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E.T.A. Hoffmann: Die Automate VIII
g. | Freitag, 6. Mai 2011, 07:08 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»Du weißt,« nahm Ferdinand das Wort, »daß alles, was du von dem tollen Nachäffen des Menschlichen, von den lebendigtoten Wachsfiguren gesagt hast, mir recht aus der Seele gesprochen ist. Allein bei den mechanischen Automaten kommt es wirklich sehr auf die Art und Weise an, wie der Künstler das Werk ergriffen hat. Einer der vollkommensten Automate, die ich je sah, ist der Enslersche Voltigeur, allein so wie seine kraftvollen Bewegungen wahrhaft imponierten, ebenso hatte sein plötzliches Sitzenbleiben auf dem Seil, sein freundliches Nicken mit dem Kopfe etwas höchst Skurriles. Gewiß hat niemanden jenes grauenhafte Gefühl ergriffen, das solche Figuren, vorzüglich bei sehr reizbaren Personen, nur zu leicht hervorbringen. Was nun unsern Türken betrifft, so hat es meines Bedünkens mit ihm eine andere Bewandtnis. Seine, nach der Beschreibung aller, die ihn sahen, höchst ansehnliche, ehrwürdige Figur ist etwas ganz Untergeordnetes, und sein Augenverdrehen und Kopfwenden gewiß nur da, um unsere Aufmerksamkeit ganz auf ihn, wo gerade der Schlüssel des Geheimnisses nicht zu finden ist, hinzulenken. Daß der Hauch aus dem Munde des Türken strömt, ist möglich oder vielleicht gewiß, da die Erfahrung es beweist; hieraus folgt aber noch nicht, daß jener Hauch wirklich von den gesprochenen Worten erregt wird. Es ist gar kein Zweifel, daß ein menschliches Wesen vermöge uns verborgener und unbekannter akustischer und optischer Vorrichtungen mit dem Fragenden in solcher Verbindung steht, daß es ihn sieht, ihn hört und ihm wieder Antworten zuflüstern kann. Daß noch niemand, selbst unter unsern geschickten Mechanikern, auch nur im mindesten auf die Spur gekommen, wie jene Verbindung wohl hergestellt sein kann, zeigt, daß des Künstlers Mittel sehr sinnreich erfunden sein müssen, und so verdient von dieser Seite sein Kunstwerk allerdings die größte Aufmerksamkeit. Was mir aber viel wunderbarer scheint und mich in der Tat recht anzieht, das ist die geistige Macht des unbekannten menschlichen Wesens, vermöge dessen es in die Tiefe des Gemüts des Fragenden zu dringen scheint – es herrscht oft eine Kraft des Scharfsinns und zugleich ein grausenhaftes Helldunkel in den Antworten, wodurch sie zu Orakelsprüchen im strengsten Sinn des Worts werden. Ich habe von mehrern Freunden in dieser Hinsicht Dinge gehört, die mich in das größte Erstaunen setzten, und ich kann nicht länger dem Drange widerstehen, den wundervollen Sehergeist des Unbekannten selbst auf die Probe zu stellen, weshalb ich mich entschlossen, morgen vormittags hinzugehen, und dich hiermit, lieber Ludwig, feierlichst eingeladen haben will, alle Scheu vor lebendigen Puppen abzulegen und mich zu begleiten.«Ganz in der Nähe von E.T.A. Hoffmanns Wohnung am Gendarmenmarkt stellten die Phantasmagoristen Karl Georg und Johann Karl Enslen ihre Panoramen und Phantoskope (siehe auch S. 6ff.) aus.
Voltigeur: Seiltänzer
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Wundersame Maschinen XVI
g. | Donnerstag, 5. Mai 2011, 06:29 | Themenbereich: 'so dies und das'
Einfach einen Euro reinstecken, auswählen und los gehts!


