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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 25
g. | Donnerstag, 17. Oktober 2013, 07:16 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Rechtsfrage
Notzüchtigung wurde in Congo sehr strenge bestraft. Unter Mangogul trug sich ein sehr berühmter Fall solcher Art zu. Der Fürst hatte, wie alle seine Vorgänger, bei der Thronbesteigung geschworen, diesem Verbrechen keine Gnade widerfahren zu lassen; aber die Strenge der Gesetze hält diejenigen nicht zurück, die einen großen Bewegungsgrund haben, sie zu übertreten. Der Schuldige ward verurteilt, den Teil seines Leibes zu verlieren, durch den er gesündigt hatte. An dieser grausamen Operation starb er gemeiniglich.
Kersael, ein junger Mann von Stande, schmachtete seit sechs Monaten in einem Kerker in Erwartung dieser Strafe. Fatme, eine junge hübsche Frau, war seine Lukretia und Anklägerin. Sie standen einst sehr gut miteinander, das wußte jedermann, Fatmes nachsichtiger Gemahl hatte nichts dawider. So würde es auch dem Publikum wenig geziemt haben, sich um ihre Angelegenheiten zu bekümmern.
Nach zwei Jahren ruhigen Verkehrs befreundete sich Kersael, entweder aus Unbestand oder aus Überdruß, mit einer Operntänzerin zu Banza und vernachlässigte Fatme, ohne doch offenkundig mit ihr zu brechen. Er wollte sich mit Anstand zurückziehen, darum mußte er ihr Haus noch besuchen. Fatme wütete über diesen Abschied, sann auf Rache und benutzte diesen Rest seiner Anhänglichkeit zum Verderben des Ungetreuen.
Eines Tages ließ sie der gefällige Ehemann allein beisammen. Kersael hatte sein Schwert abgelegt und suchte Fatmens Argwohn durch jene Beteuerungen zu beschwichtigen, die dem Liebhaber zwar nichts kosteten, aber auch die Leichtgläubigkeit einer Frau nicht hintergehn, deren Verdacht einmal erwacht ist. Ihre Augen blickten wild, mit fünf oder sechs Handgriffen brachte sie ihren Anzug in Unordnung, stieß ein fürchterliches Geschrei aus, rief Gemahl und Bediente zu Hilfe. Sie liefen herbei und wurden Zeugen der Gewalttätigkeit, die Fatme von Kersael erlitten haben wollte. Sie zeigte auf sein Schwert: »Zehnmal,« sagte sie, »hat er es gegen mich gezückt, um mich seinen Begierden zu unterwerfen.« Der junge Mann war über die Bosheit der Anklage so sprachlos, daß er weder Kraft hatte, zu antworten noch zu fliehn. Man ergriff ihn, er ward ins Gefängnis geführt und der verfolgenden Gerechtigkeit des Cadilesker überlassen.
Die Gesetze befahlen, Fatme müsse besichtigt werden. Sie ward es also, und die Aussage der Hebammen war dem Beklagten sehr ungünstig. Sie hatten ihre Vorschrift, wie eine genotzüchtigte Frau aussehen müsse, und alle nötigen Anzeichen stimmten gegen Kersael zusammen. Die Richter befragten ihn, Fatme ward ihm gegenübergestellt, man vernahm Zeugen. Freilich bestand er auf seiner Unschuld, leugnete die Tat und versuchte durch seinen zweijährigen Umgang mit der Klägerin nachzuweisen, daß dies keine Frau sei, der man Gewalt antun brauche. Den Umstand mit dem Schwert, ferner, daß er allein bei ihr gewesen, Fatmes Geschrei, Kersaels Verwirrung, da er den Gemahl und die Bedienten erblickte: alles dieses bestärkte die Richter in ihrem Verdacht, daß Notzucht vorläge. Fatme ihrerseits war weit entfernt, Gunstbezeigungen einzugestehn, und wollte nicht einmal einen Schimmer von Hoffnung gegeben haben. Sie behauptete, die hartnäckige Anhänglichkeit an ihre Pflicht, der sie nie das mindeste vergeben, habe Kersael ohne Zweifel dahin gebracht, ihr das gewaltsam zu entreißen, was er durch Verführung zu erhalten verzweifeln wußte; die Aussage der Matronen war gleichfalls ein schreckliches Aktenstück. Man durfte sie nur durchlesen und mit den Verfügungen des Strafgesetzbuches zusammenhalten, um das Verdammungsurteil des unglücklichen Kersael darin zu finden. Weder seine Verteidigung, noch der Einfluß seiner Familie ließen ihn Erbarmung hoffen, und die Obrigkeit hatte das Endurteil seines Rechtshandels auf den dreizehnten des Monats Regeb festgesetzt. Man hatte es sogar dem Volke, wie gewöhnlich, mit Trommelschlag angekündigt.
Man sprach viel über diese Begebenheit, die Meinungen waren lange darüber geteilt. Einige alte Vetteln, die keine Notzüchtigung jemals zu befürchten hatten, schrien, Kersaels Frevel sei unverzeihlich. Wenn man da nicht ein strenges Beispiel gebe, so werde die Unschuld nie mehr sicher sein, und eine ehrliche Frau laufe Gefahr, sogar noch an den Füßen des Altars beschimpft zu werden. Dann zählten sie Fälle auf, wo unverschämte Jünglinge die Tugend achtungswürdiger Damen anzugreifen gewagt hätten. Aus den näheren Umständen ersah man, sie selbst wären zweifelsohne die achtungswürdigen Damen, von denen sie sprachen. Alle diese Reden führten Betschwestern, so sittsam wie Fatme, mit Brahminen, die weniger unschuldig waren als Kersael: das nannten sie eine erbauliche Unterhaltung.
Hingegen die Stutzer, und sogar einige Stutzerinnen, waren der Ansicht, Notzucht sei ein Hirngespinst. Man ergebe sich immer nur unter gewissen Bedingungen, und wenn ein Platz noch so schlecht verteidigt werde, so sei es ganz unmöglich, ihn mit Gewalt zu erobern. Beispiele unterstützten diese Grundsätze. Die Weiber wußten so viele solche Beispiele, die Stutzer erfanden sie, und man führte unzählige Frauen an, die nicht vergewaltigt worden wären. »Armer Kersael!« rief man. »Was Teufel fiel ihm ein, sich in die kleine Bimbreloque zu vergaffen?« so hieß die Tänzerin. »Warum blieb er Fatme nicht treu? Sie standen so gut miteinander, und der Mann ließ sie ihres Weges gehen, daß es eine wahre Freude war.« »Die Hexen, die Hebammen,« setzte man hinzu, »haben ihre Brillen schief aufgesetzt und nicht die Bohne gesehen. Denn wer vermöchte dort klar zu sehen? Und die Herren Senatoren wollen ihm seiner Freude berauben, weil er eine offne Tür eingerannt hat. Es wird dem armen Jungen das Leben kosten. Daran ist kein Zweifel. Wozu wird von nun ein mißvergnügtes Weib nicht berechtigt sein?« »Findet die Operation statt,« setzte ein andrer hinzu, »so werd' ich Freimaurer!«
Der Sultan spottete über Kersaels künftigen Zustand. Mirzoza, von Natur mitleidig, stellte ihm vor, daß, wenn auch die Gesetze gegen Kersael sprächen, der gesunde Menschenverstand doch nicht für Fatme sei! »Es ist übrigens unerhört,« fuhr sie fort, »daß eine weise Regierung sich so sehr an den Buchstaben der Gesetze bindet, daß die bloße Aussage einer Klägerin genügt, das Leben eines Bürgers in Gefahr zu bringen. Die Wirklichkeit der Notzüchtigung könne nicht strenge genug bewiesen werden, und Ihre Hoheit müssen gestehn, über diese Tatsache mag Ihr Ring wenigstens ebensogut entscheiden, als Ihre Räte. Es wäre doch sonderbar, wenn sich die Hebammen besser auf diesen Punkt verständen, als die Kleinode selbst. Bis hieher, gnädigster Herr, hat Ihr Ring fast nur dazu gedient, Ihre Neugier zu befriedigen. Sollte der Genius, von dem Sie ihn erhielten, keinen erhabenern Zweck damit gehabt haben? Fürchten Sie etwa, Cucufa zu beleidigen, wenn Sie ihn gebrauchen, die Wahrheit zu entdecken und Ihre Untertanen glücklich zu machen? Versuchen Sie es immer! Sie haben ein unfehlbares Mittel in Händen, Fatme das Geständnis ihres Verbrechens oder den Beweis ihrer Unschuld zu entlocken.« »Sie haben recht,« antwortete Mangogul, »Sie sollen Ihren Willen haben.«
Sogleich machte sich der Sultan auf. Es war die höchste Zeit. Denn dies geschah den zwölften Regeb abends, und am dreizehnten sollte der Senat entscheiden. Fatme hatte sich soeben niedergelegt, ihre Vorhänge standen offen. Ein Nachtlicht warf seinen traurigen Schimmer auf ihr Gesicht. Sie schien dem Sultan schön, obwohl durch heftige Aufregung entstellt. Mitleid und Haß, Kummer und Rache, Unverschämtheit und Scham spiegelten sich in ihren Augen, je nachdem sie in ihrem Herzen wechselten. Sie stieß tiefe Seufzer aus, vergoß Tränen, trocknete sie, weinte von neuem, blieb eine Zeitlang mit gesenktem Haupt und niedergeschlagenen Augen, erhob sie wieder und schaute wütend empor. Was tat Mangogul unterdessen? Er sprach leise zu sich selbst: »Alles dies sind Kennzeichen der Verzweiflung. Ihre alte Zärtlichkeit für Kersael ist in ihrer ganzen Stärke wieder erwacht. Sie sieht nicht mehr die Schande, die er ihr antat, und hat nichts vor Augen, als die Strafe, die ihres Liebhabers wartet.« Mit diesen Worten drehte er den Zauberring gegen Fatme, und ihr Kleinod rief heftig:
»Noch zwölf Stunden, und wir sind gerächt. Der Verräter, der Undankbare muß sterben und sein Blut ...« – Fatme erschrak über die sonderbare Bewegung, die in ihr vorging. Die heimliche Stimme ihres Kleinods schreckte sie, sie bedeckte es mit beiden Händen, um ihm die Sprache zu benehmen. Aber die Macht des Ringes fuhr fort zu wirken, das ungelehrige Kleinod stieß jedes Hindernis zurück und sprach weiter: »Ja! wir werden gerächt. O du, der du mich verraten hast, unglücklicher Kersael, stirb! Und Du, die er mir vorgezogen, Bimbreloque, verzweifle! Noch zwölf Stunden. Welch eine lange Zeit? Beflügelt euch, süße Augenblicke, wo ich den Verräter, den ungetreuen Kersael, unter dem Messer der Henker sich verbluten sehen werde! Unglücklicher! Was sag' ich? Werd' ich ohne Schauder den Gegenstand meiner innigsten Liebe sterben sehn? Ich soll das verhängnisvolle Messer gezückt sehen? Ach ferne sei von mir der grausame Gedanke. Freilich, er haßt mich, er hat mich verlassen um Bimbreloque. Aber vielleicht wär' er dereinst ... Was sag' ich vielleicht? Gewiß hätte ihn die Liebe zu mir zurückgeführt. Seine Laune für die kleine Bimbreloque wird vergehen, nicht lange dauern. Früher oder später muß er erkennen, wie ungerecht er war, sie mir vorzuziehen und wie lächerlich, sie zu wählen. Tröste dich Fatme, du sollst Kersael wiedersehen. Ja, du sollst es. Steh auf, eile, fliege, die schreckliche Gefahr abzuwenden, die ihn bedroht. Zitterst du nicht, zu spät zu kommen? Aber wohin soll ich, ich feiges Geschöpf, laufen? Verkündigt mir Kersaels Verachtung nicht, daß er mich auf ewig verlassen hat? Bimbreloque besitzt ihn, für sie sollt' ich ihn erhalten? Nein, lieber sterb' er tausendfachen Tod! Lebt er nicht für mich, was kümmert es mich, ob er stirbt? Ja, ich fühl' es, mein Zorn ist gerecht. Der Undankbare verdient meinen ganzen Haß. Ich kenne keine Reue mehr. Alles tat ich, um ihn zu erhalten, alles tu' ich, um ihn zu verderben. Noch einen Tag, und meine Rache war verfehlt. Aber sein böser Genius hat ihn mir in dem Augenblicke ausgeliefert, da er mir entrann. Er ist in die Falle gegangen, die ich ihm stellte. Ich hab' ihn. Die Zusammenkunft, zu der ich dich lockte, war die letzte, die du mir bestimmtest. Du sollst sie sobald nicht vergessen. Wie schlau brachtest du ihn so weit, als du wolltest, Fatme? Wie war deine Unordnung so natürlich? Dein Geschrei, dein Schmerz, deine Tränen, deine Bestürzung, alles, sogar dein Schweigen, verurteilte Kersael. Nichts kann ihn dem Schicksal entreißen, das seiner wartet. Kersael stirbt. Du weinst, Unglückliche? Er liebt eine andre, was liegt dir an seinem Leben?«
Mangogul entsetzte sich vor dieser Rede und drehte den Ring zurück. Fatme erholte sich, er flog zur Sultanin. »Nun, gnädigster Herr?« fragte sie, »was haben Sie gehört? Ist Kersael noch immer schuldig? Und die keusche Fatme ...?« »Erlassen Sie mir, bitt' ich, Ihnen die Greuel zu wiederholen, die ich vernahm. Wie fürchterlich ist ein aufgebrachtes Weib? Wer sollte glauben, daß ein Körper, von den Grazien gebildet, ein Herz verschließen könne, das die Furien verhärteten? Aber die Sonne soll morgen nicht über meinen Staaten untergehn, ohne daß ich sie von einem Ungeheuer befreie, das gefährlicher ist als die, welche meine Wüsten erzeugen!« Sogleich ließ der Sultan den Groß-Seneschall rufen, befahl ihm, Fatme gefangenzunehmen, Kersael in ein Gemach des Serails zu bringen und dem Senat zu verkünden, daß Seine Hoheit sich die Erkenntnis in dieser Sache vorbehalte. Noch in der nämlichen Nacht wurden seine Befehle erfüllt.
