Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Donnerstag, 25. März 2010
Georg Forster: Reise um die Welt 85
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
„Den National-Character der Mallicolleser muß man mit Rücksicht auf den Grad ihrer Cultur beurtheilen. Sie wohnen, in viele kleine Stämme und einzelne Familien getheilt, zerstreuet auf der Insel umher, und mögen daher wohl oft Streit mit einander haben; es ist also kein Wunder, wenn sie bey allen Gelegenheiten vorsichtig, ja selbst mißtrauisch zu Werke giengen. Doch sind sie darum keineswegs zu Zank und losen Händeln aufgelegt, sondern bewiesen vielmehr durch ihr Betragen gegen uns, daß sie gerne allen Streit vermeiden wollten; thaten auch sehr ungehalten, wenn einer oder der andere von ihren Landsleuten etwas vornahm, wodurch das gegenseitige gute Vernehmen allenfalls gestört werden konnte. Oft reichten sie uns grüne Zweige zu, die überall für Freundschafts-Zeichen angesehen werden. Die Ceremonie, Wasser auf den Kopf zu gießen, hat allem Ansehn nach eine ähnliche Bedeutung; zugleich bestätigt sie unsre Vermuthung, daß diese Nation mit der auf NEU-GUINEA wohnenden Ähnlichkeit haben müsse. (…) Im Umgang zeigten sie viel Gelehrigkeit. Sie sind scharfsinnig, und haben sowohl Neigung als Fähigkeit ihren Verstand auszubilden. Sie scheinen große Liebhaber vom Tanz, mithin lustigen und aufgeräumten Temperaments zu seyn. Es würde nicht schwer halten, sie ungleich civilisirter zu machen; ein ehrgeiziger Mann aus ihrer eigenen Mitte, könnte es, meines Erachtens, bald dahin bringen.“
(Forster S. 706)
(zu Zank und losen Händeln aufgelegt, sie haben sowohl Neigung als Fähigkeit ihren Verstand auszubilden, lustiges und aufgeräumtes Temperament)

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