Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Montag, 29. August 2011
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit,
heute: der Maskulinist!


Maskulinist, der

ist von weiblicher Ranküne und Wollust umzingelt, er wird von Feministinnen unterjocht und zu allem Überfluss macht ihm der Staatsfeminismus in Gestalt von Gleichstellungsgesetzen und Frauenbeauftragten das Leben schwer. Stellen, die ihm seit je zustanden, werden nun von Frauen besetzt. Bald ist man als Maskulinist auch noch von den letzten Arbeitsplätzen ausgeschlossen. Mit anderen Worten der Maskulinist ist die dämlichere Variante des Chauvi. Wobei die Beschwerde über die Nichtberücksichtigung der Maskulinisten bei den Jobs ja berechtigt ist. Wer stellt nicht lieber eine kluge, schöne Frau (vielleicht noch mit mediteranem Migrationshintergrund) ein, als einen dummen, übergewichtigen Frauenhasser, der sich den ganzen Tag über seine Benachteiligungen beklagt?

Der größte Skandal ist jedoch, dass die Maskulinisten auch noch Unterhalt für die Kinder bezahlen müssen, die ihnen durch weibliche Wollust untergeschoben wurden. (Samenraub höre ich jetzt den einen oder anderen rufen! Infam!) Verschärfend kommt hinzu, dass diese feministischen Richter, Sorgerechte in der Regel nur denen zusprechen, die auch die entsprechenden Pflichten wahrzunehmen haben.



Kurzum: der Maskulinist möchte, dass richtige Männer auch richtige Männer bleiben dürfen.

Makulinisten werden schon als Jungs in der Schule benachteiligt, weil der Unterricht feminisiert wurde. Was zweifellos richtig ist. Ich kann mich noch gut an die junge Lehrerin erinnern, die schrecklich unter Heuschnupfen litt, wunderschön war und durch ihre Vorliebe für Miniröcke uns pubertierende Jungs ganz schön vom Unterricht ablenkte. Mit einem alten versoffenen Zausel wäre das nicht passiert.

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Mittwoch, 2. Februar 2011
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit,
heute: der Proktophantasmist
Das Schöne an diesen Latinismen ist ja, dass sie keiner versteht und das heißt, man kann jedermann so bezeichnen, ohne eine Beleidigungsklage zu riskieren: Proktophantasmist, elender!

Erfunden hat es der Geheimrat von Goethe, der sich zeitlebens mit Friedrich Nicolai gezankt hat. Nun gut, Friedrich Nicolai konnte auch schon mal kräftig hinlangen, aber die Gebrechen eines Kontrahenten auszunutzen und einen Proktophantasmisten im Faust auftreten zu lassen, nur weil man nicht glauben kann, dass mit Blutegeln auch böse Geister zu vertreiben sind, gehört zu den bemerkenswerteren Grobheiten der Literaturgeschichte.

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Montag, 12. Juli 2010
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit,
heute: der Nichtraucher!

Nichtraucher, der im Gegensatz zu Leuten, die aus unterschiedlichen Gründen einfach nicht rauchen, ist der Nichtraucher damit keineswegs zufrieden. Er ist auch nicht damit zufrieden zu stellen, dass in seiner Gegenwart kein Tabak geraucht wird. Was er selber nicht will oder darf, soll auch kein anderer tun dürfen oder wollen. Überall, zu jeder Zeit.




Der Nichtraucher beschwert sich daher auf das Entschiedenste, wenn jemand am anderen Ende des Telefons seine Pfeife schmöckt oder mehrere hundert Kilometer entfernt, ein ehemaliger Bundeskanzler zur Zigarette greift.

Der Nichtraucher ist auch empört, wenn an Orten, die er nie aufsuchen würde, geraucht wird.

Es geht nämlich ums Prinzip. Und überhaupt macht das einen schlechten Einfluss auf die Kinder, deshalb muss man auch, wenn man bei Rot mit seinem kleinen Kind über die Fußgängerampel geht, ein auf der anderen Straßenseite wartender Raucher unbedingt solange verärgert, kopfschüttelnd und aggressiv Pöbeleien in seinem Kopf wälzend, angestarrt werden, bis man am Ende über den Bordstein stolpert und auf die Fresse fällt.
Gnihihi!

Die Zukunft aber gehört den Eiferern.

