Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Dienstag, 8. März 2011
Halb Acht
Schüler auf Klassenfahrt in Berlin sind die Pest. Sie sumpfen die ganze Nacht durch, schlurgeln dann in der Frühe, wenn ehrbare Leute zur Arbeit fahren, in den Zug. Einer kotzt auf den Boden und der Rest des Trupps dümpelt unentwegt an der Tür herum, so dass jeder der ein- oder aussteigen will, zunächst eine Alkoholleiche beiseite schieben muss. Ich sage: „Sauseggel, versoichte! Mer sodd euch krummbohrte Arschlöcher grad ungschpitzt in der Bodea neihaua, a Fuhre Mischt drüber kippa, naufsteiga, rondergucka und So! saga.“

Dazu fällt mir ein Tübinger Mundartdichter ein, dessen Name mir leider entfallen ist. Das Gedicht ging ungefähr so:
„D‘Studenda
Dr ganza Dag hocket se am Neckar rom ond saufet!
… aber selbscht des könne mir bessr!“
( Wilhelm Karl König?)

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Donnerstag, 3. März 2011
Der Schwan auf der Brücke
Eigentlich habe ich ja immer einen Fotoapparat dabei,nur gestern Abend leider nicht, als es einen Schwan im dicksten Berufsverkehr auf die Warschauer Brücke verschlug. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seine Frau gegen die aggressiven Nebenbuhler in Gestalt von Autos und Fahrradfahrern zu verteidigen. Immer aufgeregter und aggressiver attackierte er. Eigentlich war er auch sehr erfolgreich, zumindest die Radfahrer konnte er mit seinem Schnabel vertreiben, die Autofahrer machten ihn mit ihrer Huperei hysterisch. Ob die Leute glauben, dass sich ein Schwan durch Hupen in Luft auflöst?
Mit einer jungen Frau habe ich dann eine Zeitlang diskutiert, ob man nicht irgendwo irgendeine Gerätschaft auftreiben könnte, mit der man den Schwan auf die Treppe Richtung Ufer abdrängen könnte. Wenn man einen Besen griffbereit gehabt hätte, hatten wir aber nicht. Wir versuchten ihn dann, begleitet von herumfuchteln und mit den Armen rudern, nieder zu diskutieren. So in der Art: "Keiner will dir deine Frau abspenstig machen, alles im grünen Bereich, du kannst zurück auf die Spree ohne dass dir jemand etwas Übles antun will." Hat nicht geklappt.
Irgendwann kam dann die Polizei und setzte ihre Schutzschilde, die sie sonst bei Demonstrationen tragen, gegen den Familienverteidiger ein. Mit Erfolg.

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Montag, 14. Februar 2011
Mit 14 da macht man noch Sachen ...
Ich war als Heranwachsender ein ganz fürchterlich ernsthaftes Kind und zugleich voller Lebensdurst wie es einem Pubertierenden ja auch angemessen ist.

Plötzlich wurde Sexualkundeunterricht Ende der 60er Jahre vom Kultusministerium vorgeschrieben. Auch in Baden-Württemberg war die neue Zeit, wenn auch sehr gemäßigt, angekommen. An unserer Schule ward das nicht gerne gesehen und so drückte sich vor diesem Thema wer konnte. Wer es nicht konnte, war unser Biologielehrer, der sich aber immerhin auf sein Fachgebiet zurück ziehen und strikt nur die anatomischen Fakten der Humanbiologie lehrte. Es wurden ausführlich die Fortpflanzungsorgane und ihre Funktion gelehrt und gelernt. Vor der Beschreibung oder Erläuterung, wie das nun praktisch funktioniert, drückte er sich, obwohl vielleicht auch ein Biologe dazu hätte etwas sagen können.
Dem Pfarrer L. nun wurde aufgegeben, uns die Liebe und ihre Irrungen und Wirrungen zu erklären. Wir sprachen also im Religionsunterricht Texte verschiedener Autoren mit unterschiedlichem weltanschaulichem Hintergrund, von C.G. Jung über Wilhelm Reich bis Habe ich vergessen, durch. Das war durchaus interessant, nur das ganze Feld dazwischen, von wie funktioniert das eigentlich ganz praktisch, wenn ein Mann eine Frau trifft (geschweige denn das ganze Feld des gleichgeschlechtlichen Sex; erst viele Jahre nach dem Abitur habe ich von einem Schulfreund gehört, dass er mit einem anderen Mann zusammen lebt: wie der wohl diese Zeit erlebt hat?), wie nimmt man Kontakt auf, wie findet man heraus, ob die Frau mit einem in die Kiste will (das war ein großes Thema für uns 13/14-jährige Jungs), was mögen Frauen und Männer und welche Unterschiede gibt es dabei. Solche Fragen beschäftigten uns. Auf diese Fragen bekamen wir keine Antwort.
Stattdessen gab es einen Elternabend zum Thema Sexualkundeunterricht, an dem wir Schüler auch teilnehmen durften (der einzige Elternabend meiner gesamten Schulzeit übrigens, an dem wir Schüler teilnehmen durften, an den anderen Abenden wurde über uns, nicht mit uns geredet.)
Der Elternabend begann mit dem Einwurf eines Vaters, dass er die Einrichtung von Praxisräumen in der Schule überzogen fände und so ging es die erste halbe Stunde weiter. Unser Pfarrer L. schlug sich tapfer und versuchte das ganze Ensemble an Latrinenparolen, das sich in den Köpfen der Eltern zum Thema Sexualkundeunterricht angesammelt hatte, auszuräumen. Es war fürchterlich.
Die Mehrheit der Eltern wollte definitiv nicht, dass in der Schule oder an anderen Orten über mehr als Heiraten und Kinderkriegen und das in sehr allgemeiner Form, gesprochen wurde.
Im Nachhinein denke ich, das das Thema nur von einem einigermaßen aufgeklärten Pfarrer, der nicht unbedingt im Ruf stand ein linker Vogel zu sein, im Unterricht behandelt werden konnte. Die Mehrheit der Eltern (mein Vater und meine Mutter nahmen das alles viel gelassener) hätte alles andere nicht mitgemacht. Was wir Schüler wollten und was uns beschäftigte, war völlig uninteressant.

Unser Pfarrer und Religionslehrer L. war klug, humorlos, freundlich, einigermaßen welterfahren und nahm seine Aufgabe, Jugendlichen etwas beizubringen, sehr ernst.

Wir rechneten es Pfarrer L. hoch an, dass er uns vor dem Furor der verklemmten Spießer geschützt hatte und wir rechneten es ihm auch hoch an, dass er uns ernst nahm und wir im Religionsunterricht vieles diskutieren konnten, was sonst keinen Platz erhielt. Der Religionsunterricht wurde von ihm eher als philosophische und politische Weltkunde gestaltet und so haben wir ‚Reli’, wie das Fach so bei uns hieß auch nicht mit dem Übergang in die Oberstufe einfach abgewählt. Ich habe es z. B. als drittes Fach für die Abiturprüfung gewählt.

Der Pfarrer L. war einige Jahre in Indien als Entwicklungshelfer tätig gewesen und erzählte uns einiges aus dieser Zeit, um uns die Notwendigkeit von Entwicklungshilfe nicht nur politisch, sondern auch ganz praktisch anschaulich nahe zu bringen. Der Unterricht wurde dadurch lebendig und seine Anschauungen zu diesem und anderen Themen waren für uns ein Einstieg in eine offenere und realitätsnäheren Weltsicht, wie sie in unserer schwäbischen Kleinstadt (noch tief vom Nationalsozialismus geprägt) Ende der 60/Anfang der 70er sehr selten war. Soll heißen: er hatte für unseren Geschmack vernünftige Ansichten, er konnte sie vermitteln und wirkte, da sie erfahrungsgesättigt waren, dadurch auch glaubwürdig.
Er brachte uns auch zu einer, nennen wir es mal, realitätstüchtigeren Moral:
Ich erinnere mich an eine Geschichte, die er uns im Zusammenhang mit einer Diskussion über Freiheit und Erziehung im Unterricht erzählt hat. Konkret ging es in der Diskussion, wenn ich mich recht erinnere, um die Prügelstrafe, die glaube ich damals für Eltern und Lehrer gerade abgeschafft wurde.
Er arbeitete im Norden Indiens (Näheres ist mir nicht mehr in Erinnerung) in einer Gegend, die durchaus strengere Winter kennt. Ihr Haus wurde von einem Kanonenofen beheizt, dessen Gusseisen im Laufe des Tages glühend wurde. Sein drei oder vierjähriger Sohn war von dem Ofen fasziniert und wollte im Überschwang das schöne, flirrende Rot berühren. Die Ermahnungen seiner Eltern nahm er nicht ernst, schließlich bekommt man als Kind alles mögliche verboten. Erfahrungen muss man schon auch selber machen. Nur: seine Hand wäre Zeit seines Lebens verkrüppelt geblieben. Schließlich wussten sich seine Eltern keinen Ausweg mehr, nach dem der Kleine mehrfach versucht hatte den Ofen zu berühren. Sie gaben ihm eine Ohrfeige. Eine Ohrfeige aus Not und so war dem Kleinen sehr klar, dass es hier nicht um eines der üblichen Verbote ging. Hätte ich anders entschieden? Natürlich nicht. Hätte ich ebenfalls ein schlechtes Gewissen gehabt? Ja, hätte ich. Denn eine Übertretung der eigenen Überzeugungen ist allemal ein Anlass, über die Maßstäbe, die man an sich und andere legt, zu reflektieren. Der Maßstab ist richtig, nur kann man sich nicht immer daran halten. Das war schon immer das Problem mit der Moral, die über der konkreten Situation zu stehen hat, sonst kann man sie ja nicht als Maßstab verwenden und damit messen, d. h. sein Denken, Fühlen und Handeln an ihr beurteilen.
Das Problem aller moralischen Urteile ist ja, dass sie niemals absolut sein dürfen.
In der Theorie kann man das problemlos auflösen:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Im alltäglichen Vollzug muss man stets im Widerspruch bleiben, wenn man nicht zum Terroristen werden will.

