Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Wo die schönen Trompeten blasen
Achim von Arnim und Clemens Brentano haben zwei Volkslieder in ihrer Sammlung des Knaben Wunderhorn veröffentlicht:
Bildchen

Auf dieser Welt hab ich keine Freud,
Ich hab einen Schatz und der ist weit,
Er ist so weit, er ist nicht hier,
Ach wenn ich bei mein Schätzgen wär!

Ich kann nicht sitzen und kann nicht stehn,
Ich muß zu meinem Schätzgen gehn;
Zu meinem Schatz, da muß ich gehn,
Und sollt ich vor dem Fenster stehn.

Wer ist denn draussen, wer klopfet an?
Der mich so leis aufwecken kann;
Es ist der Herzallerliebster dein,
Steh auf, steh auf und laß mich rein!

Ich steh nicht auf, laß dich nicht rein,
Bis meine Eltern zu Bette seyn;
Wenn meine Eltern zu Bette seyn,
So steh ich auf und laß dich rein.

Was soll ich hier nun länger stehn,
Ich seh die Morgenröth aufgehn;
Die Morgenröth, zwey helle Stern,
Bey meinem Schatz, da wär ich gern.

Da stand sie auf und ließ ihn ein,
Sie heißt ihn auch willkommen seyn;
Sie reicht ihm die schneeweiße Hand,
Da fängt sie auch zu weinen an.

Wein nicht, wein nicht mein Engelein!
Aufs Jahr sollst du mein eigen seyn;
Mein eigen sollst du werden gewiß,
Sonst keine es auf Erden ist.

Ich zieh in Krieg auf grüne Haid,
Grüne Haid die liegt von hier so weit,
Allwo die schönen Trompeten blasen;
Da ist mein Haus von grünem Rasen.

Ein Bildchen laß ich mahlen mir,
Auf meinem Herzen trag ichs hier;
Darauf sollst du gemahlet seyn,
Daß ich niemal vergesse dein.
(Des Knaben Wunderhorn)
Unbeschreibliche Freude

Wer ist denn draussen und klopfet an?
Der mich so leise wecken kann?
Das ist der Herzallerliebste dein,
Steh auf und laß mich zu dir ein.

Das Mädchen stand auf, und ließ ihn ein,
Mit seinem schneeweissen Hemdelein;
Mit seinen schneeweissen Beinen,
Das Mädchen fing an zu weinen.

Ach weine nicht, du Liebste mein,
Aufs Jahr sollt du mein eigen seyn;
Mein eigen sollt du werden,
O Liebe auf grüner Erden.

Ich wollt daß alle Felder wären Papier,
Und alle Studenten schrieben hier;
Sie schrieben ja hier die liebe lange Nacht,
Sie schrieben uns beiden die Liebe doch nicht ab.
(Des Knaben Wunderhorn)
Gustav Mahler hat die beiden Lieder kompiliert, einen Titel hinzugefügt und eine wunderschöne Musik dazu geschrieben:

"Wo die Schönen Trompeten Blasen"

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jean stubenzweig, Mittwoch, 30. Juni 2010, 11:01
Dieser Sängerin
verzeihe ich sogar ihren pompösen Auftritt in Paris; aber dafür hat sie die Marseillaise entwaffnet (auf daß Sie nicht so lange rückwärts lesen müssen). Ihr gelingt, was wenige US-Amerikanerinnen schaffen: das deutsche Kunstlied zu entkunsten – ein sehr schönes Beispiel haben Sie ausgewählt.

Nebenbei: heute zwei Stunden in meinem Heimatsender, wo überhaupt erstaunlich viel deutschsprachige Musik gespielt wird.