Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 12. Mai 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 12
(Aufenthalt am Cap – Nachricht von der dortigen Colonie)
„Die Anzahl der Sclaven, welche die Compagnie alhier zu ihrem Dienst hält, beläuft sich auf etliche hundert, die sämmtlich in einem geräumigen Hause wohnen, in welchem sie auch zur Arbeit angehalten werden. Ein anderes großes Gebäude ist zum Hospital für die Matrosen der Compagnie-Schiffe bestimt, die hier anzulegen pflegen und auf ihren Reisen von Europa nach Indien gemeiniglich eine ungeheure Menge von Kranken an Bord haben.

Joseph Vernet: Stürmische See mit Schiffswracks

Ein solcher Ost-Indienfahrer führt oft sechs bis achthundert Mann Recruten nach Batavia und da sie auf der langen Reise durch den heißen Himmelsstrich, sehr eng zusammengesteckt, auch an Wasser sehr knap gehalten werden, und nichts als Eingesalznes zu essen bekommen, so ist kein Wunder, daß ihrer so viele drauf gehen. Es ist was sehr gewöhnliches, daß ein Holländisches Schiff, von Europa bis hieher 80, oder gar 100. Mann Todte zählt und bey seiner Ankunft alhier noch überdies zwey bis drey hundert gefährlich Kranke ins Hospital schickt. Die geringen Kosten und große Leichtigkeit, womit die Holländischen ZIEL-VERKOOPERS* ihren, die Menschheit entehrenden, Recruten-Handel für die Ostindische Compagnie zu treiben im Stande sind, macht sie gegen die Erhaltung der armen Menschen so gleichgültig.“
(Forster S. 87)
* Seelenverkäufer

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