Über die Naschsucht
g. | Montag, 22. März 2010, 05:50 | Themenbereich: 'Heimatkunde'
Berlin war einmal eine der ersten Adressen für feine Schokolade und Confiseriewaren. Das ist leider lange her und so ist es inzwischen schwer, die Zuckerbäcker und Chocolatiers zu finden, die man zur Befriedigung der Naschsucht benötigt. Verstehen sie mich recht, es geht nicht darum, ihnen den Genuss preiswerterer Süßigkeiten madig zu machen, aber die Naschsucht stellt sich nun einmal erst bei den feinsten Schokoladen und Torten ein. Und manchmal, da werden sie mir sicher zustimmen, muss es einfach etwas Feines sein.
Erich Hamann wurde am 6. Januar 1880 in Memel/Ostpreußen geboren. Er lernte das Konditorhandwerk und machte sich 1912 in Berlin selbstständig. Sein erstes Geschäft lag in der Kurfürstenstraße, die damals eine gute Adresse war. Heute tummeln sich da eher die Bordsteinschwalben, aber in den 20er Jahren lagen eine ganze Reihe Schulen für die höheren Stände in der Nähe. Weitere Geschäfte in der Leipziger Straße und Unter den Linden folgten. 1928 wurde das heutige Stammhaus in der Brandenburgischen Straße (U-Konstanzer Straße) fertig gestellt. Der Bau und die Einrichtung des Verkaufsraumes wurden von Johannes Itten gestaltet.
Wenn man den Laden betritt, verlässt man die Welt der aufdringlichen Werbung, der billigen Schokoriegel und Süßigkeitenautomaten. Schlichte Regale und eine dunkle Holztäfelung im Bauhausstil bestimmen den Raum. Auf dem Verkaufstresen sind nur wenige Produkte aufgebaut: ein Korb mit schokoladenüberzogenen Walnüssen, einige Tafeln Edelbitter oder eine Schachtel mit verschiedenen Pralinen. Wenn einer der Chocolatiers durch die Tür tritt, um Nachschub zu bringen, kann man Conchiermaschinen sehen, die die Grundbestandteile guter Schokolade, Kakao, Zucker und Kakaobutter, Stunde um Stunde walzen.
Hatte ich schon erwähnt, dass man der Dame seines Herzens eine große Freude machen kann, wenn sie, sagen wir mal nach den Mühen des Tages, genervt und erschöpft nach Hause kommt und auf ihrem Platz liegt eine Schachtel der feinsten Schokoladentäfelchen, die bei der geringsten Berührung von Gaumen und Zunge dahin schmelzen?
Das Publikum ist gemischt, Wilmersdorfer Witwen, die ihre Einkaufstaschen mit Bergen von Pralinen füllen. Auch wenn es den Eindruck erweckt, es handelt sich keineswegs um den Jahresvorrat, der von den Damen aus dem Laden geschleppt wird. Senatsbedienstete, die ohne Leckereien ihre Senatoren nicht ertragen können, türkische Geschäftsleute, die wohl weniger ihre Integrationswilligkeit demonstrieren, als ihren Töchtern oder ihrer Frau eine Freude bereiten wollen und soignierte italienische Herren, die von mir dorthin verwiesen wurden.
Wenn man Glück hat, kommt die Seniorchefin dazu und unterstützt das Personal im Verkauf. Niemand bindet so liebevoll die obligatorische blaue Schleife um die Borkenschokolade.
Der Familienbetrieb stellt seine Produkte nach wie vor nach den Rezepturen von Erich Hamann her.
Die Berliner Abendschau sendete vor einigen Jahren einen schönen Bericht über die Erich Hamann KG.
Manche behaupten, dass Hamann die beste Schokolade in Berlin produziert.
Erich Hamann wurde am 6. Januar 1880 in Memel/Ostpreußen geboren. Er lernte das Konditorhandwerk und machte sich 1912 in Berlin selbstständig. Sein erstes Geschäft lag in der Kurfürstenstraße, die damals eine gute Adresse war. Heute tummeln sich da eher die Bordsteinschwalben, aber in den 20er Jahren lagen eine ganze Reihe Schulen für die höheren Stände in der Nähe. Weitere Geschäfte in der Leipziger Straße und Unter den Linden folgten. 1928 wurde das heutige Stammhaus in der Brandenburgischen Straße (U-Konstanzer Straße) fertig gestellt. Der Bau und die Einrichtung des Verkaufsraumes wurden von Johannes Itten gestaltet.
Wenn man den Laden betritt, verlässt man die Welt der aufdringlichen Werbung, der billigen Schokoriegel und Süßigkeitenautomaten. Schlichte Regale und eine dunkle Holztäfelung im Bauhausstil bestimmen den Raum. Auf dem Verkaufstresen sind nur wenige Produkte aufgebaut: ein Korb mit schokoladenüberzogenen Walnüssen, einige Tafeln Edelbitter oder eine Schachtel mit verschiedenen Pralinen. Wenn einer der Chocolatiers durch die Tür tritt, um Nachschub zu bringen, kann man Conchiermaschinen sehen, die die Grundbestandteile guter Schokolade, Kakao, Zucker und Kakaobutter, Stunde um Stunde walzen.
Hatte ich schon erwähnt, dass man der Dame seines Herzens eine große Freude machen kann, wenn sie, sagen wir mal nach den Mühen des Tages, genervt und erschöpft nach Hause kommt und auf ihrem Platz liegt eine Schachtel der feinsten Schokoladentäfelchen, die bei der geringsten Berührung von Gaumen und Zunge dahin schmelzen?
Das Publikum ist gemischt, Wilmersdorfer Witwen, die ihre Einkaufstaschen mit Bergen von Pralinen füllen. Auch wenn es den Eindruck erweckt, es handelt sich keineswegs um den Jahresvorrat, der von den Damen aus dem Laden geschleppt wird. Senatsbedienstete, die ohne Leckereien ihre Senatoren nicht ertragen können, türkische Geschäftsleute, die wohl weniger ihre Integrationswilligkeit demonstrieren, als ihren Töchtern oder ihrer Frau eine Freude bereiten wollen und soignierte italienische Herren, die von mir dorthin verwiesen wurden.
Wenn man Glück hat, kommt die Seniorchefin dazu und unterstützt das Personal im Verkauf. Niemand bindet so liebevoll die obligatorische blaue Schleife um die Borkenschokolade.
Der Familienbetrieb stellt seine Produkte nach wie vor nach den Rezepturen von Erich Hamann her.
Die Berliner Abendschau sendete vor einigen Jahren einen schönen Bericht über die Erich Hamann KG.
Manche behaupten, dass Hamann die beste Schokolade in Berlin produziert.