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Krasse Krawatte
g. | Donnerstag, 23. Juni 2011, 06:20 | Themenbereich: 'Begegnungen'

Eine junge Frau, Anfang 20, mit signalgelben Haaren (also nicht blond, Honigfarben oder Zitronengelb. Im Zug, etwas später, sah ich dann einen Ingenieur der DB, der einen Schutzhelm in der gleichen Farbe trug.) schneidet mir den Weg ab und versucht mich als Spender für ihre Hilfsorganisation zu schanghaien. In meinen Gedanken wappne ich mich schon mit dem Satz: ‚An Organisationen, die mir Drückerkolonnen auf den Hals hetzen, spende ich grundsätzlich nichts.“
Sie bleibt vor mir stehen und ruft verzückt:
„Krasse Krawatte, Mann!“
So krass finde ich sie nun doch nicht.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XIV
g. | Mittwoch, 22. Juni 2011, 06:30 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»Wie soll ich es denn anfangen, dir das nie gekannte, nie geahnete Gefühl nur anzudeuten, welches die langen – bald anschwellenden – bald verhallenden Töne in mir aufregten. Wenn die ganz eigentümliche, nie gehörte Melodie – ach, es war ja die tiefe, wonnevolle Schwermut der inbrünstigsten Liebe selbst – wenn sie den Gesang in einfachen Melismen bald in die Höhe führte, daß die Töne wie helle Kristallglocken erklangen, bald in die Tiefe hinabsenkte, daß er in den dumpfen Seufzern einer hoffnungslosen Klage zu ersterben schien, dann fühlte ich, wie ein unnennbares Entzücken mein Innerstes durchbebte, wie der Schmerz der unendlichen Sehnsucht meine Brust krampfhaft zusammenzog, wie mein Atem stockte, wie mein Selbst unterging in namenloser, himmlischer Wollust. Ich wagte nicht, mich zu regen, meine ganze Seele, mein ganzes Gemüt war nur Ohr. Schon längst hatten die Töne geschwiegen, als ein Tränenstrom endlich die Überspannung brach, die mich zu vernichten drohte.Meslimen: melodische Verzierungen
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Beantwortung der Frage, ob es in Venedig noch Zwerge gibt
g. | Dienstag, 21. Juni 2011, 06:49 | Themenbereich: 'auf Reisen'
Zwerge? Werden Sie jetzt denken, Zwerge sind doch diese kleinwüchsigen, bärtigen Gesellen mit roter Mütze? Was haben die mit Venedig zu tun? Sehen wir uns zunächst die Zipfelmütze an. Sie erinnert einerseits an den Corno Ducale () , die Kopfbedeckung des Dogen von Venedig, der wiederum einer phrygische Mütze nachgebildet war und andererseits war sie die Zunftkleidung der Idäischen Daktylen, einem mythischen Volk von Bergleuten. Rein praktisch diente die phrygische Mütze als Helm gegen Steinschlag.
Die Durchlauchtigste Republik des Heiligen Markus hatte seit dem 15. Jahrhundert einen schier unermesslichen Bedarf an seltenen Erden, insbesondere an Manganoxid, das für die Entfärbung der heimischen Glasproduktion benötigt wurde. Und Glas war wichtig, Glas war kostbar wie Gold und die Venezianer hatten das Monopol. Seit Angelo Barovier, dessen Nachfahren immer noch im Geschäft sind, das Crystallo entdeckte spülten die Glasmacher von Venedig ungeheure Summen nach Venedig. Jeder Glasmacher hatte seine eigenen Rezepturen, die streng gehütet wurden. Benötigt wurden aber Manganoxyd und andere Mineralien. Die venezianischen Glasmacher entsandten in den Alpenraum und die deutschen Mittelgebirge eine Schaar von Prospektoren, die die Lagerstätten erkunden und ausbeuten sollten. Da die Fundorte in fremden Hoheitsgebieten lagen, konnte nicht einfach ein Stollensystem angelegt werden, wenn eine Lagerstätte entdeckt war. So suchte man tunlichst eher kleinwüchsige Prospektoren aus, die auch in engen und niedrigen Stollen arbeiten konnten.
Für die ortsansässigen Bergbauern waren die Fremden zauberkundige Wesen, die mit ihren Zauberbüchlein durch die Berge wanderten und den Fels aufschlugen. Ihr Auftauchen im deutschen Sprachraum führte zu allerlei Sagen und Märchen, in denen sie Venediger, Erzmännchen, Wahle, Welscher, Mandl und Venedigermandl genannt wurden.
Ein weiterer Punkt, der die Gerüchte und Geschichten um die Venediger begründete war die Notwendigkeit ihre wahren Absichten geheim zu halten. Das Bergregal, das Verfügungsrecht über die gefundenen Erze lag bei den jeweiligen Landesherren, auf die Verletzung dieses Rechtes stand die Todesstrafe. Darüber hinaus waren natürlich die venezianischen Konkurrenten an neuen Erzlagerstätten interessiert. So wurde der eine oder andere Zwerg auch von konkurrierenden Prospektoren getötet.
In heutiger Zeit geht es in der Serenissima Repubblica di San Marco deutlich entspannter zu. Die Glasmacherinsel Murano wird ab 10 Uhr von Touristen überschwemmt und so empfiehlt es sich möglichst früh durch das Örtchen zu schlendern.

