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Wer, Wie, Was, Weshalb, Wieso, Warum?
g. | Montag, 22. August 2011, 06:30 | Themenbereich: 'so dies und das'
Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen,
Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen.
Wer, Wie, Was, Weshalb, Wieso, Warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm.

Was sind das für Fragen:
Wohin geht die Menschheit?
Muss ich da mit?
Soll ich mir eine andrere Haarspange kaufen?
Haben wir ein kenntnisarmes und naives Wahlprogramm?
Soll ich meinen Hauptschulabschluss nachmachen?
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Zweifel
g. | Freitag, 19. August 2011, 05:47 | Themenbereich: 'amuse gueule'
Zweifel
Ich sitz auf einem falschen Schiff.
Von allem, was wir tun und treiben,
und was wir in den Blättern schreiben,
stimmt etwas nicht. Wort und Begriff.
Der Boden schwankt. Wozu? Wofür?
Kunst. Nicht Kunst. Lauf durch viele Zimmer.
Nie ist das Ende da. Und immer
stößt du an eine neue Tür.
Es gibt ja keine Wiederkehr.
Ich mag mich sträuben und mich bäumen,
es klingt in allen meinem Träumen:
Nicht mehr.
Wie gut es die neue Schicht.
Sie glauben. Glauben unter Schmerzen.
Es klingt aus allen tapfern Herzen:
Noch nicht.
Ist es schon aus? Ich warte stumm.
Wer sind Die, die da unten singen?
Aus seiner Zeit kann Keiner springen.
Und wie beneid ich Die, die gar nicht ringen.
Die habens gut.
Die sind schön dumm.
(Kurt Tucholsky)
Tucholsky ist doch immer wieder für einen Nachdenker, eine Erinnerung oder eine kleine Mahnung gut.
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warum nur, warum?
g. | Donnerstag, 18. August 2011, 05:53 | Themenbereich: 'so dies und das'

Tja? Niemand liebt dich? oder liegt es daran, dass ihr mal hier mal da marschiert?
Vielleicht ging’s dir besser, wenn du mal an die frische Luft gingst? Ja / Nein
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Es ist wieder Wahlkampfzeit in Berlin
g. | Mittwoch, 17. August 2011, 06:09 | Themenbereich: 'so dies und das'
Diesmal scheint es noch schrecklicher zu werden als in den vergangenen Jahren.
Grüne (Solarbootfahren mit Renate Künast) und Linke (Sozial und gerecht) sind langweilig, FDP und CDU finden bei mir im Viertel überhaupt nicht statt. Vielleicht treten sie in Ost-Berlin gar nicht an? Na okay, die FDP würde sowieso niemand verstehen.
Immerhin, Piraten und SPD entschädigen das gequälte Wahlvolk, zumindest unter humoristischen Gesichtspunkten.
Schade ist es natürlich, dass die FDP nicht plakatiert, da ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Piraten und FDP mehr als wahrscheinlich ist. Es bleibt spannend.
Grüne (Solarbootfahren mit Renate Künast) und Linke (Sozial und gerecht) sind langweilig, FDP und CDU finden bei mir im Viertel überhaupt nicht statt. Vielleicht treten sie in Ost-Berlin gar nicht an? Na okay, die FDP würde sowieso niemand verstehen.
Immerhin, Piraten und SPD entschädigen das gequälte Wahlvolk, zumindest unter humoristischen Gesichtspunkten.
Schade ist es natürlich, dass die FDP nicht plakatiert, da ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Piraten und FDP mehr als wahrscheinlich ist. Es bleibt spannend.
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Schnipsel
g. | Dienstag, 16. August 2011, 06:19 | Themenbereich: 'so dies und das'
Manchmal lese ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger komisches oder kluges ein, das schreibe ich dann auf:
Die Feuchtgebieterin hat einen neuen Roman geschrieben. Ich weiß aber nicht, ob es wieder um ‚Untenrum‘ geht.
