„Es ist weit mehr Positives, das heißt Lehrbares und Überlieferbares in der Kunst, als man gewöhnlich glaubt; und der mechanischen Vorteile, wodurch man die geistigsten Effekte (versteht sich immer mit Geist) hervorbringen kann, sind sehr viele. Wenn man diese kleinen Kunstgriffe weiß, ist vieles ein Spiel, was nach wunder was aussieht, und nirgends glaub’ ich, dass man mehr lernen kann in Hohem und Niedrem, als in Rom.“Das Letzte dürfte natürlich Blödsinn sein.
( Goethe: Italienische Reise S. 586)
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„Es ist weit mehr Positives, das heißt Lehrbares und Überlieferbares in der Kunst, als man gewöhnlich glaubt; und der mechanischen Vorrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr
Nein, nicht, Lilly, komm sei eine liebe Katze.
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Nein, Tier, nicht brigglbrunft machen. Nicht geh von der Tastatur runter.Permalink (1 Kommentar) Kommentieren
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„Neapel, den 28. Mai 1787Der Mann geht ganz selbstverständlich von bestimmten Herrschaftsverhältnissen aus, die als gut und natürlich empfunden werden. Der edle, wohlmeinende Patron. Die heitere Gelassenheit des vermögenden Mannes. Wer’s sowohl im Kopfe wie im Geldbeutel hat, mag wohl für einen angenehmen Zeitgenossen gelten.
Der gute und so brauchbare Volkmann nötigt mich, von Zeit zu Zeit von seiner Meinung abzugehen. Er spricht z.B., dass dreißig- vierzigtausend Müßiggänger in Neapel zu finden wären, und wer spricht’s ihm nicht nach! Ich vermutete zwar sehr bald nach einiger erlangter Kenntnis des südlichen Zustandes, dass dies wohl eine nordische Ansicht sein möchte, wo man jeden für einen Müßiggänger hält, der sich nicht den ganzen Tag ängstlich abmüht. Ich wendete deshalb vorzügliche Aufmerksamkeit auf das Volk, es mochte sich bewegen oder in Ruhe verharren, und konnte zwar sehr viel übelgekleidete Menschen bemerken, aber keine unbeschäftigten“ (S.428)
„Ich gehe in ein näheres Detail, um das, was ich behaupte, glaubwürdiger und anschaulicher zu machen. Die kleinsten Kinder sind auf mancherlei Weise beschäftigt. Ein großer Teil derselben trägt Fische zum Verkauf von Santa Lucia; andere sieht man sehr oft in der Gegend des Arsenals, oder wo sonst etwas gezimmert wird, wobei es Späne gibt, auch am Meere, welches Reiser und kleines Holz auswirft, beschäftigt, sogar die kleinsten Stückchen in Körbchen aufzulesen. ... Sie gehen nachher mit dem Körbchen tiefer in die Stadt und setzen sich mit ihren Holzportionen gleichsam zu Markte. Der Handwerker, der kleine Bürger kauft es ihnen ab, brennt es auf seinem Dreifuß zu Kohlen, um sich daran zu erwärmen, oder verbraucht es in seiner sparsamen Küche.“ (S. 429/430)
„Es ist wirklich artig anzusehen, wie ein solcher Junge, dessen ganzer Kram und Gerätschaft in einem Brett und Messer besteht, eine Wassermelone oder einen halben gebratenen Kürbis herumträgt, wie sich um ihn eine Schar Kinder versammelt, wie er sein Brett niedersetzt und die Frucht in kleine Stücke zu zerteilen anfängt.“ (S. 430)
„Wie diese Art Herumträger geschäftig sind, so gibt es noch eine Menge kleine Krämer, welche gleichfalls herumgehen und ohne viel Umstände auf einem Brett, in einem Schachteldeckel ihre Kleinigkeiten, oder auf Plätzen geradezu auf flacher Erde ihren Kram ausbieten.“ (S. 432)
„Es ist wahr, man tut nur wenige Schritte, ohne einem sehr übelgekleideten, ja sogar einem zerlumpten Menschen zu begegnen, aber dies ist deswegen noch kein Faulenzer, kein Tagdieb! Ja, ich möchte fast das Paradoxon aufstellen, dass zu Neapel verhältnismäßig vielleicht noch die meiste Industrie (=Gewerbe, Anm. von mir) in der ganz niederen Klasse zu finden sei.“ (S. 432)
