Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 16. Dezember 2008
Jean Paul Seebuch
Zehnte Fahrt ,
die Giannozzo zum Räsonieren über Vertrauensseligkeit und zu einem Gastmahl führt, nebst einer volkswirtschaftlichen Vorlesung über Verschwendung.
„Ein Ulrichsschlager klagte über die Handwerksmißbräuche und brachte bei, dass der Professor Hausen erwiesen, dass schon einer mittelmäßigen Stadt – wie unsrer z. B., sagt’ er – bloß durch den blauen Montag in 1 Jahr netto 13 541 Tl. 16 Gr. vor die Hunde gehen. O wenn ich diese Saite höre! »Meine Herren!« (fing ich an) »das ist erst nur eine Staats- Bankerutt-Quelle und mehr nicht. Aber ringsum springen die Quellen wie Böcke. Außer der Gesundheit wird durchaus nichts hässlicher verschwendet als ihr Surrogat, die Zeit. Welche entsetzliche Summen kostet einem Land der Schlaf, da es durch strenge Schlaf-Edikte leicht dahin zu bringen wäre, dass es nicht mehr schliefe als jeder Nachtwächter! – Werfen wir nicht jährlich wieder 13 541 Tl. 16 Gr. zum Fenster hinaus, dass wir den Sonntag feiern am – Tage, da wir wie andere Völker nachts in die Kirche gehen könnten, wo die Dunkelheit die Andacht, und die Schlaf-Karenz die Buße nicht verderben würde? – So muss auch nicht als etwas Kleinliches aus der Unkosten-Rechnung alles das ausgelassen werden, was das Land jährlich an zwei Personen einbüßet durch Balbieren, indes mit dem Barte der Staat wüchse – und durch Donnerwetter, weil dabei nur Gebetbücher ergriffen werden – und durch stehende Tischgebete, die man ja sitzend still in sich unter dem Käuen verrichten könnte – und durch fremde Passagiere, denen der Staatsbürger durchs Fenster nachsieht da jeder Narr, der in der Stadt nichts verzehrt und nur durchpassiert, um dieselbe reiten könnte – und besonders durch das allgemeine Müßiggehen und Faulpelzwerk der linken Hand und zweier Füße.«


( Jean Paul Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch
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