Den andern Morgen begab sich der Sultan mit Tagesanbruch, begleitet vom Groß-Seneschall und einem Effendi, in Mirzozas Gemach. Dahin ward Fatme geführt. Die Unglückliche warf sich zu Mangoguls Füßen, gestand ihr Verbrechen mit allen Umständen und beschwor die Favoritin, sich ihrer anzunehmen. Unterdessen war Kersael hereingebracht. Er erwartete den Tod, dennoch erschien er mit derjenigen Zuversicht, die nur die Unschuld geben kann. Einige schlimme Spötter sagten, seine Verzweiflung würde größer gewesen sein, wenn das, was man ihm zu nehmen drohte, sich der Mühe verlohnt hätte. Die Damen wollten gern wissen, ob etwas daran sei. Er verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor seinem Herrn. Mangogul winkte ihm, sich aufzurichten, und reichte ihm die Hand. »Du bist unschuldig,« sprach er, »sei frei; danke Brahma für deine Rettung. Um dich wegen der Leiden zu entschädigen, die du erlitten hast, weise ich dir zweitausend Zechinen Gehalt auf meine Schatzkammer an, und die erste erledigte Komturei im Krokodillen-Orden.«
Je mehr Gnadenbezeigungen Kersael erhielt, desto mehr Strafe fiel auf Fatme. Der Groß-Seneschall erkannte auf ihren Tod nach dem Gesetze: Femina ff. de vi C. calumniatrix. Der Sultan war für ewige Gefangenschaft. Mirzoza fand jenes Urteil zu strenge, dieses zu nachsichtig und verdammte Fatmes Kleinod zu Schloß und Riegel. Diese florentinische Erfindung ward ihr öffentlich angelegt auf der Bühne, die zu Kersaels Hinrichtung errichtet war. Von da ward sie in ein Zuchthaus gebracht. Mit ihr die Matronen, die über diesen Handel so weislich entschieden hatten.
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Aussehen
g. | Mittwoch, 16. Oktober 2013, 07:08 | Themenbereich: 'so dies und das'

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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 24
g. | Dienstag, 15. Oktober 2013, 07:01 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Das Gnadengehalt
Unter Kanoglus und Erguebzeds Regierung war Congo durch blutige Kriege beunruhigt. Beide Monarchen machten sich durch Eroberungen über ihre Nachbarn unsterblich. Die Kaiser von Abex und Angota blickten auf Mangoguls Jugend und auf den Antritt seiner Regierung als auf eine günstige Gelegenheit, die Provinzen wiederzuerlangen, die man ihnen weggenommen hatte. Also bekriegten sie Congo von allen Seiten. Mangoguls Staatsrat war der beste, den es in ganz Afrika gab. Der alte Sambuco und der Emir Mirzala hatten in den vorigen Kriegen gedient. Man stellte sie an die Spitze des Heeres und erfocht Siege über Siege. Feldherren bildeten sich, die imstande waren, sie zu ersetzen. Das ward ein noch wichtigerer Vorteil als die Siege.
Dank der Tätigkeit des Kriegsrats und der guten Führung der Feldherren kam der Feind, der das Reich zu verheeren sich vorgenommen hatte, nicht einmal unsern Grenzen nahe, verteidigte die seinigen schlecht und ließ seine Festen und Provinzen zerstören. Doch trotz so beständiger und glorreicher Siege wurde Congo je größer, desto schwächer. Die häufigen Rekrutenaushebungen entvölkerten Stadt und Land. Die Einkünfte des Staats wurden erschöpft.
Belagerungen und Schlachten hatten viel Menschen weggerafft. Der Großwesir, der wenig sparsam mit dem Blute seiner Soldaten umging, wurde beschuldigt, unnütze Schlachten geschlagen zu haben. Alle Familien waren in Trauer, jede beweinte einen Vater, einen Bruder oder einen Freund. Die Zahl der erschlagenen Offiziere war unermeßlich und nur mit der Zahl der Witwen zu vergleichen, die um ein Gnadengehalt anhielten. Die Kabinette der Minister wurden von ihnen bestürmt. Selbst den Sultan überhäuften sie mit Bittschriften, worin das Verdienst und die Taten der Verstorbenen, der Schmerz der Witwen, die traurige Lage ihrer Kinder und andere herzbrechende Gründe nicht vergessen wurden. Nichts schien gerechter als ihre Forderungen; wo sollte man aber ein Gehalt für sie hernehmen, dessen Ausgabe sich auf Millionen belief?
Die Minister hatten alle guten, zuweilen auch bösen und barschen Worte erschöpft; endlich pflegten sie Rat, wie man dem Dinge abhelfliche Maße verschaffen könne. Aber aus einem vortrefflichen Grunde kam nichts zustande. Man hatte keinen roten Heller. Mangogul war der Ausflüchte seiner Minister und der Klagen der Witwen überdrüssig und fand endlich den Ausweg, den man so lange gesucht hatte. »Ihr Herren,« sprach er in seinem Rat, »mir scheint, ehe wir ein Gnadengehalt zugestehn, müssen wir doch genau untersuchen, ob es auch wirklich verdient ist.« »Die Untersuchung,« antwortete der Groß-Seneschall, »wird kein Ende nehmen und ungeheuer viel Zeit erfordern. Wie sollten wir unterdessen dem Geschrei und der Verfolgung der Weiber entgehn, die Ihrer Hoheit vorzüglich zur Last fällt?« »Das hat nicht so viel Schwierigkeiten, als Sie, Herr Groß-Seneschall, glauben,« erwiderte der Sultan. »Ich verspreche Ihnen, morgen mittag soll alles nach den Gesetzen strengster Billigkeit entschieden sein. Bescheiden Sie sie nur morgen früh um neun Uhr zu mir in Audienz.«
Der Rat war aufgehoben. Der Groß-Seneschall verfügte sich in seine Kanzlei, überlegte alles wohl und entwarf den folgenden Anschlag, der drei Stunden hernach gedruckt, bei Trommelschlag vorgelesen und an alle Gassenecken von Banza geheftet ward.
Auf Seiner Majestät allerhöchsten Spezialbefehl tun wir pleniff. Tit. Tit. Gänseschnabel, Groß-Seneschall von Congo, Wesir mit den drei Schweifen, Caudatarius der großen Manimombanda, Oberbesenkehrer des Diwans, kund und zu wissen allen, so daran gelegen, daß morgen früh um neun Uhr der großmächtigste Sultan allen Witwen der im allerhöchsten Kriegsdienst gebliebenen Offiziere Gehör erteilen werden, um ihre Forderungen zu untersuchen und darauf zu verfügen, was Rechtens. Gegeben in unsrer Seneschallkanzlei, den zwölften des Monden Regeb, 147200000009. Alle Leidtragenden in Congo, und es gab ihrer gar viele, unterließen nicht, den Anschlag zu lesen oder durch ihre Lakaien lesen zu lassen, und sie fanden sich natürlich zur bestimmten Stunde im Vorzimmer des Thronsaales ein. Um aller Unordnung vorzubeugen, befahl der Sultan, sollten nur immer sechs Damen auf einmal eintreten. »Wenn wir sie vernommen haben, öffnet man ihnen die Hintertür, die auf den Schloßhof führt. Gebt wohl acht, ihr Herren, und entscheidet über ihre Forderungen.«
Darauf gab er dem ersten Türsteher ein Zeichen, und die sechs Damen, die der Tür am nächsten standen, wurden eingeführt. Sie waren in lange Trauerkleider gehüllt und beugten sich tief vor Seiner Hoheit. Mangogul wandte sich an die jüngste und hübscheste. Sie hieß Isek. »Haben Sie Madame Ihren Gemahl schon lange verloren?« fragte er. »Vor drei Monaten, Hoheit,« sprach sie mit Tränen. »Er war Ihrer Hoheit Generalleutenant. Er blieb in der letzten Schlacht, mir bleibt nichts von ihm als sechs Kinder« – »Von ihm?« unterbrach sie eine Stimme, die von Isek kam und doch nicht ganz ihren Ton hatte. »Das weiß die gnädige Frau besser, als sie spricht. Alle sechs hat ein junger Brahmine angefangen und vollendet, um sie zu trösten, während ihr Herr im Felde war.«
Man errät leicht, woher die verräterische Stimme kam, die diese Antwort aussprach. Die arme Isek verlor alle Fassung, erblaßte, wankte, fiel in Ohnmacht. »Die Dame hat Nervenkrämpfe,« sprach Mangogul ruhig. »Man bringe sie in ein Zimmer meines Harems und leiste ihr Hülfe.« Darauf wandte er sich an Phenice: »War Ihr Gemahl nicht Pascha, Madame?« – »Ja, gnädigster Herr,« antwortete Phenice zitternd. – »Wie haben Sie ihn verloren?« – »Er starb in seinem Bett, gnädigster Herr, an den Beschwerden des letzten Feldzuges.« – »An den Beschwerden des letzten Feldzuges?« fiel Phenicens Kleinod ein. »Ei, gnädige Frau, Ihr Herr Gemahl kam aus dem Feldzuge gesund und stark zurück. So würd' er noch leben, wenn nicht zwei oder drei Landstreicher ... Sie verstehen mich, sorgen Sie für Ihre eigne Gesundheit.« – »Schreibt, ihr Herren,« sagte der Sultan: »Phenice fordert ein Gnadengehalt für die treuen Dienste, die sie dem Staat und ihrem Gemahl geleistet hat.«
Eine dritte ward um das Alter und den Namen ihres Gatten befragt, von dem es hieß, er sei bei dem Heere an den Blattern gestorben. »An den Blattern?« fragte das Kleinod, »das ist eine schöne Lüge! Sagen Sie lieber, gnädige Frau, an zwei tüchtigen Säbelhieben, die ihm der Sangiac Cavagli versetzte, weil er es übelnahm, daß sein ältester Sohn dem Sangiac so ähnlich sehen sollte, wie ein Ei dem andern. Die gnädige Frau weiß wohl,« setzte das Kleinod hinzu, »daß keine Ähnlichkeit auf der Welt einen besseren Grund hat.«
Die vierte wollte eben reden, ohne daß Mangogul sie befragte, als ihr Kleinod aus der Tiefe heraufrief: sie habe ihre Zeit seit diesem zehnjährigen Kriege wohl angewandt, zwei Edelknaben und ein vierschrötiger Livreebedienter hätten den Platz ihres Mannes vollkommen ausgefüllt; und das Gnadengehalt, um welches sie sich bewerbe, sei zweifelsohne bestimmt, einen Sänger aus der komischen Oper zu besolden.
