Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Mittwoch, 6. Mai 2009
Ziel- und Würdehaber
Michael Staub, der sein Blog bedauerlicherweise nicht mehr weiter führt, schenkte mir dereinst, mit Hilfe von Franz Werfel, das Wort Zielhaber.
Wenn man sich eher selbst der Ziellosigkeit bezichtigt, mag man die Zielhaber nicht sehr schätzen, zumindest aber haben sie etwas.
Ob die Geschichte von der Habet-Probe* („testiculos habet et bene pendentes“) für frisch gewählte Päpste stimmt oder nicht stimmt, ist eigentlich egal. Die Vorstellung einen Würdenträger auf einen Kotstuhl ** („sedia stercoraria“) zu setzen und ihn der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist für einen Spötter wie mich ausreichend erheiternd. Ein Würdehaber wurde, nach heutiger Vorstellung, würdelos in sein Amt eingeführt. Würdehaber und Würdelose, Zielhaber und Ziellose. Der Haber und der Nichthaber.

Welches Ziel hat er denn, der Zielhaber und wo liegt es?
Welches Los hat er gezogen? Eine Niete?
Ziehen Ziellose andere Lose als Zielhaber?
Und wohin kommen denn die Ziellosen? Nirgendwohin?
Die Zielhaber ziehen ein Los, dass sie zu ihrem Ziel führt oder auch nicht.
Den Ziellosen wird ein Los zuteil, das auch irgendwohin führen wird.
Haben und nicht haben, to have and have not: “You know, how to whistle? Just put your lips together and blow!”

Blödsinn sowas!

* sie stimmt nicht
** dies wiederum stimmt, die öffentliche Inauguration der Päpste auf dem antiken Nachtstuhl wurde erst 1503 von Julius II abgeschafft.

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