Gesichert und verwahrt: da kann garantiert nix mehr passieren. Wenn beispielsweise eine Straßenbaufirma ein Loch gräbt, muss sie das Loch sichern, damit niemand hineinfällt. Sehr vernünftig das. Im Urlaub nimmt man zwar nicht unbedingt Wertsachen wie etwa eine Perlenkette mit, wenn aber doch, dann kann man die Kette in den Safe des Hotels legen. Sie wird dann sicher verwahrt.
Am 6. Dezember 1786 verfügte ihre königliche Hoheit King Georg III, dass künftig Schwerverbrecher und anderes Gesindel nach New South Wales, heute ein Bundesstaat Australiens, verschifft werden sollten. Die Kriminellen wurden in Straflagern gesteckt und später in der neuen Kolonie angesiedelt. Die Kriminalität im Vereinigten Königreich sank durch diese Maßnahme allerdings nicht. Somit wird man ein solches Vorgehen PM Cameron nicht empfehlen wollen. Manche behaupten nun, dass die Vorliebe der Australier für bizarre Sportarten wie Handyweitwurf u.ä. mit ihrer Geschichte zusammenhänge. Dafür gibt es zwar keine nachvollziehbare Begründung, eine nette Behauptung ist es aber schon.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XXXVI
g. | Montag, 15. August 2011, 06:17 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Vierzehn Tage vergingen, aber Ferdinand kehrte nicht wieder, endlich nach zwei Monaten erhielt Ludwig einen Brief aus B. des Inhalts:Der etwas brachiale Schluss des Fragmentes.
»Lies und erstaune, aber erfahre nur das, was Du vielleicht ahntest, nachdem Du dem Professor, wie ich hoffe, näher getreten. Im Dorfe P. werden Pferde gewechselt, ich stehe und schaue recht gedankenlos in die Gegend hinein.
Da fährt ein Wagen vorbei und hält vor der nahen offnen Kirche; ein einfach gekleidetes Frauenzimmer steigt aus, ihr folgt ein junger schöner Mann in russischer Jägeruniform, mit Orden geschmückt; zwei Männer steigen aus einem zweiten Wagen. Der Posthalter sagt: ›Das ist das fremde Paar, das unser Herr Pastor heut traut.‹ Mechanisch gehe ich in die Kirche und trete ein, als der Geistliche gerade mit dem Segen die Zeremonie endigt. Ich schaue hin, die Braut ist die Sängerin, sie erblickt mich, sie erblaßt, sie sinkt, der hinter ihr stehende Mann fängt sie auf in seine Arme, es ist der Professor X. – Was weiter vorgegangen, weiß ich nicht mehr, auch nicht, wie ich hieher gekommen, Du wirst es wohl vom Professor X. erfahren. Jetzt ist eine nie gefühlte Ruhe und Heiterkeit in meine Seele gekommen. Der verhängnisvolle Spruch des Türken war eine verdammte Lüge, erzeugt vom blinden Hintappen mit ungeschickten Fühlhörnern. Habe ich sie denn verloren? ist sie nicht im innern glühenden Leben ewig mein? Du wirst lange nicht von mir hören, denn ich gehe nach K., vielleicht auch in den tiefen Norden nach P.«
Ludwig ersah aus seines Freundes Worten nur zu deutlich seinen zerrütteten Seelenzustand, und um so rätselhafter wurde ihm das Ganze, als er erfuhr, daß der Professor X. durchaus die Stadt nicht verlassen habe. »Wie«, dachte er, »wenn es nur die Resultate des Konflikts wunderbarer psychischer Beziehungen, die vielleicht unter mehreren Personen stattfanden, wären, die in das Leben traten, und selbst äußere von ihnen unabhängige Begebenheiten so in ihren Kreis zogen, daß sie der getäuschte innere Sinn für eine aus ihm unbedingt hervorgehende Erscheinung hielt und daran glaubte? – Doch vielleicht tritt künftig die frohe Ahnung ins Leben, die ich in meinem Innern trage, und die meinen Freund trösten soll! Der verhängnisvolle Spruch des Türken ist erfüllt und vielleicht gerade durch diese Erfüllung der vernichtende Stoß abgewendet, der meinem Freunde drohte.«
