Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Mittwoch, 20. Mai 2009
houdinisieren
Vor einiger Zeit erinnerte der Tagesspiegel an Harry Houdini, den größten Entfesselungskünstler aller Zeiten. In diesem Zusammenhang wurde auch ausgeführt, dass bei Funk & Wagnalls 1920, wohl im ‚Standard Dictionary of the English Language’, erstmalig das Verb „to houdinize“, im Sinne von: ‚sich aus einer Zwangslage herauswinden’, verzeichnet war. Die deutsche Wikipedia meint:
„Der Name Houdini ist im Laufe der Zeit in der amerikanischen Alltagssprache zu einem Synonym für Flüchten geworden („to houdinize“). Sein Mythos als unbesiegbarer Supermann qualifizierte ihn für Generationen von US-Amerikanern als Idol.“
Im Deutschen existiert derzeit wohl kein Verb ‚houdinisieren’ (houdinieren klingt noch schräger: beim dinieren houdinieren?), zumindest ist es in keinem meiner Wörterbücher verzeichnet und über Suchmaschinen nicht auffindbar.

Schade eigentlich.

Nicht nur in Vorstandsitzungen deutscher und internationaler Banken könnten damit kurz und knapp aktuelle Unternehmensstrategien charakterisiert werden, auch in unserem Alltag wäre es nützlich:

• Einem Freund, der ihnen erzählt, seine Vorgesetzte habe sich in ihn verliebt, könnte man den Hinweis geben: „Zeit sich zu houdinisieren, bevor es richtig schlimm wird.“
„Houdinisiere!“ könnte man Indianer Jones vor dem Bildschirm zuraunen, wenn er fast allein unter Schlangen in ägyptischen Gewölben abenteuert.
„Ich houdinisiere niemals, ich bin schließlich ein Mann!“ könnte man ebenso dämlich wie kryptisch seiner Angebeteten entgegenhalten, wenn sie den Fehltritt entdeckt hat und fragt: „Willst du das etwa leugnen?“
„Wir werden niemals houdinisieren, wir schaffen die 5% Hürde“, ist schließlich auch die Wahlaussage der SPD bei den kommenden Bundestagswahlen.

Blödsinn, sowas!

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