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E.T.A. Hoffmann: Die Automate VII
g. | Mittwoch, 4. Mai 2011, 06:58 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
»Mir sind«, sagte Ludwig, »alle solche Figuren, die dem Menschen nicht sowohl nachgebildet sind, als das Menschliche nachäffen, diese wahren Standbilder eines lebendigen Todes oder eines toten Lebens, im höchsten Grade zuwider. Schon in früher Jugend lief ich weinend davon, als man mich in ein Wachsfigurenkabinett führte, und noch kann ich kein solches Kabinett betreten, ohne von einem unheimlichen grauenhaften Gefühl ergriffen zu werden. Mit Macbeths Worten möchte ich rufen: ›Was starrst du mich an mit Augen ohne Sehkraft?‹ wenn ich die stieren, toten, gläsernen Blicke all der Potentaten, berühmten Helden und Mörder und Spitzbuben auf mich gerichtet sehe, und ich bin überzeugt, daß die mehrsten Menschen dies unheimliche Gefühl, wenn auch nicht in dem hohen Grade, wie es in mir waltet, mit mir teilen, denn man wird finden, daß im Wachsfigurenkabinett auch die größte Menge Menschen nur ganz leise flüstert, man hört selten ein lautes Wort; aus Ehrfurcht gegen die hohen Häupter geschieht dies nicht, sondern es ist nur der Druck des Unheimlichen, Grauenhaften, der den Zuschauern jenes Pianissimo abnötigt. Vollends sind mir die durch die Mechanik nachgeahmten menschlichen Bewegungen toter Figuren sehr fatal, und ich bin überzeugt, daß euer wunderbarer geistreicher Türke mit seinem Augenverdrehen, Kopfwenden und Armerheben mich wie ein negromantisches Ungetüm vorzüglich in schlaflosen Nächten verfolgen würde. Ich mag deshalb nicht hingehen und will mir lieber alles Witzige und Scharfsinnige, was er diesem oder jenem gesagt, erzählen lassen.«„Was starrst du mich an mit Augen ohne Sehkraft?“: spielt wohl auf diese Stelle im Macbeth an:
Macbeth spricht zum Geist: „Hinweg, aus meinem Gesicht! Laß die Erde dich verhüllen! Deine Beine sind marklos, dein Blut ist kalt, du hast keine Seh-Kraft in diesen Augen, mit denen du mich so drohend anstarrest.“
(3. Aufzug, 5. Szene übersetzt von Christoph Martin Wieland.)
Negromantisches Ungetüm: Nekromantie/Nigromantie.
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Wundersame Maschinen XV
g. | Dienstag, 3. Mai 2011, 06:43 | Themenbereich: 'so dies und das'

Leider sind diese tollen Automaten auf den Bahnhöfen fast verschwunden. Schleif, Ratter, Pling tönte die Waage als sie noch in Betrieb war.
Schade eigentlich.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate VI
g. | Montag, 2. Mai 2011, 07:54 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Unerachtet der geschmackvollen Einrichtung und des höchst Rätselhaften, Wunderbaren, was in dem ganzen Kunstwerke lag, hätte das Interesse des Publikums daran doch wohl bald nachgelassen, wäre es dem Künstler nicht möglich gewesen, auf eine andere Weise die Zuschauer immer aufs neue an sich zu ziehen. Dieses lag nun in den Antworten selbst, welche der Türke erteilte, und die jedesmal mit tiefem Blick in die Individualität des Fragenden bald trocken, bald ziemlich grob spaßhaft und dann wieder voll Geist und Scharfsinn und wunderbarerweise bis zum Schmerzhaften treffend waren. Oft überraschte ein mystischer Blick in die Zukunft, der aber nur von dem Standpunkt möglich war, wie ihn sich der Fragende selbst tief im Gemüt gestellt hatte. Hierzu kam, daß der Türke oft, deutsch gefragt, doch in einer fremden Sprache antwortete, die aber eben dem Fragenden ganz geläufig war, und man fand alsdann, daß es kaum möglich war, die Antwort so rund, so in wenigen Worten viel umfassend anders zu geben, als eben in der gewählten Sprache. Kurz, jeden Tag wußte man von neuen geistreichen, treffenden Antworten des weisen Türken zu erzählen, und ob die geheimnisvolle Verbindung des lebenden menschlichen Wesens mit der Figur oder nicht vielmehr eben dies Eingehen in die Individualität der Fragenden und überhaupt der seltene Geist der Antworten wunderbarer sei, das wurde in der Abendgesellschaft eifrigst besprochen, in welcher sich gerade die beiden akademischen Freunde Ludwig und Ferdinand befanden. Beide mußten zu ihrer Schande eingestehen, den Türken noch nicht besucht zu haben, ungeachtet es gewissermaßen zum guten Ton gehörte, hinzugehen und die mirakulösen Antworten, die man auf verfängliche Fragen erhalten, überall aufzutischen.Der geheimnisvolle Apparat ist Stadtgespräch.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate V