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XXXV
g. | Freitag, 12. August 2011, 05:46 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»War denn nicht die gehässige Ironie, womit uns der Professor in seinem Hause empfing, nur der Ausdruck des feindlichen Prinzips, und hat er uns mit seinen Automaten nicht nur abfertigen wollen, um alle nähere Beziehung mit mir im extensiven Leben von der Hand zu weisen?« – »Du kannst wohl recht haben,« erwiderte Ludwig, »denn auch ich ahne es deutlich, daß auf irgendeine Weise, die uns nun freilich wenigstens jetzt ein unauflösliches Rätsel bleibt, der Professor in dein Leben oder besser gesagt, in das geheimnisvolle psychische Verhältnis, in dem du mit jenem unbekannten weiblichen Wesen stehst, eingreift. Vielleicht verstärkt er selbst wider seinen Willen, als feindliches Prinzip darin verflochten und dagegen ankämpfend, den Rapport, dessen Kraft eben im Kampfe wächst, und es wäre denkbar, daß ihm dein Nähertreten schon deshalb verhaßt sein müßte, weil dein geistiges Prinzip dann wider seinen Willen, oder vielmehr einer konventionellen Absicht entgegen, alle die Anklänge jenes psychischen Rapports weckt und in neuen lebhafteren Schwung setzt.« – Die Freunde beschlossen nun, kein Mittel unversucht zu lassen, dem Professor X. näher zu treten und vielleicht endlich das Rätsel zu lösen, das so tief auf Ferdinands Leben wirkte; schon am folgenden Morgen sollte ein zweiter Besuch bei dem Professor das Fernere einleiten, ein Brief, den Ferdinand unvermutet von seinem Vater erhielt, rief ihn aber nach B., er durfte sich nicht den mindesten Aufschub verstatten, und in wenigen Stunden eilte er schon mit Postpferden von dannen, indem er seinem Freunde versicherte, daß ihn nichts abhalten würde, spätestens in vierzehn Tagen wieder in J. zu sein. Merkwürdig war es Ludwigen im höchsten Grade, daß er bald nach Ferdinands Abreise von demselben ältlichen Mann, der zuerst von des Professors X. Einwirkung auf den Türken gesprochen, nun erfuhr, wie des Professors mechanische Kunstwerke nur aus einer untergeordneten Liebhaberei hervorgegangen, und daß tiefes Forschen, tiefes Eindringen in alle Teile der Naturwissenschaft eigentlich der unausgesetzte Zweck alles seines Strebens sei. Vorzüglich rühmte der Mann die Erfindungen des Professors in der Musik, die er aber bis jetzt niemanden mitteile. Sein geheimnisvolles Laboratorium sei ein schöner Garten bei der Stadt, und oft hätten schon Vorübergehende seltsame Klänge und Melodien ertönen gehört, als sei der Garten von Feen und Geistern bewohnt.Wieder kann das Rätsel nicht gelöst werden.
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„kriminalnie organisatz“
g. | Donnerstag, 11. August 2011, 06:01 | Themenbereich: 'Begegnungen'
schrie der jüngere Bruder von Feridun Zaimoglu (zumindest hätte er es sein können, wenn man ihm ins Gesicht blickt) in sein Taschentelefon, als ich an ihm vorbeiging.
Dann folgte eine prachtvolle Schimpfkanonade ("нецензурные выражения" ist der Fachausdruck wie ich mich habe belehren lassen), so schön habe ich dergleichen schon lange nicht mehr gehört:
Dann folgte eine prachtvolle Schimpfkanonade ("нецензурные выражения" ist der Fachausdruck wie ich mich habe belehren lassen), so schön habe ich dergleichen schon lange nicht mehr gehört:
“собака, авторучить, алик, ёб твою мать“oder so ähnlich, schließlich kann ich kein russisch. Die Sprachmelodie und die schiere Fülle von Ausdrücken war berückend. Schade, dass ich nicht mitbekommen habe, was den jungen Mann denn so erbost hat. Irgendjemand hat ihn wohl böse herein gelegt.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XXXIV
g. | Mittwoch, 10. August 2011, 07:10 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Plötzlich wehte ein seltsamer Klang durch die Luft, der im stärkern Anschwellen dem Ton einer Harmonika ähnlich wurde. Die Freunde blieben, von innerm Schauer ergriffen, wie an den Boden festgebannt, stehen; da wurde der Ton zur tiefklagenden Melodie einer weiblichen Stimme. Ferdinand ergriff des Freundes Hand und drückte sie krampfhaft an seine Brust, aber leise und bebend sprach Ludwig: »Mio ben ricordati s' avvien ch' io mora.« Sie befanden sich außerhalb der Stadt vor dem Eingange eines mit hohen Hecken und Bäumen umschlossenen Gartens; dicht vor ihnen hatte unbemerkt ein kleines niedliches Mädchen, im Grase sitzend, gespielt, das sprang nun schnell auf und sprach: »Ach, wie schön singt Schwesterchen wieder, ich muß ihr nur eine Blume bringen, denn ich weiß schon, wenn sie die bunten Nelken sieht, dann singt sie noch schöner und länger.« Und damit hüpfte sie, einen großen Blumenstrauß in der Hand, in den Garten, dessen Türe offen stehen blieb, so daß die Freunde hineinschauen konnten. Aber welch ein Erstaunen, ja welch ein inneres Grausen durchdrang sie, als sie den Professor X. erblickten, der mitten im Garten unter einer hohen Esche stand. Statt des zurückschreckenden ironischen Lächelns, mit dem er die Freunde in seinem Hause empfing, ruhte ein tiefer melancholischer Ernst auf seinem Gesicht, und sein himmelwärts gerichteter Blick schien wie in seliger Verklärung das geahnete Jenseits zu schauen, was hinter den Wolken verborgen und von dem die wunderbaren Klänge Kunde gaben, welche wie ein Hauch des Windes durch die Luft bebten. Er schritt langsam und abgemessen den Mittelgang auf und nieder, aber in seiner Bewegung wurde alles um ihn her rege und lebendig, und überall flimmerten kristallne Klänge aus den dunklen Büschen und Bäumen empor und strömten, vereinigt im wundervollen Konzert, wie Feuerflammen durch die Luft, ins Innerste des Gemüts eindringend und es zur höchsten Wonne himmlischer Ahndungen entzündend. Die Dämmerung war eingebrochen, der Professor verschwand in den Hecken, und die Töne erstarben im Pianissimo. Endlich gingen die Freunde im tiefen Schweigen nach der Stadt zurück; aber als Ludwig sich nun von dem Freunde trennen wollte, da drückte ihn Ferdinand fest an sich und sprach: »Sei mir treu! – sei mir treu! – ach, ich fühle es ja, daß eine fremde Macht in mein Inneres gedrungen und alle die im Verborgenen liegenden Saiten ergriffen hat, die nun nach ihrer Willkür erklingen müssen, und sollte ich darüber zugrunde gehen! –«Das Geheimnis kann nicht gelüftet werden.