Schöne Arbeiten sieht man eher selten oder sie sind unbezahlbar.

Die Durchlauchtigste Republik des Heiligen Markus hatte seit dem 15. Jahrhundert einen schier unermesslichen Bedarf an seltenen Erden, insbesondere an Manganoxid, das für die Entfärbung der heimischen Glasproduktion benötigt wurde. Und Glas war wichtig, Glas war kostbar wie Gold und die Venezianer hatten das Monopol. Seit Angelo Barovier, dessen Nachfahren immer noch im Geschäft sind, das Crystallo entdeckte spülten die Glasmacher von Venedig ungeheure Summen nach Venedig. Jeder Glasmacher hatte seine eigenen Rezepturen, die streng gehütet wurden. Benötigt wurden aber Manganoxyd und andere Mineralien. Die venezianischen Glasmacher entsandten in den Alpenraum und die deutschen Mittelgebirge eine Schaar von Prospektoren, die die Lagerstätten erkunden und ausbeuten sollten. Da die Fundorte in fremden Hoheitsgebieten lagen, konnte nicht einfach ein Stollensystem angelegt werden, wenn eine Lagerstätte entdeckt war. So suchte man tunlichst eher kleinwüchsige Prospektoren aus, die auch in engen und niedrigen Stollen arbeiten konnten.
Für die ortsansässigen Bergbauern waren die Fremden zauberkundige Wesen, die mit ihren Zauberbüchlein durch die Berge wanderten und den Fels aufschlugen. Ihr Auftauchen im deutschen Sprachraum führte zu allerlei Sagen und Märchen, in denen sie Venediger, Erzmännchen, Wahle, Welscher, Mandl und Venedigermandl genannt wurden.
Ein weiterer Punkt, der die Gerüchte und Geschichten um die Venediger begründete war die Notwendigkeit ihre wahren Absichten geheim zu halten. Das Bergregal, das Verfügungsrecht über die gefundenen Erze lag bei den jeweiligen Landesherren, auf die Verletzung dieses Rechtes stand die Todesstrafe. Darüber hinaus waren natürlich die venezianischen Konkurrenten an neuen Erzlagerstätten interessiert. So wurde der eine oder andere Zwerg auch von konkurrierenden Prospektoren getötet.
In heutiger Zeit geht es in der Serenissima Repubblica di San Marco deutlich entspannter zu. Die Glasmacherinsel Murano wird ab 10 Uhr von Touristen überschwemmt und so empfiehlt es sich möglichst früh durch das Örtchen zu schlendern.

Schöne Arbeiten sieht man eher selten oder sie sind unbezahlbar.

