Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 6. August 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 38
(Aufenthalt im Haven O-Aitepieha auf der kleinen Halb-Insel O-Tahiti – Ankern in Matavai-Bay)
“Das einzige, woran es uns noch fehlte, war frisches Schweinefleisch. Es kam uns desto härter an, desselben zu entbehren, da wir dergleichen Thiere, auf allen unsern Spatziergängen, in Menge antrafen, ob sich gleich die Leute immer Mühe gaben, sie für uns versteckt zu halten. Zu dem Ende sperrten sie solche in kleine Ställe ein, die ganz niedrig gebauet und oben flach mit Brettern belegt waren, so daß eine Art von Platteform daraus entstand, auf welche sie sich selbst setzten oder niederlegten. Wir suchten sie durch aller ersinnliche Mittel dahin zu bewegen, daß sie uns welche ablassen mögten. Wir bothen ihnen Beile, Hemden und andre Waaren an, die hier zu Lande in hohem Werth standen; aber alles war umsonst. Sie blieben dabey, die Schweine gehörtem dem ÄRIH oder König. Anstatt mit dieser Antwort zufrieden zu seyn und dem guten Willen der Leute Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, die uns, wenn gleich nicht mit Schweinen, doch mit andern Lebensmitteln versorgten, denen unsre Kranken ihre Wiederherstellung, und wir alle unsre Erquickung zu verdanken hatten, ward den Capitains von einigen Leuten an Bord der Vorschlag gemacht, mit Gewalt eine hinlängliche Anzahl Schweine zu unserm Gebrauche wegzunehmen, und hernachmals den Einwohnern so viel an europäischen Waaren zu geben, als das geraubte Vieh, dem Gutdünken nach, werth seyn mögte. Da aber ein solches Verfahren ganz und gar tyrannisch, ja auf die niederträchtigste Weise eigennützig gewesen wäre; so ward der Antrag mit aller gebührenden Verachtung und Unwillen verworfen.“

(Forster S. 264/5)

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