Der hinkende Bote

Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten

Montag, 11. Januar 2010
Sprachspiele 5
Charaden (oder Scharaden) sind eine Form der Silbenrätsel. Ein Wort wird in seine Silben zerlegt, die dann einzeln beschrieben werden:
“Nimm mir ein Nu,
So bleib ich ein Nu!
(Friedrich Schleiermacher)
Im 18. und 19. Jahrhundert war das Charadenerfinden ein beliebter Zeitvertreib:
„Das Charadenwesen ist hier bis zur Sucht geworden. Drechslers Kaffeehaus sah eine Zeit lang aus wie eine Börse. Wo man hinsah, zog einer ein Papierlein aus der Tasche oder hatte eins in den Händen und studierte dran oder tauschte eins mit dem Nachbarn aus. Da gab es denn, während man dem Spiel zusah und zuhörte, mancherlei stille Beobachtungen zu machen. Man konnte den Scharfsinn und Witz, man konnte, da bisweilen literarische Anspielungen einflossen, die Belesenheit und Kenntnisse, man konnte sogar ein paar moralische Eigenschaften und den eigenen Gang der Ideenassoziation bei dem und jenem belauschen und das war für mich bei dem ganzen Spiel das Interessanteste." (Johann Peter Hebel, Brief an Hitzig, 1804) Hebel hat Unmengen Charaden geschrieben.

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