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Das Ausrufezeichen,
g. | Mittwoch, 23. September 2009, 07:37 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
1691 auch Scheuchzeichen oder Schmerzzeichen genannt, erlebt ja im Wahlkampf 2009 eine Wiedergeburt in der vereinigten Republik.
Ich musste einen Auftrag für ein Logo an einen Grafiker vergeben und als selbstverständlich völlig vorurteilsloser Mensch dachte ich: warum nicht mal jemand aus der Ostzone?
Leider stellte sich dann nach dem zweiten Versuch heraus, dass diese Art von Wirtschaftsförderung nicht so einfach zu realisieren ist. Die Entwürfe sahen nach Weimarer Republik (1, 2) aus, hatten Anklänge an Art Déco, an die klassische Moderne. Eigentlich mag ich diesen Stil ganz gerne, nur 1990 wirkte es doch zu altertümlich. Die Entwicklung von Formen schien in der DDR stehen geblieben zu sein.
Vor ein paar Jahren nun fiel mir dieses Plakat der Fachhochschule auf und als ich mit dem bloggen anfing, dachte ich mir, dass man sich mal über die Ingenieure („Dem Inschenör ist nix zu schwör!) und ihre Ausrufezeichen lustig machen könnte (Studiere! aber flotti! sei gefälligst von der Technik begeistert und Zukunft! sowieso! genau!).
Und dann kam ich ins Grübeln.
Wenn man sich die Wahlplakate aus der Weimarer Republik ansieht, fällt auf das sich die Parteien in der Gestaltung und der Verwendung des Ausrufezeichens kaum unterscheiden.

Bis in die 50er Jahre war, zumindest im Bereich des politischen Plakates (für die Produktwerbung kann ich das nicht überprüfen) das Ausrufezeichen auch in Westdeutschland wohl gängig, in der DDR war hielt sich anscheinend diese Art der Gestaltung noch bis 1989 und, so meine Vermutung zur Gestaltung der Wahlplakate 2009, bis heute.
Vielleicht haben sich in der DDR einige Elemente der Formensprache und der Elemente der politischen Sprachformeln erhalten, der Gestalter oder die Gestalterin der Wahlkampagne der Linken absolvierte die Ausbildung noch in dieser Tradition?
In meiner Erinnerung ist die Plakatgestaltung der westdeutschen K-Gruppen
in den 70er Jahren (und das dürfte der Hintergrund des Furors von Klaus Jarchow sein) ebenfalls von brüllenden Ausrufezeichen geprägt. Leider sind kaum lizenzfreie Plakate im Netz zu finden und so muss man auf die Erinnerung vertrauen.
Nachtrag:
Da hatte ich noch die Genossen des Gregor Gysi verdächtigt, ihm keine Ausrufezeichen zu gönnen, und was is?
Die FDP hat es ihm geklaut:

„Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber dieses viagra-gedopte Geblöke an jeder Straßenecke geht mir auf den Sack, und zwar deshalb, weil es ‘gestrig’ wirkt. Putsche oder Revolutionen, die allein solche Politutopisten an die Macht bringen könnten, sind ja im Grunde veraltete und zwecklose Veranstaltungen der Weltverbesserung, und deshalb finden sie auch nirgendwo mehr statt.“Lassen wir mal die politische Einschätzung, dass etwa Putsche veraltete und zwecklose Veranstaltungen seien und nirgendwo mehr stattfänden, beiseite (möglicherweise haben die Menschen in Honduras da eine andere Meinung) und konzentrieren uns auf die Wahrnehmung des Ausrufezeichens als „Geblöke“. Da bin ich mir nämlich nicht mehr so sicher. Im ersten Zug ist mir das auch sauer aufgestoßen, aber dann fiel mir ein Erlebnis aus dem Frühjahr 1990 ein.
Ich musste einen Auftrag für ein Logo an einen Grafiker vergeben und als selbstverständlich völlig vorurteilsloser Mensch dachte ich: warum nicht mal jemand aus der Ostzone?