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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XIII
g. | Montag, 20. Juni 2011, 06:45 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Jeden Tag gab es lustige Partien; einst waren wir bis zum späten Abend auf dem Karlsberge und in der benachbarten Gegend herumgestreift, und als wir in den Gasthof zurückkehrten, erwartete uns schon der köstliche Punsch, den wir vorher bestellt und den wir uns, von der Seeluft durchhaucht, wacker schmecken ließen, so daß, ohne eigentlich berauscht zu sein, mir doch alle Pulse in den Adern hämmerten und schlugen, und das Blut wie ein Feuerstrom durch die Nerven glühte. Ich warf mich, als ich endlich in mein Zimmer zurückkehren durfte, auf das Bett, aber trotz der Ermüdung war mein Schlaf doch nur mehr ein träumerisches Hinbrüten, in dem ich alles vernahm, was um mich vorging. Es war mir, als würde in dem Nebenzimmer leise gesprochen, und endlich unterschied ich deutlich eine männliche Stimme, welche sagte: ›Nun so schlafe denn wohl und halte dich fertig zur bestimmten Stunde.‹ Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen, und nun trat eine tiefe Stille ein, die aber bald durch einige leise Akkorde eines Fortepianos unterbrochen wurde. Du weißt, Ludwig, welch ein Zauber in den Tönen der Musik liegt, wenn sie durch die stille Nacht hallen. So war es auch jetzt, als spräche in jenen Akkorden eine holde Geisterstimme zu mir; ich gab mich dem wohltätigen Eindruck ganz hin und glaubte, es würde nun wohl etwas Zusammenhängendes, irgendeine Phantasie oder sonst ein musikalisches Stück folgen, aber wie wurde mir, als die herrliche göttliche Stimme eines Weibes in einer herzergreifenden Melodie die Worte sang:Es handelt sich hier um die Arie aus Metastasios Opernlibretto “Allessandro nell’Indie” In meiner Ausgabe (Insel Verlag) der Erzählungen ist die Stelle in den Anmerkungen übersetzt: “Bewahre in gutem Andenken, wenn ich sterben muß, wie sehr diese treue Seele dich liebte. Wenn je die kalten Aschenreste noch Liebe empfinden, so werde ich dich noch in der Urne anbeten“»Mio ben ricordati
s' avvien ch' io mora,
quanto quest' anima
fedel t'amò.
Lo se pur amano
le fredde ceneri
nel urna ancora
t'adorerò!«
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XII
g. | Freitag, 17. Juni 2011, 06:32 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»Du mußt Merkwürdiges gefragt haben,« erwiderte Ludwig, »vielleicht legst du aber selbst in die zweideutige Antwort des Orakels das Bedeutende, und was das Spiel des launenhaften Zufalls in seltsamer Zusammenstellung gerade Eingreifendes, Treffendes hervorbrachte, schreibst du der mystischen Kraft des gewiß ganz unbefangenen Menschen zu, der sich durch den Türken vernehmen läßt.«Vor dem Hintergrund des Lebenslaufes von E.T.A. Hoffmann könnte man die Abkürzungen auflösen: B.: Berlin, K.: Königsberg, D.: Danzig. Man kann es aber genauso gut bleibenlassen.
»Du widersprichst«, nahm Ferdinand das Wort, »in dem Augenblick dem, was wir sonst einstimmig zu behaupten pflegen, wenn von dem sogenannten Zufall die Rede ist. Damit du alles wissen, damit du es recht fühlen mögest, wie ich heute in meinem Innersten aufgeregt und erschüttert bin, muß ich dir etwas aus meinem frühem Leben vertrauen, wovon ich bis jetzt schwieg. Es sind schon mehrere Jahre her, als ich von den in Ostpreußen gelegenen Gütern meines Vaters nach B. zurückkehrte. In K. traf ich mit einigen jungen Kurländern zusammen, die ebenfalls nach B. wollten, wir reisten zusammen in drei mit Postpferden bespannten Wagen, und du kannst denken, daß bei uns, die wir in den Jahren des ersten, kräftigen Aufbrausens mit wohlgefülltem Beutel so in die Welt hineinreisen konnten, die Lebenslust beinahe bis zur wilden Ausgelassenheit übersprudelte. Die tollsten Einfälle wurden im Jubel ausgeführt, und ich erinnere mich noch, daß wir in M., wo wir gerade am Mittage ankamen, den Dormeusenvorrat der Posthalterin plünderten und ihrer Protestationen unerachtet, mit dem Raube gar zierlich geschmückt, Tabak rauchend, vor dem Hause, unter großem Zulauf des Volks, auf- und abspazierten, bis wir wieder unter dem lustigen Hörnerschall der Postillone abfuhren. In der herrlichsten jovialsten Gemütsstimmung kamen wir nach D., wo wir der schönen Gegenden wegen einige Tage verweilen wollten.
Dormeuse: Nachthaube
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Venezia est omnis divisa in partes sex
g. | Donnerstag, 16. Juni 2011, 06:24 | Themenbereich: 'auf Reisen'
und nicht wie die Mehrzahl der anderen Städte in vier Teile, demzufolge gibt es natürlich auch keine Stadtviertel wie im bedauernswerten Paris, sondern Sechstel.
Hier nun die Sestieri di Venezia:
Cannaregio, Castello, San Marco, Dorsoduro, San Polo, und Santa Croce.
Unsere Wohnung lag in Cannaregio, nicht wirklich überraschend an einem Kanal.

