Das Ausrufezeichen,
g. | Mittwoch, 23. September 2009, 07:37 | Themenbereich: 'Worte und Wendungen'
1691 auch Scheuchzeichen oder Schmerzzeichen genannt, erlebt ja im Wahlkampf 2009 eine Wiedergeburt in der vereinigten Republik.
Ich musste einen Auftrag für ein Logo an einen Grafiker vergeben und als selbstverständlich völlig vorurteilsloser Mensch dachte ich: warum nicht mal jemand aus der Ostzone?
Leider stellte sich dann nach dem zweiten Versuch heraus, dass diese Art von Wirtschaftsförderung nicht so einfach zu realisieren ist. Die Entwürfe sahen nach Weimarer Republik (1, 2) aus, hatten Anklänge an Art Déco, an die klassische Moderne. Eigentlich mag ich diesen Stil ganz gerne, nur 1990 wirkte es doch zu altertümlich. Die Entwicklung von Formen schien in der DDR stehen geblieben zu sein.
Vor ein paar Jahren nun fiel mir dieses Plakat der Fachhochschule auf und als ich mit dem bloggen anfing, dachte ich mir, dass man sich mal über die Ingenieure („Dem Inschenör ist nix zu schwör!) und ihre Ausrufezeichen lustig machen könnte (Studiere! aber flotti! sei gefälligst von der Technik begeistert und Zukunft! sowieso! genau!).
Und dann kam ich ins Grübeln.
Wenn man sich die Wahlplakate aus der Weimarer Republik ansieht, fällt auf das sich die Parteien in der Gestaltung und der Verwendung des Ausrufezeichens kaum unterscheiden.
Bis in die 50er Jahre war, zumindest im Bereich des politischen Plakates (für die Produktwerbung kann ich das nicht überprüfen) das Ausrufezeichen auch in Westdeutschland wohl gängig, in der DDR war hielt sich anscheinend diese Art der Gestaltung noch bis 1989 und, so meine Vermutung zur Gestaltung der Wahlplakate 2009, bis heute.
Vielleicht haben sich in der DDR einige Elemente der Formensprache und der Elemente der politischen Sprachformeln erhalten, der Gestalter oder die Gestalterin der Wahlkampagne der Linken absolvierte die Ausbildung noch in dieser Tradition?
In meiner Erinnerung ist die Plakatgestaltung der westdeutschen K-Gruppen
in den 70er Jahren (und das dürfte der Hintergrund des Furors von Klaus Jarchow sein) ebenfalls von brüllenden Ausrufezeichen geprägt. Leider sind kaum lizenzfreie Plakate im Netz zu finden und so muss man auf die Erinnerung vertrauen.
Nachtrag:
Da hatte ich noch die Genossen des Gregor Gysi verdächtigt, ihm keine Ausrufezeichen zu gönnen, und was is?
Die FDP hat es ihm geklaut:
„Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber dieses viagra-gedopte Geblöke an jeder Straßenecke geht mir auf den Sack, und zwar deshalb, weil es ‘gestrig’ wirkt. Putsche oder Revolutionen, die allein solche Politutopisten an die Macht bringen könnten, sind ja im Grunde veraltete und zwecklose Veranstaltungen der Weltverbesserung, und deshalb finden sie auch nirgendwo mehr statt.“Lassen wir mal die politische Einschätzung, dass etwa Putsche veraltete und zwecklose Veranstaltungen seien und nirgendwo mehr stattfänden, beiseite (möglicherweise haben die Menschen in Honduras da eine andere Meinung) und konzentrieren uns auf die Wahrnehmung des Ausrufezeichens als „Geblöke“. Da bin ich mir nämlich nicht mehr so sicher. Im ersten Zug ist mir das auch sauer aufgestoßen, aber dann fiel mir ein Erlebnis aus dem Frühjahr 1990 ein.
Ich musste einen Auftrag für ein Logo an einen Grafiker vergeben und als selbstverständlich völlig vorurteilsloser Mensch dachte ich: warum nicht mal jemand aus der Ostzone?
Leider stellte sich dann nach dem zweiten Versuch heraus, dass diese Art von Wirtschaftsförderung nicht so einfach zu realisieren ist. Die Entwürfe sahen nach Weimarer Republik (1, 2) aus, hatten Anklänge an Art Déco, an die klassische Moderne. Eigentlich mag ich diesen Stil ganz gerne, nur 1990 wirkte es doch zu altertümlich. Die Entwicklung von Formen schien in der DDR stehen geblieben zu sein.
Vor ein paar Jahren nun fiel mir dieses Plakat der Fachhochschule auf und als ich mit dem bloggen anfing, dachte ich mir, dass man sich mal über die Ingenieure („Dem Inschenör ist nix zu schwör!) und ihre Ausrufezeichen lustig machen könnte (Studiere! aber flotti! sei gefälligst von der Technik begeistert und Zukunft! sowieso! genau!).
Und dann kam ich ins Grübeln.
Wenn man sich die Wahlplakate aus der Weimarer Republik ansieht, fällt auf das sich die Parteien in der Gestaltung und der Verwendung des Ausrufezeichens kaum unterscheiden.
Bis in die 50er Jahre war, zumindest im Bereich des politischen Plakates (für die Produktwerbung kann ich das nicht überprüfen) das Ausrufezeichen auch in Westdeutschland wohl gängig, in der DDR war hielt sich anscheinend diese Art der Gestaltung noch bis 1989 und, so meine Vermutung zur Gestaltung der Wahlplakate 2009, bis heute.
Vielleicht haben sich in der DDR einige Elemente der Formensprache und der Elemente der politischen Sprachformeln erhalten, der Gestalter oder die Gestalterin der Wahlkampagne der Linken absolvierte die Ausbildung noch in dieser Tradition?
In meiner Erinnerung ist die Plakatgestaltung der westdeutschen K-Gruppen
in den 70er Jahren (und das dürfte der Hintergrund des Furors von Klaus Jarchow sein) ebenfalls von brüllenden Ausrufezeichen geprägt. Leider sind kaum lizenzfreie Plakate im Netz zu finden und so muss man auf die Erinnerung vertrauen.
Nachtrag:
Da hatte ich noch die Genossen des Gregor Gysi verdächtigt, ihm keine Ausrufezeichen zu gönnen, und was is?
Die FDP hat es ihm geklaut: