Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 5. Februar 2009
Goethe: Italienische Reise
über Korruption in Palermo:
„Auf meine wiederholte Frage, ob dagegen keine Anstalt zu treffen sei, erwiderte er, die Rede gehe im Volk, dass gerade die, welche für Reinlichkeit zu sorgen hätten, wegen ihres großen Einflusses nicht genötigt werden könnten, die Gelder pflichtgemäß zu verwenden, und dabei sei noch der wunderliche Umstand, dass man sich fürchte, nach weggeschafftem misthaftem Geströhde werde erst deutlich zum Vorschein kommen, wie schlecht das Pflaster darunter beschaffen sei, wodurch denn abermals die unredliche Verwaltung einer andern Kasse zutage kommen würde. Das alles aber sei, setzte er mit possierlichem Ausdruck hinzu, nur Auslegung von Übelgesinnten, er aber von der Meinung derjenigen, welche behaupten, der Adel erhalte seinen Karossen diese weiche Unterlage, damit sie des Abends ihre herkömmliche Lustfahrt auf elastischem Boden bequem vollbringen könnten. Und da der Mann einmal im Zuge war, bescherzte er noch mehrere Polizeimissbräuche, mir zu tröstlichem Beweis, dass der Mensch noch immer Humor genug hat, sich über das Unabwendbare lustig zu machen.“
( Goethe: Italienische Reise S. 309)
Schon 1787 scheint Palermo ein alltägliches, seit langer Zeit andauerndes Korruptionsproblem gehabt zu haben. Die Frage wäre, was denn die Ursachen und Ursprünge waren und möglicherweise sind.

'Misthaftes Geströhde' würde man gerne den einen oder anderen Erguß eines Zeitgenossen, zum Beispiel den Versuch von Herrn Matussek, nationalistische Gefühle zu reaktivieren, nennen.

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