Leider stellte sich dann nach dem zweiten Versuch heraus, dass diese Art von Wirtschaftsförderung nicht so einfach zu realisieren ist. Die Entwürfe sahen nach Weimarer Republik (1, 2) aus, hatten Anklänge an Art Déco, an die klassische Moderne. Eigentlich mag ich diesen Stil ganz gerne, nur 1990 wirkte es doch zu altertümlich. Die Entwicklung von Formen schien in der DDR stehen geblieben zu sein.
Vor ein paar Jahren nun fiel mir dieses Plakat der Fachhochschule auf und als ich mit dem bloggen anfing, dachte ich mir, dass man sich mal über die Ingenieure („Dem Inschenör ist nix zu schwör!) und ihre Ausrufezeichen lustig machen könnte (Studiere! aber flotti! sei gefälligst von der Technik begeistert und Zukunft! sowieso! genau!).
Und dann kam ich ins Grübeln.
Wenn man sich die Wahlplakate aus der Weimarer Republik ansieht, fällt auf das sich die Parteien in der Gestaltung und der Verwendung des Ausrufezeichens kaum unterscheiden.

Bis in die 50er Jahre war, zumindest im Bereich des politischen Plakates (für die Produktwerbung kann ich das nicht überprüfen) das Ausrufezeichen auch in Westdeutschland wohl gängig, in der DDR war hielt sich anscheinend diese Art der Gestaltung noch bis 1989 und, so meine Vermutung zur Gestaltung der Wahlplakate 2009, bis heute.
Vielleicht haben sich in der DDR einige Elemente der Formensprache und der Elemente der politischen Sprachformeln erhalten, der Gestalter oder die Gestalterin der Wahlkampagne der Linken absolvierte die Ausbildung noch in dieser Tradition?
In meiner Erinnerung ist die Plakatgestaltung der westdeutschen K-Gruppen
in den 70er Jahren (und das dürfte der Hintergrund des Furors von Klaus Jarchow sein) ebenfalls von brüllenden Ausrufezeichen geprägt. Leider sind kaum lizenzfreie Plakate im Netz zu finden und so muss man auf die Erinnerung vertrauen.
Nachtrag:
Da hatte ich noch die Genossen des Gregor Gysi verdächtigt, ihm keine Ausrufezeichen zu gönnen, und was is?
Die FDP hat es ihm geklaut:

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Georg Forster: Reise um die Welt 51
( Aufenthalt in Matavai-Bay)
( Aufenthalt in Matavai-Bay)
g. | Dienstag, 22. September 2009, 06:35 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
* Barringtonia asiatica, Familie der Topffruchtbaumgewächse (Lecythidaceae).“Hier begünstigte uns das Glück mit einer botanischen Entdeckung. Wir fanden nemlich einen neuen Baum, der das prächtigste Ansehen von der Welt hatte. Er prangte mit einer Menge schöner Blüthen, die so weiß als Lilien, aber größer und mit einer Menge Staubfäden versehen waren, welche an den Spitzen eine glänzende Carmosinrothe Farbe hatten. Es waren ihrer bereits so viele abgefallen, daß der ganze Boden voll davon lag. Diesen schönen Baum nannten wir BARRINGTONIA*, in der Landessprache aber heißt er HUDDU (HUDDOO), und die Einwohner versicherten, daß wenn die nußartige Frucht desselben zerstoßen, und, mit dem Fleisch der Muscheln vermischt, ins Meer geworfen wird, die Fische auf einige Zeit so betäubt davon würden, daß sie oben aufs Wasser kämen und sich mit den Händen fangen ließen. Es ist sonderbar, daß verschiedne Seepflanzen zwischen den Wendezirkeln eben diese Eigenschaft haben;“
(Forster S. 315)
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Im Rausch der Adjektive und Adverbien,
g. | Montag, 21. September 2009, 06:43 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
die leider aus der Mode gekommen sind, lässt sich wundersam schwelgen und exzessiv schwadronieren. Nur flatterhafte Gesellen, liebreizenden Gespielinnen, ambulanten Damen adjunktiert wie ein gewisser Fec, bieten Anlass, sie zu verwenden:
„Bichette verzog den Mund in unbeschreiblicher Geringschätzung. Gleichzeitig erwiderte sie das geile Lächeln eines Passanten, der mit einem mitleidigen Blick auf ihren Begleiter quittierte. Fec sah, wie sie diesen Blick begrinste, und schmunzelte.“ ( Walter Serner S. 105)
Beim Flanieren kann man unversehens auf seine Begleiterin anzüglich, wertschätzend, zugeneigt oder allerlei beiläufig Wahrgenommenes kommentierend, einscherzen, seiner Phantasie freien Lauf lassen.
