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Reisejournal Sizilien Frühjahr 2012 (20)
g. | Dienstag, 21. August 2012, 07:03 | Themenbereich: 'auf Reisen'
Donnerstag 14. Juni 1. Teil
Agrigent, Agrigento, Girgenti, Akragas oder auch Agrigentum genannt steht heute auf dem Besichtigungsplan.
Vorher aber noch die übliche Lesestunde am frühen Morgen:
( Studierenden: mal versuchen nachzuforschen, wie der Sprachgebrauch in den 20er Jahren war.)
und weiter
Martello frangivetro heißt das Hämmerchen mit dem in Italien die Scheiben im Falle eines Falles zerdeppert werden. (bei ebay italia kann man sich die Hämmerchen preisgünstig zulegen, sogar mit Beleuchtung. Wenn Sie so etwas brauchen sollten.)
Alora Agrigento, die Stadt auf dem Berg.
Nicht schön, nicht hässlich, ein ungewöhnliches Erscheinungsbild auf der Bergkuppe.
Wir treten auf den menschenleeren Vorplatz des Bahnhofs. Es ist wohl nicht gerade ein urbanes Zentrum. Nach einigem Gesuche, begreifen wir das Nahverkehrssystem und kaufen uns an einem Kiosk die Busfahrkarten und können danach einer jungen alleinreisenden Frau, wahrscheinlich Japanerin noch Tipps zum Fahrkartenerwerb geben. Die Touristin schließt sich uns an.
Wir entern den richtigen Bus und fahren den langen Weg den Berg hinunter zu dem riesigen Ausgrabungsgelände.
Leider verpassen wir den Ausstieg und sind unversehens mitten in Brachlandschaften. Na gut, dann eben noch eine Rundreise durch die Plattenbausiedlungen von Agrigento. Nach zehn Minuten kommt in einer leidlich finsteren Gegend eine Gruppe junger Männer in den Bus, fühlen sich mächtig stark und wollen den Fahrpreis prellen. Der Busfahrer lässt sich von ein paar Jüngelchen nicht die Butter vom Brot nehmen, stoppt seinen Bus und falten die Buben zusammen. Nach dem das geklärt ist, unsere junge Begleiterin etwas näher zu uns gerückt ist und ich vor mich hin überlegt habe, ob ich nun noch den Helden spielen muss, verlassen wir wieder die Vororte und nähern uns nach der Schleife wieder der Ausgrabungsstätte. Unsere Begleiterin lächelt uns – noch immer mit einem neugierig-besorgten Blick – an und wir reihen uns in die Schlange vor dem Kartenhäuschen ein.
Das Gelände ist riesig, der Zustand der einzelnen Tempel unterschiedlich.
Agrigent, Agrigento, Girgenti, Akragas oder auch Agrigentum genannt steht heute auf dem Besichtigungsplan.
Vorher aber noch die übliche Lesestunde am frühen Morgen:
„Dann gingen wir langsam, z. T. die Unterführung benutzend zu Wertheim. Er hat sich einen Flügel am Platz zur Voßstraße hin neu angelegt. Es ist eine ungeheure u. ungeheuer elegante Waarenstadt. Könnte »Reka« und noch etliche ähnliche Häuser in sich schlucken, wie ein großer Dampfer Barkassen lädt. Jede Abteilung gleicht einem Riesengeschäft ihres Zweiges. [...] Aber – und es war 6 Uhr, die Zeit des höchsten Besuchs! – alles leer, nicht einmal viele Leute, die besichtigen, von Käufern zu schweigen. Zwei, drei Bedienende an leeren Tischen, wenn man nach etwas fragt. Diese Stille u. Leere hat sehr großen u. deprimierenden Eindruck auf uns beide gemacht. Ich erinnerte mich an einen Bericht Dembers: er habe im August mit Studierenden große Berliner Elektrizitätsfirmen besucht: überall verlassene Säle, er sei buchstäblich erschüttert gewesen. (Drei Millionen Arbeitslose beinahe.) So ist doch wohl vieles wahr, wenn alle Welt über die große Not und Armut klagt.“Bisher die einzige Bemerkung zur Wirtschaftskrise. Klemperer scheint in seiner Dresdner Hochschule wenig von der ökonomischen Situation mitzubekommen und so sind ihm die Auswirkungen auf die politische Situation wohl auch nicht wahrnehmbar.
