Visionen
g. | Montag, 25. Januar 2010, 05:42 | Themenbereich: 'Heimatkunde'
Von Zeit zu Zeit überkommt es mich, dann denk ich Seltsames in der Nacht in der Bahn.
Matschepampekälte in der Stadt, die Hundescheiße quillt durch das Tauwetter wieder aus der Schneedecke, bildet braune Schlieren auf den Wegen und wird täglich beim Gassi gehen ergänzt. An den Regenrinnen über mir haben sich in den letzten Wochen große Eiszapfen gebildet, die nun antauen und die Passanten erschlagen. Es ist kein schöner Gedanke, von einem herab sausenden Eispickel durchbohrt zu werden.
Könnte man nicht? Irgendwie – es wäre vielleicht teuer, vielleicht hätte die Umwelt (wer ist das eigentlich? Hat die auch etwas zu melden?) keine rechte Freude und die Kackratten müsste man natürlich und mit den Autos ginge es auch nicht… Aber möglich, so ganz prinzipiell, wäre es schon?
Man müsste natürlich klein anfangen, müsste natürlich realistisch bleiben und sagen wir mal, zunächst das Stück zwischen meiner Wohnung und dem S-Bahnhof mit Plexiglas überdachen, an den Zugängen Wärmeschleusen einbauen (in Kaufhäusern geht das schließlich auch), Hunde und Autos (o.k. machen wir einen Kompromiss: Elektroautos sind erlaubt, sofern sie kein Brandenburger Kennzeichen haben) in der so geschaffenen Galleria verbieten. Und eine Fußbodenheizung, das wäre chic. Die Kuppel aus Plexiglas müsste natürlich, sonst sieht es Scheiße aus (Wir sind ja nicht im Hauptbahnhof), möglichst ohne Streben, Pfeiler und sonstige Elemente, die die Sicht behindern, gefertigt werden. (Ohne die lästige Schwerkraft wäre das natürlich alles viel einfacher!)
Wer auf den Bürgersteigen mit dem Fahrrad fährt, darf die Loggia nicht mehr benutzen. Man könnte ja vor den Wärmeschleusen Fahrradständer anbringen, park’n ride für die Unverbesserlichen.
Die Satteldächer auf den Häusern bräuchte man dann natürlich nicht mehr, da Schnee und Regen schon zwanzig Meter über den Giebeln nach außen abgelenkt würden. Man könnte also überall Flachdächer mit Liegewiesen, mobilen Eisverkäufern, Schwimmbädern, vielleicht mit einem kleinen Kiosk dabei, der Butterbrezeln und Käsesemmeln anbietet? errichten. Damit die Treppenhäuser nicht zu sehr von klakkernden Birkenstockclogs ruiniert werden, müsste man über die Straßen, Baulücken und Parkanlagen Brücken bauen. Die Berliner Höhenwanderwege würden berühmt und zu einer Touristenattraktion (vielleicht sollte man die Schweizer vom Besuch ausschließen? Schließlich nörgeln die den ganzen Tag über die fehlenden Berge) werden. Okay, über Skater usw. müsste man auch noch nachdenken und über diese seltsamen, ästhetisch völlig inakzeptablen Gefährte – wie heißen die nochmal gleich? – bei denen der Fahrer sich durch selten dämliches Vor- und Zurückbewegen des Oberkörpers vorwärts bewegt.
Auf den Dächern und Übergängen könnte man Gärten anlegen, über die Kamine Drillingsblumen wuchern lassen, die Wanderwege mit Flammenbäumen zu Alleen der fünften Etage umgestalten, gelegentlich noch ein Gilbblümli und einen Rosenlorbeer pflanzen.
An anderen Stellen könnte man Krammetsbäume oder Bärenzwiebeln ansiedeln.
Dies Gesträuche und Geblüme ist natürlich ideal als Versteck für nichtsnutzige Knaben, die mit ihren Zwillen Sozialpädagogen und Juristen das Leben schwer machen, während die braven Mädchen Gummitwist spielen oder Klassenkameraden auflauern, um ihnen einen Eintrag in ihrem Poesiealbum abzunötigen.
Wer etwas älter ist könnte gebratene Hühnerbeine verzehren, ein Glas Riesling trinken und anstatt für die Doppelhaushälfte zu sparen, den schönen Frauen Komplimente machen! Oder natürlich ein gutes Buch lesen.
Ach, wär’ das schön!
Matschepampekälte in der Stadt, die Hundescheiße quillt durch das Tauwetter wieder aus der Schneedecke, bildet braune Schlieren auf den Wegen und wird täglich beim Gassi gehen ergänzt. An den Regenrinnen über mir haben sich in den letzten Wochen große Eiszapfen gebildet, die nun antauen und die Passanten erschlagen. Es ist kein schöner Gedanke, von einem herab sausenden Eispickel durchbohrt zu werden.