g. | Freitag, 29. April 2011, 08:14 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Nächst der Bewegung des Kopfs, die jedesmal vor der Antwort geschah, pflegte der Türke auch zuweilen den rechten Arm zu erheben und entweder mit dem Finger zu drohen oder mit der ganzen Hand gleichsam die Frage abzuweisen. Geschah dieses, so konnte nur das wiederholte Andringen des Fragers eine mehrenteils zweideutige oder verdrießliche Antwort bewirken, und eben auf diese Bewegungen des Kopfs und Armes mochte sich wohl jenes Räderwerk beziehen, unerachtet auch hier die Rückwirkung eines denkenden Wesens unerläßlich schien. Man erschöpfte sich in Vermutungen über das Medium der wunderbaren Mitteilung, man untersuchte Wände, Nebenzimmer, Gerät, alles vergebens. Die Figur, der Künstler waren von den Argusaugen der geschicktesten Mechaniker umgeben, aber je mehr er sich auf diese Art bewacht merkte, desto unbefangener war sein Betragen. Er sprach und scherzte in den entlegensten Ecken des Zimmers mit den Zuschauern und ließ seine Figur wie ein ganz für sich bestehendes Wesen, das irgendeiner Verbindung mit ihm nicht bedürfe, ihre Bewegungen machen und Antworten erteilen; ja, er konnte sich eines gewissen ironischen Lächelns nicht enthalten, wenn der Dreifuß und der Tisch auf allen Seiten herumgedreht und durchgeklopft, ja in die herabgenommene und weiter ans Licht gebrachte Figur mit Brillen und Vergrößerungsgläsern hineingeschaut wurde, und dann die Mechaniker versicherten, der Teufel möge aus dem wunderlichen Räderbau klug werden. Alles blieb vergebens, und die Hypothese, daß der Hauch, der aus dem Munde der Figur ströme, leicht durch verborgene Ventile hervorgebracht werden könne, und der Künstler selbst als ein trefflicher Bauchredner die Antworten erteile, wurde gleich dadurch vernichtet, daß der Künstler in demselben Augenblick, als der Türke eben eine Antwort erteilte, mit einem der Zuschauer laut und vernehmlich sprach.Das Geheimnis kann nicht gelüftet werden.
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Mutter und Kind vor einem Imbiss:
g. | Donnerstag, 28. April 2011, 07:18 | Themenbereich: 'Begegnungen'
„Dschörrmain, kommst du sofort her!“Warum geben die Leute ihren Kindern französischen Vornamen und sprechen sie dann englisch aus? Na sei’s drum. Was sagten Sie gerade?
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate IV
g. | Mittwoch, 27. April 2011, 06:32 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Ein leichtes Geländer umschloß das Kunstwerk und wehrte den Anwesenden das nahe Hinzutreten, denn nur der, welcher sich von der Struktur des Ganzen, soweit es der Künstler sehen lassen konnte, ohne sein Geheimnis zu verraten, überzeugen wollte, oder der eben Fragende durfte in das Innere und dicht an die Figur treten. Hatte man, wie es gewöhnlich war, dem Türken die Frage ins rechte Ohr geflüstert, so drehte er erst die Augen, dann aber den ganzen Kopf nach dem Fragenden hin, und man glaubte an dem Hauch zu fühlen, der aus dem Munde strömte, daß die leise Antwort wirklich aus dem Innern der Figur kam. Jedesmal wenn einige Antworten gegeben worden, setzte der Künstler einen Schlüssel in die linke Seite der Figur ein und zog mit vielem Geräusch ein Uhrwerk auf. Hier öffnete er auch auf Verlangen eine Klappe, und man erblickte im Innern der Figur ein künstliches Getriebe von vielen Rädern, die nun wohl auf das Sprechen des Automaten durchaus keinen Einfluß hatten, indessen doch augenscheinlich so viel Platz einnahmen, daß sich in dem übrigen Teil der Figur unmöglich ein Mensch, war er auch kleiner, als der berühmte Zwerg Augusts, der aus der Pastete kroch, verbergen konnte.Vom Geheimnis wird nur sein mechanischer Ursprung bekannt gegeben, eine genauere Inaugenscheinnahme wird abgewehrt. Ob Hoffmann die Sprechmaschine von Kempelens kannte? Der Schachtürke jedenfalls war in ganz Europa bekannt.
