Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Familiengeschichten IV
In meiner Klasse gab es den Sohn eines Bauunternehmers, der trotz mittelprächtigen Fleißes, umfangreichen Nachhilfestunden und intensiven Gesprächen mit dem Schuldirektor und dem Klassenlehrer nicht so recht mithalten konnte. Es lag nicht am Lotterleben, er war einfach zu doof, was ich mir damals nicht vorstellen konnte und er hasste seinen Vater, die Lehrer und jedermann, der etwas von ihm wollte, abgrundtief. Er hörte, wenn man ihn ließ, den ganzen Tag Musik und wollte Rockmusiker werden. Wir nannten ihn Karlo, wie den Kater in der Mickey Mouse. Er war von etwas kräftiger Statur, unbeherrscht und eigentlich tat er uns allen ein bisschen Leid, obwohl er ein Kotzbrocken vor dem Herrn war.

Da man ja die Kohle hatte und der Sohn studieren sollte, um das Geschäft zu übernehmen, schickten sie ihn kurzerhand nach Salem.
Dort überlebte er ein paar Jahre und machte dann eine Lehre. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht. Vielleicht hat er doch noch das Geschäft des Vaters übernommen.

An Karlo muss ich immer denken, wenn die Elitediskussion mal wieder aufflammt.

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