Die fünfte trat unerschrocken hervor und forderte mit dreister Stimme den Lohn für die Dienste ihres seligen Manns, der als Janitscharenaga unter den Wällen von Mantanas sein Leben eingebüßt hatte. Der Sultan drehte seinen Ring gegen sie, aber umsonst. Ihr Kleinod blieb stumm. »Sie war aber auch,« sagt mein gelehrter Afrikaner, der sie gesehen hatte, »so grundhäßlich, daß es ein großes Wunder gewesen wäre, wenn ihr Kleinod etwas zu sagen gehabt hätte.«
Mangogul war bei der sechsten, und dies sind die ausdrücklichen Worte ihres Kleinods: »Wahrhaftig,« sprach es, »die gnädige Frau, die nämlich, deren Kleinod so hartnäckig geschwiegen hatte, mag sich's wohl einfallen lassen, um ein Gnadengehalt einzukommen, da sie vom Spiel lebt, da sie eine Pharaobank bei sich gestattet, die ihr mehr als dreitausend Zechinen jährlich einträgt, da sie auf Kosten der Spieler kleine vertrauliche Abendgesellschaften in ihrem Hause veranstaltet. Sechshundert Zechinen hat ihr Osman bezahlt, um auch mich dahin zu locken, und als ich einmal da war, ergriff der Verräter ...«
»Man wird Ihren Forderungen Gerechtigkeit widerfahren lassen, meine Damen,« sagte der Sultan. »Sie können jetzt hinausgehn.« Dann wandte er sich zu seinen Räten und fragte sie, ob sie es nicht lächerlich finden würden, wenn man eine Menge kleiner Bastarde von Brahminen und andern Gnadengehalte aussetzte und Frauen, die sich nur damit beschäftigt hätten, den tapfern Männern Schande zu machen, die auf Kosten ihres Lebens, in seinem Dienste nach Ehre strebten?
Der Seneschall stand auf, antwortete, perorierte, resümierte und meditierte recht dunkel, ohne daß ihn jemand verstand. Derweilen er redete, hatte sich Isek von ihrer Ohnmacht erholt, wütete über ihren Unfall, erwartete kein Gnadengehalt für sich und wäre verzweifelt gewesen, wenn es einer andern zuteil werden würde, wie es sehr wahrscheinlich geschehen mußte; also ging sie wieder in das Vorzimmer und flüsterte zweien oder dreien Freundinnen zu: man habe sie nur herberufen, um ihre Kleinode nach Herzenslust plaudern zu hören, sie selbst sei im Audienzsaal dabei gewesen, als eines schreckliche Dinge ausgesagt habe; Gott solle sie doch bewahren, es zu nennen, aber man müsse wohl nicht gescheit sein, um sich der nämlichen Gefahr aussetzen zu wollen. Die Nachricht schlich von Ohr zu Ohr und zerstreute die Menge der Witwen. Als der Türsteher die Tür zum zweitenmal öffnete, fand er niemand mehr davor. »Nun, Seneschall?« sagte Mangogul, als er dieses allgemeine Ausreißen erfuhr, und klopfte dem ehrlichen Mann auf die Schulter, »werden Sie mir ein andermal glauben? Ich versprach, Ihnen die Klageweiber vom Halse zu schaffen, da sind Sie sie los. Dennoch waren Sie sehr beharrlich, Ihnen aufzuwarten trotz Ihrer fünfundneunzig Jahre. Aber was Sie auch für Ansprüche haben mögen, denn ich weiß, daß Ihnen dergleichen gegen diese Damen nicht schwerfällt, so hoffe ich doch, Sie werden mir Dank wissen, daß ich sie fortschickte. Die Last war am Ende größer als das Vergnügen.«
Der gelehrte Afrikaner berichtet, das Andenken an diesen Versuch habe sich in Congo erhalten; und darum gehe die dortige Regierung so schwer daran, ein Gnadengehalt zu erteilen. Aber das war nicht die einzige gute Wirkung von Cucufas Ring, wie wir im folgenden Abschnitt sehn werden.
Ein ‚Gnadengehalt‘ scheint für die höheren Stände reserviert gewesen zu sein.
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Das Paar
g. | Montag, 14. Oktober 2013, 06:52 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Letzte Woche sah ich am Alexanderplatz ein älteres (Ehe-)Paar, Anfang-Mitte Sechzig, beide in etwa gleich füllig, preisgünstige Bekleidung. Auf den ersten Blick hätte ich sie nach Kenia verortet. Sie unterhielten sich in gebrochenem Deutsch auf eine zugleich vertraute wie liebevolle Weise. Es war sehr anrührend, anscheinend waren sie schon sehr lange Zeit zusammen. Ein so herzliches, auf einander achtendes Verhältnis sieht man heutzutage selten.
Da sie sich auf Deutsch unterhielten, müssen sie aus ziemlich unterschiedlichen Weltgegenden stammen. Es wäre spannend gewesen, zu erfahren, wie sie zu einander gefunden haben.
Da sie sich auf Deutsch unterhielten, müssen sie aus ziemlich unterschiedlichen Weltgegenden stammen. Es wäre spannend gewesen, zu erfahren, wie sie zu einander gefunden haben.
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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 23
g. | Freitag, 11. Oktober 2013, 06:59 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Die Schoßhündchen
Mangogul versetzte sich alsbald zu Haria und sprach nach seiner beliebten Gewohnheit mit sich selbst: »diese Frau legt sich nie schlafen ohne ihre vier Hunde. Wenn ein Kleinod etwas von diesen Tieren weiß, so erfahr' ich es durch das ihrige; denn es ist, Gott sei Dank! bekannt, daß sie ihre Hunde bis zur Anbetung liebt.« Am Ende dieses Selbstgesprächs stand er in Harias Vorzimmer und merkte schon von weitem, die gnädige Frau pflege der Ruhe in ihrer gewöhnlichen Gesellschaft. Sie bestand aus einem Dackelhund, einem kleinen Windspiel und zwei Möpsen. Der Sultan zog seine Schnupftabaksdose hervor, versah sich mit zwei Prisen guten Tunko und näherte sich Haria. Sie schlief noch, aber die Koppel hatte ein feines Ohr, hörte, daß sich etwas rege, fing an zu bellen und erweckte sie. »Stille, stille, Kinderchen,« sagte sie so freundlich, daß man unmöglich glauben konnte, sie rede mit ihren Tieren, »schlaft doch, schlaft doch noch und stört mich und euch nicht in unsrer Ruhe.«
Einst war Haria jung und artig. Es fehlte ihr nicht an Liebhabern ihres Standes, aber sie verschwanden schneller noch als ihre Reize. Um sich über diese Verlassenheit zu trösten, verfiel sie in eine Art seltsamen Prunkes und hatte die wohlgewachsensten Lakaien in Banza. Sie ward immer älter, die Jahre zwangen sie zur Einschränkung, sie begnügte sich mit vier Hunden und zwei Brahminen und ward ein Muster der Erbaulichkeiten. In der Tat fand die giftigste Satire nichts an ihr herumzubeißen, und Haria genoß seit zehn Jahren ungestört des hohen Rufes ihrer Tugend und ihrer Tiere. Man kannte sogar ihre ausgesprochene Zärtlichkeit für die Schoßhündchen, so daß man die Brahminen nicht mehr in Verdacht hatte, teil daran zu nehmen.
Haria wiederholte ihre Bitte an die Tiere, und sie waren so gefällig, zu gehorchen. Darauf drehte Mangogul an seinem Ring, und das bejahrte Kleinod begann sein letztes Abenteuer zu erzählen. Die vorhergehenden hatten sich vor so undenklicher Zeit zugetragen, daß es sich derselben kaum erinnerte. »Geh weg, Medoro,« sprach es mit heiserer Stimme, »du tust mir weh. Lisette gefällt mir viel besser, sie ist ungleich sanfter.« Medoro kannte die Stimme des Kleinods nicht und fuhr immer fort. Aber Haria erwachte und fuhr fort: »Nun, so geh doch, kleiner Schelm, ich kann vor dir nicht schlafen. Das ist wohl zuweilen gut, aber was zuviel ist, ist zuviel.« Medoro ging fort, Lisette legte sich an seine Stelle, und Haria schlief wieder ein.
Mangogul hatte die Wirkung seines Ringes aufgehoben, jetzt drehte er ihn wieder, und das wohlbetagte Kleinod holte mit einem tiefen Seufzer aus und fing an zu faseln: »Warum mußte doch die große Windhündin sterben, es war ein so gutes Geschöpf, so einschmeichelnd, so liebkosend. Lauter Leben und Feuer! Ihr seid unvernünftiges Vieh gegen sie. Der garstige Mensch hat sie umgebracht. Denk' ich an die arme Zinzoline, so treten mir die Tränen in die Augen. Ich glaubte, meine Gebieterin hätte den Tod davon. Sie aß und trank nicht zwei Tage lang, der Kopf schwirrte ihr nur so. Stellen Sie sich vor, wie traurig sie war! Ihr Beichtvater, ihre Freunde, selbst ihre Hunde durften ihr nicht nahe kommen. Sie befahl ihren Kammerfrauen, den gnädigen Herrn nicht vorzulassen, wenn sie nicht um ihren Dienst kommen wollten.« »Das Ungeheuer hat mir meine teure Zinzoline geraubt!« rief sie, »er komme mir nicht vor die Augen! ich will ihn nie wieder sehn!«
Mangogul ward neugierig, Zinzolinens Sterbegeschichte zu erfahren, belebte die elektrische Kraft seines Ringes, indem er ihn gegen die Schöße seines Rocks rieb und auf Haria richtete, und das Kleinod begann von neuem: »Haria, Romedios Witwe, verliebte sich in Sindor. Dieser, ein junger Mensch von Stande, aber arm, besaß ein Verdienst, das den Weibern gefällt, und war nach den Schoßhündchen Harias vorherrschende Leidenschaft. Sindor verabscheute Harias Alter und Hunde, aber seine Dürftigkeit machte ihn nachgiebig. Zwanzigtausend Taler Einkünfte ließen in seinen Augen die Runzeln seiner Liebhaberin und die Unbequemlichkeit ihres Schoßhündchen verschwinden; sie ward seine Frau.