„Der zerlumpte Mensch ist dort noch nicht nackt; derjenige, der weder ein eigenes Haus hat, noch zur Miete wohnt, sondern im Sommer unter den Überdächern, auf den Schwellen der Paläste und Kirchen, in öffentlichen Hallen die Nacht zubringt und sich bei schlechtem Wetter irgendwo gegen geringes Schlafgeld untersteckt, ist deswegen noch nicht verstoßen und elend; ein Mensch noch nicht arm, weil er nicht für den ganzen Tag gesorgt hat.“ (S. 433/434)
„Man würde alsdann im ganzen vielleicht bemerken, dass der sogenannte Lazarone nicht um ein Haar untätiger ist als alle übrigen Klassen, zugleich aber auch wahrnehmen, dass alle in ihrer Art nicht arbeiten, um bloß zu leben, sondern um zu genießen, und dass sie sogar bei der Arbeit des Lebens froh werden wollen. Es erklärt sich hiedurch gar manches: dass die Handwerker beinahe durchaus gegen die nordischen Länder sehr zurück sind; dass die Fabriken nicht zustande kommen; dass außer Sachwaltern und Ärzten in Verhältnis zu der großen Masse von Menschen wenig Gelehrsamkeit angetroffen wird, so verdiente Männer sich auch im einzelnen bemühen mögen; dass kein Maler der neapolitanischen Schule jemals gründlich gewesen und groß geworden ist; dass sich die Geistlichen im Müßiggange am wohlsten sein lassen und auch die Großen ihre Güter meist nur in sinnlichen Freuden, Pracht und Zerstreuung genießen mögen.“ (S. 434/435)
( Goethe: Italienische Reise)
Dem Studiosusreisenden ist alles pittoresk.
„Aber nirgends putzen sie mehr als bei den Fleischwaren, nach welchen das Auge des Volkes besonders lüstern gerichtet ist, weil der Appetit durch periodisches Entbehren nur mehr gereizt wird.“ (S. 438)Nur wenige Jahre später, in einem anderen Land, haben dann einige Hosenlose, entnervt vom periodischen Entbehren, ihre Meinung ebenfalls kundgetan.
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Dylan Thomas habe ich mit 16,17 gelesen, auf Trampfahrt; ein Kreisverkehr in Besançon in der Nachmittagshitze, von dunklen Stämmen beobachtet:
„Fern HillDylan Thomas führt mich fast direkt zu Bob Dylan und zu schauerlichem Geklampfe in einem Naturfreundehaus, um dann bei Wiglaf Droste, Gerhard Henschel und Kathrin Passig zu landen:
Als ich noch jung war und leicht unter den Apfelzweigen
Rund um das trällernde Haus, und so glücklich war wie das Gras grün
Und die Nacht überm Talgrund voll Sternen,
Ließ Schwager Zeit mich Holla rufen und klettern
Golden in seiner Augen Erntezeit,
Und geehrt bei den Heuwagen war ich der Prinz der Apfelstädte
Und einmal vor tiefer Zeit gebot ich den Bäumen und Blättern
Mit Maßliebchen und Gerste
Die Flüsse des unreif fallenden Lichtes hinunterzuziehen.“
...
„Musse feife in WindGut, dass ich bei Erich Fried, dem Übersetzer von Dylan Thomas nicht abgebogen bin.
Wiefille Strase musse Mann gähe weg
Bise heise riktike Mann?
Wiefill grose Waser musse weise Voggl fligg
Bise könne schlaffe inne Sand?
Wie oft musse Kanonnekuggl mache bumm
Bis alle sagge: Nixgutt! Verbott?
Riktik Antwort gutt Freund, musse feife in Wind
Riktik Antwort musse feife inne Wind
Wie oft musse Manne kucke immeßu
Bise könne sähe de Himmäl?
Wiefille Ohre musse eine Manne hab
Bise könne höre Au Au Au?
Wiefill totkaputtä Leut musse säh
Bise wise, sein zufill totkaputt?
Riktik Antwort gutt Freund, musse feife in Wind
Riktik Antwort musse feife inne Wind
Wiefille Jahr könne grose Berg läb
Bise isse gewasche vonne Sää?
Unne wiefille Jahr könne läbe eine Volk
Bise freisein düffe alles, hurra?
Unne wie oft könne Massa drähe seine Kopp
Unne tue so, als ob nix säh?
