Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Naslöcher V: Das unklassische Nasloch
Das kommt davon

„Gestern, da ließ der Professor uns Hehres erhorchen im Hörsaal,
Sprach von Platon, Homer, kündet Apollos Verdienst.
Und es troff ihm die Stirn von heiliger Weihe wie Angstschweiß;
Uns auch tropfte die Stirn, wehe, der Juni war schwül.
»Seht«, so rief er erhaben, »die Griechen, die nenn ich ein Volk noch:
Herrliche Strenge der Form, göttliches Nasengerüst.
Nichts war ihnen bekannt von des Nordens barbarischer Roheit;
Zeus regierte die Welt, flammte vom hohen Olymp.«
Ach, mir dampfte das Hirn, ich befand mich im Brodem des Wüstseins;
Draußen der Sommer so klar, saßen wir dumpfig im Pferch.
Endlich ertönte das Zeichen, wir stürmten hinaus in die Freiheit;
Dick mit der Mappe beschwert, schleppt ich mein Wissen nach Haus.
Aber Seffinka war da, mit dem höchst unklassischen Nasloch –
Und nun ist es zu spät; hol dich der Satanas, Zeus!“
( Detlev von Liliencron: Gute Nacht. Berlin 1909, S. 55-5)

Kommentieren




jean stubenzweig, Mittwoch, 16. September 2009, 07:23
Schon wieder so ein barbarischer Nordländer ...

g., Donnerstag, 17. September 2009, 07:47
So sind sie, die Barbaren,
kein Sinn für das Schöne, Gute, Bare!

g., Donnerstag, 17. September 2009, 07:52
Mein versprochener Eintrag über Heiden und Barbaren ist nicht vergessen. Ich schaffe es nur gerade nicht, die ganzen Stellen heraus zu suchen. Aber als amuse geule ein Häppchen:

„Gerechtigkeit muß sein! sprach der Barbar und weinte zwo Thränen bitterlich.“
(Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Fabeln)