Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Freitag, 24. August 2012
Schnipsel
Manchmal lese, sehe oder höre ich irgendwo etwas und es fällt mir dazu etwas mehr oder weniger Komisches oder Kluges ein, das schreibe ich dann auf:

  1. „Verhaltensgestört soll sein, wer sich keinen Account auf Facebook einrichtet, dort nicht frei und offen kommuniziert und auch sonst keine Bilder von sich hoch lädt.“Ach was?!
  2. Ist Kornelius-Hagen als Vorname schlimmer als Thorben-Michael?
  3. Kinder hat man, damit sie den Müll raus bringen und Rasen mähen. Oder so.
  4. „dass ich als weißer, deutscher Mann nun auch nicht in der Position bin, über wahr und falsch oder richtig und unrichtig zu urteilen.“ Aha. Und warum urteilt man dann als weißer, deutscher Mann, wenn man nicht in der Position ist als weißer, deutscher Mann zu urteilen? Bzw. was soll man denn sonst machen? Bzw. auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein.
  5. ,Wider den schwärmerischen Antirassismus'. (Heitmeyer) oder ”Packst du jetzt aus? Packst du jetzt aus?” (Asterix bei den Briten).
  6. „In einer Gesellschaft, in der das Aufstellen eines Zeltes in einer städtischen Grünanlage schon eine Okkupation ist, da ist wirklicher, grundsätzlicher Wandel wohl nicht mehr möglich – nur noch ein schleichendes Absinken in die Agonie.“ Vielleicht etwas zu pessimistisch, schließlich kotzen sogar Pferde ab und an, aber auch nicht falsch.
  7. „Zum Beispiel stört es mich an den Linken, dass sie die Lösungen immer vom Staat erwarten. Natürlich erwarte auch ich, dass der Staat die sozialen Sicherungssysteme garantiert. Aber ich möchte, dass die sozialen Probleme in diesem Land durch persönliches Engagement mitgelöst werden. Weil Moral eine Frage von Personen ist, nicht von Gesetzen.“ (Precht) Moral geht immer vom Handeln des Einzelnen aus, ist insofern eine Sache von einigen oder auch vielen Personen. Das Problem – und das hätte er von Marx lernen können – ist aber das es bei gesellschaftlichen Problemstellungen nur selten auf den Einzelnen, seinem Tun und Wollen ankommt. Wobei man noch lange nicht beim Staat angelangt ist. U.a. Gramsci hätte er dann auch noch in seine Thesen einbauen müssen.
  8. “Natürlich werden wir kämpfen. Die Frage ist nur, wofür und gegen wen” (Nadescha Ostaptschuk) Ein Satz von zeitloser Schönheit.
  9. "Don't call me nigger, whitey! Don't call me whitey, nigger!" Ja schon, nur einen Unterschied gibt es halt doch.
  10. „Wenn ,Schirrmacher‘ ein gesetzlicher Feiertag würde, müsste er nicht regelmäßig solche Hämmerchen raushauen und trotzdem würden einmal im Jahr alle an ihn denken. Das spart Papier!“ Küppersbusch mal wieder.
  11. „So wird alle Körperlichkeit sexuell.“ Das führt mich zu halbgaren Gedanken über das seltsame Verschwinden oder die Unerträglichkeit des Körperlichen in den letzten Jahren (oder Jahrhunderten?) Hm. Hm. Wie ist das nun zu denken? Verschwindet das Körperliche in dem es nur noch als werblich Sexuelles stattfindet? Inzwischen auch bei der kleineren Hälfte der Menschheit? Ich muss mir mal bewusster die Axe-Werbung und dieses andere Duschzeug ansehen.
  12. Vor ein paar Tagen stürmte ich auf den letzten Drücker in die Bahn. Es war voll, aber nicht übervoll, soll heißen zwischen den Fahrgästen war durchaus noch zehn Zentimeter Abstand. Trotzdem wurde ich von einer jungen Frau lautstark angeätzt: „Jetzt muss sich der auch noch dazwischendrängeln.“ Je nun, Nähe gegenüber Unbekannten als Eindringen in den persönlichen Raum zu empfinden ist eine Sache, anmachen eine ganz andere.
  13. „Jeder führt ein Leben, für das der Leser Verständnis hat.“ (Joachim Lottmann) über Preisträgerprosa.
  14. Mein Nachbar hat Haare auf dem Hintern. Wollte ich das wissen? Na jetzt weiß ich es.
  15. ,Rosa macht Mädchen dümmer' schreibt die EMMA über die Produktkampagnen von Ferrero et al. Das ist ja möglicherweise nicht völlig falsch. "Zum Wohl ihrer Profitraten vermüllt die Pink-Industrie den kleinen Mädchen das Gehirn." Auch das ist ja einigermaßen richtig (richtiger wäre Profite statt Profitraten, aber das ist ein anderes Thema). Ob man nun von „Gender-Apartheid“ wie Stevie Schmiedel oder Ähnlichem reden muss, ist noch mal eine ganz andere Frage. Interessant wäre aber auch, warum ausgerechnet diese Bilder massenhaft produziert und von den lieben Kleinen angenommen werden und warum das seit „2004, also erst vor sechs Jahren“ der Fall ist und warum es sich „schneller über das Land verbreitet als die Schweinegrippe oder Ebola“. Mein ich mal so. Und um das Beispiel aus dem letzten Text („Was ist denn für euch beide das Glück?“) aufzunehmen: Warum steht für den Sohn nicht He-Man oder Spiderman oder etwas Ähnliches in gleichem Maße im Zentrum seiner Vorstellungen (wenn denn die Beobachtung richtig ist)? Das wären so spannende Fragen (die mit ziemlicher Sicherheit nix mit den Genen zu tun haben, auch wenn das mit den Genen heute in ist.)
  16. Bildersuche: ‚Korrektur der Schamlippen’ Jessas, was die Leute so interessiert. Vielleicht solltet ihr euch doch mit Piercing zufrieden geben und nicht mit 16 oder 17 eure Geschlechtsteile aufpimpen.
  17. „Ich habe laut geweint und war somit unschuldig.“ schreibt Dieseldunst. Japanische Firmenbosse machen das auch noch als Erwachsene. Was ist eigentlich aus der schönen Sitte des rituellen Selbstmordes geworden, wenn’s einer so richtig vergeigt hat?
  18. „Die wundervolle Sinti-Frau, mit der ich neulich mehrfach lange zusammen saß, für die war die Identität als Sinti Zentrum ihres ganzen Lebens.“ Das glaube ich gerne. Da gibt es auch nix abzuwerten, schon gar nicht gegen andere „Identitäten“. Aber: wie kann man das aushalten? Wie schafft man es unhinterfragt die Identität als Sinti (oder irgendetwas anderes) im Zentrum seines Lebens zu belassen? Und: ist das überhaupt der Fall? Wie konstituiert sich so ein Zentrum?
  19. "Leute, stoßt mehr Kugeln!" Eine Kollegin von mir versucht alle Welt von ihrem Sportwahn (Tanzen, Triathlon, Marathon, usw.) zu überzeugen und wird sehr unduldsam, wenn jemand seinen Körper nicht in die rechte Form gebracht hat. Da liegt mir jedes Mal ein Spruch wie: „An meinen Körper lass ich nur Schnitzel und Sechs Ämter!“ auf den Lippen. Leibesübungen aller Orten.
  20. Search request: warum werden rinder nicht beschlagen?
  21. Search request: rattenbraten belgien
  22. Ich hoffe die tierkundliche Fragen wurden befriedigend beantwortet.
  23. Search request: pornosender für sattelitenfernsehen suchen (na dann)

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