ist ein Florett, zu anderer Gelegenheit ein Säbel nötig; im Übrigen: warum sachlich, wenn es auch persönlich geht.
Wohlan, lasst uns Macke widerlegen und Nübling/Vogel ergänzen:
(Das Ganze gibt es auch noch als psychische Störungen. Was man alles kriegen kann: Pygmalionismus zum Beispiel).
Reinhold Aman ist ein herausragender Vertreter dieses Wissenschaftszweiges:
„Durch das Studium von Schimpfen und Fluchen kann man am besten sehen, was das Wertsystem einer Kultur ist -- ob nun im Berner Oberland oder im brasilianischen Dschungel. Man sieht genau, was in dieser Kultur als gut, als nobel, als ideal, als schön, als richtig gilt. Denn jeder, der von der Norm abweicht, wird beschimpft. Beim Fluchen wiederum verletzt man das größte Tabu seiner Kultur.“Einem Experten mag und kann man auch in der Wertung nicht widersprechen:
„In gotteslästerlichen Flüchen sind die Katholiken, also die Bayern, Italiener, Spanier oder Portugiesen, Spitze. Wenn es um Obszönitäten und Skatologie -- also um Kot und Urin -- geht, dann sind die slawischen Völker wie die Russen, Ukrainer oder Serbokroaten am besten.“Und wir, nur Mittelmaß? Carl Wilhelm Macke beklagt den Niedergang der Schimpfkultur:
„O, Götz von Berlichingen, erbarme dich unser...“Allerliebst Mackes Beispiele, z.B. die italienische Variante des im Deutschen gemeingebräuchlichen „Arschloch“:
"Du bist auch nicht mehr wert als der Schaum zwischen den Hinterbacken der Rösser der berühmten Bestattungsfirma Bellomondo, während sie an einem heißen Augusttag nach der achten Beerdigung die steile Straße zum Capodimonte hinaufziehen."Oder Rabelais:
"Du geiler Lumpenhund, edler Kacker, Bettnässer, Saufnickel, gichtfüßiger, hodenlahmer Sonntagsnarr, ihr verfluchtes Kuttenpack und aufgeblasenen kreischenden Frauenzimmer...dreimal verflucht, ihr gemeinen Wackelärsche".Und besonders schön Shakespeare:
"Die Scheißerei sollt ihr kriegen, ihr hinterlistigen Sauhunde.“Ob allerdings seine These von der Fluchverarmung und dem Niedergang der schönen Kunst der Beleidigung stimmt?
Das Bremer Sprachblog schreitet das Feld mit einer "Kleinen Anleitung zum geistreichen Fluchen" ab.
Werden heutzutage eigentlich noch Pasquillen geschrieben?
Damaris Nübling & Marianne Vogel haben dankenswerterweise in ihrer Studie:
Fluchen und Schimpfen kontrastivPionierarbeit geleistet und ein wenig Licht ins Dunkel der schönen Kunst des Beschimpfens und Beleidigens gebracht.
Zur sexuellen, krankheitsbasierten, skatologischen und religiösen Fluch- und Schimpfwortprototypik im Niederländischen, Deutschen und Schwedischen
Es gibt eine Menge unerfreulicher Zeitgenossen, die eines feineren oder gröberen, eines offenen oder verdeckten Dämpfers bedürfen, manchmal ist ein Florett, zu anderer Gelegenheit ein Säbel nötig; im Übrigen: warum sachlich, wenn es auch persönlich geht.
Wohlan, lasst uns Macke widerlegen und Nübling/Vogel ergänzen:
„Sauseckel, versaichter! Dir soll d‘r Blitz die Hoden spalten!“
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Wintereinbruch
g. | Mittwoch, 3. Dezember 2008, 09:48 | Themenbereich: 'Lilly und Luisa'
Es ist zwar schwierig, aber nicht unmöglich, ohne mit den Pfoten in den Schnee zu tapsen, den Balkon zu inspizieren. Lilly ‚der Scharmbolzen’ Katzentier hat die Aufgabe vorbildlich gelöst.


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Jean Paul Seebuch
g. | Dienstag, 2. Dezember 2008, 09:47 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Achte Fahrt,
die zunächst in die Irre und dann ins Gefängnis von Mülanz führt.
die zunächst in die Irre und dann ins Gefängnis von Mülanz führt.
„Dieser Grimm behagte aber den Narren; sie schritten zum Protokoll und nahmen mich für einen zu nah aufstoßenden Hasen, den der Jäger erst auflaufen lässet, bevor er ihn anplätzt. Scharweber fragte lächelnd meinen Namen und Stand – ich nannte mich nur den Edelmann Giannozzo und beharrte dabei; »aber ich würde mir,« (sagt’ ich) »wenn einer von ihnen stifts- und degenfähig wäre, ein wahres Vergnügen daraus machen, solchen zu erstechen.«“
( Jean Paul Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch
→ 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. letzte Fahrt)
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Deutschland 1918/3
g. | Montag, 1. Dezember 2008, 09:55 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Leipzig 30.11.1918Klemperer betreibt philologische Exercitien während eine Art von Revolution, von gesellschaftlichem Umbruch von statten geht. Nicht dass es mir fremd wäre: wenn man die Ereignisse nicht mehr fassen kann, ist es nicht die schlechteste Idee sich in ruhigere Gefilde zu begeben. Trotzdem erscheint es unzeitig.
„Wir leben vollkommen ruhig u. gleichmäßig; es kommt uns seltsam vor, von ‚Revolution’ zu lesen, der Streit um die rote Fahne auf der Universität erscheint uns kindlich, alles ist hier in völligen friedlichsten Alltag getaucht. Und doch ersieht man aus den Zeitungen, dass das Chaos überall zunimmt, und doch ist es möglich, ja wahrscheinlich, dass wir in kurzem Bürgerkrieg u. alle möglichen Greuel hier wie in ganz Deutschland haben werden. Es ist mit dieser Revolution wie mit der ‚Leere des Schlachtfeldes’. Das meiste geht unterirdisch vor sich; am wenigsten weiß u. sieht, wer mitteninne steht.“
(Victor Klemperer Tagebücher)
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