Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Georg Forster: Reise um die Welt 17
(Reise vom Cap nach dem antarctischen Zirkel – Erste Fahrt in höhere südliche Breiten – Ankunft auf der Küste von Neu-Seeland)
„Da wir jetzt auf einer Reise begriffen waren, die noch Niemand vor uns unternommen hatte, auch nicht wußten, wenn, oder wo wir einen Erfrischungs-Ort finden würden, so gab der Captain die gemessensten Befehle, daß mit dem Trinkwasser gut hausgehalten werden sollte. Zu dem Ende ward eine Schildwache an das Wasserfaß gestellt und von dem Schiffsvolk bekam der Mann täglich ein gewisses Maas zugentheilt. Außerdem durfte ein jeder auch noch beym Faß trinken, aber nichts mit sich nehmen. Der Captain selbst wusch sich mit Seewasser und unsre ganze Reisegesellschaft mußte sich ein gleiches gefallen lassen. Auch ward die von Herrn IRVING* verbesserte Destillir-Maschine beständig im Gange erhalten, um die tägliche Abnahme des süßen Wassers wenigstens in ETWAS wieder zu ersetzen.“
(Forster S. 106)
* Über die Irvingsche Destilliermaschine konnte ich bislang nur den Eintrag in Gehlers Physicalischem Wörterbuch finden:
„In England zeigte D. Lind (Essay on diseases incident to Europeans in hot climates) eine bequeme und ihrem Endzwecke vollkommen entsprechende Methode der Destillation. Nach seinen Vorschriften erfand D. Irving eine ganz einfache Destillirmaschine, und erhielt dafür vom brittischen Parlamente eine Belohnung von 4000 Pf. Sterling. Man braucht dabey nicht mehr Brennholz, als sonst, sondern es wird blos an vier Tagen der Woche, da die Matrosen kein Fleisch bekommen, der eine Kochkessel, der ohnehin mit Seewasser gefüllt werden muß, um nicht vom Feuer zu leiden, mit einem hölzernen Deckel bedeckt, an dem sich eine kupferne Röhre mit einer Vorlage und einem Kühlgefäße befindet, in welches letztere ein Matrose beständig frisches Seewasser hineinpumpt und durchlaufen läst. Bey Cooks Seereise im Jahr 1772 war diese Methode auf beyden Schiffen angebracht, und gab jedesmal 120 Quart Wasser, welches aber für das Bedürfniß der Mannschaft bey weitem nicht zugereicht hätte, wenn man sich auf dieses destillirte Wasser allein hätte verlassen sollen. So bequem diese Einrichtung ist, so gesteht doch Herr Forster, daß sie noch immer mehr Holz erfordere, als irgend ein Schiff mit sich führen kan, wenn man hinlängliches Trinkwasser dadurch erhalten wolle, daß sie also nur im Nothfall von wirklichem Nutzen seyn könne, welches inzwischen bey einer Aufgabe von dieser Art schon genug ist.“

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