Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 2. Februar 2010
Georg Forster: Reise um die Welt 71
(Nachricht vom zweeten Besuch auf der Insel Tahiti)
“Die fantastische Tracht ist wenigstens der fürchterlichen Gestalt, welche unsre Rocken-Philosophie den Gespenstern und Nachtgeistern beygelegt, so ähnlich, daß ich fast geneigt wäre, zu glauben, es sey ein thörigter Aberglaube darunter verborgen. Vielleicht soll der vermummte Trauermann den Geist des Verstorbnen vorstellen, der von seinen zurückgelaßnen Verwandten, Wehklagen und Thränen fordert , und sie desfalls mit den Hayfisch-Zähnen verwundet. Bey einem noch so wenig aufgeklärten Volke als die TAHITIER, kann eine solche Vorstellung wohl Eingang gefunden haben, so ungereimt sie an und für sich auch seyn mag. Doch will ich deshalb nicht behaupten, daß ich mit dieser Muthmaßung die wahre Absicht jenes Gebrauchs getroffen, weil wir, aller Nachfrage ohnerachtet, von den Einwohnern keine Auskunft darüber erhalten konnten. Sie beschrieben uns zwar die ganze Trauer-Ceremonie, und nannten die einzelnen Stücke der dazu erforderlichen Kleidung namentlich her; WARUM aber das alles so und nicht anders sey? War eine Frage die wir ihnen nie verständlich genug ausdrücken konnten.“
(Forster S. 568)


Aufgeklärter Geist trifft auf mythisches Weltverständnis.

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