Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 12. Februar 2009
Goethe: Italienische Reise
„Aus einem guten, doch unvermögendem Hause geboren, im Kloster erzogen, entschloss sie sich, einen alten und reichen Fürsten zu heiraten, und man konnte sie um so eher dazu überreden, als die Natur sie zu einem zwar guten, aber zur Liebe völlig unfähigen Wesen gebildet hatte. In dieser reichen, aber durch Familienverhältnisse höchst beschränkten Lage suchte sie sich durch ihren Geist zu helfen und, da sie in Tun und Lassen gehindert war, wenigstens ihrem Mundwerk freies Spiel zu geben. Man versicherte mir, dass ihr eigentlichster Wandel ganz untadelig sei, dass sie sich aber fest vorgesetzt zu haben scheine, durch ein unbändiges Reden allen Verhältnissen ins Angesicht zu schlagen. Man bemerkte scherzend, dass keine Zensur ihre Diskurse, wären sie schriftlich verfasst, könne durchgehen lassen, weil sie durchaus nichts vorbringe, als was Religion, Staat oder Sitten verletze.“
( Goethe: Italienische Reise S. 419)
Ob man die Dame auch in Don Alphonsos ummauerten, wohlsituierten Stadtteilen finden könnte?

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