Friedrichstraße,
g. | Freitag, 31. Juli 2009, 07:11 | Themenbereich: 'Begegnungen'
gegenüber ein großer Buchladen, dessen Besitzer durch unterbezahlte Reinigungskräfte reich geworden ist:
Eine Stadtstreicherin undefinierbaren Alters, sie riecht schlecht und trägt ein selbstgekritzeltes Schild auf der Brust: Geld.
Neben sich hat sie einen, schon etwas ramponierten Gettoblaster zu stehen, aus dem chinesische Opern vor sich hinscheppern. Sie sagt kein Wort, starrt nur auf einen Punkt auf dem Asphalt.
Eine Stadtstreicherin undefinierbaren Alters, sie riecht schlecht und trägt ein selbstgekritzeltes Schild auf der Brust: Geld.
Neben sich hat sie einen, schon etwas ramponierten Gettoblaster zu stehen, aus dem chinesische Opern vor sich hinscheppern. Sie sagt kein Wort, starrt nur auf einen Punkt auf dem Asphalt.
jean stubenzweig,
Freitag, 31. Juli 2009, 13:39
«...zu stehen...»
Sind Sie schon so lange in Berlin, daß Sie das Idiom so perfekt beherrschen?
Ich meine ja nur, da wir in jüngster Zeit über das Schwäbische zu am Plaudern sind.
Ich meine ja nur, da wir in jüngster Zeit über das Schwäbische zu am Plaudern sind.
g.,
Montag, 3. August 2009, 06:56
Ich lebe seit 30 Jahren in Berlin und hatte schon früh einen Hang zu den eingeborenen Frauenspersonen, da mag schon etwas abgefärbt sein. Füsche lege ich allerdings noch nicht auf Tüsche.
jean stubenzweig,
Montag, 3. August 2009, 15:15
So lange schon!
Da sind Sie ja fast Berliner. Dann dürfen Sie, nein müssen Sie so reden.
Da wären uns ja fast noch begegnet. Die paar Jährchen ...
Da wären uns ja fast noch begegnet. Die paar Jährchen ...
g.,
Dienstag, 4. August 2009, 07:16
Sie haben in den 70ern in Berlin gelebt? Oder vielleicht sollte man fragen, wo haben sie noch nicht gelebt? Sie scheinen ja in der halben Republik (francais et allemande) herumgekommen zu sein.
g.,
Dienstag, 4. August 2009, 07:34
Im Nachhinein, denke ich mir, dass ein Gettoblaster, der neben ihr lediglich stand, das Bild nicht richtig wiedergeben würde. Das Ding stand etwas versetzt, achtzig Zentimeter links ab auf dem Trottoir, so als ob es nur teilweise zu ihr zu gehören schien. Insofern scheint mir der Gettoblaster durchaus stimmigerweise dort „zum stehen“ gekommen zu sein.
jean stubenzweig,
Dienstag, 4. August 2009, 08:48
Ja, ich habe,
durch meine Eltern, ein ziemliches (weltweites) Vagabundenleben geführt, das einem irgendwie bleibt: immer unterwegs. Mit Unterbrechungen war dann Berlin bis 1972/73 rund zehn Jahre meine «Heimat». Noch lange Zeit danach habe ich berlinert. Deshalb lese oder höre ich das Idiom wohl so deutlich heraus.
Nachtrag 15.25 Uhr: Ich habe Grundsätzliches zu meinem Vagabundischen mal vor einigen Jahren an einen Freund geschrieben und es später erst in die eine Seite und nach Aufgabe derselben in die neue, jetzige gehoben: Mutterländisches.
Nachtrag 15.25 Uhr: Ich habe Grundsätzliches zu meinem Vagabundischen mal vor einigen Jahren an einen Freund geschrieben und es später erst in die eine Seite und nach Aufgabe derselben in die neue, jetzige gehoben: Mutterländisches.
g.,
Donnerstag, 6. August 2009, 07:58
Danke für diesen wunderschönen Text zum Mutterland/Vaterland. Vielleicht sollte ich auch mal etwas zu Heimat oder/und Nation schreiben...