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Die Weltmaschine von Franz Gsellmann
g. | Dienstag, 26. April 2011, 06:13 | Themenbereich: 'so dies und das'
Wenn Sie sich die Weltmaschine ansehen, werden Sie wie ich davon überzeugt sein, dass sein Erbauer Recht hat mit der Einschätzung, dass seine Maschine unversehens etwas erschaffen werde.
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Kryptisches
g. | Donnerstag, 21. April 2011, 06:34 | Themenbereich: 'so dies und das'
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate III
g. | Mittwoch, 20. April 2011, 06:15 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Wir betreten das Rekommandierpodium:
In der Mitte eines nicht eben großen, nur mit dem notwendigsten Gerät versehenen Zimmers saß die lebensgroße, wohlgestaltete Figur in reicher geschmackvoller türkischer Kleidung auf einem niedrigen, wie ein Dreifuß geformten Sessel, den der Künstler auf Verlangen wegrückte, um jede Vermutung der Verbindung mit dem Fußboden zu widerlegen, die linke Hand zwanglos auf das Knie, die rechte dagegen auf einen kleinen freistehenden Tisch gelegt. Die ganze Figur war, wie gesagt, in richtigen Verhältnissen wohlgestaltet, allein vorzüglich war der Kopf gelungen; eine wahrhaft orientalisch geistreiche Physiognomie gab dem Ganzen ein Leben, wie man es selten bei Wachsbildern, wenn sie selbst den charaktervollen Gesichtern geistreicher Menschen nachgeformt sind, findet.Im 18./19. Jahrhundert gab es eine Orient- und Türkeibegeisterung, die „wahrhaft orientalisch geistreiche Physiognomie“ ist daher nicht verwunderlich.
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Im Gehen lesen
g. | Dienstag, 19. April 2011, 06:26 | Themenbereich: 'Begegnungen'
Die zwölfjährige Nachbartochter blockiert das Treppenhaus, weil sie so langsam geht und gehen muss, dass sie die Zeilen beim Lesen nicht verliert. Ein Schuft wer das unterbricht und versucht zu überholen.
Als ich in dem Alter war, habe ich meine Abenteuerromane auch gelegentlich auf dem Nachhauseweg versucht zu lesen. Irgendwann stellt man dann fest, dass das auch mit sehr großer Übung nicht klappt. Entweder fällt man auf die Fresse oder man braucht Stunden, um nach Hause zu kommen. Die doppelte Konzentration führt leider auch dazu, dass man die Handlung nicht behalten kann und dann auf der Couch die entsprechenden Abschnitte doch nochmals lesen muss. Mit anderen Worten: Auch wenn man es nicht erwarten kann, wie es weiter geht, bleibt einem nichts anderes übrig als das Buch zusammen zu klappen und erst zu Hause weiter zu lesen. Eine Scheiße aber auch.
Als ich in dem Alter war, habe ich meine Abenteuerromane auch gelegentlich auf dem Nachhauseweg versucht zu lesen. Irgendwann stellt man dann fest, dass das auch mit sehr großer Übung nicht klappt. Entweder fällt man auf die Fresse oder man braucht Stunden, um nach Hause zu kommen. Die doppelte Konzentration führt leider auch dazu, dass man die Handlung nicht behalten kann und dann auf der Couch die entsprechenden Abschnitte doch nochmals lesen muss. Mit anderen Worten: Auch wenn man es nicht erwarten kann, wie es weiter geht, bleibt einem nichts anderes übrig als das Buch zusammen zu klappen und erst zu Hause weiter zu lesen. Eine Scheiße aber auch.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate II
g. | Montag, 18. April 2011, 07:51 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Der redende Türke machte allgemeines Aufsehen, ja er brachte die ganze Stadt in Bewegung, denn jung und alt, vornehm und gering strömte vom Morgen bis in die Nacht hinzu, um die Orakelsprüche zu vernehmen, die von den starren Lippen der wunderlichen lebendigtoten Figur den Neugierigen zugeflüstert wurden. Wirklich war auch die ganze Einrichtung des Automats von der Art, daß jeder das Kunstwerk von allen ähnlichen Tändeleien, wie sie wohl öfters auf Messen und Jahrmärkten gezeigt werden, gar sehr unterscheiden und sich davon angezogen fühlen mußte.Die Exposition einer unerhörten Begebenheit.
