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Reisejournal Sizilien Frühjahr 2012 (23)
g. | Donnerstag, 30. August 2012, 06:52 | Themenbereich: 'auf Reisen'
Samstag 16. Juni
Die Klempererlektüre beim Morgenkaffee beschert mir:
Der Urlaub geht zu ende, wir beleiben in Cefalú.
Die Begleichung der Rechnung für die Unterkunft ist chaotisch und unprofessionell. Wie immer klappt dann am Ende doch alles.
Da wir nun bald wieder zurück fliegen, sei die antike Badeanstalt, die bis ins 20.Jahrhundert hinein als Waschplatz benutzt wurde, noch nachgetragen:
Es gibt hier einen Cinquecento Cefalú Club.
Am Abend – inzwischen sind Sie ja über unsere Gewohnheiten bestens informiert – wieder zum Dom.
Der kleine Prinz auf der Piazza del Duomo: er mag seine Waffel mit Eis darin nicht und reicht sie einfach an die Oma weiter, die befehlsgemäß die Waffel aufisst. Weder Vater noch Mutter weisen ihn darauf hin, dass er die Waffel doch einfach auf die Seite legen soll und das die Oma nicht dazu da ist seine verschmähte Waffel aufzuessen. Vielleicht hat er ja schon mal Druck von den Eltern bekommen, weil er häufiger etwas will und dann eine halbe Minute später schon genug davon hatte.
Danach gehen wir zum Abschied fürstlich tafeln (Vorspeisen gibt es hier auf der Insel – sag ich Ihnen – und Nachspeisen haben sie hier – sag ich Ihnen – und Pasta und Wein und … ) und uns darüber unterhalten, warum wir nicht ein einziges Mal Fleisch essen wollten, sind wir unversehens bei den Versäumnissen unsres Aufenthaltes gelandet:
Die Klempererlektüre beim Morgenkaffee beschert mir:
„Bei BLUMENFELDS gestern mit DEMBERS zusammen. Er, wie schon oft, in politicis furchtbar pessimistisch. Im October haben wir die Nationalsocialisten, ein Jahr später die Communisten. Wenn die N. S. mich leben lassen, WENN – dann leben wir bei den C. wie in der Kaserne, nur noch versklavter, immerhin leben wir dann – in EINEM Zimmer, bei Commißbrot, vielleicht mit mehreren, usw. Dieser Pessimismus ist bei D. ganz echt, nicht gemacht, nicht momentan aufgepeitscht. Jüdische Angstpsychose? Oder mehr? Dabei das Weiterleben wie sonst; man kann nichts tun. Und das Erörtern der politischen Mittel: was könnte Brüning, was könnte Hitler etc. außenpolitisch zur Milderung der Lage tun? führt immer zum Resultat: es läßt sich nichts machen. Wehrlos gegen Frankreich, das nie ohne Zwang nachgeben wird.Mal abgesehen, dass einem das Herz in Kenntnis der weiteren Entwicklung bei solchen Sätzen fast still steht, erinnert es spontan auch an diesen Film mit Greta Garbo.
(Victor Klemperer: Tagebücher S. 255 21. Juni 1931)
„Aber von Tag zu Tag wird die deutsche Gesamtlage verzweifelter u. undurchsichtiger. Ich verstehe nicht, was vorgeht, niemand versteht es, die Zeitungen schwätzen oder Lügen. Sind wir nun in Staatsbankrott u. Inflation mitteninne (die Danatbank, die »Bankfeiertage«, die neue Milliarde Notenumlauf) oder nicht? Stürzt die Regierung? Folgt Hitler oder der Communismus? Werde ich etwas wiedersehen von dem Geld, das ich der Thuringia u. der Iduna zahle? Verlieren wir noch einmal alles wie 1923? – Vollkommen blind u. hilflos lebt man jetzt hin, und hat keine Ahnung, WAS man durchlebt, was für Geschichte sich vollzieht, u. WER Geschichte macht.“Kulturkunde nannte sich die literaturwissenschaftliche Richtung, der Klemperer anhing, nach der einem Volk einige grundlegende, sich kaum verändernde Wesenszüge anhaften. Auch Sprache und Literatur eines Volkes werden dadurch geprägt. Dazu gehören dann auch sein Nationalismus (bezogen auf Deutschland) und seine Sicht des Judentums (Wesensarten des Judentums).
(Victor Klemperer: Tagebücher S. 259 16. Juli 1931)
Der Urlaub geht zu ende, wir beleiben in Cefalú.
Die Begleichung der Rechnung für die Unterkunft ist chaotisch und unprofessionell. Wie immer klappt dann am Ende doch alles.
Da wir nun bald wieder zurück fliegen, sei die antike Badeanstalt, die bis ins 20.Jahrhundert hinein als Waschplatz benutzt wurde, noch nachgetragen:
Es gibt hier einen Cinquecento Cefalú Club.
Am Abend – inzwischen sind Sie ja über unsere Gewohnheiten bestens informiert – wieder zum Dom.
Der kleine Prinz auf der Piazza del Duomo: er mag seine Waffel mit Eis darin nicht und reicht sie einfach an die Oma weiter, die befehlsgemäß die Waffel aufisst. Weder Vater noch Mutter weisen ihn darauf hin, dass er die Waffel doch einfach auf die Seite legen soll und das die Oma nicht dazu da ist seine verschmähte Waffel aufzuessen. Vielleicht hat er ja schon mal Druck von den Eltern bekommen, weil er häufiger etwas will und dann eine halbe Minute später schon genug davon hatte.
Danach gehen wir zum Abschied fürstlich tafeln (Vorspeisen gibt es hier auf der Insel – sag ich Ihnen – und Nachspeisen haben sie hier – sag ich Ihnen – und Pasta und Wein und … ) und uns darüber unterhalten, warum wir nicht ein einziges Mal Fleisch essen wollten, sind wir unversehens bei den Versäumnissen unsres Aufenthaltes gelandet:
- Wir haben Eis im Brötchen nicht probiert.
- Wir waren nicht in der Pizzeria ‚Oktoberfest‘
- Mit meinem Forschungsprojekt, ob ‚senza unica‘ in Italien häufiger ist als ‚sin salida‘ in Spanien, bin ich kein Stück voran gekommen.
- Wir haben keine Waffeln mit Nutella gegessen.
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