Während der Religionsunterricht stark von philosophischen und politischen Themen geprägt war, wurde im Konfirmandenunterricht, den der Pfarrer L. auch abhielt, denn er war gleichzeitig unser Gemeindepfarrer, Luther und seine Zeit und biblische Themen behandelt. Die Unterrichtsform war ‚modern’, soll heißen es wurde die Lutherzeit und die Auseinandersetzung mit der Amtskirche in Rom anhand einer Zeitung in moderner Form, behandelt. Sie hieß, glaube ich, Nachrichten aus Wittenberg? Na egal. Es gab verschiedene Artikel, die als Kommentar, Nachricht oder Leitartikel aufgemacht waren. Da wurde dann über den Ablasshandel des Tetzel berichtet und über die Stellungnahme Luthers dazu.

Wir besprachen die Bergpredigt, das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis des Doktor Martinus Luther:
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“

Was ist das?

„Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was Not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn’ all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und zu gehorsam zu sein schuldig bin.

Das ist gewisslich wahr.“
(Martin Luther, Der Kleine Katechismus [EG 883.2.1])

Ich kratzte mich am Kopf. Was sollte ich damit anfangen? „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat?“ Nein, das waren meine Eltern. „samt allen Kreaturen?“ Und was ist mit der Evolution? „Mich täglich versorgt“ Das wüsste ich aber.
Na so in dieser Weise ging die Debatte. Als 14-jähriger ist man ja noch besonders klug, umfassend naiv und wahrheitssuchend.

Natürlich versuchte unser Pfarrer uns auf die Bildlichkeit des Bekenntnisses aufmerksam zu machen und natürlich erklärte er uns, dass Luther von Darwin noch nichts wusste.
Er erläuterte uns den modernen Glauben, der sich an die Erkenntnisse des 19. und 20. Jahrhunderts angepasst habe. Natürlich würde heute kein Protestant, der einigermaßen bei Verstand ist, die Evolutionstheorie in Frage stellen und niemand würde behaupten, dass Gott einen täglich mit allem Lebensnotwendigen versorgt.

Wie ich schon eingangs schrieb, war ich ein ganz fürchterlich ernsthafter junger Mann. Ich ließ mir seine Deutung durch den Kopf gehen und sprach mit meinem acht Jahre älteren Bruder darüber, dass mich das alles nicht überzeugt. Aber wenn mich das nicht überzeugt, wieso sollte ich mich konfirmieren lassen? Schließlich wird man mit der Konfirmation in die Gemeinde aufgenommen?
Ich beschloss also am nächsten Sonntag den Gottesdienst von Pfarrer L. zu besuchen und mich dem Glauben auszusetzen. So hoffte ich, entscheiden zu können, ob ich mich konfirmieren lassen will oder nicht. Mit 14 macht man noch Sachen ...