Wenn wir ein Boot gehabt hätten, wäre der andere Ausgang des Hauses nützlich gewesen.

In Ermangelung von Straßen verzichtet Venedig auf eine Nummerierung der Häuser entlang der Straßen und zählt einfach die Häuser jedes Stadtsechstels durch. Da aber in den letzten Jahrhunderten in Venedig auch neu und umgebaut wurde, musste allerorten etwas improvisiert werden und so entstand ein heilloses Chaos. Eine Person anhand der Adresse zu finden ist völlig unmöglich. Angeblich blickt außer den Briefträgern sowieso keiner durch, dabei ist es, wenn man sich erst mal einen Überblick verschafft hat, doch ganz einfach.
Unser Haus lag am Rande der Insel der Bronze- bzw. Eisengießer, dem Gheto Novo, das nicht nur das älteste jüdische Wohnquartier in Europa (im Sinne von separiert/isoliert) ist, sondern auch das Älteste in Venedig, während das Gheto vecchio jüngeren Datums ist. Sie sehen, in Venedig kann man sich ganz leicht orientieren.
An unserem ersten Abend schlenderten wir durch diese Nachbarviertel und sahen uns unversehens inmitten tanzender Männer, die das Ende des Sabbat vor ihrem Gemeindezentrum feierten.
Das Nebenhaus am Campo del Ghetto Nuovo beherbergt die Synagoge und das Museo Ebraico di Venezia.
Zwei Häuser weiter hat ein vermutlich israelischer Künstler seine Glaswerkstatt (selbstverständlich Glas, was sonst in Venedig), ob allerdings das, im Schaufenster ausgestellte Schachspiel „Aschkenasim against Sephardim“ den feiernden Männer gefallen hätte?

Na wie dem auch sei, jüdisches Leben in einer Stadt wie Venedig ist natürlich weitgehend touristisch geprägt und so bieten die koscheren Restaurants „typical israelian antipasti“, also Hummus u.ä. an, in das jiddisch sprechende Touristen aus Brooklyn mit Begeisterung strömten, während die Familie aus Israel, die wir bei unserem Bäcker trafen, angewidert auf die Offerte reagierten. Hummus und Falafel und orthodoxe Tischnachbarn können sie auch zu Hause haben.
Die meisten Touristen kommen mit dem Schiff nach Venedig,

rennen einmal um den Markusplatz und reisen dann wieder ab, andere gönnen sich ein schönes Frühstück.

Die Venezianer selbst sind von den Touristenmassen ziemlich unbeeindruckt und gehen ihren Geschäften nach.
Da können die Berliner noch was von lernen.
Hier nun die Sestieri di Venezia:
Cannaregio, Castello, San Marco, Dorsoduro, San Polo, und Santa Croce.
Unsere Wohnung lag in Cannaregio, nicht wirklich überraschend an einem Kanal.

