„Man muss mit den Leuten reden!“
g. | Montag, 27. Juli 2009, 07:13 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Neukölln, Rixdorf am Abend. Noch ein Bier zum Feierabend, denke ich mir. Auf dem Weg zur U-Bahn ist keine gemütliche Kneipe zu finden. Der Durst gewinnt und ich betrete eine Schnapsboutique, die einen leicht angewanzten Eindruck macht – oder doch nicht?
Der Raum misst wohl hundert Quadratmeter. Links, drei Meter vor den Fenstern zur Straße ein langer Tresen. Der Wirt, ein älterer Türke, hantiert am Hühnergrill, schmeißt die Pommes mit Schwung in die Fritteuse, dreht sich um und lächelt mich einladend an.
„Ein Bier bitte!“
Er nickt, holt seine Pommes aus dem Öl. Abschütteln, den Dönerspieß korrigieren, Salat auf einen Teller, das halbe Hähnchen dazu. Er bringt den Teller zu einer Gruppe junger Leute in der Ecke.
„Döner und Bratwurst kommen gleich.“ Er geht zurück hinter den Tresen, zu seiner Küche.
Die vier am Tisch, zwei Dünne, ein Dicker und ein Vieh, haarlose Schädel über dumpfen Gesichtern, Bomberjacken, Millitärstiefelimitate. Ich sollte mir die Gäste genauer ansehen, wenn ich eine Kneipe betrete.
Ich trinke einen Schluck.
Die Kneipentür quietscht. Ein weiterer Gast kommt herein und setzt sich neben mich an den Tresen.
„’n Abend!“ Ich blicke zu ihm hoch. Meine Fresse: Der Kerl ist sicher 1,95 groß und fast ebenso breit, seine Oberarme haben etwa meinen Brustumfang und wölben sich unter dem T-Shirt, Hände wie Baggerschaufeln. Ein ungemein freundliches Gesicht lächelt mich an.
„’n Abend!“ Er setzt sich, bestellt sein Bier, wir kommen ins plaudern.
Er ist Pfleger an der Klinik für Nutztiere, erzählt mir von Kühen, Schafen und Giraffen. Giraffen? Na klar, die vom Zoo kämen auch vorbei. Schließlich hätte die Klinik einen guten Ruf und in der ganzen Stadt den einzigen Computertomografen, der auch für Kamele oder Giraffen geeignet wäre.
Die Kneipentür quietscht erneut, ein weiterer Gast. Wir drehen uns um. Eine Punkerin und so ziemlich das Gegenteil meiner Tresenbekanntschaft. Ein schmächtiges Persönchen mit einem Kindergesicht, das auf ‚hart’ getrimmt ist.
“Ein Döner mit Reis bitte!“ ruft sie schon an der Tür. Unser Wirt nickt.
„Zum mitnehmen oder hier essen?“
„Auf’m Teller bitte!“ Der Wirt holt einen Teller unter dem Tresen hervor, Besteck, legt alles bereit. Die junge Frau setzt sich, sieht nur kurz die vier vom Nebentisch an, nestelt an ihrer Schraube im Ohr herum.
Wir trinken einen Schluck und der Pfleger erzählt von einem Elefanten, den er zum Röntgen begleitet hat. Schwierig sei es Elefanten zu röntgen, sehr sensibel die Tiere, sie fassen nicht so leicht Vertrauen, man muss sie beruhigen, sie sanft dahin bugsieren, wo man sie haben will. Die Kollegen vom Zoo seien nett und kein Stück überheblich. Kein Stück!
„Warum lässtdu dirnichtne Ratte braten?“ nölt es aus der Ecke. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Ich wollte doch nur ein Bier trinken.
Hinter uns beginnt ein Wortwechsel, unser Wirt sieht sich nervös um, wärmt den Reis in der Mikrowelle auf. Der Streit wird lauter. Mein Gesprächspartner steht auf und geht zu den vieren, ich folge mit ungutem Gefühl.