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E.T.A. Hoffmann: Die Automate I
g. | Freitag, 15. April 2011, 06:53 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann (1776-1822), der später aus Bewunderung für Mozart den Wilhelm gegen Amadeus eintauschte, war nicht nur Kammergerichtsrat und in dieser Eigenschaft mit der juristischen Bewertung der Ansichten und Aktivitäten der Burschenschafter und Turnerbünde befasst, sondern auch Musiker, Zeichner und natürlich Schriftsteller.
Er ist einer der wenigen Erzähler aus dieser Zeit, die bis heute gelesen werden. Von Jacques Offenbach, der eine Oper über seine Erzählungen komponierte bis zu den historisierenden Kriminalromanen aus jüngster Zeit, beschäftigte er seine Leser.
Schön finde ich das Hörspiel nach ETA Hoffmann, trotz des etwas betulichen Tonfalls: Nussknacker und Mausekönig (Habe ich mal erwähnt, dass wir als Kinder verzückt vor dem Radio saßen, wenn es Hörspiele gab?)

(E.T.A.Hoffmann, Quelle)
Eine der bekanntesten Novellensammlungen Hoffmanns sind „Die Serapionsbrüder“. Für die Druckfassung spann er eine Rahmenhandlung, in der einige literarisch gebildete Freunde über Probleme der Kunst diskutieren und als fiktive Autoren der Erzählungen auftreten, um die einzelnen Novellen herum.
Wir springen gleich zum dritten Abschnitt, der wie immer zunächst durch die Rahmenhandlung eingeleitet wird:
Der Titel „Die Automate“ ist einfach die Mehrzahl von der Automat, heute würde man die Automaten schreiben.
In der Novelle treten wie in „Der Dichter und der Komponist“, die im ersten Abschnitt der Serapionsbrüder erzählt wird, ebenfalls Ferdinand als Dichter und Ludwig als Musiker auf. Hoffmann dachte in dieser Zeit offensichtlich viel über seine beiden Talente, das Komponieren und das Dichten nach, und über das Verhältnis der beiden Künste. Man könnte „Die Automate“ wahrscheinlich auch mit Gewinn unter diesem Gesichtspunkt lesen. Er plante noch weitere Erzählungen über die beiden Freunde.
Über den Zusammenhang der beiden Novellen schrieb Hoffmann als Vorbemerkung zum Teilabdruck von „Die Automate“ in der ‚Allgemeinen Musikalischen Zeitung’ (16. Jg., Nr. 6, 9. Februar 1814) :
Im Oktober 1813 wohnte er einer Vorführung der Musikautomaten von J.G. Kauffmann in Dresden bei.
Nach einer Spukgeschichte, die in die Rahmenhandlung integriert ist und ausführlich das Thema Magnetismus und seine Heilkräfte, insbesondere bei Schlaflosigkeit, behandelt, setzt Theodor, einen der anderen Serapionsbrüder unterbrechend, an:
Er ist einer der wenigen Erzähler aus dieser Zeit, die bis heute gelesen werden. Von Jacques Offenbach, der eine Oper über seine Erzählungen komponierte bis zu den historisierenden Kriminalromanen aus jüngster Zeit, beschäftigte er seine Leser.
Schön finde ich das Hörspiel nach ETA Hoffmann, trotz des etwas betulichen Tonfalls: Nussknacker und Mausekönig (Habe ich mal erwähnt, dass wir als Kinder verzückt vor dem Radio saßen, wenn es Hörspiele gab?)
(E.T.A.Hoffmann, Quelle)
Eine der bekanntesten Novellensammlungen Hoffmanns sind „Die Serapionsbrüder“. Für die Druckfassung spann er eine Rahmenhandlung, in der einige literarisch gebildete Freunde über Probleme der Kunst diskutieren und als fiktive Autoren der Erzählungen auftreten, um die einzelnen Novellen herum.