Riktik Antwort gutt Freund, musse feife in Wind
Riktik Antwort musse feife inne Wind“
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Diese hier lese ich aktuell. Und das kommt so:
Zunächst muss etwas zu Wegschlabbern dabei sein, ein Roman wie ‚N’ von Dieter Kühn, ein Sachbuch zu einem Thema, das mich sehr interessiert, ‚Dem Verbrechen auf der Spur’ von Immanuel Baumann, ein Gedichtband darf nicht fehlen (Ror Wolf ‚Pfeifers Reisen’), ein Band mit Kurzgeschichten für eine angenehme Viertelstunde (wie wär’s mit James Ellroy ‚Endstation Leichenschauhaus’?), natürlich etwas zum Freuen, Alfred Polgar ist da immer wieder erste Wahl, und einiges zum Stöbern, Andreas Okopenko ‚Lexikon Roman’, die Tagebücher von Victor Klemperer; habe ich etwas vergessen?
Aber ja, was zum Gucken muss auch sein: Der Ausstellungskatalog ‚Mythos Babylon’.
Als Basso continuo schwingen die gerade von mir verfolgten Themen und Interessen mit, aktuell sind das:
• Erzähltechniken von Reiseliteratur
• Die Novemberrevolution
• Literarische Bilder von Berlin
Einige Themen verfolge ich über Monate und Jahre, andere begleiten mich nur wenige Tage, bevor ich mich von etwas anderem ablenken lasse.
Und wenn mir dann noch Jean Stubenzweig widerspricht und mich so animiert, mein Urteil noch einmal zu überdenken, treibt es mich in ungeplante Gefilde, zu Erich Mühsams Brief an den Genossen Lenin (Von Eisner bis Leviné. Die Entstehung der bayerischen Räterepublik), zu seiner Autobiografie, den ‚Unpolitischen Erinnerungen’ und wenn man schon mal dabei ist, liest man noch ein paar Gedichte, in ein Theaterstück könnte man auch noch reinsehen, ...
In den letzten Jahren hatte ich ein wachsendes Bedürfnis, manche Texte, z. B. von Karl Marx wieder zu lesen.
Bei der Gelegenheit sieht man dann einen längst vergessenen Schatz, Dylan Thomas etwa oder Jean-Patrick Manchette, den man fatalerweise mitnimmt, weil: da gab es doch eine Stelle, wie war das noch mal?
amuse gueule
Ein schöner Satz, eine grobe Bemerkung oder ein kühner Gedanke. Wenn mir etwas gefällt, schreibe ich es auf oder kopiere es. Leider vergesse ich häufiger, wem ich es zu verdanken habe oder aus welchem Text es ist.
Manchmal fällt mir auch etwas daran auf oder dazu ein, dann wird es unter ‚Notate und Anmerkungen‘ abgelegt.
Notate und Anmerkungen
Der Walter Benjamin, damit hat er recht:
„Die Kraft der Landstraße ist eine andere, ob einer sie geht oder im Aeroplan drüber hinfliegt. So ist auch die Kraft eines Textes eine andere, ob einer ihn liest oder abschreibt.“Ein gelesener Text steuert zwar die Phantasie, gibt aber nur eine Richtung an, ein abgeschriebener Text zwingt einen in die Vorstellungswelt des Autors.
(Einbahnstraße: Chinawaren)
Diese Welt muss man weder begrüßen noch verurteilen, und ob man sie versteht, ist eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Damit sie eine Ahnung davon erhalten, was mir dabei vorschwebte und damit ich mich auch noch nach einiger Zeit daran erinnere, was mir daran bemerkenswert erschien, schreibe ich es mir hier auf. Schön, wenn sie etwas damit anfangen können.
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amüsantes:
Berlin:
kluges und interessantes:
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„Aus einem guten, doch unvermögendem Hause geboren, im Kloster erzogen, entschloss sie sich, einen alten und reichen Fürsten zu heiraten, und man konnte sie um so eher dazu überreden, als die Natur sie zu einem zwar guten, aber zur Liebe völlig unfähigen Wesen gebildet hatte. In dieser reichen, aber durch Familienverhältnisse höchst beschränkten Lage suchte sie sich durch ihren Geist zu helfen und, da sie in Tun und Lassen gehindert war, wenigstens ihrem Mundwerk freies Spiel zu geben. Man versicherte mir, dass ihr eigentlichster Wandel ganz untadelig sei, dass sie sich aber fest vorgesetzt zu haben scheine, durch ein unbändiges Reden allen Verhältnissen ins Angesicht zu schlagen. Man bemerkte scherzend, dass keine Zensur ihre Diskurse, wären sie schriftlich verfasst, könne durchgehen lassen, weil sie durchaus nichts vorbringe, als was Religion, Staat oder Sitten verletze.“Ob man die Dame auch in Don Alphonsos ummauerten, wohlsituierten Stadtteilen finden könnte?