Könnte man nicht? Irgendwie – es wäre vielleicht teuer, vielleicht hätte die Umwelt (wer ist das eigentlich? Hat die auch etwas zu melden?) keine rechte Freude und die Kackratten müsste man natürlich und mit den Autos ginge es auch nicht… Aber möglich, so ganz prinzipiell, wäre es schon?
Man müsste natürlich klein anfangen, müsste natürlich realistisch bleiben und sagen wir mal, zunächst das Stück zwischen meiner Wohnung und dem S-Bahnhof mit Plexiglas überdachen, an den Zugängen Wärmeschleusen einbauen (in Kaufhäusern geht das schließlich auch), Hunde und Autos (o.k. machen wir einen Kompromiss: Elektroautos sind erlaubt, sofern sie kein Brandenburger Kennzeichen haben) in der so geschaffenen Galleria verbieten. Und eine Fußbodenheizung, das wäre chic. Die Kuppel aus Plexiglas müsste natürlich, sonst sieht es Scheiße aus (Wir sind ja nicht im Hauptbahnhof), möglichst ohne Streben, Pfeiler und sonstige Elemente, die die Sicht behindern, gefertigt werden. (Ohne die lästige Schwerkraft wäre das natürlich alles viel einfacher!)
Wer auf den Bürgersteigen mit dem Fahrrad fährt, darf die Loggia nicht mehr benutzen. Man könnte ja vor den Wärmeschleusen Fahrradständer anbringen, park’n ride für die Unverbesserlichen.
Die Satteldächer auf den Häusern bräuchte man dann natürlich nicht mehr, da Schnee und Regen schon zwanzig Meter über den Giebeln nach außen abgelenkt würden. Man könnte also überall Flachdächer mit Liegewiesen, mobilen Eisverkäufern, Schwimmbädern, vielleicht mit einem kleinen Kiosk dabei, der Butterbrezeln und Käsesemmeln anbietet? errichten. Damit die Treppenhäuser nicht zu sehr von klakkernden Birkenstockclogs ruiniert werden, müsste man über die Straßen, Baulücken und Parkanlagen Brücken bauen. Die Berliner Höhenwanderwege würden berühmt und zu einer Touristenattraktion (vielleicht sollte man die Schweizer vom Besuch ausschließen? Schließlich nörgeln die den ganzen Tag über die fehlenden Berge) werden. Okay, über Skater usw. müsste man auch noch nachdenken und über diese seltsamen, ästhetisch völlig inakzeptablen Gefährte – wie heißen die nochmal gleich? – bei denen der Fahrer sich durch selten dämliches Vor- und Zurückbewegen des Oberkörpers vorwärts bewegt.
Auf den Dächern und Übergängen könnte man Gärten anlegen, über die Kamine Drillingsblumen wuchern lassen, die Wanderwege mit Flammenbäumen zu Alleen der fünften Etage umgestalten, gelegentlich noch ein Gilbblümli und einen Rosenlorbeer pflanzen.
An anderen Stellen könnte man Krammetsbäume oder Bärenzwiebeln ansiedeln.
Dies Gesträuche und Geblüme ist natürlich ideal als Versteck für nichtsnutzige Knaben, die mit ihren Zwillen Sozialpädagogen und Juristen das Leben schwer machen, während die braven Mädchen Gummitwist spielen oder Klassenkameraden auflauern, um ihnen einen Eintrag in ihrem Poesiealbum abzunötigen.
Wer etwas älter ist könnte gebratene Hühnerbeine verzehren, ein Glas Riesling trinken und anstatt für die Doppelhaushälfte zu sparen, den schönen Frauen Komplimente machen! Oder natürlich ein gutes Buch lesen.
Ach, wär’ das schön!
charon,
Montag, 25. Januar 2010, 06:04
kommen sie nach montréal in die ville souterainne! ueber 32 kilometer erstreckt sich das netzwerk von tunnel und untergrundflaechen, die gelegtnlich gar nicht so dunkel sind, wie man annehmen mag. kommen sie aber bitte nur januar / februar, wenn draussen die eispickel nicht schmelzen, sondern bei bis zu minus 30 grad eingefroren sind. denn im sommer ist man dann doch lieber uebergrund.
schoen waere doch auch die einfuehrung von "rollenden buergersteigen", wie man sie schon 1893 in chicago getestet hatte - mit zwei fahrbahnen unterschiedlicher geschwindigkeit. ich freue mich, sie in ihrer stadt besuchen zu duerfen!
