Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 4. März 2010
Georg Forster: Reise um die Welt 78
(Zweeter Aufenthalt auf den Societäts-Inseln)
„Wir waren noch nicht lange zu dem Capitain und seinem Commando gestoßen, als die unglückliche Veranlassung alles Unheils, das Böttcher-Beil, wieder abgeliefert wurde. Eine Frauensperson von mittlerm Alter, die einiges Ansehen zu haben schien, hatte etliche ihrer Leute darnach ausgeschickt, und diese schafften nicht nur dies eine Stück, sondern auch eine Patrontasche und Herrn PATTONS Vogelflinte wieder herbey, welche, dem Anschein nach, im Wasser versteckt geswesen seyn mußte. Es währete nicht lange, so brachten ein paar Indianer ihren verwundeten Landsmann, der fast keine Besinnung mehr zu haben schien, auf einem Brette zu uns hergetragen. Man schickte deshalb gleich nach dem Wundarzt Herrn PATTON, und ließ den armen Schelm unterdessen auf den Boden niedersetzen. Die Eingebohrnen kamen nun gerade wieder, und die Frauensleute ließen sichs vorzüglich angelegen seyn, Friede und Ruhe wieder herzustellen; doch schienen ihre schüchternen Blicke uns anzuklagen, daß wir grausam mit ihnen umgegangen wären. Endlich setzten sich ihrer fünfzig oder mehrere auf einen schönen grünen Rasen, und winkten, daß wir neben ihnen Platz nehmen möchten. Jeder dieser Schönen hatte ein Paar POMPELMUßE mitgebracht, welche sie mit freundlich liebkosender Gebehrde bissenweise unter uns austheilte. Herrn PATTONS Freundin, zeichnete sich, durch ihre jugendliche Schönheit, vor allen übrigen Frauenzimmern aus. Sie war von hellerer Farbe als das gemeine Volk, dabey wohl gewachsen von sehr proportioniertem Gliederbau, und von überaus regelmäßiger, gefälliger Geschichtsbildung. Feuer strahlte aus den lebhaften schwarzen Augen, und den schönen Hals umflossen schwarze lockigte Haare. Ihre Kleidung bestand aus einem Stück braunen Zeugs, das unter der Brust dicht an den Leib anschloß, aber von den Hüften herab weiter ward, und dieses ungekünstelte Gewand stand ihr besser als die zierliche europäische Tracht sie geputzt haben würde.“
(Forster S. 662/3)
Eine von mehreren Stellen, die Schönheit mit Hautfarbe in Verbindung bringen.

(überaus gefälliger Geschichtsbildung, das ungekünstelte Gewand)

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