Er hatte sich geschmeichelt, durch seine Talente und Gefälligkeiten unsern Tieren den Rang abzulaufen und sie gleich beim Anfange seiner Regierung in Mißgunst zu bringen, aber er täuschte sich. Nach einigen Monaten, während deren er sich um uns verdient gemacht zu haben glaubte, ließ er sich beikommen, der gnädigen Frau vorzustellen, ihre Hunde wären im Bett keine so gute Gesellschaft für ihn, als für sie; mehr als drei Hunde zu halten, sei lächerlich; und man mache aus dem ehelichen Lager einen Hundestall, wenn man mehr als einen der Reihe nach darin zulasse.«
»Ich rate Ihnen,« antwortete Haria mit erhobener Stimme, »solche Reden nicht ferner zu führen. Was untersteht sich so ein elender Gaskognischer Landjunker, den ich aus einem Loch gerissen habe, das meinen Hunden nicht gut genug wäre, hier den Zartfühligen zu spielen? Man besprengte dem jungen Herrn wohl die Bettücher mit Wohlgerüchen, als er in der möblierten Stube wohnte? Lern' er ein für allemal, daß meine Hunde viel früher als er in meinem Bette geschlafen haben, und daß er sich herausscheren mag, oder sich gefallen lassen muß, es mit ihnen zu teilen.«
Die Erklärung war deutlich, und unsre Hunde behaupteten ihren Posten. Aber eine Nacht, als wir alle schliefen, kehrte Sindor sich um und stieß unglücklicher Weise Zinzolinen mit dem Fuß. Das Windhündchen war solche Begegnung nicht gewohnt und biß ihn in die Waden. Die gnädige Frau erwachte über Sindors Geheul. »Was fehlt dem Herrn?« fragte sie. »Will ihn jemand an die Kehle? Träumt er?« – »Ihre Hunde, gnädige Frau,« antwortete Sindor, »fressen mich bei lebendigem Leibe auf; Ihre Windhündin hat mir eben ein Stück Wade weggebissen.« »Ist das alles?« sagte Haria und legte sich wieder auf die Seite, »Sie machen recht viel Lärmens um nichts.«
Sindor verdroß die Rede, er stieg aus dem Bette und schwor, keinen Fuß mehr hineinzusetzen, solange die Koppel darin bliebe. Er bot gemeinschaftliche Freunde auf, die Verbannung der Hunde zu bewirken. Aber allen mißriet die wichtige Unterhandlung. Haria antwortete ihnen, Sindor sei ein Windbeutel, den sie aus einer Dachstube erlöst habe, wo er bei Ratzen und Mäusen wohnte. Es zieme sich nicht für ihn, so anspruchsvoll zu sein. Er schlafe die ganze Nacht. Sie liebe ihre Hunde. Die vertrieben ihr die Zeit. Von Kindheit auf habe sie an ihren Liebkosungen Geschmack gefunden und sei entschlossen, sich erst im Tode von ihnen zu trennen. »Sagen Sie ihm noch,« fuhr sie gegen die Vermittler fort, »wenn er sich meinem Willen nicht unterwirft, so werde er das sein ganzes Leben lang bereuen; ich widerrufe die Schenkung, die ich ihm gemacht habe, und füge sie den Summen bei, die mein letzter Wille der Nahrung und dem Unterhalt meiner Kinderchen aussetzt.«
»Unter uns,« bemerkte das Kleinod, »Sindor war wohl ein ganzer Tropf, als er hoffte, man werde für ihn tun, was zwanzig Liebhaber, ein Gewissensrat, ein Beichtvater und eine ganze Litanei von Brahminen nicht hatten erlangen können, die alle bald mit ihrem Latein zu Ende waren. Sooft indessen Sindor unseren Tieren begegnete, wandelte ihn eine Ungeduld an, die er kaum zurückzuhalten vermochte. Eines Tages fiel ihm die unglückliche Zinzoline in die Hände. Er packte sie am Halse und schleuderte sie aus dem Fenster. Das arme Vieh starb an seinem Fall. Da ward ein schönes Lärmen. Haria stieg das Blut zu Gesicht; ihre Augen schwammen in Tränen ...« Das Kleinod wollte noch einmal sagen, was es schon gesagt hatte, denn Kleinode lieben die Wiederholungen sehr, aber Mangogul schnitt ihm das Wort ab. Doch dauerte sein Schweigen nicht lange. Als der Fürst glaubte, das faselnde Kleinod von seinen Tautologien abgebracht zu haben, gab er ihm die Freiheit der Sprache wieder. Da brach die Plaudertasche in ein Gelächter aus und erinnerte sich uralter Zeiten: »Da fällt mir ein, ich habe Ihnen noch nicht erzählt, wie Haria ihre erste Hochzeitsnacht feierte. Ich sah viel lächerliche Auftritte in meinem Leben, aber niemals so einen. Nach einem festlichen Mahl führte man die Eheleute in das Schlafzimmer. Alle Gäste zogen sich zurück, der gnädigen Frau Kammerfrauen ausgenommen, die sie entkleideten. Sie war entkleidet. Man legte sie ins Bett, Sindor blieb allein bei ihr. Da bemerkte er, daß die Wachtelhunde, die Möpse, die Windhunde geschwinder waren als er und sich seiner Gemahlin bemächtigten.« Drum sagte er: »Erlauben Sie mir, gnädige Frau, daß ich meine Nebenbuhler ein wenig beiseite räume?« »Tun Sie, was Sie vermögen, mein Schatz,« antwortete Haria, »ich habe nicht das Herz, sie wegzujagen. Die kleinen Tierchen hängen an mir, und ich habe seit geraumer Zeit keine andre Gesellschaft.« »Vielleicht sind sie so höflich,« erwiderte Sindor, »mir heute den Platz abzutreten, den ich einnehmen soll ...« »Da sehn Sie zu, mein Herz,« antwortete Haria.
»Sindor versuchte zuerst den Weg der Güte und bat Zinzolinen, sich in eine Ecke zu verfügen. Aber das ungelehrige Tier fing an zu knurren; der übrige Teil der Truppe wurde gleichfalls unruhig, und der Mops und die Wachtelhunde bellten, als ob jemand ihrer Gebieterin an die Gurgel wollte. Sindor war über dieses Gekläff ungeduldig, ließ den Mops einen Purzelbaum schießen, schob einen der Schoßhunde zurück und griff Medoro an die Pfote. Medoro, der getreue Medoro, sah sich von seinen Bundesgenossen verlassen, versuchte aber diesen Verlust durch eine vorteilhafte Stellung zu ersetzen. Er stand zwischen den Lenden seiner Gebieterin, seine Augen funkelten, die Haare sträubten sich ihm, er sperrte das Maul auf, kräuselte die Schnauze und zeigte dem Feinde zwei Reihen spitzer Zähne. Sindor wagte mehr als einen Angriff, und mehr als einmal schlug ihn Medoro mit blutigen Händen und zerrissenen Handkrausen zurück. Länger als eine Viertelstunde hatte das Treffen mit einer Hartnäckigkeit gewütet, an der nur Haria Vergnügen fand, als Sindor gegen seinen Feind, den er durch Gewalt zu überwinden verzweifeln mußte, eine Kriegslist ersann. Er streckte seine Rechte gegen Medoro. Medoro beobachtete diese Bewegung und ward darüber der Linken nicht gewahr, die ihn am Halse griff. Nun machte er, um sich loszureißen, unerhörte, aber vergebliche Anstrengungen! Er mußte das Schlachtfeld räumen und Haria aufgeben. Sindor hielt seinen Einzug, aber es hatte ihm Blut gekostet. Wahrscheinlich war es bei Haria beschlossen, daß ihre Hochzeitsnacht blutig sein sollte, und die schöne Verteidigung ihrer Tiere betrog sie in ihren Hoffnungen nicht.«
»Das Kleinod,« sagte Mangogul, »schreibt einen besseren Bericht, als mein Sekretär.« Er wußte jetzt, was er von Schoßhündchen denken sollte, und kehrte zur Favorite zurück. »Machen Sie sich,« rief er ihr schon von weitem zu, »auf die tollsten Dinge gefaßt! Das ist schlimmer als Palabriens Affen. Können Sie glauben, daß Hariens vier Hunde Nebenbuhler ihres Mannes gewesen sind, begünstigte Nebenbuhler; daß der Tod eines Windspiels die Eheleute unversöhnlich geschieden hat?«
»Was sagen Sie?« versetzte die Favorite. »Hunde als Nebenbuhler? Davon versteh' ich kein Wort. Ich weiß, daß Haria ihre Schoßhündchen bis zur Bewußtlosigkeit liebhat. Ich kenne aber auch Sindor als einen heftigen Menschen, der vielleicht nicht alle Höflichkeiten beobachtete, die gewöhnlich Frauen verlangen, denen man sein Glück verdankt. Wie er sich aber auch betragen haben mag, so verstehe ich doch nicht, was ihm Nebenbuhler hat zuziehen können. Haria scheint mir so ehrwürdig, daß ich wohl wünschte, Ihre Hoheit möchten geruhen, sich deutlicher zu erklären.«
»So hören Sie denn,« antwortete Mangogul, »und gestehn Sie mir, daß die Weiber zuweilen, milde gesprochen, wenigstens einen sehr seltsamen Geschmack haben.« Darauf berichtete er ihr Wort für Wort, was Harias Kleinod ausgesagt hatte. Mirzoza mußte über das Treffen der ersten Nacht freilich lachen; doch sprach sie bald wieder ernsthaft: »Ich weiß nicht, welch ein Unwillen willen sich meiner bemeistert. Von nun an verabscheu' ich diese Tiere und alle, welche sie halten, und erkläre meinen Zofen, daß ich die erste von ihnen verabschiede, die in den Verdacht gerät, einem Hunde ein Stück Brot gegeben zu haben.«
»Wer wird doch seinen Haß so weit erstrecken?« fragte der Sultan. »Müssen denn die Frauenzimmer alles übertreiben? Hunde sind gut auf der Jagd, notwendig auf dem Lande und sonst noch zu mancherlei Gebrauch, ganz zu schweigen davon, wie Haria sie verwendet.«
»Wahrlich,« sprach Mirzoza, »ich fange an zu glauben, es wird Ihrer Hoheit schwerfallen, eine ehrliche Frau zu finden.«
»Habe ich es Ihnen nicht gleich gesagt?« antwortete Mangogul, »aber übereilen wir uns nicht. Sie könnten mir dereinst vorwerfen, ich verdanke Ihrer Ungeduld ein Geständnis, das ich nur den Versuchen meines Ringes schuldig sein will. Gerade jetzt habe ich einen Plan vor, der Sie in Erstaunen setzen soll. Noch sind nicht alle Geheimnisse entschleiert, und die Kleinode, denen meine Untersuchung bevorsteht, sollen mir wichtigere Dinge beichten.«
Mirzoza war immer für das ihrige besorgt. Mangoguls Rede setzte sie in eine Verwirrung, die sie ihm nicht verbergen konnte. Aber der Sultan war durch seinen Eid gebunden und im Grunde seines Herzens ein frommer Mann. Er beruhigte sie, so gut er vermochte, umarmte sie einigemal sehr zärtlich und begab sich in seinen Staatsrat, wohin wichtige Dinge ihn riefen.
Eheliche Treue als skurrile Ausnahme. Mal sehen, wo das endet. (Wenn es überhaupt bei einer Moral endet. Bei Diderot ist das ja nicht unbedingt der Fall.) „bis zur Bewusstlosigkeit lieb haben“ ist ein Gedanke, den man mal weiter durchdenken sollte.
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Schnipsel
g. | Donnerstag, 10. Oktober 2013, 07:08 | Themenbereich: 'so dies und das'
- Frage an die Spitzenkandidatin der Piraten: Ist Dir klar, wie ein Parlament funktioniert? Antwort der Spitzenkandidatin: Ja. Ich musste im Rahmen meines Studiums sogar eine Klausur über die Aufgaben des Bundestages/Bundesrats und das politische System Deutschlands schreiben. Kommentar meinerseits: Es ist lobenswert, dass die 38-jährige Spitzenkandidatin über ausreichendes Sozialkundewissen verfügt.
- „Wenn ein paar Piraten ‘Wir sind der Ozean’ singen, dann kichern die Fische.“ Schön.
- Ich glaube, ich fasse die Muskulisten und die Muskulinisten einfach unter ‚Herrenrechtler‘ zusammen. Den Unterschied habe ich sowieso nie so richtig kapiert.
- „Schäubles Ohren erinnern an Yoda“ Der Mann hat recht, was man bei TAZ-Lesern nicht sofort erwarten würde.
- "There's a party in my mind... And it never stops“ (Talking Heads) ist schon lange her. Hat sich seither etwas geändert?
- Wenn einem weder das Wahlergebnis noch die Politikaussichten passen, ist es doppelplus dämlich nun sein Heil in einer Veränderung des Wahlsystems zu suchen. (Die Debatten um die 5%-Hürde sind ja nur die Spitze des Eisberges)
- Philosophie als systematischer Klärung von Sachfragen ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber warum erscheint das nur so vielen Leuten als abstrus?