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Freitag, 21. August 2009
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit,
heute: Der Schuirabrutzler

Schuirabrutzler, der von Schuira (pl. für Scheune) und brutzeln (braten, grillen) ist im Süddeutschen ein windiger Geschäftsmann, einer der auf Kosten anderer seinen Vorteil sucht und dabei wenig Rücksicht auf Sitte oder Recht nimmt.



Reich sind sie geworden, die Bäuerlein, in den 50er und 60er Jahren durch das Abfackeln ihrer Scheunen und dem anschließenden Einkassieren der Entschädigungen. Man erzählt sich, dass die Bauern chronisch erkältet waren in dieser Zeit, weil sie bei jedem Sturm draußen waren, um beim ersten Blitzschlag in interessanter Nähe mit dem Feuerzeug das Stroh in Brand zu setzen. So etwas setzt der Gesundheit zu, keine Frage. Dann kam der Bauboom und man konnte die Äckerlein als Bauland teuer verkaufen. Versicherungsbetrug kam aus der Mode. Das Wort ist geblieben.

In der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es einen örtlichen Baulöwen, wie in jeder kleineren oder größeren Stadt, und der war im Gemeinderat, wie in jeder größeren oder kleineren Stadt, und der wollte Bürgermeister werden, weil als Gemeinderat kam es doch vor, dass ihm ein öffentlicher Auftrag flöten ging.
Das Blöde war nur, dass der Bürgermeister direkt gewählt wurde und dass in einer Kleinstadt jeder jeden kennt und in den 70er Jahren ein hohes Interesse an Kommunalpolitik (und Politik überhaupt) bestand. Und so musste er einen großen Wahlkampf führen und viel Geld in zukünftige Aufträge investieren. Die Stadt wurde umfassend plakatiert, Diskussionen veranstaltet, wie das damals Mode war, und auf jeder Veranstaltung wurde er gefragt, warum er denn Bürgermeister werden wolle und er hub an zu rhabarbern und immer war jemand da, der leise, aber vernehmlich „Schuirabrutzler“ tuschelte. Und so wurde es eine Fehlinvestition.

Heute wird das Gleiche in großem Maßstab betrieben. Es gibt sogar einige größere und kleinere Parteien, nicht nur auf kommunaler Ebene, denen man nachsagt, dass das Spitzenpersonal nur Politik betreibt, um sich und ihren Kumpels (Pierre Bourdieu nannte das ‚kulturelles Kapital‘) einen millionen- oder milliardenschweren Vorteil zu verschaffen. Manchen ist das klar und egal und manche haben sich eine wohlklingende Fertigung zu Recht gelegt. Ich nenne sie nach wie vor Schuirabrutzler.

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Montag, 10. August 2009
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit,
heute: Der Gimpel
„Aus dem »Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung« von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller


Gimpel, die: nomadisierendes Wüstenvolk, beheimatet in der süßen Wüste Zamoniens; eine vom Zufall zusammengewürfelte Notgemeinschaft von gesellschaftlichen Aussteigern und Außenseitern, die ihr Heil in der Einsamkeit suchen, dann aber wahrscheinlich nicht damit zurechtkamen und eine wandernde Stammesgemeinde gebildet haben, die immer noch im Wachstum begriffen ist. Finden die Gimpel in der Wüste eine notleidende oder orientierungslose Person, so nehmen sie sich ihrer an und in ihren Stamm auf, ohne Ansehen von Stand, Vermögen, Geschlecht oder Dimensionszugehörigkeit. Die Gimpel möchten erklärtermaßen nicht am sogenannten geregelten bürgerlichen Lebenswandel teilhaben, sondern einem eigenen Ideal von Freiheit und Müßiggang ohne Bevormundung nachhängen, unter möglichst hohen Temperaturen.
Die Gimpel sind erklärte Gegner jeglicher Auseinandersetzung, tierlieb, umgänglich und gastfreundlich, teilen leicht wirre gesellschaftspolitische Vorstellungen und haben eine Vorliebe für bizarre Namensgebung.“
(Walter Moers Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär)
Mein Gott, ja, durchaus, die Gimpel, was soll man dazu sagen? Das sie leichtgläubig sind? Das sie einem den letzten Nerv rauben können?
Die größten Gimpelvorkommen existieren meines Wissens auf der schönen Insel Gomera im Atlantik, im Valle Gran Rey. Im Ortsteil Vueltas gibt es eine Strandbar mit einem Gimpelanteil von sicher 98%, die umfassende Detailstudien erlaubt. Allabendlich treffen sich hier die Schmuckverkäufer, Apfelkuchenbäcker, Spanischlehrerinnen, Fu-Gong-Experten ( heißt das so?) aus Deutschland und bringen sich in Gespräche ein, oder so.
Nun werden sie entgegnen, dass es Juweliere, Konditoren, Sprachlehrer und Einrichtungsberater in jeder deutschen Kleinstadt gibt. Richtig, aber manche zumindest verstehen etwas von ihrem Beruf, hier auf Gomera machen sie es ohne bestimmte Kenntnisse, alternativ.
In dieser Kneipe hat man ein Problem, wenn man kein Gimpel ist. Man muss beim Bestellen sehr hartnäckig sein. Verstehen sie mich recht, man wird nicht ausgegrenzt, wenn man den Anschein erweckt, nicht ausreichend gimpelig zu sein. Jeder, ohne Ansehen der Person, wird schlecht behandelt.
»Tut mir leid, daß Sie warten mußten«, versetzte der Gimpel; »aber Nickleby ist so erstaunlich spaaßhaft gewesen, daß ich mich nicht von ihm losreißen konnte.«

