Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Mittwoch, 13. Januar 2010
Naslöcher VII
„Freilich heißt launig beinahe so viel wie lustig unterhaltend; doch Launen bezeichnen immer böse Launen, und ich verdenke es den Schweizern nicht, daß sie in ihrer Mundart jene furchtbaren Schneestürze von den Bergen, Schneelaunen nennen, sie haben die treffendste Ähnlichkeit mit den Gedankenlaunen, die sich mit dem scheidenden Winter oft so trübsinnig über die heitersten Gemüter hinstürzen; mag sie dann ein Schnupfen, oder die schlimme Zeit, oder Sehnsucht nach der Ankunft geliebter eingeborner Herrscher, oder irgend so ein rätselhaftes und ärgerliches Wort der Geschichte, worauf uns nicht gleich eine Antwort einfiel, erklären sollen, wie lautes Sprechen oder Vögelflug die Schneelaunen, sie bleiben immer wunderlich, außerordentlich und genial wie die Witterung. Die Geniale steckte uns heute alle an mit diesem Schnupfen, sie war wie behext, beim Reden gähnte sie durch die Naslöcher, Vorlesen konnte sie durchaus nicht leiden, bei den kleinen Spielen machte sie über jedes unbedeutende Wort so ärgerliche Bemerkungen; es wurden Endreime gemacht, sie meinte, daß nichts törichter, als wenn sich Leute den Kopf zerbrächen, um in Versen viel dümmer zu erscheinen, als sie von Natur wären.“
(Achim von Arnim Der Wintergarten)
Durch die Naslöcher zu gähnen muss ich mal probieren

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