- Aus der Reihe ‚Wo der sich immer rumtreibt‘: Beim Lesen mancher Kommentare ist man geneigt zu glauben, dass die Leute nicht lesen was da im Post geschrieben steht, sondern sich nur die Buchstaben anschauen.
- „Der Umstand, dass man auf offener Straße als FDP-Mitglied ohne Angst auftreten kann“ ist in der Tat ein Skandal.
- Wenn man ein kluges Sahneschnittchen abgekriegt hat, gibt es nix zu meckern.
- Warum schmeckt die vegetarische Variante von Spagetti Napoli nur immer so scheiße?
- Als 5-jähriger habe ich es geliebt, mit einer Banane zu schießen und dabei laut „Päng! Päng!“ zu rufen.
- Ich bin sehr gespannt wie die Wahlen zum Vorstand bei den Grünen ausgehen. Danach wird man ggfls. einigen Freunden einen Parteiaustritt empfehlen müssen. Vielleicht endet es aber auch mit einem Formelkompromiss. Aus wahltaktischen Gründen wäre das ideal.
- Der Koala (Phascolarctos cinereus) wird auch Aschgrauer Beutelbär genannt. Ach was? Und was hat das mit den Koalitionsverhandlungen zu tun? Natürlich nichts.
- „eine Persönlichkeit mit abwechslungsreicher Vergangenheit und wechselndem Gewicht“ Und? Wer ist gemeint?
- Bin ich inzwischen der einzige Mensch auf der Welt, der kein Tattoo oder Piercing hat?
- Dürfen Finnen Otto heißen und keine Ahnung vom Skispringen haben?
- Sind eigentlich die Sprachpflegerinnen Pusch und Trömel-Plötz noch medial aktiv?
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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 22
g. | Mittwoch, 9. Oktober 2013, 06:57 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Mangoguls Kritik der praktischen Vernunft
Mangogul war ungeduldig, die Favorite wiederzusehn, schlief wenig, stand früher als gewöhnlich auf und war bei ihr, da es eben Tag ward. Sie hatte schon geschellt, man zog ihre Vorhänge auf, und ihre Zofen wollten sie gerade aus dem Bette nehmen. Der Sultan gab auf alles genau acht, und da er kein Schoßhündchen um sie erblickte, fragte er sie nach der Ursache dieser Sonderbarkeit. »Halten Sie mich deswegen für sonderbar?« fragte Mirzoza. »Ich sehe doch,« erwiderte der Sultan, »daß alle übrigen Damen meines Hofes Schoßhündchen um sich haben. Sie würden mir also einen Gefallen tun, wenn Sie mich belehren wollten, warum sich jene Schoßhündchen zulegen, oder warum Sie keinen leiden? Die meisten haben sogar mehr als eins, und jede verschwendet Liebkosungen an das ihrige, die sie ihrem Liebhaber selbst kaum zu verstatten scheint. Wodurch verdienen diese Tiere den Vorzug? Was tut man mit ihnen?«
Mirzoza wußte keine Antwort auf diese Fragen. »Mein Gott,« sagte sie, »man hält sich eben ein Hündchen, so gut wie einen Papagei oder Kanarienvogel. Vielleicht ist es lächerlich, sich an Tiere zu gewöhnen; aber es kann niemand befremden, daß man sie besitzt. Sie unterhalten zuweilen und schaden niemals. Liebkost man sie, so hat das weiter keine Folgen. Glauben Sie denn übrigens, gnädigster Herr, ein Liebhaber begnügte sich mit einem solchen Kuß, wie ihn seine Dame ihrem Möpschen gibt?« »Allerdings glaub ich das,« sagte der Sultan. »Er müßte wahrhaftig sehr begehrlich sein, wenn ihm der nicht genug wäre.«
Eine der Kammerfrauen Mirzozens, die durch ihre Sanftmut, Geschicklichkeit und Treue die Gunst des Sultans und der Favorite gewonnen hatte, nahm das Wort: »Diese Tiere sind lästig und schmutzig. Sie beflecken die Kleider, verderben die Stühle, zerreißen die Spitzen und richten in einer Viertelstunde mehr Unheil an, als erforderlich wäre, unsere allergetreueste Kammerfrau in Ungnade fallen zu lassen. Dennoch werden sie beibehalten.«
»Obschon sie nach der gnädigen Frau zu weiter nichts gut sind,« setzte der Sultan hinzu.
»Fürst,« antwortete Mirzoza, »wir legen eben auf unsre Grillen Wert. Ein Möpschen um sich haben, muß wohl auch so eine Grille sein wie viele andre, die diesen Namen nicht mehr verdienen würden, wenn wir uns Rechenschaft darüber geben könnten. Mit der Herrlichkeit der Affen ist's vorbei, die Papageien halten sich noch. Die Hunde waren ganz abgekommen, jetzt kommen sie wieder in Aufnahme. Haben doch auch die Eichhörnchen ihre Zeit gehabt. Das ist Modesache. Mit den Tieren geht's, wie es der Reihe nach gewesen ist mit dem Italienischen, mit dem Englischen, mit der Geometrie, mit all dem Firlefanz von Stickereien und Falbeln.«
»Mirzoza,« erwiderte der Sultan und schüttelte den Kopf, »weiß zwar viel, aber doch nicht alles. Wenn die Kleinode reden wollten ...«
»Ihre Hoheit glauben doch nicht etwa,« sagte die Favorite, »daß uns Harias Kleinod erklären könnte, warum diese Frau den Tod ihres Sohnes, einer Tochter und ihres Gemahls ohne Tränen sah und vierzehn Tage über den Verlust ihres Möpschen trauerte?«
»Warum nicht,« antwortete der Sultan. »Wahrhaftig,« sagte Mirzoza, »wenn unsere Kleinode jede weibliche Grille erklären könnten, so wüßten sie mehr als wir selbst.«
»Wer kann das leugnen?« erwiderte der Sultan. »Auch halt' ich dafür, daß das Kleinod eine Frau hundert Dinge tun läßt, ohne daß sie es gewahr wird. Ich bemerkte bei mehr als einer Gelegenheit, daß eine, die ihrem Kopfe zu folgen glaubte, nur ihrem Kleinod gehorchte. Ein großer Philosoph suchte den Sitz der Seele, unsrer Seele nämlich, in der Zirbeldrüse. Wenn ich den Weibern eine Seele zugestände, so weiß ich wohl, wohin ich sie versetzte.«
»Ich erlasse Ihnen, mich darüber zu belehren,« meinte Mirzoza hastig.
»So erlauben Sie mir wenigstens,« sprach Mangogul, »Ihnen einige Vermutungen über die Weiber mitzuteilen, auf die, unter der Voraussetzung, daß sie eine Seele haben, mein Ring mich gebracht hat. Die Versuche meines Ringes haben mich zu einem großen Moralisten gemacht. Ich bin nicht so witzig wie La Bruyère, nicht so logisch wie Port-Royal, nicht so reich an Einbildungskraft wie Montaigne, nicht so weise wie Charon, aber ich habe Tatsachen gesammelt, die ihnen vielleicht abgingen.«
»Reden Sie, gnädigster Herr,« antwortete Mirzoza spöttisch, »ich werde ganz Ohr sein. Die moralischen Versuche eines Fürsten von Ihren Jahren müssen etwas sehr Merkwürdiges sein.«
»Guallonorone ist ein Narr mit seinem System, sein Kollege, der berühmte Hiragu, mag sagen, was er will. Doch hat er manchen Einwurf, der ihm gemacht ward, sehr verständig beantwortet. Wenn ich den Weibern eine Seele zugestände, so würd' ich ihm gern einräumen, daß ihre Kleinode von jeher geredet haben, nur leise, und daß Cucufas Reiz keine andre Wirkung hervorbringt, als eine Verstärkung ihrer Stimme. Unter dieser Voraussetzung wäre nichts so leicht, Euch alle, so viele Ihr seid, nach Eurem Kleinode zu bestimmen:
Die kluge Frau zum Beispiel hat ein stummes Kleinod, oder hört nicht darauf.
Die spröde stellt sich, als ob sie nicht darauf höre.
Die eroberungssüchtige hat ein Kleinod, das zuviel begehrt, und dem sie zuviel gewährt.
Die wollüstige hört gern auf ihr Kleinod.
Die verbuhlte hat ein Kleinod, das stets verlangt und dem nichts abgeschlagen wird.
Die Gefallsüchtige hat ein stummes Kleinod, oder hört nicht darauf; gibt aber jedem Manne, der sich ihr naht, die Hoffnung, ihr Kleinod werde endlich reden, und sie werde nicht immer taub bleiben.«
»Nun Wonne meines Lebens, was denken Sie von meinen Erläuterungen?«
»Ich denke,« antwortete die Favorite, »Ihre Hoheit vergessen die zärtliche Frau.«
»Ich erwähne ihrer nicht,« antwortete der Sultan, »weil ich noch nicht recht weiß, wie es um sie steht. Kluge Leute behaupten ohnedem, das Wort zärtlich habe keinen Sinn, wenn es sich gar nicht auf das Kleinod bezieht.« »Keinen Sinn?« rief Mirzoza. »Es gibt also gar keine Mittelstraße. Ein Frauenzimmer kann nichts sein, als nur spröde, eroberungssüchtig, gefallsüchtig, wollüstig oder ausschweifend?«
»Wonne meines Lebens,« sagte der Sultan, »ich gestehe Ihnen gerne, daß meine Rangliste unvollständig ist. Ich will die zärtliche Frau den vorher genannten Merkmalen hinzufügen, aber unter der Bedingung, daß Sie mir eine Erklärung von ihr geben, die unter den meinigen nicht schon mit inbegriffen war.«
»Sehr gern,« sagte Mirzoza. »Ich hoffe das zustande zu bringen, ohne Ihr System zu verlassen.«
»Lassen Sie hören,« versetzte Mangogul.
»Nun denn,« erwiderte die Favorite, »die zärtliche Frau ist die ....«
»Nur Mut, Mirzoza!« rief der Sultan.»O! verwirren Sie mich nicht, wenn ich bitten darf. Die zärtliche Frau ist die ..., die geliebt hat, ohne daß ihr Kleinod sprach, – oder deren Kleinod immer nur für den einzigen Mann sprach, den sie liebte!«
Es wäre nicht artig vom Sultan gewesen, die Favorite zu ärgern und zu fragen, was sie unter lieben verstehe; daher tat er es nicht. Mirzoza hielt sein Schweigen für ein Eingeständnis und, stolz darauf, sich mit soviel Anstand aus einer schwierigen Lage gezogen zu haben, sprach sie: »Ihr Männer glaubt immer, weil wir von Beweisführung nichts wissen wollen, so vermöchten wir auch nicht zu denken. Lernt endlich einmal, daß wir eben so leicht das Falsche an Euren Paradoxen herausfänden, als Ihr die Schwäche unsrer Gründe, wenn wir uns nur die Mühe geben wollten. Läge Eurer Hoheit nicht jetzt so viel daran, Ihre Neugier über die Schoßhündchen zu befriedigen, so gäb ich Ihnen vielleicht meinerseits eine kleine Probe meiner Philosophie. Aber ich schenke sie Ihnen darum nicht; ich spare sie für einen andern Tag, wenn Sie mir etwas länger zuhören wollen.«
Mangogul antwortete: er wisse auf der Welt nichts Besseres zu tun, als sich die Schätze ihrer Philosophie aufschließen zu lassen. Die Metaphysik einer zweiundzwanzigjährigen Sultanin müsse wenigstens ebenso merkwürdig sein, als die Sittenlehre eines Fürsten von seinen Jahren.
»Aber Mirzoza, die besorgte, dies sei von Mangoguls Seite nur Nachgiebigkeit, erbat eine Frist, um sich vorzubereiten, und gab dadurch dem Sultan einen Vorwand, dahin zu fliegen, wohin ihn seine Ungeduld berufen mochte.«
Küchenpsychologie des 18. Jahrhunderts: ‚Warum Männer nicht einparken und Frauen nicht zuhören können‘ sozusagen. Hübsch, wen könnte man mal damit konfrontieren?
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Früh morgens, wenn selbst die Fahrradfahrer Arbeitskleidung tragen
g. | Dienstag, 8. Oktober 2013, 06:58 | Themenbereich: 'Heimatkunde'

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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 21
g. | Montag, 7. Oktober 2013, 07:37 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Von verlornen und wiedergefundnen DingenDie Macht der Natur.
(Anhang zu Panicirollus gelehrtem Werk und zu den Abhandlungen der Akademie der Altertumsforscher)
„Mangogul kehrte zu seinem Palast zurück und dachte über die Torheiten nach, worin die Weiber verfallen, als er sich, entweder aus eigner Zerstreuung, oder aus einem Versehen seines Ringes, in dem Säulengange des prachtvollen Gebäudes befand, das Thelis mit der reichen Ausbeute ihrer Liebhaber schmückte. Er benutzte die Gelegenheit, ihr Kleinod auszufragen.
Thelis war die Gemahlin des Emir Sambuco, dessen Vorfahren Guinea beherrschten. Sambuco war in Congo angesehen, er hatte Erguebzeds Feinde fünf-oder sechsmal besiegt. Er war ein eben so geschickter Staatsmann als Feldherr und brachte verschiedene ihm aufgetragene Unterhandlungen von Wichtigkeit mit großen Ehren zustande. Bei seiner Wiederkunft von Loango sah er Thelis und liebte sie. Damals war er dicht an fünfzig Jahren, Thelis aber höchstens fünfundzwanzig. Sie besaß mehr Anmut als Schönheit; die Weiber fanden sie liebenswürdig, die Männer beteten sie an. Mächtige Freier hatten um sie geworben: aber entweder war ihr Plan schon gemacht, oder der Unterschied des Vermögens zwischen ihr und ihren Werbern war zu groß: alle bekamen einen Korb. Sambuco sah sie, legte unermeßliche Reichtümer zu ihren Füßen, Namen, einen Ruhm und einen Rang, der nur von dem eines Fürsten übertroffen wurde, und ward erhört.
Thelis blieb oder schien tugendhaft sechs lange Wochen nach der Hochzeit. Aber ist ein Kleinod zur Wollust geboren, so vermag es nur selten sich selbst zu bändigen; und ein fünfzigjähriger Gemahl mag in jeder andern Rücksicht ein Held sein, er ist toll, wenn er diesen Feind zu besiegen hofft. Thelis betrug sich freilich mit vieler Vorsicht, doch blieben ihre ersten Verirrungen nicht unbekannt. Also schrieb man ihr auch in der Folge mehr zu, als man erfuhr, und Mangogul, neugierig, die Wahrheit zu erfahren, eilte aus dem Vorhof ihres Palastes in ihr Wohnzimmer.
Es war gerade mitten im Sommer, die Hitze sehr groß, und Thelis hatte sich nach aufgehobener Tafel auf ein Ruhebett gestreckt in einem entlegenen Gemach, das mit Spiegeln und Gemälden geschmückt war. Sie schlummerte; noch ruhte ihre Hand auf einer Sammlung persischer Märchen, die sie eingeschläfert hatten.
Mangogul betrachtete sie eine Zeitlang, gestand sich, daß sie reizend sei und drehte seinen Ring gegen sie.
»Es ist mir noch so im Gedächtnis, als ob es jetzt geschähe,« sagte Thelidens Kleinod sogleich: »Neun Liebesproben in vier Stunden! Welch ein Genuß! Göttlicher Zermunzaid! So verfährt der alte frostige Sambuco nicht! Teurer Zermunzaid! Ich kannte die wahre Freude, das höchste Gut der Menschen nicht. Du hast es mich kennen gelehrt.«
Mangogul wünschte die näheren Umstände des Umganges Thelidens mit Zermunzaid zu erfahren. Das Kleinod hielt sich nur an das, was einem Kleinod das wichtigste ist, und schlüpfte darüber weg. Mangogul rieb ein Weilchen den Stein seines Ringes gegen sein Gewand, bis er glänzend ward, und kehrte ihn aufs neue gegen Thelis. Bald empfand das Kleinod seine Kraft, begriff besser, was man eigentlich von ihm verlangte, und nahm mehr den Ton eines Geschichtschreibers an:
»Sambuco stand an der Spitze des Heeres zu Monoemugi, ich folgte ihm ins Feld. Zermunzaid war sein Adjutant; der Feldherr beehrte ihn mit seinem besondern Vertrauen und übergab uns seinem Geleit. Der eifrige Zermunzaid wich nicht von seinem Posten; er schien ihm zu angenehm, um ihn einem andern abzutreten; und die Furcht, ihn zu verlieren, war seine einzige Furcht während des ganzen Krieges.
Im Winterquartier bekam ich neue Gäste. Kassil, Zekia, Almamun, Jesub, Selim, Mansora, Nereskim: alles Offiziere, die Zermunzaid geführt hatte, aber keiner war so viel wert als er. Der leichtgläubige Sambuco verließ sich in Ansehung der Tugend seiner Frau auf sie selbst und auf Zermunzaids Vorsorge. Die unermeßlichen einzelnen Vorkehrungen des Krieges, der große Plan, den er zu Ehren von Congo vorbereiten wollte, machten ihm so viel zu schaffen, daß er nicht Zeit hatte, den Verdacht zu fassen, daß Zermunzaid ihn verrate oder Thelis ihm untreu sei.
Der Krieg dauerte fort, die Heere rückten wieder ins Feld, und wir stiegen wieder in unsre Sänften. Da die nur sehr langsam vorwärts gingen, so verloren wir unmerklich den Kern der Armee aus dem Gesicht und blieben beim Nachtrab. Zermunzaid führte ihn. Dieser tapfre Junge, den der Anblick der größten Gefahr nie vom Wege des Ruhms entfernen konnte, ließ sich durch die Lockungen der Liebe verleiten. Er überließ einem untergeordneten Offizier die Beobachtung des Feindes, der uns beunruhigte, und stieg in unsern Wagen. Aber kaum war er drinnen, als wir Waffengeklirr und verwirrtes Geschrei vernahmen. Zermunzaid ließ seine Arbeit unvollendet und wollte aussteigen, aber er ward zu Boden gestreckt, und wir blieben in der Gewalt des Siegers.
So verschlang ich die Ehre und die Verdienste eines Offiziers, der von seiner Tapferkeit und seiner Tüchtigkeit die erste Stelle, die höchsten Kriegsämter erwarten durfte, wenn er nie die Gattin seines Generals gekannt hätte. Mehr als dreitausend Menschen blieben bei der Gelegenheit auf dem Platz. So viel gute Untertanen haben wir dem Staat entwendet.«
Man bedenke, wie Mangogul über diese Rede erstaunen mußte! Er hatte Zermunzaids Leichenpredigt mit angehört und erkannte ihn an dieser Schilderung nicht wieder. Erguebzed, sein Vater, hatte den Verlust dieses Offiziers bedauert. Alle Zeitungen, die man las, verschwendeten das höchste Lob an seinen glänzenden Rückzug und schrieben seine Niederlage und seinen Tod der feindlichen Übermacht zu, die sechsmal stärker gewesen sei als er. Ganz Congo beklagte einen Mann, der seine Pflicht so gut erfüllt hätte. Seine Frau bekam ein Gnadengehalt, sein ältester Sohn das Regiment seines Vaters und der jüngste die Anwartschaft auf eine Domherrnstelle.
»Das ist abscheulich!« rief Mangogul leise. »Die eheliche Treue gebrochen, den Staat verraten, die Mitbürger aufgeopfert, alles das um ein Kleinod! Und der Frevel bleibt unentdeckt und wird sogar noch wie eine Tugend belohnt!«
Thelidens Kleinod hatte nur geschwiegen, um Atem zu schöpfen. Jetzt fuhr es fort: »So war ich dem Feinde auf Gnade und Ungnade ergeben. Ein Dragoner-Regiment war bereit, auf uns einzudringen. Thelis schien darüber in Verzweiflung und wünschte doch nichts sehnlicher als das. Aber die Schönheit der Beute streute Zwietracht unter die Räuber. Man zog die Schwerter, und dreißig bis vierzig Menschen wurden im Augenblick umgebracht. Der Befehlshaber vernahm das Getümmel, eilte herzu, besänftigte die Wütenden und wies uns zu unsrer Sicherheit ein Zelt an, wo wir uns kaum umsehen konnten, als er schon hereintrat, den Lohn seines Dienstes zu fordern. Die Überwundenen sind unglücklich! rief Thelis, und warf sich auf ein Bett, wo sie die ganze Nacht hindurch ihr Unglück empfand.
Am Tage darauf waren wir am Ufer des Niger. Ein Schiff erwartete dort meine Gebieterin und mich, damit wir dem Kaiser von Benin vorgestellt würden. Die Fahrt dauerte vierundzwanzig Stunden. Der Schiffskapitän bot Thelis seinen Beistand an, ward zugelassen, und ich machte die Erfahrung, daß der Seedienst unendlich rascher geht als der Landdienst.
Wir kamen vor den Kaiser von Benin. Er war jung, feurig und wollüstig. Thelis eroberte auch ihn. Aber die Eroberungen ihres Gemahls jagten ihm Furcht ein. Er bat um Frieden und brachte sich dadurch um drei Provinzen und mein Lösegeld.
Andre Zeiten – andre Sorgen. Sambuco erfuhr, ich weiß nicht wodurch, was an dem Unglück des vorigen Feldzuges schuld gewesen sei. In dem nächstfolgenden gab er mich einem seiner Freunde in Verwahrung, der ein Haupt der Brahminen war. Der Mann Gottes wehrte sich nicht lange; er wich Thelidens Reizen aus, und in weniger als sechs Monaten verschlang ich seine unermeßlichen Einkünfte, drei Teiche und zwei hochstämmige Wälder.«
»Gott steh mir bei!« rief Mangogul. »Drei Teiche und zwei Wälder! Das Kleinod hat eine gesegnete Verdauung.« »Wir können mehr vertragen,« erwiderte das Kleinod. »Es ward Friede, und Thelis begleitete ihren Gemahl auf seiner Gesandtschaft nach Monomotapa. Sie spielte und verlor vielleicht hunderttausend Zechinen an einem Tage, die ich in einer Stunde wiedergewann. Ein Minister, dessen Zeit nicht ganz und gar von den Angelegenheiten seines Herrn ausgefüllt wurde, kam mir unter die Zähne, und ich verzehrte ihm in drei bis vier Monaten ein schönes Landgut, ein Schloß mit allen Möbeln, einen Park und einen Staatswagen mit einem Zuge von sechs Schecken. Eine vier Minuten lange Gunst, gehörig aufgeschoben, erwarb uns Feste, Geld und Geschmeide. Sambuco war entweder blind oder klug und störte uns nicht.
Ich mag hier nicht anführen, wie viel Grafschaften, Rittergüter, Lehnsrechte, Wappenschilder usw. vor mir verschwunden sind. Mein Sekretär kann Ihnen sagen, was daraus geworden ist. Ich habe die Krongüter von Biafara sehr beschnitten und besitze eine ganze Provinz von Beleguanza. Als Erguebzed alt ward, machte er mir den Vorschlag ...« – Hier drehte Mangogul seinen Ring zurück und ließ den Strudel verstummen. Aus Ehrfurcht für das Gedächtnis seines Vaters wollte er nichts hören, was den Glanz der großen Eigenschaften, die er an ihm kannte, verdunkeln würde.