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Unbezweifelbar authentisch
g. | Dienstag, 9. August 2011, 06:27 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Ein Mann um die 40, schütteres, feuchtes Haar, aufgeschwemmtes, zerfurchtes Gesicht. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift:
„Wer nicht kotzt, säuft nicht am Limit.“
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XXXIII
g. | Montag, 8. August 2011, 06:19 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»Kann denn«, erwiderte Ludwig, »die Musik, die in unserm Innern wohnt, eine andere sein als die, welche in der Natur wie ein tiefes, nur dem höhern Sinn erforschliches Geheimnis verborgen, und die durch das Organ der Instrumente nur wie im Zwange eines mächtigen Zaubers, dessen wir Herr worden, ertönt? Aber im rein psychischen Wirken des Geistes, im Traume ist der Bann gelöst, und wir hören selbst im Konzert bekannter Instrumente jene Naturlaute, wie sie wunderbar, in der Luft erzeugt, auf uns niederschweben, anschwellen und verhallen.« »Ich denke an die Äolsharfe,« unterbrach Ferdinand den Freund; »was hältst du von dieser sinnigen Erfindung?« »Die Versuche,« erwiderte Ludwig, »der Natur Töne zu entlocken, sind allerdings herrlich und höchst beachtenswert, nur scheint es mir, daß man ihr bis jetzt nur ein kleinliches Spielzeug darbot, das sie mehrenteils wie in gerechtem Unmute zerbrach. Viel größer in der Idee als alle die Äolsharfen, die nur als musikalische Ableiter der Zugluft zum kindischen Spielwerk geworden, ist die Wetterharfe, von der ich einmal gelesen. Dicke, in beträchtlicher Weite im Freien ausgespannte Drähte wurden von der Luft in Vibration gesetzt und ertönten in mächtigem Klange.Äolsharfe
Überhaupt bleibt hier dem sinnigen, von höherem Geiste beseelten Physiker und Mechaniker noch ein weites Feld offen, und ich glaube, daß bei dem Schwunge, den die Naturwissenschaft erhalten, auch tieferes Forschen in das heilige Geheimnis der Natur eindringen und manches, was nur noch geahnet, in das rege Leben sichtlich und vernehmbar bringen wird.« –
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XXXII
g. | Freitag, 5. August 2011, 06:47 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
In dem unvermerkten Entstehen, Anschwellen und Verschweben jener Naturlaute liegt etwas, das unser Gemüt unwiderstehlich ergreift, und das Instrument, dem dies zu Gebote steht, wird in eben dem Grade auf uns wirken müssen; mir scheint daher, daß die Harmonika rücksichtlich des Tons sich gewiß jener Vollkommenheit, die ihren Maßstab in der Wirkung auf unser Gemüt findet, am mehrsten nähert, und es ist eben schön, daß gerade dieses Instrument, welches jene Naturlaute so glücklich nachahmt und auf unser Inneres in den tiefsten Beziehungen so wunderbar wirkt, sich dem Leichtsinn und der schalen Ostentation durchaus nicht hingibt, sondern nur in der heiligen Einfachheit ihr eigentümliches Wesen behauptet. Recht viel in dieser Hinsicht wird auch gewiß das neuerfundene sogenannte Harmonichord leisten, welches statt der Glocken mittelst einer geheimen Mechanik, die durch den Druck der Tasten und den Umschwung einer Walze in Bewegung gesetzt wird, Saiten vibrieren und ertönen läßt. Der Spieler hat das Entstehen, Anschwellen, Verschweben des Tons beinahe noch mehr in der Gewalt, als bei der Harmonika, und nur den wie aus einer andern Welt herabgekommenen Ton dieses Instruments hat das Harmonichord noch nicht im mindesten erreicht.« »Ich habe dies Instrument gehört,« sagte Ferdinand, »und muß gestehen, daß sein Ton recht in mein Inneres gedrungen, wiewohl es, nach meiner Einsicht, von dem Künstler selbst nicht eben vorteilhaft behandelt wurde. Übrigens fasse ich dich ganz, wiewohl mir die enge Beziehung jener Naturlaute, von denen du sprichst, mit der Musik, die wir durch Instrumente hervorbringen, noch nicht deutlich einleuchtet.«