(Victor Klemperer: Tagebücher 12. September 1930, S. 195/6)
( Studierenden: mal versuchen nachzuforschen, wie der Sprachgebrauch in den 20er Jahren war.)
und weiter
„Wir machten gestern einen Frühspaziergang, der mit dem WAHLAKT endete. Unterwegs gab es fast politischen Zwist zwischen uns. Eva konnte sich nicht zu den Sozis, ich mich nicht zur Staatspartei entschließen (wegen des betonten Bloß-Ariertums der Jungdo ... Und dem Apelt als Jungdophin von Sachsen!) Schließlich wählte jeder von uns »seine« Partei. Wir waren uns klar darüber, daß das Richtige in der Mitte lag, unvertreten auf dem Wahlzettel ... Am späteren Abend in die Stadt, Menschenanhäufung vor der Redaction. Extrablätter NUR über das Dresdner Resultat. Es war symptomatisch für das Gesamtergebnis, wie es heute morgen vorlag. 107 Nationalsocialisten – welche Schmach, u. wie nahe steht man jetzt eigentlich dem Bürgerkrieg! Aber wir sind politisch abgestumpft. Es hat Krieg gegeben, Revolution, Inflation, u. wir leben noch immer. Also werden auch die 107 Hakenkreuze u. 76 Sowjetsterne vorüber gehen. Und wenn sie uns doch treffen – irgendwie muß man schließlich enden. Ich glaube: dies ist nicht nur meine Stimmung.“Weil wir zu doof sind einen Fahrplan zu lesen, fahren wir über Termini Imerese hinaus und stellen dann in Palermo Centrale fest, dass der Zug nach Agrigento kurz hinter Termini Imerese ins Inselinnere abbiegt. Na gut, einmal hin und dann 10 Minuten später wieder retour. Immerhin müssen wir in Termini Imerese nicht umsteigen, sondern können vom Zug aus die Industrieanlagen bewundern.
(Victor Klemperer: Tagebücher S. 196/7 15. September 1930)
Martello frangivetro heißt das Hämmerchen mit dem in Italien die Scheiben im Falle eines Falles zerdeppert werden. (bei ebay italia kann man sich die Hämmerchen preisgünstig zulegen, sogar mit Beleuchtung. Wenn Sie so etwas brauchen sollten.)
Alora Agrigento, die Stadt auf dem Berg.
Nicht schön, nicht hässlich, ein ungewöhnliches Erscheinungsbild auf der Bergkuppe.
Wir treten auf den menschenleeren Vorplatz des Bahnhofs. Es ist wohl nicht gerade ein urbanes Zentrum. Nach einigem Gesuche, begreifen wir das Nahverkehrssystem und kaufen uns an einem Kiosk die Busfahrkarten und können danach einer jungen alleinreisenden Frau, wahrscheinlich Japanerin noch Tipps zum Fahrkartenerwerb geben. Die Touristin schließt sich uns an.
Wir entern den richtigen Bus und fahren den langen Weg den Berg hinunter zu dem riesigen Ausgrabungsgelände.
Leider verpassen wir den Ausstieg und sind unversehens mitten in Brachlandschaften. Na gut, dann eben noch eine Rundreise durch die Plattenbausiedlungen von Agrigento. Nach zehn Minuten kommt in einer leidlich finsteren Gegend eine Gruppe junger Männer in den Bus, fühlen sich mächtig stark und wollen den Fahrpreis prellen. Der Busfahrer lässt sich von ein paar Jüngelchen nicht die Butter vom Brot nehmen, stoppt seinen Bus und falten die Buben zusammen. Nach dem das geklärt ist, unsere junge Begleiterin etwas näher zu uns gerückt ist und ich vor mich hin überlegt habe, ob ich nun noch den Helden spielen muss, verlassen wir wieder die Vororte und nähern uns nach der Schleife wieder der Ausgrabungsstätte. Unsere Begleiterin lächelt uns – noch immer mit einem neugierig-besorgten Blick – an und wir reihen uns in die Schlange vor dem Kartenhäuschen ein.
Das Gelände ist riesig, der Zustand der einzelnen Tempel unterschiedlich.
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