Ich stiefelte also am folgenden Sonntag in den Gottesdienst und fremdelte die ganzen zwei Stunden. Pfarrer L. beobachtete mich die ganze Zeit. Ich war der einzige seiner Konfirmanden, der den Weg in den Gottesdienst gesucht hatte. Ich beobachtete ihn und die anderen Gottesdienstbesucher. Mit niemand in der Gemeinde fühlte ich mich verbunden. Mit der Predigt konnte ich nicht anfangen, Gott blieb mir so fremd und dubios wie vorher.
Mein Bruder meinte anschließend, dass wir halt von den Eltern nicht christlich erzogen worden seien und daher keinen Bezug dazu hätten. Das leuchtete mir ein. Glaube und Christentum funktioniert nur bei Leuten, denen es von Kindheit an nahe gebracht wurde. Aber wenn das bei mir nicht der Fall war, warum sollte ich mich konfirmieren lassen?
Wegen der Geschenke, meinte mein Bruder. Nimm es einfach mit und in ein paar Wochen kannst du ja aus der Kirche austreten und den ganzen Scheiß vergessen.
Für einen ernsthaften jungen Mann war das kein gangbarer Weg.
Mein Bruder sah mir tief in die Augen. Schau, meinte er, mann muss im Leben vieles machen, was der letzte Scheiß ist. Manchmal auch, um niemanden zu verletzten, wie bei der Konfirmation. Die ganze Verwandtschaft sei da und die Eltern würden sich auf ein Familienfest freuen. Ich sei der Jüngste und mit der Konfirmation sei auch ein Lebensabschnitt abgeschlossen und der erste Schritt ins Erwachsenenleben getan. Ich solle doch niemand enttäuschen und die Show einfach mitmachen.
Und so wurde ich konfirmiert und trat sechs Wochen später aus der Kirche aus.
Zu diesem Zeitpunkt kam ich mir ziemlich materialistisch und inkonsequent vor. Ich habe mich über mich selbst geärgert.

Einige Jahre später habe ich den Wehrdienst verweigert und kam zum Zivildienst in ein großes Klinikum. Unter uns Zivildienstleistenden gab es auch einen, der sich auch weigerte den Zivildienst abzuleisten. Das Argument war, dass man auch als Zivi dem Krieg Vorschub leiste, in dem man sozusagen an der Heimatfront diene und so erst die Voraussetzungen schaffe, dass Andere in den Krieg ziehen könnten. Der Totalverweigerer wurde ins Gefängnis gesteckt und wir haben Mahnwachen und Aktionen für seine Freilassung veranstaltet. Irgendwann hatte dann die Staatsmacht ein Einsehen und ließ ihn frei, allerdings erst nach seiner Verurteilung zu einer längeren Gefängnisstrafe, die ihm einen Eintrag im Strafregister bescherte. Es sollte ein Exempel statuiert werden. Er nahm das auf sich, für seine Überzeugungen.
Was für ein Scheißdreck.
So wurde ich endgültig vom moralischen Rigorismus geheilt.

Das alles ereignete sich vor über 40 Jahren. Was aus dem Pfarrer L. wohl geworden ist?
Wenn ich heute zurückblicke, denke ich mir, dass der L. ein kluger, sympathischer Mann war, der uns Kindern neue, vernünftigere Denk- und Sichtweisen vermittelt hat. Dafür bin ich ihm dankbar. Es bleibt aber die Frage, die wir uns schon damals stellten: was hatte das alles mit seinem Glauben zu tun? Für einen gläubigen Menschen ist es zweifellos eine sinnvolle Anstrengung seinen Glauben mit der Moderne in Einklang zu bringen, nur was soll ein Ungläubiger wie ich mit derlei Rationalisierungen anfangen?
Für uns Jugendliche war der L. etwas zu weichgespült, zu verständnisvoll, sein Leben verlief für unseren Geschmack zu bruchlos, zu langweilig, zu leidenschaftslos.

_______________________
Das ist sehr flott heruntergeschrieben. Wenn es an einigen Stellen zu sprunghaft und inkonsistent daherkommt, bitte ich um Verzeihung.

Jetzt fehlt natürlich noch das Gegenbild. Da brauche ich aber noch ein bisschen Zeit.

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Freitag, 4. Februar 2011
Noch ein Prediger
Ich hatte ja das eine oder andere Mal schon von Predigern berichtet, der Ungewöhnlichste war sicher jener junge Mann mit Schottenrock, Springerstiefeln und ausgemergeltem, nacktem Oberkörper, den man Anfang der 80er gelegentlich in der U-Bahn traf.

Stets schlich er gebeugten Hauptes in den Wagon, vor sich hin murmelnd über dunkle Mächte, das Schicksal und die Zukunft der Geister. Er richtete sein Wort niemals an die Fahrgäste. Einmal beobachtete ich ihn, wie er konzentriert und abwesend zugleich, gegen die Tür zur Tunnelwand sprach, jedes seiner Worte mit unverständlichen Gesten unterstreichend.

Nach einer oder zwei Stationen zog er eine Gasmaske aus einem schmierigen Beutel, setzte sie auf und brüllte:
„Angriff!“
Dann warf er sich zu Boden, zitterte, um nach wenigen Sekunden wieder aufzuspringen und in seinem Singsang fortzufahren.

Ich habe mich immer gefragt, wie sich sein Verhalten, seine verschobene Welt, bis zu seinem jetzigen Zustand hin entwickelt hatte. Das, was man beobachten konnte, hätte eher zu einem alten Mann gepasst, der durch die Gasangriffe des 1. Weltkrieges traumatisiert wurde. Dafür war er zu jung.

