Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Georg Forster: Reise um die Welt 67
(Nachricht von Oster-Eyland und unserm Aufenthalt daselbst)
Moai, Osterinsel 1880
“An dem Ufer sahe man eine Menge schwarzer Säulen oder Pfeiler, die zum Theil auf Platteformen errichtet waren, welche aus verschiednen Lagen von Steinen bestanden. Wir konnten nun an diesen Säulen nach gerade so viel unterscheiden, daß sie am obern Ende eine Ähnlichkeit mit dem Kopf und den Schultern eines Menschen hatten; der untere Theil aber schien blos ein roher unbearbeiteter Steinblock zu seyn. Von angebauten Ländereien bemerkten wir hier am nördlichen Ende der Insel nur wenig, denn das Land war in dieser Gegend steiler als nach der Mitte der Insel hin. Auch sahen wir nunmehro ganz deutlich, daß auf der ganzen Insel kein einziger Baum über 10 Fus hoch war.“
(Forster S. 480)

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nnier, Dienstag, 19. Januar 2010, 09:34
Welchen Eindruck solche "Entdeckungen" damals auf die kühnen Weltreisenden gemacht haben müssen, kann man sich heute wohl schlicht nicht mehr vorstellen.

g., Mittwoch, 20. Januar 2010, 06:13
In der Tat. Schon alleine, wenn man sich die Mühen vergegenwärtigt: monatelang auf einem Segelschiff, Pökelfleisch und Sauerkraut als Einheitskost, Kälte und Hitze, die ständige Gefahr, dass das Schiff untergeht, usw.
Dazu kommt, dass im Gegensatz zu uns heute so gut wie kein Vorverständnis bei den Reisenden vorhanden war. Während wir eigentlich fast immer das Erleben an den Bildern in unserem Kopf messen, mussten sich die Entdecker des 18. Jahrhunderts den Eindrücken unmittelbar stellen. Ob und unter welchen Gesichtspunkten das ein Vorteil oder Nachteil ist, sei einmal dahingestellt.
Wobei Forster seine Vorlieben und Abneigungen deutlich zum Ausdruck bringt, von stummem Erstaunen keine Spur. Allerdings ist sein Reisebericht im Nachhinein geschrieben, mithin eine reflektierte Darstellung.
Ich bin ja völlig fasziniert von den Wahrnehmungswelten der frühen Reisenden.