Wenn wir ein Boot gehabt hätten, wäre der andere Ausgang des Hauses nützlich gewesen.

In Ermangelung von Straßen verzichtet Venedig auf eine Nummerierung der Häuser entlang der Straßen und zählt einfach die Häuser jedes Stadtsechstels durch. Da aber in den letzten Jahrhunderten in Venedig auch neu und umgebaut wurde, musste allerorten etwas improvisiert werden und so entstand ein heilloses Chaos. Eine Person anhand der Adresse zu finden ist völlig unmöglich. Angeblich blickt außer den Briefträgern sowieso keiner durch, dabei ist es, wenn man sich erst mal einen Überblick verschafft hat, doch ganz einfach.
Unser Haus lag am Rande der Insel der Bronze- bzw. Eisengießer, dem Gheto Novo, das nicht nur das älteste jüdische Wohnquartier in Europa (im Sinne von separiert/isoliert) ist, sondern auch das Älteste in Venedig, während das Gheto vecchio jüngeren Datums ist. Sie sehen, in Venedig kann man sich ganz leicht orientieren.
An unserem ersten Abend schlenderten wir durch diese Nachbarviertel und sahen uns unversehens inmitten tanzender Männer, die das Ende des Sabbat vor ihrem Gemeindezentrum feierten.
Das Nebenhaus am Campo del Ghetto Nuovo beherbergt die Synagoge und das Museo Ebraico di Venezia.
Zwei Häuser weiter hat ein vermutlich israelischer Künstler seine Glaswerkstatt (selbstverständlich Glas, was sonst in Venedig), ob allerdings das, im Schaufenster ausgestellte Schachspiel „Aschkenasim against Sephardim“ den feiernden Männer gefallen hätte?

Na wie dem auch sei, jüdisches Leben in einer Stadt wie Venedig ist natürlich weitgehend touristisch geprägt und so bieten die koscheren Restaurants „typical israelian antipasti“, also Hummus u.ä. an, in das jiddisch sprechende Touristen aus Brooklyn mit Begeisterung strömten, während die Familie aus Israel, die wir bei unserem Bäcker trafen, angewidert auf die Offerte reagierten. Hummus und Falafel und orthodoxe Tischnachbarn können sie auch zu Hause haben.
Die meisten Touristen kommen mit dem Schiff nach Venedig,

rennen einmal um den Markusplatz und reisen dann wieder ab, andere gönnen sich ein schönes Frühstück.

Die Venezianer selbst sind von den Touristenmassen ziemlich unbeeindruckt und gehen ihren Geschäften nach.