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Montag, 31. Januar 2011
Migrationshintergründler unter sich
Im Bus: Ein junger Vater mit seinen zwei Töchtern im Vorschulalter. Die Töchter reden deutsch miteinander. Mit ihrem Vater aber nur Spanisch.
Die beiden Kleinen sind ganz aus dem Häuschen wegen einem Bogen Klebebildchen mit Sternen und Engeln und ...

„Wir haben ganz viel Glitzerzeug!“
„Oh ja,“ antwortet die Schwester mit glänzenden Augen.

Vatern will irgend etwas wissen, die Beiden antworten in flüssigem Spanisch, um unmittelbar danach die Angelegenheit untereinander auf deutsch weiter zu besprechen, garniert mit Auskünften an den Vater auf Spanisch.

„No, son Engel!“

Okay, jedes Wort kann man im Spanischen auch nicht gleich wissen.

Perfekt zweisprachig, die beiden Kleinen. Solche Szenen kann man häufig, in der Regel auf Türkisch, beobachten. Da ich aber leider kein Türkisch kann, war das mal eine nette Abwechslung, die ganze Unterhaltung zu verstehen und nicht nur die eine Hälfte.

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Mittwoch, 26. Januar 2011
Mein Kartoffelhändler ist kein Digital Native
Ich lege auch keinen Wert darauf. Von Kartoffeln versteht er etwas, das ist mir wichtiger. Er ist ein freundlicher Mensch, hat gute Kartoffeln und eine große Auswahl. Zudem beschäftigt er zwei Looser, die ein wenig Zeit und Geduld beim Kartoffelkauf beanspruchen. Jeden Samstag nimmt er einen der Beiden mit auf den Markt, obwohl es ohne ihre Hilfe schneller gehen würde. Ich mag das. Wenn es zu lange dauert, mit dem Finden der gewünschten Sorte und dem Abwiegen der Menge, greift er schon mal ein und plaudert mit seinen Kunden. Schließlich will man die Zeit am Stand angenehm verbringen.

Nun, wir standen also in der Schlange und vor uns tipperte ein junger Mann schrecklich aufgeregt auf seinem Taschentelefon herum. Als er an der Reihe war, schien er mit seinen Eilnachrichten noch nicht zu Stuhle gekommen zu sein und konnte auf die Frage:
„Was darf’s denn sein?“
keine rechte Antwort geben. Er gab etwas von sich, das wie „Rumpf“ klang. Der sehbehinderte Assistent des Kartoffelhändlers konnte damit nichts anfangen und versuchte es mit einem erneuten:
„Was darf’s denn sein?“
„Äh, also ...“ und quälte sein Telefonino weiter.
Der Kartoffelhändler griff in das Geschehen ein:
„Vielleicht eine festkochende Sorte? Wollen Sie Salat machen?“
Da sich in der Schlange Unruhe breit machte, beschloss er die Welt etwas später zu benachrichtigen und drückte eine Taste:
„Scheiße, jetzt muss ich alles noch einmal machen?“
„Wenn man auf ‚abbrechen’ drückt, dann wird das nichts.“ Gab ihm mein Kartoffelhändler zu verstehen. Der Kartoffelkauf ging dann doch noch einigermaßen zügig über die Bühne, obgleich der junge Mann nicht angeben konnte, ob er fest oder mehlig Kochende haben wollte. Wahrscheinlich waren die Anweisungen zum Kartoffelkauf nicht detailliert genug oder das Manual dazu war ene maschinelle Übersetzung aus dem Chinesischen.
Meine Liebste meinte dann zum Abschluss:

„Simsen kann er nicht und Kartoffeln koofen auch nicht!“

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Montag, 17. Januar 2011
Pali-Tücher und Dosenschleim
Nicht, dass ich früher, also etwa zu der Zeit als ich über Altamont erschrak und dankbaren Toten zuhörte, nicht auch mal Uniform getragen hätte. In meinem Führerscheinbild bin ich ja mit Haaren bis auf die Schulter, Fusselbart und Parka abgelichtet. Freaks nannten wir uns, damals in der guten alten Zeit, als Kurt Georg Kiesinger Bundeskanzler und Almdudler („Hm? Schmeckt irgendwie nach alten Socken, nicht?“ ) noch ein Geheimtipp für Geschmacksperversler war, Hippies nannten uns die Anderen. Natürlich diente das Aussehen der Abgrenzung gegen Spießer und Nazis und habichvergessen. Wir wollten anders sein und jeder sollte das erkennen können. „Geh doch nach drüben, wenn es dir hier nicht passt!“ schallte es uns entgegen, das Problem war natürlich, dass es uns hier nicht gepasst hat und drüben auch nicht. So weit so gut: wir und die anderen.