„Das ist nicht gut, das was ihr da macht.“ Er sieht sie freundlich an.
„Ich mein, lasst doch das Mädel in Ruhe!“ Er breitet die Arme aus.
„Sie will doch nur 'was essen.“ Die vier sehen ihn, nicken und wenden sich wieder ihren Bieren zu. Wir gehen zurück an den Tresen.
„Das mit dem verbieten, das bringt nix, da wer’n die jungen Leute nur bockicht. Man muss mit ihnen reden, dann klappt’s!“
Der Raum misst wohl hundert Quadratmeter. Links, drei Meter vor den Fenstern zur Straße ein langer Tresen. Der Wirt, ein älterer Türke, hantiert am Hühnergrill, schmeißt die Pommes mit Schwung in die Fritteuse, dreht sich um und lächelt mich einladend an.
„Ein Bier bitte!“
Er nickt, holt seine Pommes aus dem Öl. Abschütteln, den Dönerspieß korrigieren, Salat auf einen Teller, das halbe Hähnchen dazu. Er bringt den Teller zu einer Gruppe junger Leute in der Ecke.
„Döner und Bratwurst kommen gleich.“ Er geht zurück hinter den Tresen, zu seiner Küche.
Die vier am Tisch, zwei Dünne, ein Dicker und ein Vieh, haarlose Schädel über dumpfen Gesichtern, Bomberjacken, Millitärstiefelimitate. Ich sollte mir die Gäste genauer ansehen, wenn ich eine Kneipe betrete.
Ich trinke einen Schluck.
Die Kneipentür quietscht. Ein weiterer Gast kommt herein und setzt sich neben mich an den Tresen.
„’n Abend!“ Ich blicke zu ihm hoch. Meine Fresse: Der Kerl ist sicher 1,95 groß und fast ebenso breit, seine Oberarme haben etwa meinen Brustumfang und wölben sich unter dem T-Shirt, Hände wie Baggerschaufeln. Ein ungemein freundliches Gesicht lächelt mich an.
„’n Abend!“ Er setzt sich, bestellt sein Bier, wir kommen ins plaudern.
Er ist Pfleger an der Klinik für Nutztiere, erzählt mir von Kühen, Schafen und Giraffen. Giraffen? Na klar, die vom Zoo kämen auch vorbei. Schließlich hätte die Klinik einen guten Ruf und in der ganzen Stadt den einzigen Computertomografen, der auch für Kamele oder Giraffen geeignet wäre.
Die Kneipentür quietscht erneut, ein weiterer Gast. Wir drehen uns um. Eine Punkerin und so ziemlich das Gegenteil meiner Tresenbekanntschaft. Ein schmächtiges Persönchen mit einem Kindergesicht, das auf ‚hart’ getrimmt ist.
“Ein Döner mit Reis bitte!“ ruft sie schon an der Tür. Unser Wirt nickt.
„Zum mitnehmen oder hier essen?“
„Auf’m Teller bitte!“ Der Wirt holt einen Teller unter dem Tresen hervor, Besteck, legt alles bereit. Die junge Frau setzt sich, sieht nur kurz die vier vom Nebentisch an, nestelt an ihrer Schraube im Ohr herum.
Wir trinken einen Schluck und der Pfleger erzählt von einem Elefanten, den er zum Röntgen begleitet hat. Schwierig sei es Elefanten zu röntgen, sehr sensibel die Tiere, sie fassen nicht so leicht Vertrauen, man muss sie beruhigen, sie sanft dahin bugsieren, wo man sie haben will. Die Kollegen vom Zoo seien nett und kein Stück überheblich. Kein Stück!
„Warum lässtdu dirnichtne Ratte braten?“ nölt es aus der Ecke. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Ich wollte doch nur ein Bier trinken.
Hinter uns beginnt ein Wortwechsel, unser Wirt sieht sich nervös um, wärmt den Reis in der Mikrowelle auf. Der Streit wird lauter. Mein Gesprächspartner steht auf und geht zu den vieren, ich folge mit ungutem Gefühl.