Neue Instrumente: siehe Kauffmann
Harmonichord
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„Überholen ohne einzuholen“
g. | Donnerstag, 4. August 2011, 07:12 | Themenbereich: 'Begegnungen'
schoss mir durch den Kopf als eine junge Frau, zunächst sportlich rechts an der Ampel überholte, dann uns leicht schneidend, vor uns wieder in den Strom der morgendlichen Fußgänger zum Bahnhof einfädelte, um dann unverzüglich zu einem wackelnden Trippelschritt abzubremsen. Walter Ulbricht wird wohl etwas anderes im Kopf gehabt haben als er dieses Bild 1957 schuf.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XXXI
g. | Mittwoch, 3. August 2011, 07:08 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»Dies ist kein anderes,« erwiderte Ludwig, »als die Auffindung des vollkommensten Tons; ich halte aber den musikalischen Ton für desto vollkommner, je näher er den geheimnisvollen Lauten der Natur verwandt ist, die noch nicht ganz von der Erde gewichen.« »Mag es sein,« sagte Ferdinand, »daß ich nicht so wie du in diese Geheimnisse eingedrungen, aber ich gestehe, daß ich dich nicht ganz fasse.« »Laß mich es wenigstens andeuten,« fuhr Ludwig fort, »wie mir das alles so in Sinn und Gedanken liegt.Gotthilf Heinrich Schubert: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften. Dresden 1808.
In jener Urzeit des menschlichen Geschlechts, als es, um mich ganz der Worte eines geistreichen Schriftstellers zu bedienen (Schubert in den ›Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft‹), in der ersten heiligen Harmonie mit der Natur lebte, erfüllt von dem göttlichen Instinkt der Weissagung und Dichtkunst, als der Geist des Menschen nicht die Natur, sondern diese den Geist des Menschen erfaßte, und die Mutter das wunderbare Wesen, das sie geboren, noch aus der Tiefe ihres Daseins nährte, da umfing sie den Menschen wie im Wehen einer ewigen Begeisterung mit heiliger Musik, und wundervolle Laute verkündeten die Geheimnisse ihres ewigen Treibens. Ein Nachhall aus der geheimnisvollen Tiefe dieser Urzeit ist die herrliche Sage von der Sphärenmusik, welche mich schon als Knabe, als ich in ›Scipios Traum‹ zum erstenmal davon las, mit inbrünstiger Andacht erfüllte, so daß ich oft in stillen mondhellen Nächten lauschte, ob nicht im Säuseln des Windes jene wunderbaren Töne erklingen würden. Aber noch sind jene vernehmlichen Laute der Natur, wie ich schon vorhin sagte, nicht von der Erde gewichen, denn nichts anders ist jene Luftmusik oder Teufelsstimme auf Ceylon, deren eben jener Schriftsteller erwähnt und die eine so tiefe Wirkung auf das menschliche Gemüt äußert, daß selbst die ruhigsten Beobachter sich eines tiefen Entsetzens, eines zerschneidenden Mitleids mit jenen den menschlichen Jammer so entsetzlich nachahmenden Naturtönen nicht erwehren können. Ja, ich habe selbst in früherer Zeit eine ganz ähnliche Naturerscheinung, und zwar in der Nähe des Kurischen Haffs in Ostpreußen erlebt. Es war im tiefen Herbst, als ich mich einige Zeit auf einem dort gelegenen Landgute aufhielt und in stillen Nächten bei mäßigem Winde deutlich lang gehaltene Töne hörte, die bald gleich einer tiefen gedämpften Orgelpfeife, bald gleich einer vibrierenden dumpfen Glocke erklangen. Oft konnte ich genau das tiefe F mit der anschlagenden Quinte C unterscheiden, oft erklang sogar die kleine Terz Es, so daß der schneidende Septimenakkord in den Tönen der tiefsten Klage meine Brust mit einer das Innerste durchdringenden Wehmut, ja mit Entsetzen erfüllte.
Scipios Traum: 6. Buch von Cicero: De re publica. Scipio vernimmt Spärenklänge.
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