„Unterwegs sprachen sie ununterbrochen und sehr heiter, oft sogar sekundenlang gleichzeitig, und überboten sich gegenseitig in Liebenswürdigkeiten, lustigen Einfällen und tollen Übertreibungen.“ (S. 91)
Stellen sie sich vor, sie träfen zwei würfelförmige, eineiige Zwillinge, die eineiigsten, die jemals trafen (Katja Lange-Müller S. 134), kämen sie da nicht in Versuchung, die nachfolgenden Passanten auf ihre Würfelförmigkeit und Zwillingshaftigkeit zu überprüfen und nach den würfelförmigsten Zwillingen oder eineiigsten Drillingen zu suchen?
Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit bei solchem Tun erfolgreich zu sein, ist minimal und so wird man sich auf anderen Gebieten tummeln müssen, etwa opakes Lippengloss einer schmallippig-verhärmten Lehrerin bemerken oder über den Lebensweg eines glühnasigten Trinkers am Kiosk philosophieren, darüber räsonnieren, was eine Rentensachbearbeiterin wohl dazu bewogen haben mag, einen fleischfarbenen, wattierten, nicht taillierten Mantel zu kaufen und zu tragen, um so einem Nacktmull zu gleichen.
Dieser Sündenlümmel, der da entgegenkommt oder eher dumpf stierend heranschlurft wie ein bresthafter Gaul, der ein vom Klebstoff schnüffeln teigiges Gesicht sein Eigen nennt, die Haut bräunlich verfärbt, kahler Schädel, pickelig, zerschlissene Kleidung, jemand dem man vielleicht eine Zigarette gibt oder ein Stück Seife, wie gestaltet er sein Leben vor dem Discounter? Er bleibt stehen, samt seinem adipösen Adlatus, er verstellt mir den Weg und sagt:
„Du siehst absolut Scheiße aus!“
„Bichette verzog den Mund in unbeschreiblicher Geringschätzung. Gleichzeitig erwiderte sie das geile Lächeln eines Passanten, der mit einem mitleidigen Blick auf ihren Begleiter quittierte. Fec sah, wie sie diesen Blick begrinste, und schmunzelte.“ ( Walter Serner S. 105)
Beim Flanieren kann man unversehens auf seine Begleiterin anzüglich, wertschätzend, zugeneigt oder allerlei beiläufig Wahrgenommenes kommentierend, einscherzen, seiner Phantasie freien Lauf lassen.
„Unterwegs sprachen sie ununterbrochen und sehr heiter, oft sogar sekundenlang gleichzeitig, und überboten sich gegenseitig in Liebenswürdigkeiten, lustigen Einfällen und tollen Übertreibungen.“ (S. 91)
Stellen sie sich vor, sie träfen zwei würfelförmige, eineiige Zwillinge, die eineiigsten, die jemals trafen (Katja Lange-Müller S. 134), kämen sie da nicht in Versuchung, die nachfolgenden Passanten auf ihre Würfelförmigkeit und Zwillingshaftigkeit zu überprüfen und nach den würfelförmigsten Zwillingen oder eineiigsten Drillingen zu suchen?
Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit bei solchem Tun erfolgreich zu sein, ist minimal und so wird man sich auf anderen Gebieten tummeln müssen, etwa opakes Lippengloss einer schmallippig-verhärmten Lehrerin bemerken oder über den Lebensweg eines glühnasigten Trinkers am Kiosk philosophieren, darüber räsonnieren, was eine Rentensachbearbeiterin wohl dazu bewogen haben mag, einen fleischfarbenen, wattierten, nicht taillierten Mantel zu kaufen und zu tragen, um so einem Nacktmull zu gleichen.
Dieser Sündenlümmel, der da entgegenkommt oder eher dumpf stierend heranschlurft wie ein bresthafter Gaul, der ein vom Klebstoff schnüffeln teigiges Gesicht sein Eigen nennt, die Haut bräunlich verfärbt, kahler Schädel, pickelig, zerschlissene Kleidung, jemand dem man vielleicht eine Zigarette gibt oder ein Stück Seife, wie gestaltet er sein Leben vor dem Discounter? Er bleibt stehen, samt seinem adipösen Adlatus, er verstellt mir den Weg und sagt:
„Du siehst absolut Scheiße aus!“
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Fundstuecke 36. - 38. KW 2009
g. | Freitag, 18. September 2009, 06:31 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
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Sichtweisen:
amüsantes:
berühmtheiten als Touristen-Attraktion im Frühjahr und
Sommer 1929 durch Berlin gefahren.
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Georg Forster: Reise um die Welt 50
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
g. | Donnerstag, 17. September 2009, 07:54 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Nach dem Alter dieses Mädchens zu urtheilen, mogte also die Mutter nahe an vierzig Jahre seyn, daß sie aber ungleich älter aussahe, ist in so fern nicht zu verwundern, weil das andre Geschlecht bekanntermaßen in heißen Ländern durchgehends früher aufhört hübsch zu seyn als in kalten Gegenden. Hingegen ist DAS zu verwundern, daß die hiesigen Weiber, ihrer frühen Mannbarkeit ohnerachtet, gleichwohl zwanzig und mehr Jahre hinter einander fruchtbar bleiben? Diesen Vorzug haben sie indessen, allem Anschein nach, der glücklichen Einfalt zu verdanken, in welcher sie ihr Leben mit Sorgen und Mangel unbekannt zubringen, und eben dies ist ohne Zweifel auch die nächste Ursach der hiesigen starken Bevölkerung.“
(Forster S. 310)
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Naslöcher V: Das unklassische Nasloch
g. | Mittwoch, 16. September 2009, 06:39 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Das kommt davon
„Gestern, da ließ der Professor uns Hehres erhorchen im Hörsaal,
Sprach von Platon, Homer, kündet Apollos Verdienst.
Und es troff ihm die Stirn von heiliger Weihe wie Angstschweiß;
Uns auch tropfte die Stirn, wehe, der Juni war schwül.
»Seht«, so rief er erhaben, »die Griechen, die nenn ich ein Volk noch:
Herrliche Strenge der Form, göttliches Nasengerüst.
Nichts war ihnen bekannt von des Nordens barbarischer Roheit;
Zeus regierte die Welt, flammte vom hohen Olymp.«
Ach, mir dampfte das Hirn, ich befand mich im Brodem des Wüstseins;
Draußen der Sommer so klar, saßen wir dumpfig im Pferch.
Endlich ertönte das Zeichen, wir stürmten hinaus in die Freiheit;
Dick mit der Mappe beschwert, schleppt ich mein Wissen nach Haus.
