Georg Forster: Reise um die Welt 96
(Entdeckung von Neu-Caledonien – Nachricht von unserm dortigen Aufenthalt – Fahrt längst der Küste bis zur Abreise – Entdeckung von Norfolk-Eyland – Rückkehr nach Neu-Seeland)
(Entdeckung von Neu-Caledonien – Nachricht von unserm dortigen Aufenthalt – Fahrt längst der Küste bis zur Abreise – Entdeckung von Norfolk-Eyland – Rückkehr nach Neu-Seeland)
g. | Donnerstag, 27. Mai 2010, 07:19 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Ihr Widerwille konnte uns indessen nicht befremden; denn das Schwein ist allerdings nichts weniger, als schön von Gestalt, und Leute, die dergleichen nie gesehen, können wohl natürlicherweise keinen Gefallen daran finden. Der Mensch muß ursprünglich gewiß DURCH NOTH zum Fleischessen gebracht worden seyn; denn, einer Creatur das Leben zu nehmen, ist etwas gewaltsames, und kann nicht anders, als durch eine sehr dringende Ursach in kalte Gewohnheit übergehn. Haben aber die ersten Fleischesser die Wahl gehabt; so werden sie sich an den häßlichen Schweinen gewiß nicht zuerst vergriffen haben; vielmehr wird noch ein höherer Grad von Bedürfniß und Mangel erfordert worden seyn, sie zu überreden, daß, seines widrigen Ansehens ohnerachtet, das Schwein von eben so wohlschmeckendem Fleisch sey, als das Schaaf oder das Kalb. Die armen Bewohner von NEU-CALEDONIA, hatten bisher noch kein anderes, als das Fleisch von Fischen und Vögeln gekostet; ein vierfüßiges Thier mußte ihnen also allerdings etwas fremdes und erstaunendes seyn. – Nachdem wir den Hauptendzweck unsers Besuchs erreicht zu haben glaubten, botanisirten wir zwischen den Morästen und Pflanzungen herum, und kamen an ein einzeln liegendes Haus, das mit einem Stangenzaun umgeben war, und hinterwärts eine Reihe von hölzernen Pfeilern hatte. Jeder Pfeiler hielt ohngefähr einen Fuß ins Gevierte, 9 Fuß in der Höhe, und der Obertheil stellte einen unförmlich ausgeschnitzten Menschenkopf vor. In diesem einsam gelegenen Haus wohnte ein einzelner alter Mann, der uns durch Zeichen zu verstehen gab, diese Pfeiler zeigten seine Grabstelle an! Vielleicht ist in der Geschichte des menschlichen Geschlechts nicht merkwürdiger, als dieses, daß man fast unter allen Völkern die Gewohnheit antrifft, sich bey den Begräbnißstellen zugleich gewisse Denkmale zu errichten! Könnte oder wollte man den ursprünglichen Bewegursachen dieser Sitte, bey so verschiednen Nationen nachspüren und sie gründlich erforschen, (welches in der That eine sehr merkwürdige und wichtige Untersuchung seyn würde) so ließe sich vielleicht eben DARAUS beweisen, daß alle Völker einen allgemeinen Begriff von einem künftigen Zustand gehabt haben!“Obwohl Forster Rousseaus Naturzustand und seine Vorstellungen von Entwicklung ablehnt, argumentiert er laufend in diese Richtung.
(Forster S. 856/7)
(herum botanisieren, hinterwärts)
vert,
Donnerstag, 27. Mai 2010, 17:55
botanisieren erscheint mir als eine sehr schöne tätigkeit.