Nun ist das mit den Israelis und den Palästinensern so eine Sache: erstens sind sie auf der anderen Seite des Mittelmeeres und ich habe ja so meine Schwierigkeiten, wenn man sich in Konflikte anderer Leute dergestalt einmischt, dass man Partei ergreift. Wie man eigentlich wissen könnte, ist das bei Konflikten meist so, dass nicht die Einen Recht und die Anderen Unrecht haben, auf welche Seite soll man sich also stellen? Auf die Richtige natürlich! Klar, sowieso, genau!

Es gibt ja viele gut Gründe, israelische Politik zu kritisieren, die Siedlungspolitik beispielsweise, die einen Kompromiss über Land & Wasser zunehmend erschwert, oder oder …
Es ist auch richtig, dass in diesem Konflikt die Israelis die Stärkeren sind, nur kann man sich dann einfach, wenn auch nur symbolisch, auf die Seite der Schwächeren schlagen?

Was ich damit sagen will: ich habe so meine Schwierigkeiten mit dem Tragen der Kufiya habe, auch und gerade, wenn es nur ein modisches Accessoire ist und der Träger über den Hintergrund nichts weiß.

Sago habe ich als Kind einmal probiert und dann nie wieder. Irgendwelche Fruchtsäfte wurden mit Zucker und eben Perlsago aufgekocht und es entstand ein dicker, süßer Schleim. Örks! Meine Mutter meinte, dass Kinder doch Süßes mögen und folglich würde mir auch Sago schmecken. Die These hat nicht hingehauen, Graupen seien gesund und wohlschmeckend, war auch so eine These, die bei mir nicht verfangen hat. Man kann den Perlsago auch mit Milch und Zucker aufkochen, wenn Sahne zu teuer ist und daraus eine Art Pannacotta herstellen. Schmeckt auch ziemlich scheiße. Sago hat noch einen Nachteil: die Kügelchen oder Klümpchen lösen sich nicht vollständig auf und so entsteht … Ich glaube, hier sollte ich die Schilderung abbrechen. Fassen wir zusammen: Nicht schön, nicht wohlschmeckend und die Konsistenz ist nur was für die ganz Harten.

Vor ein paar Tagen nun war es in der Bahn so voll wie es im Winter an jedem Tag ist, weil die S-Bahn GmbH Jahr für Jahr vom Winter überrascht wird. Zu wenige Züge, die zudem noch kürzer sind und seltener fahren führen zu drangvoller Enge. Wer nicht unbedingt zur Arbeit oder Schule muss, kann auf andere Tageszeiten ausweichen. Wem dies nicht vergönnt ist, der hat eben Pech gehabt. Manche Fahrgäste wollen von den Zugabfertigern wissen, wann es wieder besser wird, oder wann der nächste Zug nach da und da kommt. Damit keine falschen Auskünfte gegeben werden können, wird das Personal nicht informiert. Das leuchtet doch ein. Wenn jemand pünktlich irgendwo sein muss, dann hat er eben Pech gehabt.

Da an einigen Bahnhöfen auch gebaut wird, müssen Kräne umgesetzt werden, Zugänge zum Bahnsteig geschlossen und die Fahrgäste zu anderen, behelfsmäßigen Zugängen geleitet werden. Die Bauarbeiter wissen nur, dass „jetze hier dicht gemacht“ wird, wo man jetzt zum Zug kommt aber nicht: „mir hat keener wat jesacht“. Wer nicht mehr so gut zu Fuß ist oder kein geeignetes Schuhwerk für Umwege durch Schneewehen angezogen hat, der hat einfach Pech gehabt.

So weit alles klar?

Jetzt machen wir einen großen zeitlichen Sprung: wir haben alle Hindernisse überwunden, sind auch bereits auf dem Bahnsteig, Füße und Hände lassen sich nur noch unter Schmerzen verwenden, das Schneegestöber pudert einen vorschriftmäßig ein und auch die Brille und die Haare bekommen so viel ab, dass, wenn man es in die Bahn geschafft hat und der Schnee zu tauen anfängt, Tropfen für Tropfen an der Nase entlang, zuerst nach vorne zur Spitze und dann in einem eleganten Schwung am Nasenflügel, der Schwerkraft folgend, auf Oberlippe, Unterlippe und vorwärts zum Kinn, dort sich sammelnd, in den Schal fließen kann. Es gibt natürlich auch Tropfen, die sich hinter dem Ohr vereinigend ohne Umschweife in den Schaal fallen lassen. Irgendwo auf dem Haupt des Menschen gibt es eine Wasserscheide.