Man kann natürlich auch in eine andere Kneipe gehen.

Gimpel gibt es auch in anderen Ländern.
„Nach einem saumäßigen Warten unter einer schändlichen Sonne stieg ich endlich in einen unsauberen Autobus, in dem eine Bande Arschlöcher zusammengepfercht stand. Das größte Arschloch unter diesen Arschlöchern war ein Finnengesichtiger mit unmäßiger Kehle, der einen grotesken Speckdeckel mit einem Schnürchen anstelle des Bandes zur Schau trug. Dieser Gimpel fing an zu krakeelen, weil ihm ein altes Arschloch mit seniler Wut auf die Plattfüße trat; doch wurde er bald kleinlaut und verdrückte sich in Richtung eines leeren Platzes, der vom Schweiß der Arschbacken des zuvor dort Gesessenen noch feucht war.
Zwei Stunden später widerfährt mir das Mißgeschick, wieder an das gleiche Arschloch zu geraten, das eben mit einem andern Arschloch vor diesem Scheißmonument, das man Gare Saint-Lazare nennt, gespreizt daherquatschte. Sie tratschten wegen eines Knopfs. Ich sage mir: ob er sein Furunkel nun rauf oder runter setzen läßt, er wird immer so doof bleiben, wie er ist, das dreckige Arschloch.“
aus: Raymond Queneau: Stilübungen. Frankfurt am Main 1968 (BS 148, zuerst 1947) via Physiologus
„So muß mein Narr mir stets zum Seckel werden:
Mein reifes Urteil würd' ich ja entweihn,
Vertändelt' ich den Tag mit solchem Gimpel,
Mir ohne Nutz und Spaß. – Den Mohren hass' ich;
Die Rede geht, er hab' in meinem Bett
Mein Amt verwaltet – möglich, daß es falsch:
Doch ich, auf bloßen Argwohn in dem Fall,
Will tun, als wär's gewiß.“
(Shakespeare: Othello)

Im Schwäbischen nennt man die Gimpel übrigens Doig (Teig).

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Donnerstag, 4. Dezember 2008
Zum Geleit:
maledicta - Herabwürdigungen für jede Gelegenheit
In der Sprachwissenschaft gibt es einen wenig beackerten und wenig beachteten Zweig, der sich maledicta nennt und das ‚böse Sprechen‘ zum Gegenstand hat. Hierunter ist sowohl Beleidigen und Beschimpfen, als auch Verwünschen und Verfluchen zu verstehen, allgemein: der Kraftausdruck in all seiner Schönheit, Eleganz und Deftigkeit. Es bestehen Schnittmengen mit der Erotologie, die sich mit dem sexuell-erotischen Wortschatz und der Scatologie oder Koprolalie (von grch. "kopros" = Kot "lalein"=schwätzen) die sich mit (verbalen) Ausscheidungen befasst.
(Das Ganze gibt es auch noch als psychische Störungen. Was man alles kriegen kann: Pygmalionismus zum Beispiel).

