Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Mittwoch, 27. Januar 2010
Sprachspiele 7
Makame, eine Art gereimter Prosa, die sehr einfach ist. Ein Beispiel gefällig?
„Gott. Dir danken wir, wie für jede Habe,
also auch für die Redegabe;
wie für des Hauses Ausgang und Eingang,
so für des Geistes Ausklang und Einklang,
und wie für des Kleides An- und Ablegung,
so für des Sinnes Ein- und Auslegung.“
Sie sehen ein einfaches Schema, das allerdings viele Variationen zulässt. Lassen wir Friedrich Rückert, den Nachdichter der Makamen des Hariri, selbst zu Wort kommen:
„Die Ökonomie der Makamen ist die allereinfachste: jede ist ein für sich bestehender und in sich abgerundeter poetischer Haushalt, ohne Wechselbeziehung mit den übrigen, ohne Einwirkung auf sie und von ihnen. In jeder geht ein Abenteuer an und zu Ende, und das nächstfolgende entspringt nicht aus dem vorhergehenden, sondern mit diesem zugleich aus dem gemeinschaftlichen Mittelpunkt, dem Charakter des Helden, der dann im vollen Kreis der Makamen seine volle Entwicklung gefunden hat. Man sieht die Handlung nicht fortschreiten, und doch ist zuletzt das Ziel erreicht; die Darstellung geht nicht vorwärts, sondern dreht sich im Kreise. Die Anordnung ist also planetarisch, oder auch ausstrahlend wie die Blätter einer Palme.“
Eine der kunstvollsten Makamen und zugleich ein schönes Sprachspiel ist „Die Bittschrift“ von Hariri, in der ein Mann der kein ‚r’ aussprechen kann, einem Scheik eine wohlklingende Bitte vortragen will. Er verwendet daher nur Wörter ohne diesen Konsonanten:
„Milde ist eine Tugend,
ewig jung sei deine Jugend.
Geiz ist ein Schandflecken;
deines Neidenden Auge müsse Nacht decken!
Edle Hand gibt Spenden,
unedle läßt abziehen mit hohlen Händen.
Den Gebenden schmückt,
was den Empfangenden beglückt;
und das Gold, das Dank aufwägt,
ist wohl an- und ausgelegt.“
Eine schöne Spielerei.

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