Aber Seffinka war da, mit dem höchst unklassischen Nasloch –
Und nun ist es zu spät; hol dich der Satanas, Zeus!“
( Detlev von Liliencron: Gute Nacht. Berlin 1909, S. 55-5)
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Georg Forster: Reise um die Welt 49
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
g. | Dienstag, 15. September 2009, 07:43 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Die mehresten Einwohner waren eben aufgestanden, und badeten zum Theil noch im Matavai-Fluß, welches sie des Morgens allemal ihr erstes Geschäft seyn lassen. In diesem warmen Lande muß es auch sehr nöthig und zuträglich seyn, sich öfters zu baden, besonders des Morgens, da das Wasser kühl und frisch, mithin im Stande ist die Nerven zu stärken, die bey der beständigen sonst erschlaffen würden. Ausserdem ist die körperliche Reinlichkeit, welche daraus entsteht, nicht nur eins der besten Verwahrungsmittel gegen faulende Krankheiten; sondern sie befördert zugleich die Geselligkeit unter dem Volk: Dahingegen andre uncivilisirte Nationen, die nicht viel aufs Baden halten, gemeiniglich so unreinlich zu seyn pflegen, daß, schon deswegen ihrer nicht viel beysammen wohnen und, des Gestanks wegen, auch kein Fremder lange bey ihnen ausdauern kann.“Die Javaner und Balinesen beispielsweise halten die bule, die Albinos für unreinlich, weil sie bestenfalls einmal am Tag duschen. Für einen Javaner, sofern er die Möglichkeit dazu hat, ist dreimal am Tag zu duschen, selbstverständlich. Sich verschwitzt in Gesellschaft zu begeben, gilt als unhöflich.
(Forster S. 309)
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Gesäßtaschenknopf
g. | Montag, 14. September 2009, 07:45 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
Dass es Wörter wie Gesäßtaschenknopf gibt und dass dieser auch noch doppelt umrändelt sein kann, wird einem ja nur beim Hosenkauf so richtig klar.
Nachtrag (1):
Auf dem Weg zur Bahn:
Sie so: "Was hast du denn da auf der Schulter? Da hat eine Katze Fäden gezogen!"
Ich so: "Rein ökonomisch betrachtet waren die Katzen eine völlige Fehlinvestition."
Dann drückt mir ein JuSo ein Flugblatt in die Hand: 'Frank-Walter gewinnt TV-Duell"
Nachtrag (2):
Wo sind eigentlich die netten, älteren Herren geblieben, die einem immer diese grauenhaft gemusterten Jackets andrehen wollten?
Nachtrag (3):
Ich ertappe mich dabei, immer öfter klassische Herrenausstatter aufzusuchen.
Nachtrag (1):
Auf dem Weg zur Bahn:
Sie so: "Was hast du denn da auf der Schulter? Da hat eine Katze Fäden gezogen!"
Ich so: "Rein ökonomisch betrachtet waren die Katzen eine völlige Fehlinvestition."
Dann drückt mir ein JuSo ein Flugblatt in die Hand: 'Frank-Walter gewinnt TV-Duell"
Nachtrag (2):
Wo sind eigentlich die netten, älteren Herren geblieben, die einem immer diese grauenhaft gemusterten Jackets andrehen wollten?
Nachtrag (3):
Ich ertappe mich dabei, immer öfter klassische Herrenausstatter aufzusuchen.
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Verleser
g. | Freitag, 11. September 2009, 08:05 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
Statt semikomisch (was nicht besonders originell ist) semikologisch gelesen (was nicht nur originell, sondern auch anregend ist: „Sie, Herr Valentin, schreiben‘s nicht immer so semikologisch“, zum Beispiel.)
