Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 11. Juni 2013
Auf dem Pennsylvania Turnpike
Es ist nun schon ein paar Tage her (wer es genau wissen will: 12560) als ich in den USA war. Ich hatte damals wenig Geld und bewegte mich per Autostop im Lande. Die ältere Generation fand das damals sehr gefährlich, heute finden das alle gefährlich oder doch schrecklich, schließlich trifft man andauern auf Leute, die man nicht kennt.

Nun, wir standen also an einer Auffahrt zum Pennsylvania Turnpike. Ein Mittelklassewagen hielt, der Fahrer lud uns ein bis Philadelphia mit zu fahren. Gesagt getan. Nach den üblichen Fragen „Where you from?“ „Germany?“ usw. kamen wir ins Plaudern.

Er sei Reverend (was uns nicht überraschte, schließlich konnte man sein Beffchen auch unter seinem Pullover deutlich sehen) in einer kleinen Gemeinde bei Habichvergessen. Er wollte wissen, wie es denn in Deutschland mit Rassismus (der Reverend war schwarz) aussehe.

Nun, erzählte ich, Rassismus im engeren Sinne gäbe es nur selten (von Brown Babies wusste ich damals nichts), weil es nur wenige Colored People gäbe, eigentlich nur G.I.‘s. Es gäbe aber sehr massiv etwas ganz Ähnliches, nämlich Ausländerfeindlichkeit. In Deutschland würden viele Arbeiter aus anderen Ländern, vor allem Italiener, Portugiesen, Spanier, Türken usw. leben, die sehr massiv unter Vorurteilen zu leiden hätten. Ich erzählte ihm dann von den ‚Itakern‘, die ‚uns‘ die Frauen weg nehmen würden, faul und unordentlich seien. Er hörte aufmerksam zu.

Ob das etwas mit der NS-Zeit zu habe, wollte er wissen. Ja, sagte ich und erzählte ihm von ‚Fremdarbeitern‘ und der Rassenlehre der Nazis. Er nickte. Damit hätte er sich auch schon beschäftigt. Wir unterhielten uns dann noch einige Zeit über die verschiedenen Formen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Und dann erklärte er mir beiläufig, dass sie hier in den USA nicht mehr von Colored People reden würden, weil die Bezeichnung auf die Hautfarbe rekurieren würde, hier würde man lieber von Afro-Americans reden, weil damit nur auf die Abstammung Bezug genommen würde. Das wäre dann so wie bei den Native Americans. Das fand ich einleuchtend.

Whoopi Goldberg hält das übrigens für Unfug:
„Most of all, I dislike this idea nowadays that if you're a black person in America, then you must be called African-American. Listen, I've visited Africa, and I've got news for everyone: I'm not an African. The Africans know I'm not an African. I'm an American. This is my country. My people helped to build it and we've been here for centuries. Just call me black, if you want to call me anything.”

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