„Das ist nicht gut, das was ihr da macht.“ Er sieht sie freundlich an.
„Ich mein, lasst doch das Mädel in Ruhe!“ Er breitet die Arme aus.
„Sie will doch nur 'was essen.“ Die vier sehen ihn, nicken und wenden sich wieder ihren Bieren zu. Wir gehen zurück an den Tresen.
„Das mit dem verbieten, das bringt nix, da wer’n die jungen Leute nur bockicht. Man muss mit ihnen reden, dann klappt’s!“
jean stubenzweig,
Montag, 27. Juli 2009, 07:59
Ich fürchte allerdings,
Kleinwüchsige wie ich werden redlos oder auch ungehört bleiben.
Aber immerhin hatte ich eine kleine, feine Alltags-Parabel zu Macht und Kraft zum Frühstück.
Aber immerhin hatte ich eine kleine, feine Alltags-Parabel zu Macht und Kraft zum Frühstück.
vert,
Dienstag, 28. Juli 2009, 02:55
frühstück?
;-)
argumente zur friedenserhaltung sind oft sehr überzeugend, wenn sie nur richtig vorgetragen werden.
oder vom richtigen...
;-)
argumente zur friedenserhaltung sind oft sehr überzeugend, wenn sie nur richtig vorgetragen werden.
oder vom richtigen...
vert,
Dienstag, 28. Juli 2009, 11:22
sie sagen es!
(schön, wenn man dann trotzdem fast zwei meter groß ist. nur aus ästhetischen gründen, natürlich.)
(schön, wenn man dann trotzdem fast zwei meter groß ist. nur aus ästhetischen gründen, natürlich.)
g.,
Dienstag, 28. Juli 2009, 16:16
Es kommt einfach darauf an, dass man die richtigen Argumente, wohlüberlegt, vielleicht noch durch eine passende Geste unterstrichen, vorträgt.
Der Mann war übrigens ein selten zurückhaltender, freundlicher und höflicher Mensch, Tierpfleger eben. Seine Physis war möglicherweise ein zusätzliches Argument, was ihm nicht bewußt war.
p.s.: Sie wollten sich mit mir zanken, drüben bei Jean Stubenzweig?
Nicht, dass mich nicht das Fell gejuckt hätte, aber es schien mir unangemessen seinen wunderschönen Beitrag mit einer off topic Kabelei zu verhunzen. Wenn sie in ihrem eigenen Blog oder bei mir gegen die drittgrößte Minderheit in Berlin stänkern wollen, steige ich gerne ein. Natürlich nur, wenn mir was dazu einfällt. Notfalls kann ich ja immer noch Gorillaschnitzel zur Hilfe rufen.
Der Mann war übrigens ein selten zurückhaltender, freundlicher und höflicher Mensch, Tierpfleger eben. Seine Physis war möglicherweise ein zusätzliches Argument, was ihm nicht bewußt war.
p.s.: Sie wollten sich mit mir zanken, drüben bei Jean Stubenzweig?
Nicht, dass mich nicht das Fell gejuckt hätte, aber es schien mir unangemessen seinen wunderschönen Beitrag mit einer off topic Kabelei zu verhunzen. Wenn sie in ihrem eigenen Blog oder bei mir gegen die drittgrößte Minderheit in Berlin stänkern wollen, steige ich gerne ein. Natürlich nur, wenn mir was dazu einfällt. Notfalls kann ich ja immer noch Gorillaschnitzel zur Hilfe rufen.
vert,
Donnerstag, 30. Juli 2009, 00:20
juchhu! zank, zwist und raufhändel!
ich habe wirklich nichts gegen schwaben, einige meinerbesten freunde sind schwaben!
hatte ich erwähnt, dass ich mich unregelmäßig als türsteher verdinge?
ich habe wirklich nichts gegen schwaben, einige meiner
hatte ich erwähnt, dass ich mich unregelmäßig als türsteher verdinge?
g.,
Donnerstag, 30. Juli 2009, 10:49
§ 91 StGB Raufhandel
(1) Wer an einer Schlägerei tätlich teilnimmt, ist schon wegen dieser Teilnahme mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen, wenn die Schlägerei eine schwere Körperverletzung (§ 84 Abs. 1) eines anderen verursacht, wenn sie aber den Tod eines anderen verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren.