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Georg Forster: Reise um die Welt 48
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
g. | Donnerstag, 10. September 2009, 08:30 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Wir wußten zwar schon, von unserm vorigen Ankerplatze her, wie feil die TAHITIschen Mädchens sind; doch hatten sie dort ihre Ausschweifungen nur bey Tage getrieben, des Nachts hingegen sich nie gewagt auf dem Schiff zu bleiben. Hier aber, zu MATAVAI, hatte man den englischen Seemann schon besser ausstudirt, und die Mädchen mußten ohne Zweifel wissen, daß man sich demselben sicher anvertrauen könne, ja, daß dies die herrlichste Gelegenheit von der Welt sey, ihm an Corallen, Nägeln, Beilen oder Hemden alles rein abzulocken. Es gieng also heute Abend zwischen den Verdecken vollkommen so ausschweifend lustig zu, als ob wir nicht zu TAHITI, sondern zu SPITHEAD vor Anker gelegen hätten. Ehe es ganz dunkel ward, versammleten sich die Mädchen auf dem Verdeck des Vordertheils. Eine von ihnen blies die Nasen-Flöte; die übrigen tanzten allerhand Tänze, worunter verschiedne waren, die mit unsern Begriffen von Zucht und Ehrbarkeit eben nicht sonderlich übereinstimten. Wenn man aber bedenkt, daß ein großer Theil dessen, was nach unsern Gebräuchen tadelnswerth zu nennen wäre, hier wegen der Einfalt der Erziehung und Tracht, würklich für unschuldig gelten kann; so sind die TAHITIschen Buhlerinnen im Grunde minder frech und ausschweifend als die gesittetern Huren in Europa. Sobald es dunkel ward, verloren sie sich zwischen den Verdecken und konnten ihnen ihre Liebhaber frisch Schweinefleisch vorsetzen, so aßen sie davon ohne Maas und Ziel, ob sie gleich zuvor, in Gegenwart ihrer Landsleute, nichts hatten anrühren wollen, weil, einer der hier eingeführten Gewohnheit zufolge, von welcher sich kein Grund angeben läßt, Manns- u. Frauenspersonen nicht mit einander speisen dürfen. Es war erstaunend, was für eine Menge von Fleisch diese Mädchen verschlingen konnten, und ihre Gierigkeit dünkte uns ein deutlicher Beweis, daß ihnen dergleichen, zu Hause, selten oder niemals vorkommen mogte. Die zärtliche Wehmuth von TUTAHAS Mutter, die edle Gutherzigkeit unsers Freundes O-WAHAU, und die vortheilhaften Begriffe von den TAHITIERN überhaupt, waren in so frischem Andenken bey uns, daß der Anblick und die Aufführung dieser Creaturen um desto auffallender seyn mußte, die alle Pflichten des gesellschaftlichen Lebens hintan setzten und sich lediglich viehischen Trieben überließen. Die menschliche Natur muß freylich sehr unvollkommen seyn, daß eine sonst so gute, einfältige und glückliche Nation zu solchem Verderbniß und zu solcher Sittenlosigkeit hat herabsinken können; und es ist allerdings herzlich zu bejammern, daß die reichlichsten und besten Geschenke eines gütigen Schöpfers am leichtesten gemißbraucht werden und daß Irren so menschlich ist!“
(Forster S. 307/8)
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Lob der Parteienwerbung
g. | Mittwoch, 9. September 2009, 08:06 | Themenbereich: 'so dies und das'

Wenn man vom Brandenburger Tor kommend auf der Straße des 17. Juni nach Charlottenburg fährt, kann man die Kraft und die Herrlichkeit, allerdings nicht in alle Ewigkeit, am Charlottenburger Tor sehen. Leider haben einige nickelige Lokalpolitiker daran etwas zu bekritteln und jetzt soll es weg, das schöne, große Plakat der Kraft.

Die anderen packens oder packens auch nicht, meine Katze auf jeden Fall, lässt sich nicht gerne anpacken, insbesondere wenn sie Beute wittert. Nun weiß ich nicht wie das mit Ländern so ist, ob die sich gerne anpacken lassen?
Egal, mir gehören auf jeden Fall so etwas über tausend Quadratmeter davon und ich will nicht, dass da jemand was anpackt.

Und dann die da:
Was das Wortspielchen mit der Krise zu tun hat, kann ich ihnen jetzt auch nicht sagen und der explodierende Apfel, nun gut, aber „Aus der Krise hilfts nur wenn man Grün ist“ das leuchtet jedem ein, schließlich haben sie mit den Anpackern zusammen den Schlamassel erst angerichtet. Von Harz bis zu den Finanzmarktförderungsgesetzen. Und wer die Scheiße eingerührt hat, kann sie natürlich auch auslöffeln oder den andern beim Löffeln guten Appetit wünschen.

Reichtum für alle, das hätte meinem alten Saufkumpan R. gefallen. Sein Wahlspruch war: „Jägerschnitzel für alle!“ Er meinte das sehr ernst, anders konnte er sich unermesslichen Reichtum nicht vorstellen. Dass man dem netten Herrn aber keine Ausrufezeichen abgetreten hat, finde ich schofel. Alle kriegen Ausrufezeichen, nur er nicht.