Wir springen gleich zum dritten Abschnitt, der wie immer zunächst durch die Rahmenhandlung eingeleitet wird:
»Es hat,« sprach Lothar, als die Serapionsbrüder aufs neue versammelt waren, »es hat gar keinen Zweifel, daß unserm Cyprian, gerade wie an dem Tage des heiligen Serapion, der uns zum neuen Bunde zusammenführte, auch heute was Besonderes in Sinn und Gedanken liegt. Er sieht blaß aus und verstört, er vernimmt nur mit halbem Ohr unser Gespräch, er scheint, während er doch nun gewiß mit lebendigem gesunden Leibe hier unter uns sitzt, geistig sich ganz wo anders zu befinden.«Die zweite Novelle dieses Abschnittes ist „Die Automate“, die ganz vorzüglich das Thema der wundersamen Maschinen literarisch bearbeitet und uns die nächsten Wochen begleiten wird.
»So mag er«, nahm Ottmar das Wort, »denn nun gleich mit dem Wahnsinnigen heranrücken, dessen Namenstag er vielleicht heute feiert.«
»Und«, setzte Theodor hinzu, »in exzentrischen Funken sein Innres entladen, wie er nur Lust hat. Dann, ich weiß es, wird er wieder fein menschlich gesinnt und kehrt zurück in unsern Kreis, in dem er es sich doch nun einmal gefallen lassen muß.«
…
Der Titel „Die Automate“ ist einfach die Mehrzahl von der Automat, heute würde man die Automaten schreiben.
In der Novelle treten wie in „Der Dichter und der Komponist“, die im ersten Abschnitt der Serapionsbrüder erzählt wird, ebenfalls Ferdinand als Dichter und Ludwig als Musiker auf. Hoffmann dachte in dieser Zeit offensichtlich viel über seine beiden Talente, das Komponieren und das Dichten nach, und über das Verhältnis der beiden Künste. Man könnte „Die Automate“ wahrscheinlich auch mit Gewinn unter diesem Gesichtspunkt lesen. Er plante noch weitere Erzählungen über die beiden Freunde.
Über den Zusammenhang der beiden Novellen schrieb Hoffmann als Vorbemerkung zum Teilabdruck von „Die Automate“ in der ‚Allgemeinen Musikalischen Zeitung’ (16. Jg., Nr. 6, 9. Februar 1814) :
„Die Leser der musikalischen Zeitung werden sich noch aus dem unlängst eingerückten Aufsatze , der Dichter und der Komponist , der beiden Freunde, Ferdinand und Ludwig, erinnern, die nach langer Trennung der Krieg zusammenbrachte. In jener glücklichen, ruhigen Zeit, als sie ein gleicher poetischer Sinn und gleiches, echtes Kunststreben auf der Universität J. innigst verband, trug sich die wunderbare Begebenheit zu, von welcher das folgende Bruchstück dasjenige aushebt, was, von musikalischen Kunstwerken und von Erweiterungen im Gebiete der Tonkunst überhaupt handelnd, ... sich für diese Zeitschrift eignet.“Hoffmann war von den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen seiner Zeit fasziniert und wollte seinerseits einen Automaten bauen:
„Den ganzen Abend läppischer Weise in Wieglebs Magie gelesen und mir vorgenommen, einmal, wenn die gute Zeit da seyn wird, zum Nutzen und Frommen aller Verständigen, die ich bei mir sehe, ein Automat anzufertigen! – Quod deus bene vertat!“Bei Wieglebs Magie handelt es sich um Johann Nikolaus Martius: Unterricht in der natürlichen Magie oder zu allerhand belustigenden und nützlichen Kunststücken; völlig umgearbeitet von Johann Christian Wiegleb; Friedrich Nicolai, Berlin und Stettin 1782.
(E.T.A. Hoffmann: Tagebucheintrag vom 2. Oktober 1803)
Im Oktober 1813 wohnte er einer Vorführung der Musikautomaten von J.G. Kauffmann in Dresden bei.
Nach einer Spukgeschichte, die in die Rahmenhandlung integriert ist und ausführlich das Thema Magnetismus und seine Heilkräfte, insbesondere bei Schlaflosigkeit, behandelt, setzt Theodor, einen der anderen Serapionsbrüder unterbrechend, an:
„… »Nein, nein,« sprach Theodor, »der Strom, der in krausen Wellen daherbrauste, muß sanft abgeleitet werden, und dazu ist ein Fragment sehr tauglich, das ich vor langer Zeit, besonders dazu angeregt, aufschrieb. Es kommt viel Mystisches darin vor, an psychischen Wundern und seltsamen Hypothesen ist auch gar kein Mangel, und doch lenkt es hübsch ein ins gewöhnliche Leben.«
Theodor las:
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