g.,
Dienstag, 26. Januar 2010, 05:08
Wie darf man sich das in Montreal vorstellen? Als unterirdische Shoppingmall oder als Gewirr von Gängen und Rohrleitungen, kleinen Kammern und Abzweigungen hinter denen ein Eisbär lauert? und ja, rollende Bürgersteige wäre eine schöne Ergänzung, vielleicht noch mit jungen Damen, die am Rande stehen und den Vorbeirollenden Erfrischugsgetränke anbieten.
charon,
Dienstag, 26. Januar 2010, 07:01
ja, leider ist das in erster linie ein netzwerk von shopping malls, aber es gibt dort auch oeffentliche einrichtungen, sportanlagen, sogar einen unterirdischen "park". die architektur und inneneinrichtung ist ganz unterschiedlich, je nach bauphase. der trend geht aber klar zur glatten oberflaeche. dieser beitrag ist ziemlich umfangreich und informativ: http://en.wikipedia.org/wiki/Underground_City,_Montreal
g.,
Dienstag, 26. Januar 2010, 07:13
Danke,
diese 'ville souterainne' ist faszinierend. Jetzt muss ich erstmal lesen und stöbern.
nnier,
Montag, 25. Januar 2010, 09:46
> Gefährte ... bei denen der Fahrer sich durch selten dämliches Vor- und Zurückbewegen des Oberkörpers vorwärts bewegt
Da haben Sie ein schönes Rätsel aufgegeben. Ein Teil meines Geistes wird sich heute exklusiv dieser Frage widmen. Denn vor der Frage, wie so etwas heißen mag, steht die danach, ob ich ein solches vehikel jemanls gesehen habe.
(Schöner Beitrag übrigens wieder einmal!)
Da haben Sie ein schönes Rätsel aufgegeben. Ein Teil meines Geistes wird sich heute exklusiv dieser Frage widmen. Denn vor der Frage, wie so etwas heißen mag, steht die danach, ob ich ein solches vehikel jemanls gesehen habe.
(Schöner Beitrag übrigens wieder einmal!)
g.,
Montag, 25. Januar 2010, 15:29
ich bin mir nicht ganz sicher, aber dieses Ding könnte es gewesen sein. Zumindest so ähnlich sah es aus.
monnemer,
Montag, 25. Januar 2010, 18:59
Holländer? Feuchte Augen bekam ich an meinem 7. Geburtstag. Hatte doch gar keiner so ein Ding. Nur ich jetzt. Die anderen hatten alle nur Kettcars.
g.,
Dienstag, 26. Januar 2010, 05:16
Oh,
ist das schön. Ich werde grün vor Neid, aber ein Holländer war es nicht.
Ich habe das Ding vor ein oder zwei Jahren Unter den Linden gesehen als ein Mann, der Fritz Teufel ein wenig ähnlich sah, damit auf dem Bürgersteig (wo sonst?) Richtung Alexanderplatz fuhr. Das Fahrzeug schien keinen Motor zu haben, zumindest dachte ich das, weil der Fahrer sein Hinterteil abwechselnd vor und zurück schob. Seit dem bin ich auf der Suche nach dem Namen dieses wunderlichen Fahrzeugs, gefunden habe ich es noch nicht. Dabei stößt man auf andere, die Fantasie beflügelnde Fortbewegungsmittel.
Ich habe das Ding vor ein oder zwei Jahren Unter den Linden gesehen als ein Mann, der Fritz Teufel ein wenig ähnlich sah, damit auf dem Bürgersteig (wo sonst?) Richtung Alexanderplatz fuhr. Das Fahrzeug schien keinen Motor zu haben, zumindest dachte ich das, weil der Fahrer sein Hinterteil abwechselnd vor und zurück schob. Seit dem bin ich auf der Suche nach dem Namen dieses wunderlichen Fahrzeugs, gefunden habe ich es noch nicht. Dabei stößt man auf andere, die Fantasie beflügelnde Fortbewegungsmittel.
jean stubenzweig,
Montag, 25. Januar 2010, 15:54
Sie bringen mich
ganz durcheinander – Sie hier, um diese Uhrzeit? Sie werden doch nicht so ein Ding benutzen und deshalb schneller zuhause sein? Oder haben Sie am Ende gar privatisiert? Auf jeden Fall klingen Sie noch entspannter als früh um fünf.
g.,
Dienstag, 26. Januar 2010, 05:14
Um diese Uhrzeit bin ich nur ausnahmsweise unterwegs. Ich hatte zwischen zwei Sitzungen zwanzig Minuten Zeit und da bei der nachfolgenden Veranstaltung nur meine körperliche und nicht auch meine geistige Anwesendheit von Nöten war, dachte ich mir: sieh doch mal im Blog vorbei. In dem Augenblick sah ein technikaffiner Kollege vorbei, der mir dann den Tip mit diesen Einradrollern gegeben hat.