Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 7. Mai 2009
Georg Forster: Reise um die Welt 11
(Aufenthalt am Cap – Nachricht von der dortigen Colonie)
„Der merkliche Unterschied zwischen dieser Colonie und der Portugiesischen Insel S. JAGO war uns auffallend und angenehm. Dort hatten wir ein Land gesehen, das zwischen den Wende-Zirkeln, unter dem glücklichsten Himmels-Strich gelegen ist, ein ziemlich gutes Ansehen hat und sehr verbessert werden könnte; aber es war durch seine träge, unterdrückte Bewohner ganz vernachläßigt. Hier im Gegentheil, fanden wir mitten in einer Wüste, die von gebrochnen Maßen schwarzer fürchterlicher Berge umgeben war, eine nette Stadt aufgebaut; mit einem Wort, wir sahen hier überall Fleiß und Arbeitsamkeit von Glück gekrönt. Das äußere Ansehen des Ortes nach der See-Seite ist nicht so mahlerisch als zu FUNCHAL. Die Packhäuser der Compagnie stehen alle nahe am Wasser, die Wohnungen der Privatpersonen aber liegen hinter selbigen an einer sanften Anhöhe. Das Fort, welches die Rhede bestreicht, befindet sich an der Ost-Seite der Stadt, es scheint aber nicht stark zu seyn, doch sind noch außerdem an beyden Seiten einige Batterien angelegt. Die Straßen sind breit und regelmäßig, die vornehmsten derselben mit Eichen bepflanzt, und einige haben in der Mitte einen Canal; da es ihnen aber, zu Wässerung derselben, an der erforderlichen Quantität fließenden Wassers fehlt, so können sie, ohngeachtet der vielfältig angebrachten Schleusen, dennoch nicht verhindern, daß nicht einzelne Theile des Canals oft ganz ohne Wasser seyn sollten, die denn eben keinen angenehmen Geruch ausduften. Der holländische National-Character offenbart sich hierin sehr deutlich. Ihre Städte sind durchgehends mit Canälen versehen, obgleich Vernunft und Erfahrung augenscheinlich zeigen, daß die Ausdünstungen derselben den Einwohnern, besonders zu Batavia, höchst nachtheilig werden müssen.“
(Forster S. 85/6)
Seit 1652 entstand hier, im heutigen Südafrika, eine Kolonie aus niederländischen und deutschen Bauern (niederländisch: Buren), zuerst als Versorgungsstation der niederländisch Vereinigten Ostindischen Kompanie, die ursprünglich hier lebenden Khoikhoin (abwertend Hottentotten genannt) wurden in Randgebiete abgedrängt. 1779 begann die Eroberung des Landes der Xhosa (früher Kaffern); die daraus resultierenden »Kaffernkriege« dauerten fast 100 Jahre. 1806 annektierte Großbritannien die niederländische Kapkolonie.

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