Da können die Berliner noch was von lernen.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate XI
g. | Mittwoch, 15. Juni 2011, 07:06 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Kaum war Ferdinand mit Ludwig allein, so fing er an: »Freund! dir mag ich es nicht verhehlen, daß der Türke in mein Innerstes gegriffen, ja, daß er mein Innerstes verletzt hat, so daß ich den Schmerz wohl nicht verwinden werde, bis mir die Erfüllung des gräßlichen Orakelspruchs den Tod bringt.«Der (ein) Zweifler ist bekehrt.
Ludwig blickte den Freund voll Verwunderung und Erstaunen an, aber Ferdinand fuhr fort: »Ich sehe nun wohl, daß dem unsichtbaren Wesen, das sich uns durch den Türken auf eine geheimnisvolle Weise mitteilt, Kräfte zu Gebote stehen, die mit magischer Gewalt unsre geheimsten Gedanken beherrschen, und vielleicht erblickt die fremde Macht klar und deutlich den Keim des Zukünftigen, der in uns selbst im mystischen Zusammenhange mit der Außenwelt genährt wird, und weiß so alles, was in fernen Tagen auf uns einbrechen wird, so wie es Menschen gibt mit der unglücklichen Sehergabe, den Tod zur bestimmten Stunde vorauszusagen.«
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Es gibt nur einen Palazzo in Venedig,
g. | Dienstag, 14. Juni 2011, 07:18 | Themenbereich: 'auf Reisen'
nämlich den Palazzo Ducale:
alle anderen sind einfache Wohn- und Geschäftshäuser, sind Casas:
Natürlich lebte man in Vendig nicht in so ärmlichen Verhältnissen wie in Pisa, Genua oder Florenz. Erst im 19. Jahrhundert konnte jeder Emporkömmling sein Häuschen Palazzo nennen.
Wie es sich für die Serenissima, die erhabenste Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehört, wurde jedem Reisenden, sei er Diplomat, Händler oder Reisender mit anderen Absichten, die Macht und Bedeutung der Stadt deutlich gemacht. Zum Dogen Venedigs stieg man hinauf:
Jedermann war klar, wenn er hier hinaufstieg: diese Stadt ist reich, sie kann mehr Söldner anheuern als jede andere Stadt, sie kann längere und blutigere Kriege führen als jede andere Stadt.
Es gibt auch nur eine Piazza, die Piazza San Marco, alles Andere sind Piazettas, Piazzales, Largos:
Wer noch nicht ausreichend beeindruckt war, konnte sich durch die Basilica di San Marco einen weiteren Eindruck verschaffen: zusammengeklaut. Alle Händler hatten die Auflage in aller Welt zusammenzuklauen, was Venedigs Pracht und Ruhm mehren konnte. Die Beutestücke wurden dann in die Basilica eingebaut.
Den römischen Bischof hatte man an den Stadtrand verbannt, damit er die Staatsgeschäfte nicht stören konnte.

alle anderen sind einfache Wohn- und Geschäftshäuser, sind Casas:




Natürlich lebte man in Vendig nicht in so ärmlichen Verhältnissen wie in Pisa, Genua oder Florenz. Erst im 19. Jahrhundert konnte jeder Emporkömmling sein Häuschen Palazzo nennen.
Wie es sich für die Serenissima, die erhabenste Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehört, wurde jedem Reisenden, sei er Diplomat, Händler oder Reisender mit anderen Absichten, die Macht und Bedeutung der Stadt deutlich gemacht. Zum Dogen Venedigs stieg man hinauf:

Jedermann war klar, wenn er hier hinaufstieg: diese Stadt ist reich, sie kann mehr Söldner anheuern als jede andere Stadt, sie kann längere und blutigere Kriege führen als jede andere Stadt.
Es gibt auch nur eine Piazza, die Piazza San Marco, alles Andere sind Piazettas, Piazzales, Largos:

Wer noch nicht ausreichend beeindruckt war, konnte sich durch die Basilica di San Marco einen weiteren Eindruck verschaffen: zusammengeklaut. Alle Händler hatten die Auflage in aller Welt zusammenzuklauen, was Venedigs Pracht und Ruhm mehren konnte. Die Beutestücke wurden dann in die Basilica eingebaut.

Den römischen Bischof hatte man an den Stadtrand verbannt, damit er die Staatsgeschäfte nicht stören konnte.
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wieder da
g. | Freitag, 10. Juni 2011, 08:14 | Themenbereich: 'auf Reisen'

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Bis 10. Juni geschlossen
g. | Freitag, 13. Mai 2011, 06:48 | Themenbereich: 'so dies und das'