( Goethe: Italienische Reise S. 419)
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„Auf einem einsam stehenden Gasthofe, wo wir fütterten, waren zugleich ein Paar sizilianische Edelleute angekommen, welche quer durch das Land eines Prozesses wegen nach Palermo zogen. Mit Verwunderung sahen wir diese beiden ernsthaften Männer mit scharfen Taschenmessern vor einer solchen Distelgruppe stehen und die obersten Teile dieser emporstrebenden Gewächse niederhauen; sie fassten alsdann diesen stacheligen Gewinn mit spitzen Fingern, schälten den Stängel und verzehrten das Innere desselben mit Wohlgefallen. Damit beschäftigten sie sich eine lange Zeit, indessen wir uns an Wein, diesmal ungemischt, und gutem Brot erquickten. Der Vetturin bereitete uns dergleichen Stängelmark und versicherte, es sei eine gesunde, kühlende Speise, sie wollte uns aber so wenig schmecken als der rohe Kohlrabi zu Segeste.“Glücklicherweise ist uns der Bericht eines der beiden Edelleute, des Conte di Strangolapetri, überliefert:
( Goethe: Italienische Reise S. 370/1)
Als wir des Abends unsere Herberge erreichten, standen zwei Nordländer vor dem Gastraum, die uns verwundert - ob unserer Artischockenausbeute - ansahen. Der Marchese Parozzo bot ihnen sogleich einen Teil unseres Gerichtes an, das unser Kutscher inzwischen zubereitet hatte. Es schien ihnen nicht zu schmecken. Anstatt herzhaft zuzulangen, stocherten sie nur höflich verlegen in dem Gerichte.
Schon bei der Ankunft klagte der eine – wie sich später herausstellte ein hoher Beamter bei Hofe, dass sein Gewand von Schweiß durchtränkt sei. Das Anerbieten unseres braven Wirtes, die Kleidung zum Lüften in den Wind zu hängen lehnte er ab. Als ich ihm pince empfahl, stellte sich heraus, dass ihm solche gänzlich unbekannt waren. Diese Nordländer sind gar wunderliche Leute. Im Laufe unseres Mahls erzählte der Beamte, dass in seinem Land zum Braten von Gemüsen und anderen Speisen keineswegs Öl vom Ölbaume daroben genutzt werde, sondern dass man allerlei Getier seines Fettes beraubt und damit Speisen zubereitet. So erklärt sich auch der ungeschlachte Körperbau der Fremden. Unklar aber bleibt, wie sie denn die Masse an Schweinen etc. ernähren? Wird dort nur für das Wohl der Tiere gearbeitet? Wohl kaum!
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„Da es hier keine Gasthöfe gibt, so hatte uns eine freundliche Familie Platz gemacht und einen erhöhten Alkoven* an einem großen Zimmer eingeräumt. Ein grüner Vorhang trennte uns und unser Gepäck von den Hausgliedern, welche in dem großen Zimmer Nudeln fabrizierten, und zwar von der feinsten, weißesten und kleinsten Sorte, davon diejenigen am teuersten bezahlt werden, die, nachdem sie erst in die Gestalt von gliedslangen Stiften gebracht sind, noch von spitzen Mädchenfingern einmal in sich selbst gedreht, eine schneckenhafte Gestalt annehmen. Wir setzten uns zu den hübschen Kindern, ließen uns die Behandlung erklären und vernahmen, daß sie aus dem besten und schwersten Weizen, Grano forte genannt, fabriziert würde. Dabei kommt viel mehr Handarbeit als Maschinen und Formwesen vor. Und so hatten sie uns denn auch das trefflichste Nudelgericht bereitet, bedauerten jedoch, daß grade von der allervollkommensten Sorte, die außer Girgent, ja, außer ihrem Hause nicht gefertigt werden könnte, nicht einmal ein Gericht vorrätig sei. An Weiße und Zartheit schienen diese ihresgleichen nicht zu haben.“(* d.i.: Bettnische ohne Fenster, Verschlag)
( Goethe: Italienische Reise S. 355 )
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„Dies ist die Darlegung der Erkundung, die Herodot von Halikarnaß angestellt hat. Sie soll dazu dienen, die menschlichen Geschehnisse im Laufe der Zeit nicht in Vergessenheit versinken sowie bedeutende und bewundernswerte Taten, die auf der einen Seite von Hellenen, auf der anderen Seite von Barbaren ausgeführt worden sind, nicht ohne rühmende Kunde zu lassen.“
( Herodotl Die Bücher der Geschichte)
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Unter ethischen Maßstäben (wenn man sie nicht als individuelle relativiert) mutet die Aufhebung der Exkommunikation eines Priesters, der Völkermord leugnet, seltsam an. Es ging darum eine Gruppe, die sich aufgrund ihrer theologischen Auffassungen in Widerspruch zur Kirche gesetzt hatte, wieder in die Kirche zu holen. Die politischen, also öffentliche Angelegenheiten betreffenden Ansichten der Bischöfe spielten wohl keine Rolle. Man mag nun darüber spekulieren, ob sich der Vatikan über die Beurteilung durch die Allgemeinheit nicht im Klaren war oder sie glaubte ignorieren zu können, interessanter finde ich, dass Werte wie die Einheit der Kirche schlicht wichtiger waren als allgemeine ethische Maßstäbe.