Reinhold Aman ist ein herausragender Vertreter dieses Wissenschaftszweiges:
„Durch das Studium von Schimpfen und Fluchen kann man am besten sehen, was das Wertsystem einer Kultur ist -- ob nun im Berner Oberland oder im brasilianischen Dschungel. Man sieht genau, was in dieser Kultur als gut, als nobel, als ideal, als schön, als richtig gilt. Denn jeder, der von der Norm abweicht, wird beschimpft. Beim Fluchen wiederum verletzt man das größte Tabu seiner Kultur.“
Einem Experten mag und kann man auch in der Wertung nicht widersprechen:
„In gotteslästerlichen Flüchen sind die Katholiken, also die Bayern, Italiener, Spanier oder Portugiesen, Spitze. Wenn es um Obszönitäten und Skatologie -- also um Kot und Urin -- geht, dann sind die slawischen Völker wie die Russen, Ukrainer oder Serbokroaten am besten.“

Und wir, nur Mittelmaß? Carl Wilhelm Macke beklagt den Niedergang der Schimpfkultur:
„O, Götz von Berlichingen, erbarme dich unser...“

Allerliebst Mackes Beispiele, z.B. die italienische Variante des im Deutschen gemeingebräuchlichen „Arschloch“:
"Du bist auch nicht mehr wert als der Schaum zwischen den Hinterbacken der Rösser der berühmten Bestattungsfirma Bellomondo, während sie an einem heißen Augusttag nach der achten Beerdigung die steile Straße zum Capodimonte hinaufziehen."
Oder Rabelais:
"Du geiler Lumpenhund, edler Kacker, Bettnässer, Saufnickel, gichtfüßiger, hodenlahmer Sonntagsnarr, ihr verfluchtes Kuttenpack und aufgeblasenen kreischenden Frauenzimmer...dreimal verflucht, ihr gemeinen Wackelärsche".
Und besonders schön Shakespeare:
"Die Scheißerei sollt ihr kriegen, ihr hinterlistigen Sauhunde.“
Ob allerdings seine These von der Fluchverarmung und dem Niedergang der schönen Kunst der Beleidigung stimmt?
Das Bremer Sprachblog schreitet das Feld mit einer "Kleinen Anleitung zum geistreichen Fluchen" ab.

Werden heutzutage eigentlich noch Pasquillen geschrieben?

Damaris Nübling & Marianne Vogel haben dankenswerterweise in ihrer Studie:
Fluchen und Schimpfen kontrastiv
Zur sexuellen, krankheitsbasierten, skatologischen und religiösen Fluch- und Schimpfwortprototypik im Niederländischen, Deutschen und Schwedischen
Pionierarbeit geleistet und ein wenig Licht ins Dunkel der schönen Kunst des Beschimpfens und Beleidigens gebracht.
Es gibt eine Menge unerfreulicher Zeitgenossen, die eines feineren oder gröberen, eines offenen oder verdeckten Dämpfers bedürfen, manchmal ist ein Florett, zu anderer Gelegenheit ein Säbel nötig; im Übrigen: warum sachlich, wenn es auch persönlich geht.
Wohlan, lasst uns Macke widerlegen und Nübling/Vogel ergänzen:
„Sauseckel, versaichter! Dir soll d‘r Blitz die Hoden spalten!“

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Donnerstag, 27. November 2008
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit
Furzbeutel, der

geschlechtsneutral. Ein Mensch, der seit langer Zeit seine unsinnigen Gedanken sammelt und sich daraus ein aberwitziges Weltbild gezimmert hat.


Der Furzbeutel ist eine zu Unrecht in öffentlichen Debatten in Vergessenheit geratene Herabwürdigung. Wäre es nicht höchst erfrischend, in einer Kommentarschlacht ein Statement wie:
„Wer in einem Meinungskrieg ohne Argumente Partei ergreift läuft Gefahr, als Furzbeutel wahrgenommen zu werden.“

zu lesen?
Darüber hinaus ist der Nonnenfurz bezeugt: ursprünglich ein leise entweichender Darmwind, wird er heute meist im übertragenen Sinne als ein verschämt geäußerter, abwegiger Gedanke, verwandt. Etwas völlig anderes hingegen ist das Nonnenfürzle.
Gebräuchlicher noch ist das Querfurzen , im Sinne von: sich sinnlos einmischen oder absichtsvoll Verwirrung stiften.
Das Anpupsen hingegen ist der Diminutiv von anfurzen, anmachen, einem Blöd kommen. Ergänzend sei noch der plombierter Arsch, der ja das Entweichen der Darmwinde nachhaltig beeinflusst und diese über die Zunge leitet, genannt und etwa wenn es einem Dummkopf die Sprache verschlägt, zu gebrauchen wäre.
Johann Christoph Adelung verfasste über die Grundbedeutung einen kundigen Artikel dazu:
„Der Furz, des -es, plur. die Fürze, Diminut. das Fürzchen, Oberd. Fürzlein, in den niedrigen Sprecharten, eine Benennung der Blähungen in dem Eingeweide, so fern sie mit einem gewissen Geräusche in das Freye gehen. Daher furzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, dergleichen Blähungen gehen lassen.
Anm. Im gemeinen Leben auch Farz und farzen, im Nieders. Furt, Purt und furten, purten, im Angels. Feort, im Engl. Fart, im Dän. Fiärt, im Schwed. Fjärt, im Isländ. Freta, im Albanischen Pord, im Wallachischen Pjerd, im Griech. πορθƞ, und περθειν, Franz. Bourdon und bourder, Böhm. prdeti. Es ist eine Nachahmung des Lautes solcher Winde, daher man sich über die Übereinstimmung so vieler Sprachen nicht verwundern darf.“