Bei der Rückkunft in seinen Harem unterhielt er die Favorite von den Nervenkranken und vom Versuch seines Ringes an Thelis. »Sie schenken dieser Frau Ihren vertraulichen Umgang,« sprach er, »aber wahrscheinlich kennen Sie sie nicht so gut wie ich.« »Ich verstehe Sie, gnädigster Herr,« antwortete die Sultanin. »Ihr Kleinod ist so einfältig gewesen, Ihnen ihre Abenteuer mit dem General Mikokof, den Emir Feridur, dem Senator Marsufa und dem Oberbrahminen Ramadanutio zu beichten. Man weiß überdies, daß sie sich den jungen Alamir hält, und daß es dem alten Sambuco so gut bekannt ist als Ihnen, wenn er gleich dazu schweigt.«
»Sie erraten's nicht,« erwiderte der Sultan, »ich hab aus ihrem Kleinod alles herausgeholt.« »Hatte es Ihnen etwas weggenommen?« fragte Mirzoza. »Mir nicht,« antwortete der Sultan, »aber meinen Untertanen, den Großen meines Reichs und benachbarten Fürsten: ihre Länder, Provinzen, Schlösser, Teiche, Wälder, Edelsteine und Staatswagen mit sechs Schecken.« – »Und obendrein ihren guten Namen und ihre Tugenden,« setzte Mirzoza hinzu. »Ich weiß nicht, welchen Vorteil Ihnen Ihr Ring bringen wird, aber mit jedem neuen Versuch desselben wird mir mein Geschlecht verhaßter: die selbst nicht ausgenommen, denen ich Achtung schuldig zu sein glaubte. Ich bin gegen sie so aufgebracht, daß ich selbst Ihre Hoheit bitte, mich einige Augenblicke allein zu lassen.« Mangogul wußte, daß der Favorite jeder Zwang zuwider sei, küßte dreimal ihr rechtes Ohr und verließ sie.
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S.P.Q.R.
g. | Freitag, 4. Oktober 2013, 08:27 | Themenbereich: 'so dies und das'
bedeutet ja vermeintlich: Senatus Populusque Romanus. („Senat und Volk von Rom“) aber tatsächlich: „Sono Pazzi Questi Romani“ (Die spinnen, die Römer).
Während „Sono Porchi Questi Romani“ (Diese Römer sind Schweine“) natürlich genauso böswillig wie Stultus Populus Quaerit Romam (Ein töricht Volk, das nach Rom strebt) ist oder „Sapete Più o meno Quanto Rubiamo? – Rubiamo Quanto Possiamo Senza parole“ ( „Wisst ihr ungefähr, wie viel wir klauen? – Wir klauen so viel wir nur können, ohne etwas zu sagen“).
Mit der Geschichte „Wie der Urbi den Orbi einmal ganz fürchterlich hereinlegte“, hat das rein gar nichts zu tun.

Während „Sono Porchi Questi Romani“ (Diese Römer sind Schweine“) natürlich genauso böswillig wie Stultus Populus Quaerit Romam (Ein töricht Volk, das nach Rom strebt) ist oder „Sapete Più o meno Quanto Rubiamo? – Rubiamo Quanto Possiamo Senza parole“ ( „Wisst ihr ungefähr, wie viel wir klauen? – Wir klauen so viel wir nur können, ohne etwas zu sagen“).
Mit der Geschichte „Wie der Urbi den Orbi einmal ganz fürchterlich hereinlegte“, hat das rein gar nichts zu tun.
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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 20
g. | Mittwoch, 2. Oktober 2013, 07:20 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Nervenschwäche
Es gab eine Zeit, wie man sieht, wo die Weiber aus Furcht, daß ihre Kleinode reden möchten, erstickten und fast umkamen. Darauf folgte eine Zeit, wo sie sich über diese Besorgnis wegsetzten, die Maulkörbe abschnallten und nur Nervenschwäche hatten.
Unter den Freundinnen der Favorite befand sich ein sonderbares Mädchen. Ihre Laune war allerliebst, obwohl ungleich. Sie veränderte zehnmal des Tags ihr Gesicht, aber sie gefiel in jeder Veränderung. Ihre Schwermut war nicht minder einzig als ihre Fröhlichkeit. In ihren ausgelassensten Augenblicken entschlüpften ihr Worte von außerordentlicher Feinsinnigkeit; und in ihren traurigsten Anfällen Torheiten, worüber man herzlich lachen mußte. Dies närrische Ding hieß Callirhoe. Mirzoza war so sehr an sie gewöhnt, daß sie fast nicht ohne sie leben konnte. Eines Tages beklagte sich der Sultan, die Favorite etwas unruhig und kühl zu finden. Dieser Vorwurf setzte sie in Verlegenheit. »Gnädiger Herr,« antwortete sie, »wenn ich meine drei Tiere nicht um mich habe, meinen Kanarienvogel, meine Katze und meine Callirhoe, so tauge ich nichts. Sie sehn, die letzte geht mir ab.« – »Warum ist sie denn nicht hier?« fragte Mangogul. »Ich weiß nicht,« antwortete Mirzoza, »sie sagte mir freilich schon vor einigen Monaten, wenn Mazul mit ins Feld müßte, so würde sie sicherlich Nervenschwäche bekommen, und Mazul ist gestern abgereist.« »Der mag noch hingehen,« erwiderte der Sultan, »das nenne ich durchaus begründete Nervenzustände. Aber warum fällt es hundert andern ein, sie sich beizulegen, die ganz junge Männer haben und keinen Mangel an Liebhabern leiden?« »Gnädigster Herr,« antwortete ein Höfling, »es ist die Modekrankheit. Nervenschwäche zu haben, das verleiht einer Frau Ansehen. Ohne Liebhaber und Nervenschwäche weiß man nichts vom guten Ton; und dann muß jede Bürgersfrau in Banza so etwas haben.«
Mangogul lächelte und faßte sogleich den Entschluß, einige dieser Nervenkranken zu besuchen. Er begab sich geradeswegs zu Salica. Sie lag im Bette, den Busen bloß, die Augen entzündet, das Haar aufgelöst. Der kleine stammelnde bucklige Arzt Farfadi saß neben ihrem Kopfkissen und plauderte ihr vor. Unterdessen streckte sie bald einen Arm aus, bald den andern, gähnte, seufzte, rieb sich die Stirn und rief schmachtend aus: »Ach! ... Ich kann es nicht aushalten! ... Macht das Fenster auf! ... Luft! Luft! ... Ich kann es nicht aushalten! ich sterbe!«
Mangogul nutzte den Augenblick, da die geängstigten Kammerfrauen und Farfadi die Bettdecke abzogen, seinen Ring gegen sie zu drehen, und sogleich hörte man: »O! wie mich dies alles langweilt! Nun will die gnädige Frau Nervenschwäche haben. Das wird acht Tage lang anhalten; und ich will auf der Stelle sterben, wenn ich weiß warum? Farfadi hat sich ja so angestrengt, das Übel in der Wurzel zu heben, daß es billig nicht mehr fortdauern sollte.« – »Gut!« sagte der Sultan und zog den Ring zurück. »Ich verstehe, die ist nervenkrank, weil sie es mit ihrem Arzte gut meint. Wir müssen doch weiter sehn.«
Er verließ Salicas Behausung und verfügte sich zu Arsina, die in der Nachbarschaft wohnte. Bei seinem Eintritt in ihre Gemächer hörte er ein lautes Gelächter und nahte sich in der Meinung, daß sie Gesellschaft haben würde. Dennoch fand er sie allein, und Mangogul wunderte sich darüber nicht sehr. »Will eine Frau Nervenzufälle haben,« sprach er, »so wählt sie fröhliche oder traurige, wie es gerade paßt.«
Er drehte seinen Ring gegen sie, und alsbald lachte ihr Kleinod aus vollem Halse. Plötzlich ging es von diesem traurigen Gelächter zu lächerlichen Jammertönen über. Denn Narses war abwesend, ihm riet es als ein guter Freund, seine Rückkehr zu beschleunigen, und dann fing es von neuem an zu schluchzen, zu weinen, zu ächzen, zu seufzen, zu verzweifeln, als wären all die seinigen zu Grabe gebracht.
Über eine so seltsame Betrübnis hätte der Sultan bald die Fassung verloren. Er drehte seinen Ring wie der zurück und ging weg. »Mögen,« sagte er zu sich selbst, »Arsinoe und ihr Kleinod nach Herzenslust wehklagen; es sind doch nicht alle Sprichwörter wahr!«
Erzwungene Keuschheit bringt Probleme.
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Frage und Antwort
g. | Dienstag, 1. Oktober 2013, 07:25 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Beim Rauchen auf dem Balkon sehe ich einen Mann, Anfang Zwanzig. Während ich den Rauch so vor mich hin blase, betrachte ich ausgiebig seine Hochwasserhosen: Tarnfarbe, zwei Nummern zu groß, eingerissen, mit mehr als ausgiebigen Spuren einer alkoholgetränkten Nacht.
„Hey, man, what ya staring?“
„You’re the guy with the most ugly trousers i’ve ever seen!“
Nun, seine Antwort enthielt eine Reihe von nicht sehr höflichen Wörtern. (Gibt es ein Wort für Diskriminierer von Leuten mit Hosen die Scheiße aussehen?) Ach und noch etwas: das gute alte Motherfucker ist durch eine Fülle von anderen, mir zum Teil völlig unbekannten Wörtern ergänzt worden.
„Hey, man, what ya staring?“
„You’re the guy with the most ugly trousers i’ve ever seen!“
Nun, seine Antwort enthielt eine Reihe von nicht sehr höflichen Wörtern. (Gibt es ein Wort für Diskriminierer von Leuten mit Hosen die Scheiße aussehen?) Ach und noch etwas: das gute alte Motherfucker ist durch eine Fülle von anderen, mir zum Teil völlig unbekannten Wörtern ergänzt worden.
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Denis Diderot: "Die geschwätzigen Kleinode" 19
g. | Montag, 30. September 2013, 07:08 | Themenbereich: 'Aufklärung'
Die ErstickungNicht einmal der Gebrauch durch die niederen Stände kann die Hofdamen abhalten. Die Therapie der Geschwätzigkeit hat unignorierbare Nebenwirkungen und so lassen sie das Knebeln sein.
Die Bürgerfrauen in Banza dachten wohl, daß ihre Kleinode schwerlich die Ehre haben würden, zu reden, dennoch versahen sie sich sämtlich mit Maulkörben. Man legte zu Banza Maulkörbe an, wie wir Hoftrauer anlegen.
Hier bemerkt der gelehrte Afrikaner mit Erstaunen, daß der mäßige Preis und der bürgerliche Gebrauch der Maulkörbe dieser Mode dennoch im Harem kein Ende machte. »Dreimal,« schreibt er, »siegte der Nutzen über das Vorurteil.« Eine so alltägliche Bemerkung verdiente nicht mehr als einmal gesagt zu werden. Es scheint mir aber der Fehler aller Congoschen Schriftsteller gewesen zu sein, daß sie sich wiederholen. Vielleicht wollten sie dadurch ihren Werken einen Anstrich von Wahrscheinlichkeit und Leichtigkeit geben, oder vielleicht besaßen sie nicht so viel Fülle der Gedanken, als ihre Bewunderer ihnen zuschreiben. Dem sei, wie ihm wolle. Mangogul ging eines Tages in seinem Garten spazieren. Der ganze Hof begleitete ihn. Es fiel ihm ein, seinen Ring gegen Zelais zu kehren. Sie war hübsch. Man hatte sie im Verdacht, mehr als einen Liebhaber gekannt zu haben. Dennoch lallte ihr Kleinod nur und brachte nichts als abgebrochene Worte vor, welche die Spötter ausdeuteten, wie sie wollten. »Schau!« sagte der Sultan, »dieses Kleinod hat eine schwere Zunge. Es muß ihm wohl irgend etwas im Wege sein, das es am Sprechen hindert.« Er ließ also seinen Ring stärker wirken. Das Kleinod zwang sich noch einmal zum Sprechen, überwand endlich zum Teil das Hindernis, das ihm den Mund zuhielt, und man vernahm sehr deutlich: »Ach! Ach! Ich ... er ... er ... sticke. Ich kann nicht mehr ... Ach! ... Ach! ... ich ersticke!« Zelais fühlte sich in diesem Augenblicke wirklich der Erstickung nahe. Ihr Antlitz erblaßte, ihre Kehle schwoll an, ihre Augen schlossen sich, sie sperrte den Mund auf und fiel in die Arme ihrer Nachbarn.