(2) Wer an einem Angriff mehrerer tätlich teilnimmt, ist schon wegen dieser Teilnahme mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen, wenn der Angriff eine Körperverletzung eines anderen verursacht, wenn er aber eine schwere Körperverletzung eines anderen verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen, wenn er den Tod eines anderen verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren.
(3) Der Täter, dem aus der Teilnahme kein Vorwurf gemacht werden kann, ist nicht zu bestrafen.
(2) Wer an einem Angriff mehrerer tätlich teilnimmt, ist schon wegen dieser Teilnahme mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen, wenn der Angriff eine Körperverletzung eines anderen verursacht, wenn er aber eine schwere Körperverletzung eines anderen verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen, wenn er den Tod eines anderen verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren.
(3) Der Täter, dem aus der Teilnahme kein Vorwurf gemacht werden kann, ist nicht zu bestrafen.
vert,
Donnerstag, 30. Juli 2009, 12:29
(1) sie haben mit einem deutlichen angebot vorgelegt und
(2) mir mit einer weiteren person mindestens gedroht.
(3) dann ist das ja wohl locker notwehr meinerseits.
zudem bin ich einer der friedliebendsten menschen des planeten, ein lämmerschwänzchen gar. versuchen sie es gar nicht, ich quatsch sie weg;-)
(2) mir mit einer weiteren person mindestens gedroht.
(3) dann ist das ja wohl locker notwehr meinerseits.
zudem bin ich einer der friedliebendsten menschen des planeten, ein lämmerschwänzchen gar. versuchen sie es gar nicht, ich quatsch sie weg;-)
g.,
Freitag, 31. Juli 2009, 07:21
Das haben wir gerne,
zuerst anfangen und sich dann auf Notwehr berufen, na prima! Und mich dann noch in meiner Paradedisziplin herausfordern wollen: Im Dummbabbeln bin ich spitze, fragen sie meine Frau.
vert,
Sonntag, 2. August 2009, 18:43
oha, bei einem großmeister ziehe ich evtl. zurück.
(ich habe polit-erfahrung! ha!)
(ich habe polit-erfahrung! ha!)
jean stubenzweig,
Donnerstag, 30. Juli 2009, 14:23
Diese Schwaben!
Ich habe sie kennengelernt als ungemein freundliche Menschen, die einem den erfragten Weg nicht nur zeigen wollen, sondern einen auch noch am Händchen nehmen und dort hinführen. Ob man will oder nicht.
g.,
Freitag, 31. Juli 2009, 07:19
Das ist die eine Seite. Als ich nach Berlin kam, war ich schockiert über den Umgangston und die Verhaltensweisen, die hier herrschen ("Wat willste? Woher soll ick wissen, wo de hin willst."). Für die andere Seite der Schwaben, die die einen dazu bringt, sich vielleicht woanders niederzulassen, ist der derzeitge Ministerpräsident von Baden-Württemberg ein gutes Beispiel: verklemmt, rechts-reaktionär, ressentimentgeschwängert.
jean stubenzweig,
Freitag, 31. Juli 2009, 13:42
Den Lothar
wünscht man sich geradezu zurück. Sogar dessen Schwäbisch habe ich ausgehalten. Wahrscheinlich, weil's was Genießerisches, weniger Kehrwochenartiges hatte.
g.,
Montag, 3. August 2009, 07:23
Der Lothar Späth war zwar ein schwer erträglicher Gschaftlhuber, aber für das Amt wenigstens intelligent genug und von Bigotterie war bei ihm auch nichts zu spüren. Überhaupt ist die derzeitige Ministerpräsidentenriege ...