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Donnerstag, 20. November 2008
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit
Spacko, der

auch: Spacken (pl.), Vollspacken (komp.) abwertende Bezeichnung für einen in der Regel männlichen Mitbürger, dessen Geisteskräfte im Rahmen der aktuellen Debatte unzureichend sind oder (häufiger) dessen kulturelle Prägung eine adäquate Beteiligung am Gespräch nicht zulässt. Es hat ungefähr den Bedeutungsumfang des mittlerweile ungebräuchlichen ‚Spasti‘. Die weibliche Form ‚Spacka‘ ist nicht dokumentiert. s.a. Pfosten, Vollpfosten, Crétin (19. Jh.). Bedeutungsidentisch mit dem inzwischen veralteten Ausdruck: ‚irgendwie nicht gut‘.


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Donnerstag, 16. Oktober 2008
Herabwürdigungen für jede Gelegenheit,
heute: der Himbeertoni
Himbeertoni, der

(Austriazismus.)Weibliches Pendant nicht bekannt. Der Himbeertoni ist ein gänzlich oder zumindest weitgehend unbefähigter Mensch, insbesondere mit Blick auf das Werben um das andere Geschlecht. Er ist Anhänger eines leistungsarmen Spitzenein-kommens. Die ältelnde Variante des Himbeertoni ist der Himbeerbubi.


Gelernt habe ich das Wort vor vielen, vielen Jahren als ich noch mit meinen Eltern im Brezel-VW zum Zelten an den Weißensee (Kärnten) fuhr. Das muss so Anfang der 60er Jahre gewesen sein. Bei zu schlechtem Wetter konnte man vom Zeltplatz in eines der Fremdenzimmer des Zeltplatzbetreibers, der im Hauptberuf Landwirt war, umziehen. In den Augen unseres Herbergsvaters war insbesondere ein junger Mann aus dem nahe gelegenen Dorf ein verachtenswerter Mensch. Der Vorwurf an den Burschen lautete, dass er im Winter als Skilehrer arbeite und anstatt seinem Vater auf dem Hof zu helfen, Sommers wie Winters nicht nur den Dorfschönheiten, sondern auch den Sommerfrischlerinnen wohl – so die Einschätzung unseres Wirtes - weitgehend unerfolgreich hinterher hechelte. Sicherheitshalber pflegte er den jungen Damen, die unter seine Obhut fielen, zuzurufen
”Obacht, des ischt a Himbeertoni.”


Viele Jahre später hörte ich dann noch folgende Charakterisierung, die die mahnenden Worte unseres Herbergsvaters von einer anderen Seite beleuchten:
„Das ist der Himbeertoni,
der die Stachelbeeren rasiert
und als Weintrauben verkauft!“



Heinz Küppers notiert in seinem "Wörterbuch der Umgangssprache", dass der Himbeerbubi einen bemerkenswerten Bedeutungswandel durchmachte:

1. ab 1933 bezeichne er einen jugendlichen Homosexuellen, bzw. einen Jugendlichen, der sich gegen Entgelt für homosexuelle Betätigung zur Verfügung stellt.
2. ab 1945 ff. einen energieloser Mann.
3. ab 1955 ff einen Schlagersänger, der den rührseligweichlichen Stil bevorzugt.
[Wörterbuch: Himbeerbubi, S. 1. Digitale Bibliothek Band 36: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 12161 (vgl. Küpper-WddU, S. 345) (c) Marianne Küpper]

Keine dieser Konnotationen ist mir aus dem aktuellen Sprachgebrauch bekannt.

Nachtrag:
Heute in der Kantine am Nebentisch:
"... am Ende sind diese Wirtschaftsliberalen doch alles Himbeertonis!"

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