Das Handeln, das Denken wird von Tradition und Milieu wirksamer bestimmt als durch Vernunft und Wissen.
Ähnlich stellt sich mir die Auseinandersetzung um Stauffenberg zwischen Richard Evans und Karl Heinz Bohrer dar. Was als Historikerdebatte auftritt, ist meines Erachtens eine Frage der Beurteilung aus unterschiedlichen Milieus und Traditionslinien. Evans argumentiert und wertet vom Standpunkt eines Briten (andere würden etwa als Deutsche, die vor dem Nationalsozialismus geflohen waren bzw. sich in einer ablehnenden Tradition verortend, zu ganz ähnlichen Wertungen kommen). Es ist ein Blick von Außen. Bohrer geht es um die Rettung einer Traditionslinie und so beharrt er auf dem historischen Abstand, um die moralische Integrität wahren zu können.
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„Auf meine wiederholte Frage, ob dagegen keine Anstalt zu treffen sei, erwiderte er, die Rede gehe im Volk, dass gerade die, welche für Reinlichkeit zu sorgen hätten, wegen ihres großen Einflusses nicht genötigt werden könnten, die Gelder pflichtgemäß zu verwenden, und dabei sei noch der wunderliche Umstand, dass man sich fürchte, nach weggeschafftem misthaftem Geströhde werde erst deutlich zum Vorschein kommen, wie schlecht das Pflaster darunter beschaffen sei, wodurch denn abermals die unredliche Verwaltung einer andern Kasse zutage kommen würde. Das alles aber sei, setzte er mit possierlichem Ausdruck hinzu, nur Auslegung von Übelgesinnten, er aber von der Meinung derjenigen, welche behaupten, der Adel erhalte seinen Karossen diese weiche Unterlage, damit sie des Abends ihre herkömmliche Lustfahrt auf elastischem Boden bequem vollbringen könnten. Und da der Mann einmal im Zuge war, bescherzte er noch mehrere Polizeimissbräuche, mir zu tröstlichem Beweis, dass der Mensch noch immer Humor genug hat, sich über das Unabwendbare lustig zu machen.“Schon 1787 scheint Palermo ein alltägliches, seit langer Zeit andauerndes Korruptionsproblem gehabt zu haben. Die Frage wäre, was denn die Ursachen und Ursprünge waren und möglicherweise sind.
( Goethe: Italienische Reise S. 309)
'Misthaftes Geströhde' würde man gerne den einen oder anderen Erguß eines Zeitgenossen, zum Beispiel den Versuch von Herrn Matussek, nationalistische Gefühle zu reaktivieren, nennen.
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„Und ich betrachte mit Erstaunen, wie man reisen kann, ohne etwas außer sich gewahr zu werden, und er ist in seiner Art ein recht gebildeter, wackerer, ordentlicher Mann.“Oder Funny van Dannen:
( Goethe: Italienische Reise S. 127)
„Wir wissen, dass die alle nur unser Geld wollen. Dafür interessieren wir uns nicht für deren Kultur.“
( Funny van Dannen: Zurück ins Paradies, München 2007)
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„Übrigens schreien, schäkern und singen sie den ganzen Tag, werfen und balgen sich, jauchzen und lachen unaufhörlich.“Wie man lesen kann, waren die Italiener schon 1786 ziemlich laut. Dies ist auch noch heute so.
( Goethe: Italienische Reise S. 67)
Kaum sind se wach, sind se laut.
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