Wir stehen also auf dem Bahnsteig, der Zug fährt ein. Der allergrößte Teil der Menschen, die zur Arbeit müssen, bleibt apathisch stehen. Entweder kommt man mit oder eben nicht, drängeln bringt nicht viel. Meistens kommt man ja mit, es sei denn man muss mit der Ringbahn fahren, dann hat man eben Pech gehabt. Ich muss nicht auf den Ring, also bleibe ich stehen, bis der Zug hält und die Türen aufgehen. Ich will einen Schritt nach vorne und in die Bahn einsteigen, als sich ein junger Mann, mit spärlichem Bartwuchs und Topffrisur, mit Pudelmütze und Pali-Tuch vor mich drängelt, um einen halben Schritt später im Zug festzustellen: „Ist ja alles voll hier!“ Was macht der Lackel eigentlich so früh auf dem Bahnsteig, kann der nicht wie jeder anständige Student zu Hause seinen Rausch ausschlafen?

Die anderen zwanzig Fahrgäste drängeln sich an dem Pali-Tuch-Träger vorbei (wetten, dass er ziemlich weit fahren muss und dass sich auf den folgenden Stationen wieder alle an ihm vorbei müssen?) in den Wagon. Wir stehen wie die eingelegten Sardellen eng an eng. Ich denke an meine Zeitung, die ich wohl wieder nicht lesen werde und ergebe mich in mein Schicksal. Der Zug ruckt an, festhalten ist nicht nötig und wäre auch nicht möglich. Jeder hat seine Arme am Körper, die Masse stützt sich gegenseitig. Plötzlich entsteht eine Unruhe. Der Pali-Mann kramt in seinem Beutel und holt eine kleines Döschen und einen Kaffelöffel heraus. Er öffnet die Dose und ein grau-weißer Schleim erscheint unter dem Deckel, mit Bröckchen drin. Das Zeug sieht aus wie das Katzenfutter, das ich manchmal meinen Mädels aufmachen muss. Die finden das klasse, gesund und wohlschmeckend, ich muss jedes Mal meinen Kopf wegdrehen, weil es ekelhaft aussieht und penetrant nach Fisch riecht (übrigens: Frischer Fisch ist etwas anderes, der riecht nämlich nicht nach Fisch). Mit leeren Augen löffelt das Pali-Männchen seinen Pannacottaersatz mit alten Heringstücken darin, die Fahrgäste um ihn herum – so auch ich – kämpfen bei Anblick und Geruch dieses Zeugs mit … Aber an dieser Stelle sollten wir, denke ich, den Bericht abbrechen.

Ob es wohl einen Zusammenhang gibt zwischen dem Tragen von Pali-Tüchern und dem Genuss von Dosenschleim? Irgendetwas Tiefenpsychologisches, an dem sich unsere Schulweisheit bislang die Zähne ausgebissen hat?

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Freitag, 14. Januar 2011
In der Bahn
Der Zug hält, Gedränge beim Aus- und Einsteigen. Ich lese konzentriert einen Artikel von Harald Schuhmann im Tagesspiegel. Ein Satz, gesprochen von einer hellen Frauenstimme, dringt vom Bahnsteig herein:
„Ficken, Fressen, Saufen, Rauchen und …“ Dann wehte der Wind ihre weiteren Worte weg. Mit wem sie wohl über was geredet hat?

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Montag, 10. Januar 2011
Wem die Stunde schlägt
Meine erste Armbanduhr habe ich mit 14 zur Konfirmation erhalten. Mitte der 60er Jahre war es keineswegs üblich, dass Kinder Uhren besaßen, vielmehr war es wie der Kauf des ersten Füllers in der zweiten Klasse der Grundschule ein ritualisiertes Ereignis. Uhren waren teuer, man bekam sie zur Konfirmation oder Firmung als erste Stufe des Erwachsenwerdens.

Ich bin in einer Neubausiedlung am Waldrand aufgewachsen und natürlich haben wir Kinder im Wald gespielt. Wir haben Baumhäuser gebaut, Gefangene befreit und Dämme in den kleinen Bach gebaut, der nur wenige Schritte in den Wald hinein, floss. Unser so geschaffener kleiner See wurde mit Krebsen, Molchen und Forellen bestückt, die wir im nahe gelegenen Flüsschen einsammelten.