Ich stelle mir ja diesen Herrn immer mit einem Döner im Munde vor, weil er ist ja für Döner und nicht für Burger oder umgekehrt und richtig dolle finde ich ja „Es muss sich für uns lohnen“ da weiß man doch, wo man dran ist. Klarer kann man sich nicht über seine Ziele äußern.
Übrigens: Italienische Jungs sind cooler.
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Georg Forster: Reise um die Welt 47
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
(Aufenthalt in Matavai-Bay)
g. | Dienstag, 8. September 2009, 06:49 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
“Durch eine ähnliche Leibesgestalt und gleichen Haarwuchs, der, wie eine überall gleich-dick-gekräuselte Parücke, gerade aufwärts um den Kopf stand, zeichneten sich seine Brüder und Schwestern aus. Von ersteren mochte der ältere ohngefähr sechzehen und der jüngste etwa zehn Jahr alt seyn. Seine älteste Schwester aber, welche diesmal nur allein gegenwärtig war, schien fünf bis sechs und zwanzig Jahr alt zu seyn. Da die Frauenspersonen hier zu Lande gemeiniglich kurz abgeschnitten zu tragen pflegen; so war der Haarputz dieser Dame als etwas außerordentliches anzusehen und mogte vielleicht ein besonders Vorrecht der königlichen Familie seyn. Ihr hoher Rang befreyte sie jedoch nicht von der allgemeinen Etiquette die Schultern in Gegenwart des Königs zu entblößen, ein Brauch, der dem Frauenzimmer auf unzählige Art Gelegenheit gab, ihre zierliche Bildung ungemein vortheilhaft sichtbar zu machen. Ihr ganzes Gewand bestehet aus einem langen Stück von weißem Zeuge, so dünn als Mußlin, das auf hundert verschiedne ungekünstelte Weise um den Cörper geschlagen wird, je nachdem es der Bequemlichkeit, dem Talente und dem guten Geschmack einer jeden Schöne am zuträglichsten scheint. Sie wissen nichts von ALLGEMEINEN Moden, die mehrentheils nur einigen wenigen Personen gut stehen und die übrigen mehr verstellen als putzen; sondern angebohrne Freyheit gilt hier auch beym Anzuge und natürliche Grazie verschönert die edle Einfalt ihrer Tracht und Bildung.““gleich-dick-gekräuselt“ : unschön-weit-modische Kleidung; herzhaft-cremig-lauwarmer Risotto. Na gut, etwas maniriert. Aber irgendwie hat es auch etwas? Okay die Bindestriche sind bei Forster nur zeittypisch, aber unabhängig von Forster: drei Adjektive, die jeweils unterschiedliche Aspekte einer Sache oder einer Person mit Bindestrich zu kombinieren? Der breitnasigt-unlippig-riesenohrige Genschman oder der stämmig-hohlköpfig-geschwätzige Nachbar?
(Forster S. 300)
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Das Trauerspiel von Afghanistan
g. | Montag, 7. September 2009, 07:17 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
„Wer da!“ – „Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.“
Afghanistan! Er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:
„Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.
Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt.“
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all’,
Sir Robert sprach: „Der Schnee fällt dicht
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So lasst sie’s hören, dass wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter blast in die Nacht hinaus!“
Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd’,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.
„Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.“
(Theodor Fontane 1857) [via Titel-Magazin]
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
„Wer da!“ – „Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.“
Afghanistan! Er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:
„Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.
Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt.“
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all’,
Sir Robert sprach: „Der Schnee fällt dicht
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So lasst sie’s hören, dass wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter blast in die Nacht hinaus!“
Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd’,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.
„Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.“
(Theodor Fontane 1857) [via Titel-Magazin]
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Tageslosung
g. | Freitag, 4. September 2009, 07:30 | Themenbereich: 'amuse gueule'
"Guten Morgen, wo sind meine Geschenke?"
(Gonzo der Große)
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