danach werden wir versuchen, die Frage zu beantworten, ob es in Venedig noch Zwerge gibt.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate X
g. | Donnerstag, 12. Mai 2011, 06:35 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Ludwig bemerkte, daß Ferdinand plötzlich erblaßte, nach einigen Sekunden aber aufs neue fragte und gleich die Antwort erhielt. Mit erzwungenem Lächeln sagte Ferdinand zur Gesellschaft: »Meine Herren, ich kann versichern, daß wenigstens für mich der Türke seine Ehre gerettet hat; damit aber das Orakel ein recht geheimnisvolles Orakel bleibe, so erlassen Sie es mir wohl zu sagen, was ich gefragt und was er geantwortet.«Der größte Zweifler wurde aufs Korn genommen. Wie sagte schon Jesus von Nazareth: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“
So sehr Ferdinand seine innere Bewegung verbergen wollte, so äußerte sie sich doch nur zu deutlich in dem Bemühen, froh und unbefangen zu scheinen, und hätte der Türke die wunderbarsten treffendsten Antworten erteilt, so würde die Gesellschaft nicht von dem sonderbaren, beinahe grauenhaften Gefühl ergriffen worden sein, das eben jetzt Ferdinands sichtliche Spannung hervorbrachte. Die vorige Heiterkeit war verschwunden, statt des sonst fortströmenden Gesprächs fielen nur einzelne abgebrochene Worte, und man trennte sich in gänzlicher Verstimmung.
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Sturmesbrausen, Regen
g. | Mittwoch, 11. Mai 2011, 06:18 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Ein unbeampelter Fußgängerüberweg und eine alte Dame mit Rollator, die forsch die vierspurige Hauptverkehrsstraße überquert. ‚Gutes Auge, Junge Frau‘ dachte ich noch bevor sie einige Meter weiter in einem Hauseingang verschwand.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate IX
g. | Dienstag, 10. Mai 2011, 06:46 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Zwei verschiedene Haltungen: Ludwig macht sich über die Figur lustig, Ferdinand ist von Grauen und Neugier gepackt.
So sehr sich Ludwig sträubte, mußte er doch, um nicht für einen Sonderling gehalten zu werden, nachgeben, als mehrere auf ihn einstürmten, ja sich nicht von der belustigenden Partie auszuschließen und im Verein mit ihnen morgen dem mirakulösen Türken recht auf den Zahn zu fühlen. Ludwig und Ferdinand gingen wirklich mit mehreren muntern Jünglingen, die sich deshalb verabredet, hin. Der Türke, dem man orientalische Grandezza gar nicht absprechen konnte und dessen Kopf, wie gesagt, so äußerst wohl gelungen war, kam Ludwigen doch im Augenblick des Eintretens höchst possierlich vor, und als nun vollends der Künstler den Schlüssel in die Seite einsetzte und die Räder zu schnurren anfingen, wurde ihm das ganze Ding so abgeschmackt und verbraucht, daß er unwillkürlich ausrief: »Ach, meine Herren, hören Sie doch, wir haben höchstens Braten im Magen, aber die türkische Exzellenz da einen ganzen Bratenwender dazu!« Alle lachten, und der Künstler, dem der Scherz nicht zu gefallen schien, ließ sogleich vom weitern Aufziehen des Räderwerks ab. Sei es nun, daß die joviale Stimmung der Gesellschaft dem weisen Türken mißfiel, oder daß er den Morgen gerade nicht bei Laune war, genug, alle Antworten, die zum Teil durch recht witzige, geistreiche Fragen veranlaßt wurden, blieben nichtsbedeutend und schal, Ludwig hatte vorzüglich das Unglück, beinahe niemals von dem Orakel richtig verstanden zu werden und ganz schiefe Antworten zu erhalten; schon wollte man unbefriedigt das Automat und den sichtlich verstimmten Künstler verlassen, als Ferdinand sprach: »Nicht wahr, meine Herren, Sie sind alle mit dem weisen Türken nicht sonderlich zufrieden, aber vielleicht lag es an uns selbst, an unsern Fragen, die dem Manne nicht gefielen – eben daß er jetzt den Kopf dreht und die Hand aufhebt« (die Figur tat dies wirklich) »scheint meine Vermutung als wahr zu bestätigen! – ich weiß nicht, wie mir jetzt es in den Sinn kommt, noch eine Frage zu tun, deren Beantwortung, ist sie treffend, die Ehre des Automats mit einem Male retten kann.« Ferdinand trat zu der Figur hin und flüsterte ihr einige Worte leise ins Ohr; der Türke erhob den Arm, er wollte nicht antworten, Ferdinand ließ nicht ab, da wandte der Türke den Kopf zu ihm hin. –Ludwig, dem Spötter wird das Wunder nicht zu Teil.
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Zum Muttertag
g. | Montag, 9. Mai 2011, 06:47 | Themenbereich: 'amuse gueule'
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