An jedem andern Orte hätte Zelais schleunige Linderung bekommen. Man durfte nur den Maulkorb abnehmen und ihrem Kleinode wieder Luft geben. Aber wie konnte man ihr in Mangoguls Gegenwart hilfreiche Hand leisten? »Geschwind, geschwind, schickt nach Ärzten!« rief der Sultan, »Zelais stirbt!«
Edelknaben rannten aufs Schloß und kamen zurück. Leibärzte folgten ihnen mit gemessenen Schritten, Guallonorone an ihrer Spitze. Einige rieten zu Aderlaß, andere zu einem Brechmittel. Aber der tiefblickende Guallonorone ließ Zelais in einen nahegelegenen Pavillon tragen, besah den Schaden und zerschnitt die Riemen ihres Korbes. Dieses geknebelte Kleinod war eins von denen, die er sich rühmte, im Parorxysmus gesehen zu haben.
Indessen, eine außerordentliche Schwellung hatte sich eingestellt, und Zelais würde noch länger gelitten haben, hätte sich der Sultan nicht ihrer erbarmt. Er drehte seinen Ring zurück, ihre Lebensgeister kamen wieder ins Gleichgewicht, Zelais erholte sich, und Guallonorone nannte sich den Wundertäter dieser Genesung.
Zelaidens Unfall und ihres Arztes Plaudermaul taten dem guten Ruf der Maulkörbe großen Schaden. Guallonorone achtete Colipilos Vorteil nicht, er sah den Augenblick sein Glück auf die Trümmer eines andern zu bauen, nannte sich von nun an wohlbestellter Gesundheitsrat gegen den Kleinods-Rheumatismus, und bis auf diese Stunde sieht man seine Anschlagzettel noch in abgelegenen Gassen. Anfangs gewann er Geld damit, zuletzt ward er verächtlich. Der Sultan machte sich ein Vergnügen daraus, den Stolz des Empirikers zu demütigen. Sooft sich Guallonorone rühmte, ein Kleinod zum Schweigen gebracht zu haben, das nie eine Silbe gesprochen hatte, war Mangogul grausam genug, es reden zu lassen. Man bemerkte endlich, daß jedes Kleinod aus langer Weile anfing zu plaudern, sobald Guallonorone es zwei- oder dreimal besuchte. Bald zählte man ihn, mit Colipilo, zu der Klasse der Marktschreier. Beide werden darin bleiben, bis es Brahma gefällt, sie herauszuziehen.
Man zog die Schande dem Schlagfluß vor. Man stirbt am Schlagfluß, sagte man. Also verzichtete man auf die Maulkörbe. Man ließ die Kleinode reden, soviel sie wollten, und niemand starb daran.
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Fundstücke 35. - 39. KW 2013
g. | Freitag, 27. September 2013, 07:51 | Themenbereich: 'Fundstuecke'
Hintergründe und Sichtweisen:
Der Schweizer Autor Adolf Muschg beanstandet den Umgang seines Heimatlandes mit Asylsuchenden. Die „Neue Zürcher Zeitung“ reagiert heftig
Von Mexiko nach China und zurück: Der Niedriglohnsektor zieht weiter
Martin Luther King war keineswegs der nette „Nigger-Pfarrer“ (Präsident Johnson), der einen Traum propagiert. [via kopfschüttlerin]
Der Schriftsteller Rafik Schami zur Situation in seinem Heimatland Syrien
Nicole C. Karafyllis: Putzen als Passion - Ein philosophischer Universalreiniger für klare Verhältnisse
zum neunzigsten Geburtstag von Uri Avnery
Die Historikerin Andrea Rudorff blickt auf die Sonderstrafverfahren gegenüber deutschen KZ-Aufseherinnen.
In seinem neuen Buch stellt der Historiker Christopher Clark nicht die Frage danach, warum der erste Weltkrieg ausbrach, sondern welche Entscheidungen zu diesem Krieg geführt haben.
Peter Nowaks knappe Einführung über die Linke und den Antisemitismus
Der frühere Chef der Schweizerischen Bundesbahnen über die deutsche Bahnpolitik
Eine DIW-Studie hat die Parteipräferenzen der Wähler nach den Einkommensverhältnissen abgesteckt (Nicht sehr überraschend)
Interview mit Bernd Schlömer
„Grabmal für die unbekannte Fehlprognose“
Umgerechnet 23 Euro pro Woche bekommen Bedürftige von der amerikanischen Lebensmittelhilfe. Während der US-Kongress darüber berät, diesen Betrag noch weiter zu senken, macht der Geschäftsführer einer Imbisskette ein Experiment - und probiert aus, was er für den Betrag zu essen bekommt Im Artikel dann Links zu seinem Blog.
Wie die griechische Linke die Krise überwinden will – Ein Interview mit dem Linksparteichef Alexis Tsipras
Der Historiker Anton Tantner über die Überwachung vor Internet und Glasfaserkabel
Professor Dr. Franz Walter und Dr. Stephan Klecha: Der aktuelle Stand der Forschung zum Thema Pädophilie in den 70/80ern
"legale Korruption" im Schutz des Staates ist viel wirksamer als nackte Korruption
In den nordischen Gesellschaften (Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark) ist doch so einiges anders. als gemeinhin so kolportiert wird.
Der Konflikt in Syrien ist militärisch nicht zu lösen: Die UNO bemüht sich um Vermittlung zwischen Aufständischen und Regierung. Ein Gespräch mit Mokhtar Lamani (Büro des UN-Sonderbeauftragten für Syrien in Damaskus)
kluges und interessantes:
Über die Einheit von Natur- und Menschengeschichte (Ich komme noch drauf, was mich daran stört, irgendwann)
Ist die SPD noch regierungsfähig?
Die Zerrissenheit der Grünen (nicht ganz falsch aber auch na ja)
Eine Fernsehserie über die „hysterische Mittelschicht“
Sexarbeit ist ein Beruf
Grünalternative Sittlichkeit
Die TAZ wird ausnahmsweise mal zu recht für rassistisches Gequake gescholten
Chile: Ein Land als Labor neoliberale Wirtschaftsdoktrin
Der Stinkefinger
Der Erfolg der CSU als Ausdruck eines Politikwechsels?
"Der Kapitalismus triumphierte nur dann, wenn er mit dem Staat identifiziert wurde, wenn er der Staat war"
Ein ziemlich kluges Porträt von Oscar Lafontaine (lesenswert)
Hans Hütt: Das Aushalten von Ambivalenzen (zur Pädophiliedebatte)
Robert Misik: Weil Rot-Grün versagt, kann Angela Merkel ihre Europapolitik fortführen.
Die Assimilierung von uns allen in das Netznerd-Kollektiv steht doch nicht unmittelbar bevor (über Filterblasen)
Zu Literatur und Sprache
So rasant wie Helene Hegemann hat noch keiner die Kurve gekratzt vom Berghain in den Feuilletonkatholizismus. und auch Thor Kunkel haut recht munter drauf: Niemand verteidigt seine Eigeninteressen besser als das juste milieu
Alexander Kluges „Theorie der Erzählung“ (Hach ich weiß ja nicht, Kluge ist ja kein dummer, aber …)
Jens Bisky über Wolfgang Herrndorf
Caroline Schlegel-Schelling, Selbstbestimmte Frau des 18. Jahrhunderts
„Gegen 5 fing es an schiefzulaufen.“ Klaus Bittermann über Kurzgeschichten von Carl Weissner
„Dreizehn Tage vor Kriegsausbruch wurde ich plötzlich schön.“ Über Shani Boianjius Roman zum Erwachsenwerden beim israelischen Militär
Jürgen Theobaldy: Aus nächster Nähe.(Auch wenn Jürgen Theobaldy mir die Spätpupertät versüßt hat, sein neuer Roman scheint von schwer erträglicher Larmoyanz geprägt zu sein.)
Foyer des Arts: „Wissenswertes über Erlangen“
„Der Mann, der die DDR selbst dann nicht verlassen wollte, als es die DDR nicht mehr gab“
Neue Wörter und Wendungen:
„den grindigen Hüttenkäse zwischen Vorhaut und Eichel.“
Dochnichtausnahmebegabung
Newtonismus
"Ich, icher, am ichsten"
‘Wätschie Deh’ (™Rainer Brüderle, Ehre wem Ehre gebührt)
Bätscheler
„Bumbum-Musik“ (Sven Regener)
"Veni, vidi, violini - Ich kam, sah und vergeigte".
„thin-shaming, die Abwertung von als dünn gelesenen Körpern“
„die cold Shoulder gezeigt“ (MEW 32)
“Schmidthelmut” wie “Gottvater”
E-Damer
Nationales Komitee zur Prävention des „Tabakismus“
auf Suaheli heißen Politiker "wabenzi" = "Leute im Mercedes-Benz".
„in eine andere Stadt ziehen oder totgehen“
Amüsantes:
Tommy Wieso?
Von der Triple-Oppression zur Unity-Of-Oppression (es soll heutzutage ja schon mehr als 10 000 Probleme Diskurse geben)
Rechnen Sie mal fünf Kubikmeter in NPDler um?
Eine österreichische Bäuerin hat ein nachhaltiges und ausgesprochen schadstoffarmes Bewirtschaftungsmodell ihres Hofes entwickelt
Was dem gedruckten Buch vor allem fehlt, ist ein Mechanismus, der das Buch wegnimmt, wenn man im Bett beim Lesen einschläft.
„Ich suche einen Zivilist!“
Das hässlichste Tier der Welt
eine laute Pöbelrunde aus Inkompetenz, Geistesarmut und Dreistigkeit
Stumpfbaum, Kastenbrief, Ballfuss, Gartenkinder, Lochsommer oder Tuchkopf. ("Nicht an den Faltenbalg lehnen")
so dies und das:
Kotau – die chinesische Ehrbezeugung
Die Wahrnehmung des eigenen Körpers lässt sich derart manipulieren, dass auch das visuelle System das Gefühl einer Berührung hervorrufen kann
Das Bundesverfassungsgericht hat darüber geurteilt, ob ein 14-Jähriger eine DNS-Probe zur Aufnahme in die Sexualstraftäterdatei abgeben musste (Das darüber überhaupt verfassungsrechtlich geurteilt werden muss?)
Warum nicht 18 Penisse?
Seit Mitte August bietet das Getty Museum rund 4600 hochaufgelöste Fotos von Kunstwerken zur freien Verwendung an
Wie ein Mensch wirklich stirbt
Zur politischen Entwicklung in Norwegen (so langsam kann es einem unheimlich werden in Europa)
Immer mehr Menschen organisieren sich gegen Tierfabriken (kann man lesen ohne einen Schreikrampf zu bekommen)
Die Geiseln des Marschall Pétain
Über die Wirklichkeit der Physik
"Bin ich jetzt reaktionär? Bekenntnisse eines Altlinken" (Die Frage von Reinhard Mohr kann mit einem Ja beantwortet werden, wobei man über das ‚jetzt‘ sicher streiten kann)
Das Aufkommen "postpolitischer" Parteien und Bewegungen wie der Piraten ist ein Symptom der Auflösungserscheinungen des spätbürgerlichen politischen Systems
Bei der Bundestagswahl für Kinder und Jugendliche erhält die NPD in Brandenburg zum Teil ein Drittel der Stimmen.
der neue deutsche Rechtspopulismus
"Der Fremde am See"
Foucaults mangelhafte Vorstellung von Gesellschaft wird an seinen frühen Vorlesungen (hier zur Medizin) besonders deutlich
Andere Länder bewundern uns, weil es uns wirtschaftlich so gut geht
Viel Glück - das war alles, was vor mehr als 50 Jahren die Vernichtung der amerikanischen Ostküste verhinderte.
Jennifer Teege über ihren Großvater, einen KZ-Kommandanten, und ihre dunkle Hautfarbe
„The American Black Chamber“ Wie ein Codeknacker das US-Außenministerium verriet
Antibakterielle Desinfektionsmittel fördern Resistenz von Bakterien in Flüssen
Satire gegen Vergewaltigungen in Indien
kluges und interessantes:
Zu Literatur und Sprache
Neue Wörter und Wendungen:
Amüsantes:
so dies und das:
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