Dabei behielten wir immer auch die Zeit im Auge bzw. im Ohr, denn parallel zum Lernen der Uhr ( „Wenn der große Zeiger oben auf der Zwölf steht und der kleine Zeiger bei der Drei, dann ist es genau drei Uhr. Wenn der kleine Zeiger auf der Drei steht und der Große auch auf der Drei, dann ist es viertel vier.“ ) wurde uns auch beigebracht auf die Kirchturmuhr zu hören. Die dunkle Glocke schlägt die Stunden, die Helle die Viertelstunden. Man muss nur mitzählen. Damit das auch klappt, wurde bei jeder Gelegenheit, also immer wenn die Kirchturmuhr anschlug und meine Eltern oder meine Brüder daran dachten, geübt. Bong, Bong, Bong! „Hörst du? Zuerst die dunkle Glocke. Na?“ Ich musste dann mitzählen und dann die Stunde sagen. „Jetzt die helle Glocke, hörst du?“ Bing. Viertel vier, ganz einfach. So konnten wir als Kinder immer feststellen, wie spät es war. Insbesondere Im Sommer, wenn es lange hell ist, war das wichtig. Mein Vater kam kurz nach sechs von der Arbeit nach Hause und kurz danach gab es Abendbrot, zu dem wir uns alle versammelten. Wenn man nicht pünktlich kam, gab es Ärger und da wir gelernt hatten, auf die Uhr zu hören, gab es auch keine Entschuldigung. Na gut, gelegentlich durfte man es im Eifer des Spiels auch mal vergessen. Aber eben nur als Ausnahme.

Noch heute zähle ich im Stillen mit, wenn Glocken ertönen. Gelernt ist schließlich gelernt.
Inzwischen bekommen Kinder Uhren wohl schon viel früher und es besteht keine Notwendigkeit mehr auf die Glockenschläge zu achten.

Letztens wollte ein junger Mann von mir wissen, wie spät es eigentlich sei. Bevor ich den Ärmel meiner dicken Winterjacke hochziehen konnte, schlug die Uhr an und so habe ich einfach, ohne nachzudenken, mitgezählt.
Der junge Mann wurde ungeduldig und fragte sich wohl, was ich da tue.
„Viertel nach drei“ sagte ich zu ihm.
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Die Uhr hat gerade geschlagen.“
„Das wäre mir viel zu mühsam“ meinte er und ging.
Tja, dachte ich, keine Uhr haben, aber auf den Glockenschlag zu hören, mühsam finden.

Schade eigentlich, dass niemand mehr darauf hört, welche Stunde es geschlagen hat.

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Montag, 3. Januar 2011
An der Gedächtniskirche
Auf dem Alexanderplatz durften wir ja bereits einer Begegnung mit einem Prediger beiwohnen, heute soll’s um die Sowieso gehen (wie hieß sie noch gleich? Helga? Gerda? Na egal.) Sie war eine ältere Dame mit eisengrauen Haaren und einem freundlichen und aufmerksamen Gesicht. Als ich sie das erste Mal sah, dachte ich noch, die sieht aber der Uta Ranke-Heinemann ziemlich ähnlich.

Meist traf ich sie auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Außer ihr, war und ist an diesem Weihnachtsmarkt nicht besonderes, wie überall tönt „Stille Nacht“ aus jedem Stand, es gibt das zu kaufen, was es auf jedem Weihnachtsmarkt zu kaufen gibt und der Glühwein fällt wie ebenfalls auf jedem Weihnachtsmarkt eigentlich unter die Kampfmittelverordnung (Warum wird das Zeug eigentlich nicht in der Nordsee verklappt?)

Sie trug einen warmen Mantel und stand meist auf einer Obstkiste direkt vor der Kirche. Insbesondere jüngere Pärchen weckten ihre Aufmerksamkeit und stachelten sie an, ihnen ihre Botschaft zu vermitteln. Ein strahlender Blick in die Augen und ihre Stimme schwoll an:

„Ficken, Kinder, ihr müsst mehr ficken!“

Und dann legte sie ausführlich und mit guten Argumenten dar, warum ihre Erachtens die Menschen zu wenig schnackseln (Fürstin Gloria von Turn und Taxis). Ihre Freundlichkeit und Eloquenz machte es einem als Passanten sehr schwer, sich der anschwellenden Redeflut zu entziehen. Meist blieben die Leute stehen und wenn sie nicht völlig verbiestert waren, hörten sie ihr aufmerksam zu. Ich habe ihr eigentlich immer ganz gerne zugehört und stets am Ende ihrer Ausführungen beteuert, dass ich ihre Ratschläge für meinen weiteren Lebensweg beherzigen werde.

Irgendwann wurden ihre pädagogischen Versuche seltener und büßten auch etwas an Glanz und Geschliffenheit ein. Sie wurde alt und dann tauchte sie nicht mehr auf.

Nachtrag:
Die Dame hieß Helga Goetze: ein Nachruf & die Website & ein Interview
Mein Gedächtnis ist gar nicht so schlecht.

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