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Georg Forster: Reise um die Welt 82
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
(Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Entdeckung der neuen Hebridischen-Inseln)
g. | Dienstag, 16. März 2010, 06:07 | Themenbereich: 'Notate und Anmerkungen'
„Die Sprache dieses Volkes war von allen uns bekannten Süd-See-Dialecten dermaaßen unterschieden, daß wir auch nicht ein einziges Wort davon verstehen konnten. Sie lautete ungleich härter, indem das R. S. Ch. und andere Consonanten sehr häufig darinn vorkamen. Auch der körperlichen Bildung nach, fanden wir diese Leute ganz eigenthümlich ausgezeichnet. Sie waren von außerordentlich schlankem Wuchs, nicht leicht über 5 Fuß 4 Zoll groß, und den Gliedmaaßen fehlte es an Ebenmaaß. Ärme und Beine waren gemeiniglich lang und sehr dünn, die Farbe der Haut schwarzbraun und die Haare ebenfalls schwarz und wollartig gekräuselt. Das allersonderbarste lag in der Gesichtsbildung. Sie hatten, gleich den Negers, flache, breite Nasen und hervorstehende Backenknochen; dabey eine kurze Stirn, die zuweilen seltsam gestaltet war und platter als bey andern wohlgebildeten Menschen zu seyn schien. Hiezu kam noch, daß sich manche das Gesicht und die Brust schwarz gefärbt hatten, welches sie denn um ein gutes Theil häßlicher machte. Einige wenige trugen kleine, aus Matten verfertigte Mützen auf dem Kopf; sonst aber giengen sie insgesammt gänzlich nackend. Ein Strick war das einzige, was sie um den Unterleib gebunden hatten, und zwar so fest, daß er einen tiefen Einschnitt machte. Fast alle andre Völker haben aus einem Gefühl von Schaamhaftigkeit, zur Bedeckung des Körpers, Kleidungen erfunden; hier aber waren die Geschlechtstheile der Männer blos mit Zeug umwickelt, und so, in ihrer natürlichen Form, aufwärts an den Strick oder Gürtel festgebunden, mithin nicht sowohl verhüllt, als vielmehr sichtbar gemacht, und zwar, nach unsern Begriffen, in einer höchst unanständigen Lage sichtbar gemacht.Forster ist kein Freund von Rousseau.
Seit unserer Ankunft im Haven, hatten die Indianer das Schiff von allen Seiten umringt, und schwatzten so lebhaft und aufgeräumt untereinander, daß es eine Freude war. Kaum sahen wir einem ins Gesicht, so plauderte er uns ohne Ende und Aufhören etwas vor, fletschte auch wohl, aus Freundlichkeit, obgleich nicht viel besser als MILTONS Tod, die Zähne dazu. Dieser Umstand, nebst ihrer schlanken Gestalt, Häßlichkeit und schwarzen Farben, machte, daß sie uns beynahe als ein Affen-Geschlecht vorkamen. Doch sollte es mir herzlich leid thun, Herrn ROUSSEAU und den seichten Köpfen die ihm nachbeten, durch diesen Gedanken auch nur einen Schattengrund für sein Orang-Outang-System angegeben zu haben; ich halte vielmehr den Mann für beklagenswerth, der sich und seine Verstandes-Kräfte so sehr vergessen und sich selbst bis zu den Pavianen herabsetzen konnte.“
(Forster S. 681/2)
(ein Arm, zwei Ärme, jemandem etwas vorplaudern)
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