Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Georg Forster: Reise um die Welt 44
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
Fortsetzung von Reise um die Welt 43
“Die träge Üppigkeit dieses Insulaners glich gewissermaßen dem Luxus dieser Art, der in Indien und andern östlichen Ländern unter den Großen so allgemein im Schwange ist, und über den sich SIR JOHN MANDEVILLE, in der Beschreibung seiner asiatischen Reisen, mit gerechtem Unwillen ausläßt. Dieser brave Rittersmann, dessen Denkungsart und Heldenmuth ganz auf den ritterhaften Ton seiner Zeiten gestimmt waren, brachte sein Leben in beständiger Thätigkeit hin, und gerieth in herzlichen Eifer, als er irgendwo ein Ungeheuer von Faulheit antraf, das seine Tage verstreichen ließ, »ohne einziges ritterliches Ebentheuer und so immerfort faullenzte als ein Schwein, das auf dem Stalle gefüttert wird, um gemästet zu werden.«“
(Forster S. 276)
Mandeville als Zeugen anzuführen erstaunt etwas, galt er doch seitens der Aufklärung als ‚Lügner‘ und ‚Betrüger‘. Ihm wurde vorgehalten, dass seine Informationen unzuverlässig oder gar frei erfunden seien und dass er selbst nie auf Reisen war, mithin ohne eigene Erfahrung persönliche Beobachtungen behauptete. Dies musste auch Forster bekannt sein.
Mandeville war im 18. Jahrhundert zwar in der Form der ‚Volksbücher‘, vulgo Groschenhefte, allseits präsent, allerdings waren diese (Kinder-)Lesestoff des gehobenen Bürgertums, wenn man Goethe glauben darf, der dieses berichtet. Es war also zumindest in Teilen das gleiche aufgeklärte Bürgertum an das sich auch die Aufklärung richtete. Auch wenn man die Passage als Zugeständnis an den Geschmack des Publikums liest, bleibt sie erstaunlich, zumal sich Forster als Naturforscher sah.

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